Ansichten eines Informatikers

SEO

Hadmut
23.2.2024 17:25

Was für Leute sind das?

Ich bekomme bis zu drei Mails am Tag, in denen irgendwer, meist nicht mal eine Firma genannt und nur irgendeine michael12345@irgendeinmailer Adresse, in denen Leute in unterschiedlicher Tonart ankommen und – meist gegen Geld, aber nie ein genannter Betrag – Artikel in meinem Blog posten wollen. Normalerweise erkennt man nicht, wer dahinter steckt, sie behaupten aber immer, dass sie die Artikel ganz im Stile meines Blogs schrieben (obwohl sie oft nicht einmal deutsch können), und die Leser das gar nicht merken würden, dass der Artikel nur dazu da ist, irgendein Produkt zu bewerben.

Mal fragen sie halbwegs höflich, ob das möglich wäre, und wie meine Preise wären, mal fragen sie, tun aber so, als ob das selbstverständlich wäre, dass sie auf meinem Blog posten können und sie lediglich noch nach dem Preis zu fragen hätten. Manche kommen damit, dass sie mir Inhalte „kostenlos anbieten“ würden und beschreiben, wie toll das doch für mich wäre, wenn ich kostenlos an content käme und den nicht mehr selbst schreiben müsste. Und dann gibt es die ganz frechen, die im Befehlston ankommen und mit „we demand“ ankommen oder sinngemäß erklären, dass sich ihro Hochwohlgeboren dazu herabgelassen habe, mein kleines unwürdiges Blog durch Verlinkung ihres Kunden zu adeln.

Ein anderes Problem ist, dass man überhaupt nicht weiß, mit wem man es zu tun hat, und die dann auch noch damit kommen, dass sie per Paypal oder irgendwas anderes in der Art bezahlen werden. Oft sogar in deutsch oder englisch der Satz

Hinweis: Artikel darf nicht als gesponsert oder Werbung gekennzeichnet sein.

Wohl, weil die Search Engines das ausfiltern. Ist aber in Deutschland illegal und bringt richtig Ärger mit sich.

Meistens antworte ich da gar nicht drauf und klicke die weg. Das kommt für mich überhaupt nicht in Frage, irgendeinen Scheiß in mein Blog zu packen, weil ich mir damit sicher sein könnte, die Leser in kürzester Zeit in die Flucht zu schlagen. Soviel können die gar nicht zahlen, um das aufzuwiegen.

Außerdem habe ich die Befürchtung, dass das mit dem SEO (Search Engine Optimization) nur eine Masche, eine plausible Legende ist und es in Wirklichkeit um Malware, Betrug, Propaganda geht. Entweder direkt über den gelieferten Artikel, oder über die Webseite, auf die darin verlinkt wird.

Das Problem daran ist, dass die oft ziemlich hartnäckig sind und alle paar Tage nachhaken, wenn man nicht darauf eingeht, und auch da ziemlich ruppig werden. Ich habe allerdings auch schon die Vermutung gehabt, dass das viel weniger sind, als es aussieht, und die ständig ihre Mailadressen wechseln.

Manchmal frage ich dann, wenn die im Ton etwas freundlicher daherkommen, zurück, wie sie denn darauf kämen, dass man auf meiner Webseite gegen Geldeinwurf Inhalte veröffentlichen können. Ich habe nämlich so den Verdacht, dass da irgendwer Listen verteilt und ich da drauf stehe.

In letzter Zeit frage ich auch etwas ruppiger, wie zur Hölle sie darauf kommen, dass ich fremde Artikel annähme, weil ich darauf spekuliere, dass die sich dann beschweren und mich von dieser Liste streichen lassen, weil mir das ziemlich auf die Nerven geht. Meistens kommt keine Antwort, einer, der mit “Needed guest post at your site https://www.danisch.de/” daherkam, meinte aber, er wolle das eben einfach, auf meiner Webseite publizieren. Als ob ich da gar nichts zu entscheiden hätte. Als ob das so ein Straßenstrich wäre. Ich zurück “Who cares what you want?” und seine Antwort an mich

I think you don’t know how to behave professionally. You fucking shit.

Ist mir recht, vielleicht lassen sie mich dann in Ruhe.

Die setzen die Leute also ziemlich unter Druck. Was mich daran aber erstaunt, ist diese anscheinend riesige Infrastruktur, diese (anscheinend) schiere Menge von Leuten, die einen da bombardieren und weichkloppen wollen. Und viele „Influenzer“ funktionieren ja auch genau so, dass sie gegen Geld wirklich alles anpreisen. Die würden das ja nicht so intensiv und mit so viel Aufwand betreiben, wenn es nicht auch viele Leute gäbe, die darauf eingehen, zumal die Mails oft an „Dear Sir“ oder „An die Redaktion..“ gehen, also überhaupt nicht an mich persönlich, sondern als Massenmails an Redaktionen.

Ich wüsste schon gerne, wer da dahintersteckt, und habe schon überlegt, mir mal so einen Text zuschicken zu lassen, aber dann hat man ja einen gültigen Vertrag und Geld angenommen, das ist mir zu heikel.

Ich bin aber der Meinung, dass das Teil der „Medienkompetenz“ ist, dass die Öffentlichkeit wissen sollte, was da alles abläuft. Da laufen wirklich üble Dinge ab.

Nachtrag: Während des Schreibens dieses Artikels kam schon wieder einer an.