Ansichten eines Informatikers

28 Seiten Anleitung für das Anlegen eines Accounts

Hadmut
11.11.2024 2:24

Als Informatiker bin ich ja schon einiges gewohnt. Aber es gibt so Spezialfälle …

Ich war doch neulich auf der World Expo 2020 in Dubai, die wegen Corona von 2021 bis 2022 stattfand. Und die hat mir auch ganz gut gefallen. Zwar schon eher flach, wenig mit Tiefe, aber ich fand das sehr unterhaltsam, da etwas rumzustiefeln und einfach nur zu gucken.

Also habe ich mal geguckt, wann die nächste ist, und wie die das machen. 2025 in Osaka, Japan. Soll ganz anders sein, weil die angeblich keine Länderpavillons haben, sondern das nach Themen ordnen.

Irgendwie gruselig:

  • Es gibt eine 28-seitige Anleitung, wie man sich bei der Expo registriert und den Account anlegt, den man braucht, um Eintrittskarten zu kaufen. Dazu muss man sich biometrisch oder Two-Factor authentifizieren.
  • Wenn man den Account angelegt hat, soll man ein dreieinhalb-Minuten-Video schauen, das einem dann erklärt, wie man ein Ticket kauft.
  • Es reicht aber nicht, ein Ticket zu kaufen. Ein-Tages-Tickets muss man für einen bestimmten Tag kaufen. Auch mit einem Dauerticket kann man aber nicht einfach so rein, sondern muss vorher Besuchstage buchen. Maximal drei. Erst nach dem ersten Tag kann man den vierten buchen usw. Am besten Monate vorher.
  • Selbst wenn man es also geschafft hat, einen Account zu eröffnen, ein Ticket zu kaufen, und einen Besuchstag zu buchen: Reicht nicht. Man muss auch noch die Pavillions einzeln mit Uhrzeit buchen, um reinzukommen. Man soll also Monate vorher planen, wann man in welchen Pavillon geht und wie lange darin bleibt.
  • Und um mit dem Shuttle auf die Insel und wieder runterzukommen muss man auch vorab genaue Termine buchen.

Ich hab’s noch nicht gefunden, ob man dort dann einfach aufs Klo gehen kann, aber ich fürchte, dafür muss man Wochen vorher auch einen Termin buchen.

Läuft angeblich unter Maßnahmen gegen Überfüllung.

Wenn ich dran denke, wie einfach das in Dubai war … einfach so online ein Ticket als QR-Code gekauft, und den ausgedruckt oder auf dem Handy – fertig. Rein und raus, wann man will. Und wenn ein Pavillon überfüllt war, ging man halt in einen anderen, weil es ja mit den Länderpavillons mehr als genug gab und die da ganz viel Platz hatten.

Ich kenne Japan nicht, war noch nie dort, habe nur gehört, dass der Shinkansen gnadenlos pünktlich fährt. Anscheinend will man jeden Kontrollverlust verhindern und deshalb alles bis ins Kleinste vorab steuern und festlegen.

Irgendwie schlägt die Digitalisierung gerade ins Gegenteil um. Statt Erleichterung bringt sie immer mehr Bürokratie, erlaubt immer mehr Micromanagement.