Ansichten eines Informatikers

Umfrage: Wie Klimapolitik gemacht wird

Hadmut
2.2.2024 13:00

Über wissenschaftliches Versagen.

Ein Leser schreibt mir:

Hallo Herr Danisch,

vielleicht reizt sie eine kurze 10-15 minütige aktuelle Umfrage. Die Initiatoren der Umfrage wollen damit eine Master Arbeit untermauern, die wohl aktuell gerade in Fertigung ist.

Habe die Nachricht so weiter geleitet, wie ich sie selbst bekommen habe. Eigentlich dachte ich, dass ich mich zum Ende meines Studium auch aus allen Mail Verteilern ausgetragen hätte. Scheinbar hatte ich das nicht und die Suggetiv-Fragerei in der Studie + die zum überwiegenden Teil absolut unwissenschaftliche Formulierung der Fragen haben mich teilweise sprachlos zurückgelassen. Z.B. das konsequente Unterlassen des Hinweises darauf, dass es sich beim sog. “Klimawandel” um eine Theorie unter bestimmten Annahmen handelt.
Sie finden in den Fragen auch Rechtschreibfehler und absolut unsachliche Frageformulierungen, nicht zu vergessen, die Frage nach der persönlichen politischen Parteienpräferenz am Ende.

Mein Vorschlag: Einfach ausfüllen und die Verfasser wenigstens zu einer wissenschaftlichen Einordnung der Ergebnisse nötigen, denn die werden angesichts der strunz dämlichen Formulierungen wohl eher auf eine Gefälligkeitsumfrage und damit eine entsprechende Abschlussarbeit hinauslaufen. Es handelt sich immerhin um eine Masterarbeit.

Mich würde daran noch stören, dass man das an die Fachschaften zur Verteilung geschickt hat, also nicht die gesamte Bevölkerung, sondern die linke, dumme, indoktrinierte Studentenschaft angesprochen wird, und deshalb von vornherein klar ist, was dabei herauskommen kann. Und dann nennt man sowas „wissenschaftlich“, „follow the science“ und schimpft alle „Wissenschaftsleugner“, die den Quatsch nicht mitmachen.

Worum geht es?

From: Inga Koch <...>
Subject: Umfrage Masterthesis

Liebe Fachschaft,
ich schreibe meine Masterarbeit am Lehrstuhl Corporate Governance an der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät und führe eine Studie zum Thema „Klimawandel und Extremwetter“ durch. Ich wollte fragen, ob es möglich wäre die Studie zu teilen, damit ich möglichst viele Personen zu dem sehr relevanten Thema befragen kann.

Die Umfrage würde ca. 5-10 min. dauern und es würde mir sehr helfen, wenn Ihr diese teilen könntet.

Vielen lieben Dank und beste Grüße
Inga Lotta Koch

https://umfragen.uni-paderborn.de/index.php/422311?lang=de

Gleich die erste Frage:

Wie besorgt sind Sie in Bezug auf den Klimawandel?

Gleich emotion eröffnen und auf Krise machen. Die zweite:

Wie wahrscheinlich ist es Ihren Einschätzungen nach, dass Sie im Laufe Ihres Lebens aufgrund des Klimawandels ernsthafte Gefahren für Ihre Gesundheit oder Ihr allgemeines Wohlbefinden erleben werden?

Spätestens nach dem halben Fragenbogen bekommt man Depressionen und ist reif für die Klapse.

Wie wahrscheinlich ist es Ihren Einschätzungen nach, dass der Klimawandel gefährliche und langfristige Auswirkungen auf unsere Gesellschaft haben wird?

Suggestivfrage. Bei solchen Wischi-Waschi-Fragen neigen die Leute, irgendwas in der Mitte zu klicken, weil das neutral erscheint, und *schwups* ergibt die Masterarbeit, dass die Leute das Klima-Armageddon kommen sehen.

Wie ernst ist Ihrer Meinung nach die Bedrohung, die der Klimawandel auf die natürliche Umwelt darstellt?

Man kann die Bedrohung bestenfalls als „überhaupt nicht ernst“ anklicken, aber nicht, dass man keine Bedrohung sieht, keinen Klimawandel, oder einen Klimawandel für positiv hält. Man kann nur das anklicken, was die hören will.

Wie ernst schätzen Sie die derzeitigen Auswirkungen des Klimawandels auf der ganzen Welt ein?

Wie ernst ist Ihrer Meinung nach die Bedrohung, die der Klimawandel für Sie persönlich darstellt?

Wie ernst schätzen Sie die Auswirkungen des Klimawandels auf Deutschland ein?

Wie oft machen Sie sich über die potenziell negativen Konsequenzen des Klimawandels Gedanken?

Typische Frauenarbeit. Es geht gar nicht darum, zu klären, ob man einen Klimawandel überhaupt sieht, oder ob man ihn für gut, schlecht oder neutral hält. Die Möglichkeit anzukreuzen, dass man Rheuma, Asthma, Arthrose, Gicht, zu hohe Heizkosten oder so etwas hat und sich über wärmeres Wetter freuen würde, gibt es auch nicht. Da geht es wieder einmal um weibliche Emotionalsynchronisation. Wo stimmt Ihr mit mir wie stark überein, dass das alles ganz schlimm ist?

Erst weiter hinten kann man dann auf die Frage „Ich sehe den Klimawandel als etwas, das … ist“ antworten, dass man ihn angenehm findet, und in der nächsten, dass man ihn für vorteilhaft hält.

Bitte schätzen Sie im Nachfolgenden ein, inwieweit das jeweilige Element (z.B. Verbrennung von fossilen Brennstoffen) Einfluss auf den Klimawandel hat.


Sonne

Geil. Schätzen, welchen Einfluss die Sonne auf den Klimawandel hat. Klar hat sie das, weil die Sonnenintensität schwankt. Aber wer weiß das und denkt bei einer solchen Frage daran?

Bitte schätzen Sie im Nachfolgenden ein, inwieweit das jeweilige Element (z.B. Energieeinsparungen) den Klimawandel reduzieren würde, wenn das weltweit umgesetzt werden würde.

Man kann nicht ankreuzen, dass eine Maßnahme den Klimawandel beschleunigt. Beispielsweise der Eintrag „Reduzierung von Atommüll“. Wenn man der Meinung ist, dass Atomkraftwerke klimafreundlich sind, kann man nicht ankreuzen, dass durch deren Abschaffung der Klimawandel verschlimmert wird.

Und dann so Schweinesülzefragen:

Die meisten Menschen, die mir wichtig sind, tun persönlich etwas, um das Risiko des Klimawandels zu verringern.

Die meisten Personen, an denen mir etwas liegt, tragen ihren Teil dazu bei, dass sich der Klimawandel verlangsamt.

Wie wahrscheinlich ist es Ihrer Meinung nach, dass Menschen, die Ihnen nahestehen, persönlich etwas gegen den Klimawandel unternehmen? 1

Was spielt das für eine Rolle, ob mir jemand „nahe steht“, „wichtig ist“, „mir etwas an ihnen liegt“? Unterscheidet der Klimawandel danach, ob ich jemanden mag, mit ihm Streit habe oder ihn gar nicht kenne?

Und dann so Suggestivkram:

Es wird generell von mir erwartet, dass ich einen Beitrag leiste, um das Risiko des Klimawandels zu verringern.

Menschen, die mir wichtig sind, würden mich unterstützen, wenn ich mich für die Bekämpfung des Klimawandels entscheiden würde.

Menschen, deren Meinung ich schätze, finden, dass ich persönlich etwas tun sollte, um dem Klimawandel entgegenzuwirken.

Ich habe das Gefühl, dass NICHT von mir erwartet wird, dass ich mich an der Bekämpfung des Klimawandels beteilige.

und, was einem so wichtig sei

Respekt vor der Erde (Harmonie mit anderen Arten)

Einheit mit der Natur (Anpassung an die Natur)

Frieden (eine Welt ohne Kriege und Konflikte)

Gleichheit (gleiche Möglichkeiten für alle)

soziale Gerechtigkeit (Ungerechtigkeiten ausgleichen, Fürsorge für die Schwächeren)

Ja. Ich kämpfe gegen die Klimaerwärmung, indem ich regelmäßig mit meiner Männergruppe an selbstkritischer Urschreitherapie teilnehme und nackt und laut schreiend durch den Wald renne, um mit der Natur eins zu werden und das Klima zu besänftigen. Und es hilft auch, weil ich hinterher immer friere.

Autorität (das Recht, zu führen oder zu befehlen)

Einfluss (Einfluss auf Personen und Ereignisse)

Soziale Macht (Kontrolle über andere, Dominanz)

Wohlstand (materieller Besitz, Geld)

Und ganz am Schluss (ohne die Möglichkeit „sag ich nicht“):

Welche Partei würden Sie bei der nächsten Bundestagswahl am ehesten wählen?

Das korreliert die dann mit der Klimagesinnung und kommt zu dem Ergebnis, dass die Grünen das Klima schützen und die AfD-Wähler das Klima vernichten wollen. Weil sich bekanntlich an den Geisteswissenschaften jeder, der eine Korrelation per Suggestivfragen erblubbert, sich nach Belieben eine Kausalität aussuchen darf.

Mit so einem Scheiß werden dann Quotentussis, Frauenmasterabschlüsse und Politik gemacht.

Wäre ich Professor geworden (was man ja – auch feministisch – verhindert hat), würde man mit so einem Schrott bei mir ganz sicher nicht durchkommen. Die hätte ich dreimal um den Campus gejagt.

Aber Ihr könnte ja auch mal ankreuzen, damit etwas Diversität reinkommt und nicht nur die Studenten in Paderborn gefragt werden. Sie will ja, dass möglichst viele gefragt werden.

Follow the science.