Ansichten eines Informatikers

Kochend heiße Zitronensäure

Hadmut
20.2.2024 14:53

Ich habe Zitronensäure immer für harmlos gehalten. Hätte nicht gedacht, dass das so ein Höllengebräu sein kann.

Normalerweise verhält sich mein – weit über 20 Jahre alter und ehemals ganz billiger – Wasserkocher relativ stoisch gegenüber Kalk, weil der immer wieder mal abbröselt und man die Bröckchen nach dem Wasserkochen mit dem erkalteten Restwasser auskippt. Irgendwann wird es aber doch zuviel und eklig, weshalb ich so dann und wann, vielleicht so einmal im Jahr, Entkalker reingebe und das über Nacht stehen lasse, um am nächsten Tag ist der wieder sauber und blank. (Obwohl ich inzwischen Bedenken habe, weil die ursprünglich chromig-glänzend-glatte Heizspirale inzwischen kupferfarben aussieht, vermutlich habe ich das Chrom im Laufe der Jahre mit dem Tee mitgesoffen. Dann ist wohl mal wirklich ein neuer fällig.)

Jedenfalls kenne ich das so, dass ich da Entkalker reingebe, dann passiert augenscheinlich nichts, aber am nächsten Morgen ist es sauber.

Gerade hatte ich noch einen Rest Entkalker der Gattung Zitronensäure. Und die bisher auch immer genauso verwendet, mit Wasser gemischt, Spritzer rein, warten.

Nun bin ich zwar grundsätzlich ein Feigling der Sorte Bedienungsanleitungleser, hatte das aber nie näher gelesen. Und jetzt eben doch. Die schreiben, dass man das mit Wasser bis zur Kalkkante füllen sollte und dann den Wasserkocher anschalten, um das zu erwärmen.

Prima, dachte ich, ich koche ja gerade Wasser für den Tee, und habe etwas zuviel eingefüllt, dann passt das genau. Kochend heißes Wasser in die Tasse, und in den Rest die Zitronensäure.

Mir ging noch der Spruch aus dem Chemieunterricht durch den Kopf. Erst das Wasser, dann die Säure, sonst passiert das Ungeheure! OK, das ist ja erfüllt, aber herrje, das ist Zitronensäure, was kann da passieren, gehört sowas nicht in die Limo?

Ich hätte es auf Video aufnehmen sollen.

Verkalkter Wasserkocher + kochendes Wasser + Zitronensäure = geht tierisch ab.

Hätte ich nicht gedacht, dass das so heftig abgeht und reagiert, das hat richtig laut gebrodelt, geblubbert, gedampft, beißende Dämpfe. Glücklicherweise Brille auf. Ich huste noch und habe so einen Zitronengeschmack im Hals, womöglich sind da noch Duftstoffe mit dabei.

Und Ruckzuck war wieder Ruhe im Kocher. Schon nach dem ersten Satz dieses Blogartikels war das Ding zwar immer noch heiß, aber völlig ruhig, tot, still, klar, bewegungslos.

Offenbar war die ganze chemische Reaktion, die sonst zig Minuten oder Stunden braucht, in Sekunden durchgelaufen.

Ich habe noch nie so schnell einen Wasserkocher entkalkt.

(Nicht nachmachen!)