Ansichten eines Informatikers

Warum sowieso alles im Eimer ist

Hadmut
8.10.2019 21:13

Eine Leserin schreibt mir, sie wolle sich ihre Zwerge nicht versauen lassen.

Wird schwierig werden. Sie sucht nach einer Privatschule für ihren Nachwuchs.

Während ich es vorhin von einem durchgeknallten Psychotherapeuten hatte, der jeden beklapsen will, der nicht beim Klimakrampf mithüpft, schreibt auf FOCUS ein Keinderpsychiater gerade andersherum und beklagt: Kinder von heute werden nicht arbeitsfähig sein – und darum müssen wir jetzt handeln

Ich habe so den Verdacht, dass es Teil der Deindustrialisierungsstrategie ist, uns auch personell schachmatt zu setzen. Ich hatte mich in Südafrika mit dem afrikanischen Reiseleiter darüber unterhalten, und wir waren beide verblüfft darüber, dass die Analphabetenquote in Südafrika inzwischen deutlich niedriger als in Deutschland ist und dass sie dort sinkt und hier steigt.

Gut, jetzt muss man hier auch berücksichtigen, dass da einer sein Buch verkaufen will und deshalb etwas deftiger zulangt, da muss man ein bisschen abziehen.

Michael Winterhoff: Der Titel meines Buches bezieht sich auf die psychischen Leistungen der Schüler. Deren Entwicklung spielt in Kita oder Schule heutzutage keine Rolle mehr. Soft Skills, Arbeitshaltung, die Fähigkeit, zwischen Arbeit und Privatem unterscheiden zu können: Das können immer weniger Schulabgänger heutzutage.

Sie haben keinen Sinn mehr für Pünktlichkeit. Strukturen und Arbeitsabläufe zu erkennen, fällt ihnen schwer. Vielen fehlen Grundkenntnisse in Deutsch und Mathe. An oberster Stelle steht heute das Handy – weit über dem Kunden. Immer mehr Schüler brechen ihre Ausbildungen ab, über ein Drittel der Studenten mit Studienabschluss überstehen die Probezeit im Betrieb nicht; es fehlen ihnen soziale Fähigkeiten oder sie haben eine starke Selbstüberschätzung (Konrad-Adenauer Studie).

Die sollen mal unsere Rente zahlen…

Winterhoff: Das Problem sind nicht Lehrer und Erzieher. Das Problem beginnt weiter oben. Vor etwa 20 Jahren wurde das Bildungswesen umgekrempelt – leider zum Schlechten. Auf Betreiben der OECD und von Ideologen wurde über die Bildungspolitiker an den Lehrern und Eltern vorbei das autonome Lernen durchgesetzt. Das Kind soll im Kindergarten aussuchen, in welchen Raum es geht und was es macht. In der Schule soll das Kind sich möglichst viel selbst beibringen. Diese Vorstellungen wurden nie auf ihre Wirksamkeit hin untersucht.

Wenn ein Mediziner eine neue Behandlungsmethode entwickelt, muss diese mehrfach gegengetestet werden. Hat man allerdings im Bildungswesen eine neue Idee, wird sie mit all ihren Folgen für die Kinder einfach umgesetzt.

Geisteswissenschaftler eben. Pädagogen, Bildungswissenschaftler und solches Kroppzeug.

Es gibt Grundschulen, an denen Schulverträge mit den Kindern abgeschlossen werden, in den Pausen gibt es Viertklässler als Streitschlichter. Viele Kinder müssen Schallschutzkopfhörer tragen, um in Ruhe arbeiten zu können. Wir haben jetzt in vielen Bundesländern die Verbundschreibschrift und die Rechtschreibung abgeschafft.

Ja, aber früh muss sich üben, was ein gefügiger Sozialismusbürger werden soll. Wir sollen Elemente einer Massenbevölkerung werden, da kann man sich nicht um jeden kümmern. Das Ideal ist der genügsame, selbstkümmernde Mensch von der Wiege auf. Noch ein Tablet-Computer dazu, mehr gibt’s nicht mehr.

Winterhoff: Wenn wir nicht gegensteuern, gerät unsere Gesellschaft in eine katastrophale Schieflage. Unsere Kinder wachsen zu Narzissten und Egozentrikern heran, die nicht auf Andere achten, sich nur um sich selbst drehen und lustorientiert in den Tag leben.

Wertschätzung ist ihnen kein Begriff mehr. In einem Sozialstaat müssen die Menschen aber füreinander da sein. Doch Menschen, die sich wie kleine Kinder aufführen, nicht fähig sind, zu arbeiten, die sprengen dieses System.

Was soll das heißen, „wenn wir nicht gegensteuern”? Guckt Euch doch mal die Greta-Klima-Extinction-Rebellion-Deppen an. Das sind doch genau diese Narzissten und Egozentriker, die zu nichts mehr in der Lage sind, als dass sich alles um sie drehen muss.

Mit der Digitalisierung gehen wir komplett falsch um. Zum einen ist es falsch, Kindern unter zehn Jahren Smartphones oder Tablets in die Hand zu geben – es unterdrückt ebenfalls ihre psychische Entwicklung. Durch die permanente Lustbefriedigung, die das Internet nun mal bietet, werden sie in ihrem Kleinkind-Weltbild bestätigt: Ich wische, also passiert etwas.

Die Folge: Die Kleinkind-Vorstellung, sich jederzeit bedienen und alles steuern zu können, setzt sich bis ins Erwachsenenalter fest. Noch schlimmer ist die heutige Vorstellung, wir müssten bereits im Kindergarten und Grundschule Kindern diese Geräte zugänglich machen. Kinder müssen erst einmal die Welt erspüren, haptisch begreifen als Grundlage für eine gesunde psychische Entwicklung. Jetzt schicken wir sie auch noch in eine unwirkliche Parallelwelt.

Das ist ein guter Punkt. Das Internet und Computer gaukeln uns vor, dass wir jederzeit etwas wählen und konsumieren können, was uns gerade gefällt. Keine paar Stunden Arbeit mehr, ständige Konsumschüsse wie beim Pegeltrinker.

Im Prinzip hat er Recht. Aber er kommt zu spät. Die Verdummung ist schon eingetreten. Wunderbar dargestellt in diesem göttlichen Bewerbungsgespräch:

Ich finde es zum Brüllen, wie sie sogar die Sprechweise und Betonung der Generation durch den Kakao zieht. Eigh’, righ’?