Ansichten eines Informatikers

Stasi 2.0: Entholmt

Hadmut
18.1.2017 23:12

Die Humboldt-Universität hat Andrej Holm gefeuert.

Wer hätte gedacht, dass die Humboldt-Universität noch einen allerletzten kleinen Rest an Rückgrat aufbringen könnte?

Andererseits: War ja auch kaum noch vermeidlich. Nachdem der schon Rot-Rot-Grün fast zum Platzen gebracht hatte (ich hab ja gedacht, ich lach mich scheckig, als die kürzlich tönten, was sie als Programm der ersten 100 Tage vollbringen wollen, und dann haben die es kaum geschafft, die ersten 33 Tage überhaupt zu überleben. Vor allem wegen Andrej Holm, der sich jetzt nicht mehr so genau daran erinnerte, bei der Stasi angeheuert zu haben.

Letztlich ist er da dann „freiwillig” gegangen, damit die Kolation nicht sofort platzt. Was man halt so unter „freiwillig” versteht. Eingesehen hat er es ja nicht. Und jetzt hat ihm die HU gekündigt. Nicht wegen der Stasi an sich, sondern weil er unrichtige Angaben gemacht habe. Es gibt auch schon Artikel, in denen behauptet wird, dass das arbeitsrechtlich nicht haltbar wäre, weil die die Fragen nicht hätten stellen dürfen, und man Fragen, die nicht gestellt werden dürfen, auch falsch beantworten darf. Damit habe ich so meine Probleme. Ich kann mir sowas ja vorstellen, wenn sie fragen, ob man schwul oder schwanger ist. Aber bei der Stasi? Im öffentlichen Dienst muss man das meines Erachtens schon fragen dürfen.

Ich finde das überhaupt verblüffend, wieviele Stasi-Leute sich in der Berliner Politik- und Hochschulszene rumtreiben. Da gibt’s mehr Stasi als seriöse Leute. Holm, die Kahane, kürzlich war noch irgendwo eine Direktorin von irgendwas, das kommt nicht von ungefähr, dass die sich da wieder sammeln. Wobei es für mich ja ne Steilvorlage ist, weil … nee, anderes Thema.

Und das alles, obwohl doch die Studenten noch eine Senatssitzung „gesprengt” haben.

Eine Studentin vom Institut für Sozialwissenschaft ergriff schließlich das Wort: “Sie dürfen keine Entscheidung über unsere Köpfe hinweg treffen. Wir wollen, dass Holm Dozent bleibt” rief sie in Richtung von HU-Präsidentin Sabine Kunst.

Die glauben, sie hätten zu entscheiden, wer an der Uni angestellt ist und wer nicht.

Unter großem Applaus der Demonstranten setzte sich die Studentin für Holm ein. Dieser schaffe es, Lehre auf Augenhöhe mit Studierenden zu betreiben: „Er gibt uns Vertrauen und Freiraum für unsere eigene Forschung.“ Holm lasse „die akademische Blase platzen” und gehe auf die Menschen zu, über die er forsche. Das Institut brauche Wissenschaftler wie ihn: „Falls Holm die HU verlassen muss, wäre das ein Verlust einer der wichtigsten Leitfiguren für eine kritische und engagierte Sozialwissenschaft“, schloss sie.

Es gab mal Zeiten, in denen Wissenschaftlichkeit die begehrte Eigenschaft war. (Die Stasi ist übrigens auch auf die Menschen „zugangen”.)

Irgendwie kommt das an den Universitäten jetzt in Mode, dass die nach der Mob- und Pöbel-Methode alles durchsetzen wollen. Was ja immer die Herrschaft der Schreihälse ist. Andere sahen das wohl anders

Allerdings bröckele die Sympathie etwas: Es sei irritierend, dass Holm sich nicht so richtig entscheiden könne, ob er Opfer oder Held sein wolle oder am besten gleich beides.

Mir kam der so vor, als wäre er davon überzeugt, dass er der einzige ist, der nichts falsch macht.

Widerlich finde ich, dass solche Leute dann sofort wieder in ein weiches Netz fallen wie einst die Nazis nach dem Krieg.

Die Linksfraktion im Abgeordnetenhaus könnte Andrej Holm zu einem Job verhelfen. “Wir sehen uns in der Verantwortung, dass seine Existenz gesichert ist”, sagt Sprecher Thomas Barthel dem Tagesspiegel. Welche Möglichkeiten es da gäbe, müsse man dann mit Holm selbst besprechen.

Leuten, denen man zu Unrecht die Karriere kaputt macht, bieten die gar nichts an. Wenn aber einer lügt und leugnet, dass er bei der Stasi war, dann wird dem sofort geholfen. So richtig nach dem Geschmack der Linken. Von solchen Leuten wird Berlin regiert. Wundert Euch noch was?

Der beste mir bisher bekannte Kommentar dazu kommt, wieder einmal, von Don Alphonso. Wobei ich bei dem erst mal gestolpert bin, weil er mit

Angriffe auf Hassbrenner wie Schupelius sind so als Akt antifaschistischer Notwehr zu sehen. – Bekennerschreiben bei Indymedia

„Antifaschistische Notwehr” – Gewalt gutreden? Wie kommt er jetzt auf das Thema?

Denn vor einiger Zeit hat eine bekannte Figur der Berliner Antifa versucht, mich über einen Anwalt abmahnen zu lassen. Das ging schief, aber sie hat seitdem natürlich meine private Adresse. Inzwischen ist diese Person hofiertes Mitglied der Linken in Berlin, macht Migrations- und auch Wohnpolitik, und hat regional mit Aktionen in beiden Bereichen einige Bekanntheit erlangt. Sie ist mit Mitgliedern der Antifa befreundet, von denen eines juristisch nicht so gut wie ich beraten ist, und deshalb einschlägig verurteilt wurde. Darunter sind auch Leute, die einen Brandanschlag auf das Auto des Journalisten Gunnar Schupelius vor fast drei Jahren höhnisch kommentierten.

Ja, das ist heute so. Wer kritisch schreibt, wer überhaupt noch irgendeine andere Meinung äußert, steht in der Gefahr, angegriffen und gebrandstiftet zu werden. (Vergleiche Uni Magdeburg) Es wird zunehmend gefährlich, noch eine Meinung zu haben, wenn zunehmend Kriminelle in die Regierung einwandern. Man wird dann von „Toleranten” und „Weltoffenen” zusammengeschlagen. Wir schimpfen gerne über Erdogan und Putin, dass sie Meinungsfreie prügeln lassen, aber die Berliner Politik ist da auch nicht mehr viel anders.

Denn, so Don Alphonso weiter, er habe durch seine Artikel über das „Antifa- und Hausbesetzer-Idol Anrej Holm” die Lawine ausgelöst, die schließlich zu dessen Kündigung führte. Habe ich zwar nicht mitbekommen, weil ich das nicht von Anfang an verfolgt habe, aber: Respekt!

Was natürlich die Frage aufwirft, welche Verbindungen es zwischen Antifa, Hausbesetzern und Stasi gibt. Das riecht schon sehr nach dem Kahane-Muster. Und natürlich das übliche Muster, dass immer die anderen Schuld sind. Dazu Don Alphonso:

Dabei geht leider auch so manches unter, und deshalb möchte ich noch einmal dezidiert erklären, warum kein Brandanschlag der Welt Holm mehr retten konnte: Schuld ist die Partei, die ihn unbedingt aufstellen wollte, und ihn inzwischen trotz seines begrenzten und manchmal fragwürdig-autonomen Werks als einen der “anerkanntesten Stadtforscher der Republik“ bezeichnet – meines Erachtens eine dezente Überschätzung für einen normalen Unimitarbeiter mit Privatblog.

Naja, aus linker Sicht ist Hausbesetzung eben „Stadtforschung”. Und dass linke Studenten darauf stehen, von einem linken Hausbesetzer in Soziologie unterrichtet zu werden, kann ich mir auch lebhaft vorstellen. Bemerkenswert, dass noch niemand erklären konnte, worin eigentlich dessen Leistungen liegen.

Und dass er ein Blog betreibt … naja. Ein Blog. Mmmh. Wundere mich ja immer, wer alles in den Talk-Shows sitzt und als „Blogger” vorgestellt wird.

Gleichzeitig stellte sich die Linke, Landesverband Berlin, erneut hinter Holm. Und formulierte, obwohl sie die Regierung Berlins wissentlich in diese Situation gebracht hatte, auch noch eine drastische Forderung an den Senat:

Der Landesverband eines Juniorkoalitionspartners fordert vor der Bewertung der HU von der Stadtregierung einen Persilschein für Holm. Der Senat, und hier eher die Opfer der SED-Diktatur SPD und das Bündnis90 der Grünen, hätten mit so einer Erklärung erneut zu Hammer und Sichel kriechen müssen. Sollte sich die HU gegen Holm entscheiden, wäre es den beiden Parteien noch schwerer gefallen, den Staatssekretär nach der Vorab-Solidarität zu feuern. Der regierende Bürgermeister Müller stand damit vor der Wahl, sich entweder mit den neuen Begehrlichkeiten des Partners herumzuärgern, oder sie und Holms wenig kooperative Einlassungen zum Anlass zu nehmen, der Linken, wie man das in Bayern so schön sagt, das Standgas einzustellen. Die Linke wollte die Entscheidung, sie hat in der Sache alle Warnungen missachtet, jetzt übertrat sie die rote Linie im Glauben, sich die erneute Demütigung ihrer Partner leisten zu können.

Was sehr darauf hindeutet, dass die Linke doch ziemlich von Stasi-Leuten durchsetzt ist und sich immer noch als die Super-Kontrolleure fühlen und aufführen.

Wenn Müller sich hier nicht gegen die Stasi-Relativierer der Linken durchgesetzt hätte, wäre es mit seinem Ansehen vorbei gewesen. Es ging um eine Machtdemonstration und um klare Zeichen, wie die Linke in einer Mischung aus Stasiflausch und Härte die Andersdenkenden und die Stadt zu beherrschen gedenkt, und sie ist dabei zu weit gegangen.

Wisst Ihr, was das heißt?

Die Stasi wollte Berlin übernehmen.

Die Stasi lebt. Und die haben an verdammt vielen Stellen die Finger drin.

Paradox finde ich ja nur, dass die Stasi-verseuchte Linke gegen Überwachungskameras in Berlin ist. Das wäre der Stasi 1.0 nie in den Sinn gekommen.

Auch Holm steht idealtypisch für eine sehr klare, linke Haltung im Lebenslauf. Stasi. Hausbesetzung, Demonstrationen, Universitätsjob, radikale Einstellung, Mieterrechte. Das passt. […] Holm kann gern kommen und den Menschen erklären, wie es ist, sich etwas zu nehmen, was man sich nicht erarbeitet hat. Holm kann sich hier gerne in einen Pfarrgemeindesaal setzen, auf einen Stuhl, den der örtliche Schreiner in seiner Freizeit gemacht hat, und uns einmal sagen, wie das ist mit der Gerechtigkeit. Seine ganzen Freunde, die von der Uni direkt in die Politik sind, nie einen Tag in einer Fabrik standen und staatlich finanziert von einem gschlamperten Verhältnis ins nächste fallen.

Das ist ein sehr valider Punkt. Der ganze linke Bereich strotzt vor Leuten, die nie etwas erarbeitet haben, sondern von kleinauf gewohnt sind, das, wovon sie leben, anderen wegzunehmen.

Ich will, dass sein Chef, der Lederer, hier seine LBGT-Bevorzugungsprojekte in der bankrotten Stadt mal denen erklärt, die einfach ihre Kinder erziehen und mit dem Bundesfinanzausgleich die staatliche Förderung der drogenverseuchten und auf private Profite abzielenden Berliner Clubkultur finanzieren. Und Holms Förderin und Chefin Katrin Lompscher, SED-Mitglied seit Anno 81, kann ich gern eine wirklich nette Leiterin einer Seniorengruppe vorstellen, die dafür sorgt, dass bei uns die alten Frauen nicht wochenlang tot, vergessen und linkssolidarisch vor dem laufenden Fernseher liegen. Die ganzen Umverteilungsfreunde und Eigentumsverächter, sie können gern zu uns kommen und uns erklären, wieso wir Verständnis für Stasi-Mitarbeiter und Hausbesetzer haben sollen, und warum man es nicht mit der Videoüberwachung übertreiben soll, wenn vom urbanen Sozialismus unbeleckte Unterschichten mit ihrem Klassenbewusstsein andere Treppen runtertreten, ausrauben und anzünden.

Was natürlich die Frage beantwortet, warum die keine Überwachungskameras mögen. Es geht darum, Raub als Lebensstil zu etablieren.

Sie sollen uns sagen, warum man akzeptieren muss, wenn Anhänger dieser Ideologie randalieren und Polizisten gezielt verletzen, warum die Drogenmafia im Park ein Partner ist, und warum im direkten Vergleich die Leute bei uns als reaktionäre Kleinbürger gelten, die den weltanschaulichen Zielen im Weg stehen. In der Ideologie der Holms, der Kippings und der Lederers und derjenigen, die denken, sie hätten ein Recht auf Notwehr gegen Autoren wie mich, sind diese Menschen, sobald sie ihre Weltsicht formulieren, genau das, was es zu überwinden gilt. Die Linke möchte die privaten Profitinteressen der Mieter gegen die privaten Profitinteressen der Vermieter stärken, sie steht für einen Sozialstaat, in dem Partikularinteressen der eigenen Klientel massiv gehätschelt und andere ganz im Sinne des Klassenkampfes als das Schlechte, Böse, zu Bekämpfende vorgeführt werden – so böse, dass auch der Holm und Antifas legitime Bündnispartner sind. Das ist Klassenkampf.

Die Linke als Partei derer, die auf anderer Leute Kosten leben, und Holm als ihr Symbol.

Deutschland braucht wieder scharfe Debatten, Polemiken und ideologische Angriffe gegen gefestigt geglaubte Territorien. Und wenn Holm es schon von der diktatorischen Stasi bis zur richtigen, sozialen Seite der Berliner Mietenpolitik wechselte, dann machen wir ihn hier vielleicht auch noch katholisch.

Schöner Rant.

Die wichtige Quintessenz, die vielleicht nicht jeder verstanden hat, und die ich deshalb nochmal explizit ausformulieren möchte, ist:

Hier ging es nicht nur um Holm.

Holm ist auch nicht das Sozio-Wunderkund, als das ihn alle hinstellen, sondern ein ordinärer Hausbesetzer. Und es ist frappierend, wie häufig Hausbesetzer plötzlich promovieren oder in Enquete-Kommissionen kommen.

Ich finde das überhaupt sehr komisch, wie leicht so viele so seltsame Figuren an Deutschlands Universitäten promovieren können.

Da steckt Methode dahinter.

Und die Stasi. Ich erinnere an meine Vermutung, dass nicht BRD die DDR, sondern die DDR die BRD übernommen hat. Das war eine feindliche Übernahme. Man hat die Kriminalität der Stasi weit unterschätzt. Man dachte, mit „Wir sind das Volk” wär’s erledigt. Unser Verfassungsschutz hat komplett versagt.

Deshalb ist es die falsche Frage, wenn man fragt, ob Holm bei der Stasi war.

Die Frage muss lauten, ob er es noch ist.

Und warum man sich heute eigentlich von Stasi-Leuten nicht nur zensieren, sondern auch regieren lassen sollte.