Ansichten eines Informatikers

Mann am Flughaven Vancouver durch Taser getötet

Hadmut
16.11.2007 2:10

Tauchte gerade in den Internet-Nachrichten auf:
Am Flughafen in Vancouver hat sich ein polnischer Reisender, laut SPIEGEL ziemlich verwirrt und aufgeregt, laut amerikanischen Nachrichten aber ungefährlich und nicht bedrohlich, im Oktober gestorben, nachdem er von mehreren Polizisten überwältigt worden war und sie trotzdem immer wieder mit Tasern auf ihn geschossen hatten:

Erst kürzlich gab es einen ähnlichen Zwischenfall an der University of Florida als John Kerry dort sprach:

Was lernen wir daraus?

  1. Wir haben ein Demokratie-Problem, wenn solche Meldungen erst mit rund einem Monat Verspätung auftauchen. Zwar berichteten hier z. B. das US-Fernsehen, BBC, SPIEGEL usw. über den Vorgang, aber in verblüffend vielen Fällen beruht die Berichterstattung inzwischen auf kleinen Filmchen, die irgendein zufällig anwesender Mensch gedreht und dann auf Youtube oder bei der Presse abgelegt hat.

    Das ist zwar schön, aber man weiß letztlich nicht, ob das, was man da sieht, auch wirklich stimmt. Man kennt nicht den Kontext, die Vorgeschichte, ob das Video überhaupt echt ist. Mittlerweile gibt es Leute, die verdammt gut fälschen bzw. schauspielern können. Ich kenne einen 16-jährigen, bei dem die Lichtschwerter im nachbearbeiteten Video besser, echter und glaubwürdiger aussehen als in George Lucas Star Wars.

  2. Jeder Bürger sollte heute eigentlich immer eine Kamera oder ein Handy mit Videofunktion bei sich haben.
  3. Manchmal sind die Sicherheitskräfte gefährlicher als die angebliche Bedrohung.
  4. Wenn man Sicherheitstechniken entwickelt, sollte man sich vorher überlegen, was man da anrichtet und welcher Mißbrauch da getrieben wird, ob nun IT Security oder physische Security. Jeder Mißbrauch, der möglich ist, wird auch begangen.
  5. Ein ungelöstes Sicherheitsproblem ist und bleibt der Mensch. Genauso wie in der IT viele Sicherheitsmaßnahmen durch den Menschen konterkariert werden, sind auch Maßnahmen wie der Taser gefährlich, weil der, der ihn in der Hand hat, gefährlich wird. Wie sagt man so schön? Nicht die Waffe, sondern der Schütze tötet. Sagen wir mal, jeweils 50/50. Die Frage ist, ob man eine hinnehmbare Flughafensicherheit erreicht, in dem man unterbezahlte, schlecht ausgebildete, charakterlich vielleicht überforderte, ständig unter Streß stehende und ständig mit pöbelnden Touristen konfrontierte Polizisten da hinstellt, sie mit allerlei Kampfausrüstung behängt, Kugelsichere Westen, ihnen ständig einredet, daß jeden Augenblick Terroristen angreifen, und ihnen dann noch so eine Taser-Knarre in die Hand drückt, von der sie glauben sollen, sie wäre harmlos und ungefährlich. Das kann nicht gutgehen.

    Man kann sich auf Youtube den ganzen Abend damit beschäftigen nur irgendwelche Videos anzusehen, auf denen Leute – soweit erkennbar ohne triftigen Grund – mit Tasern malträtiert werden und schreien wie am Spieß.

  6. Wir stehen mitten in einer Auflösung der Bürgerrechte. In manchen Gegenden muß man bereits fürchten mit Elektroschocks zusammengetasert zu werden, wenn man nur das Wort erhebt.

    Dagegen sind die Überwachungskameras ein Pappenstiel.