Ansichten eines Informatikers

You get what you pay for

Hadmut
2.1.2022 19:29

Von der Facebookifizierung zur DDRifizierung der Gesellschaft.

Gerade so über einen Tweet eines Lesers darauf gestoßen:

Und nein, ich habe keine Ahnung, wer der Facebook-Account-Verlustiggehende ist, kommt mir jetzt nicht wieder damit, wie ich irgendeinen bösen Menschen zitieren könnte. Mir sagt der Name nichts.

Aber:

Ich halte es einerseits für grotesk, wenn man 12 Jahre lang schreibt, und dann da einfach abgedreht wird. Das würde ich nach deutschem Recht für treuwidrig und auch vertragswidrig halten. Denn, genaugenommen, kann Facebook meines Erachtens nicht einseitig einfach willkürlich einen Account löschen, sondern höchstens den Vertrag kündigen – und dann müsste man erst mal prüfen, wann, wie, mit welchen Fristen, welchen nachvertraglichen Pflichten, und ob überhaupt einseitig möglich.

Ich halte hier sogar den § 303a StGB für einschlägig:

§ 303a Datenveränderung

(1) Wer rechtswidrig Daten (§ 202a Abs. 2) löscht, unterdrückt, unbrauchbar macht oder verändert, wird mit Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.

[…]

Und da sich das ja inzwischen häuft, würde ich auch die Haftgründe der Wiederholungsgefahr und der Fluchtgefahr sehen – es wäre an der Zeit, mal einen internationalen Haftgefehl auf Mark Zuckerberg und die Führungsriege von Facebook/Meta auszustellen. Beachtlicherweise hält sich die deutsche Medienregulierung und Strafjustiz zwar sonst für für alles weltweit zuständig, hier unternimmt sie aber gar nichts.

You get what you pay for

Die anderer Seite der Medaille ist freilich, was für eine seltsame Erwartungshaltung man da eigentlich an Facebook hat.

Man glaubt, über 12 Jahre eine Leistung kostenlos erhalten zu können, die immerhin ziemlich teuer ist und einiges an Technik, Personal, Boden, Strom kostet, und erwartet, dass das immer so weiter geht?

Gut, zugegeben, inzwischen verdient Facebook ordentlich Geld damit, weil sie (glaube ich, ich bin nicht bei Facebook und kann die Seiten normalerweise nicht sehen) damit ja Werbung machen. Das heißt aber auch, dass das Geld vom Werbetreibenden kommt. Vom Autoren allerdings dann der geldwerte Content.

Das ist eine sehr interessante Frage, ob man als Facebook-Nutzer eigentlich mehr gibt oder mehr bekommt.

Trotzdem finde ich bei allem Verständnis über die Löschempörung die Haltung etwas seltsam, alles gratis bekommen zu wollen.

Schwierige Frage, ob man da als Facebook-Nutzer eigentlich der Unverschämte oder der Ausgeplünderte ist.

Verdrängung

Das zentrale Problem dabei ist natürlich, dass Facebook über die Gier und die Schnäppchen-Reflexe (kost’ nix und ich muss mich um nichts kümmern) die Leute ranzieht und alle anderen Anbieter plattgemacht hat. Im Prinzip ist Facebook (oder war es in seiner Entstehungszeit) Marktzerstörung durch Preisdumping. Man macht alle tot und kaputt, indem man ein Produkt einfach kostenlos auf den Markt wirft. Auch hier hätte man rechtlich eingreifen müssen.

Oder zumindest darauf hinweisen und davor warnen.

Inzwischen lässt es etwas nach, aber jahrelang sind die Schafe alle Facebook hinterhergelaufen. ARD und ZDF: „Diskutieren Sie mit uns auf Facebook!“, als ob die von denen bestochen worden seien. Ich habe im Medienbereich schon an Schulungen und Workshops nicht teilgenommen, weil die Daten wie Ort und Zeit oder sogar die Anmeldung selbst nur über Facebook möglich war, nur mit Facebook-Account. Wen man was sagte, wurde man nur ausgelacht.

Aber man hat sich mit Wonne in die Zerstörung jeder Konkurrenzangebote begeben.

Insofern ist mein Mitleid mit denen, denen ihr Account gelöscht wurde, insofern etwas getrübt, als sie mit ihrem Account ja selbst gleich doppelt daran mitgewirkt haben, Facebook in die Lage zu bringen, sich sowas herausnehmen zu können: Wer Daten bei Facebook speichert, gibt ihnen nicht nur die Herrschaft über die Daten, sondern macht sie auch groß und alles andere tot.

Insofern müsste man durchaus fragen „Dummkopf, was gehste auch zu Facebook?“

DDRifizierung

Manche Leute meinen, Facebook sei von vornherein geplant gewesen, um ein Monopol per Dumping zu bekommen und dann eine Zensur durchzudrücken.

Ich glaube das nicht ganz so.

Ich glaube eher, dass Facebook da etwas planlos ins Erfolgsglück gestolpert ist und dabei durchaus kriminelle Energie hatte – es gab ja mal diesen Streit mit diesen Zwillingsbrüdern, die das eigentlich erfunden haben wollen – und dass Zuckerberg vor allem skrupellos ist, weniger genial. Mir wurde auf verschiedenen Kanälen berichtet, dass der zwar immer dabei sei, jemanden über den Tisch zu ziehen, aber eigentlich schon lange keinen Überblick mehr habe, was bei Facebook eigentlich passiert, und das auch nicht steuere, sondern nur über seine Aktien fett verdient und eben als Chef dasteht.

Das Problem dürfte meines Erachtens eher gewesen sein, dass Facebook durch schlechte Führung bei steilem Wachstum schnell politisch unterwandert werden konnte, und die auch juristisch angreifbar genug sind, um politisch erpresst zu werden. Und nun hat man da halt diesen Riesenbrocken gebaut, mit dem nun linke Kader ihre Agenda durchsetzen können.

Letztlich muss man das Löschen eines Accounts mit etwas Umweg als Hackerangriff sehen – man hat seine Daten jemandem anvertraut, der seine Rechenzentren zwar vielleicht technisch ordnetlich schützt, per Firewall, aber nicht personell, der die Hacker dann eben als Führungskräfte einstellt und sie in die Position lässt, die Löschung von Daten einfach anzuordnen statt sie zu hacken.

Es gab mal den Spruch, was ein Banküberfall gegen das Gründen einer Bank sei.

Was ist dann ein Hackerangriff dagegen, Facebook-Manager zu werden?

Das führt nun dazu, dass linke Kader faktisch an die Medienkontrolle fast wie in der DDR gekommen sind, und das verblüffenderweise mit MEthoden und unter Ausnutzung des Kapitalismus.

Die Konsequenz

Die Konsequenz muss sein, jeden für einen demokratiefeindlichen Dummkopf zu halten, der noch bei Facebook schreibt.

Wir kommen da nur über eine Ächtung von Facebook – und vor allem von Facebook-Nutzern – wieder raus.