Ansichten eines Informatikers

Vom Weh und Ach der Soziologie

Hadmut
30.1.2024 14:07

Die Erbärmlichkeit des Fachs.

Ablehnende und zustimmende Zuschriften zur Abschaffung der Soziologie als Kernfach in Florida:

Soziologenbashing- Ulrich Beck als Ausnahme ?

Soziologen-bashing

Moinmoin, ich finde generelles Schimpfen wenig zielführend, gleich wer da bei Ihnen in der Schusslinie steht; es gibt solche und solche. Überall.

Wurde in den 80ern nach der Frankfurter Schule ausgebildet, in beiden Staatsexamina. Es gab nur diese Variante der generellen Unterrichtsvorbereitung, eine auszufüllende Form sozusagen. Alle machten das so und uns wurde auch keine Alternative genannt oder aufgezeigt. Nur so wurde „bestanden“.

Zu den Soziologen: ich bin keiner und im wesentlichen studierter Naturwissenschaftler (TZ , jetzt TU Darmstadt) aber beschäftige mich im Ruhestand nun gerne quer / freiheitlich. Ich lese alles, auch Wagenknecht und mein „highlight“ aktuell: Ulrich BECK: Risikogesellschaft aus 1986, edition suhrkamp. Einer der bedeutendsten Soziologen weltweit. Schwerer Stoff, ich bin noch nicht durch, aber er hat damals erstaunlicherweise schon gut erkannt, was aktuell zur Vollendung gebracht wird:

Heute wird das Transformation genannt.

Geben Sie guten ” Geistesblitzen ” eine Chance 😉

Da muss ich mal was klarstellen:

Dieses Blog ist – zumindest grundsätzlich – nicht (mehr) „zielführend“. Ich habe nicht (mehr) vor, an dieser Gesellschaft noch irgendetwas zu retten oder zu verbessern, denn ich halte diese Gesellschaft für irreparabel kaputt, zerstört und dem Untergang geweiht, und deshalb jeden Versuch, noch irgendwas zu retten oder zu einem Ziel zu führen, für Geld-, Zeit- und Energieverschwendung. Ich bin nur noch hier, um mich darüber lustig zu machen. Oder um im Analogon der Muppets-Show zu bleiben: Ich will nicht (mehr) auf der Bühne tanzen, sondern sitze wie Waldorf und Statler in der Loge und spotte über die erbärmliche Bühnenshow. Das einzige Ziel, zu dem ich noch führen will, ist, a) die Lächerlichkeit des Bühnengehampels zu erkennen und sie daraufhin b) auszulachen.

Deshalb ist auch mein Soziologenbashing nicht „zielführend“, weil ich weder ein anderes Ziel, als sich über Soziologen und ihre Anhänger lustig zu machen, anpeile, noch ein mit Soziologen zu erreichendes anderes Ziel sehe. Die heutige Soziologie ist das Produkt der Verklappung von charakterlichem und intellektuellem Gesellschaftsmüll im Akademischen.

Und aus dem Alter, in dem ich mir zu allem überlege, welches Ziel ich damit erreichen könnte, wenn ich die Klappe aufmache, bin ich längst raus. Oder war es nie. Denn ich halte es für Falsch, das Schlechte, Dumme, Schädliche hinzunehmen, solange man keinen Besserverwertungsidee hat. Der TÜV zieht Autos ja auch nicht nur dann aus dem Verkehr, wenn er einen Reparaturvorschlag hat. Es gibt da eine Schwelle, ab der Autos einfach verschrottet werden. Und ich muss anderer Leute Auto ja auch nicht reparieren, um es verspotten zu dürfen.

Schon die Frage nach einem zielführenden Umgang mit Soziologen zeigt ja deren Nutzlosigkeit. Man wird sich mit dem Gedanken anfreunden müssen, dass es für Soziologen kein Ziel, keinen Nutzen gibt.

Und ich halte es deshalb auch nicht für überzeugend, wenn mir irgendwer einen einzelnen „guten“ Soziologen nennt. Ich bin nicht bereit, ein Verhältnis von 9999 Deppen auf einen „Guten“ hinzunehmen. Vor allem dann nicht, wenn die „Guten“, die man mir anschleppt, fast immer schon tot sind, man sich aber mit den 9999 Deppen nicht nur rumschlagen, sondern sie auch noch finanzieren und alimentieren muss, weil die noch leben. Es besteht der Verdacht, dass das Zahlenverhältnis inzwischen 10000:0 ist. Division durch Null beschreibt den Wert heutiger Soziologen.

Aber um auf das Zitat, vor allem das erste Zitatfoto zurückzukommen: Warum überlegt man dann nicht einmal, ob das Linke Gehampel gerade in dem Ansinnen, „Rechts“ abzuwehren etwas noch viel Schlimmeres schafft?

Hätten Soziologen die Analyse- und Erkenntnisfähigkeit, derer sie sich rühmen, kämen sie um den sofortigen Suizid nicht herum, weil sie dann nämlich gemerkt hätten, dass sie selbst die sind, gegen die kämpfen zu müssen sie vorgeben. (Warum sind die „guten“ Soziologen eigentlich alle tot und woran genau sind die gestorben? Haben die sich aus lauter Selbsterkenntnis umgebracht?)

Anders gesagt: Soziologen können gar nicht befähigt sein, Soziologe zu sein, weil man schon mit intellektuellen Flachkenntnissen erkennen würde, dass der Marxismus völliger Quatsch ist, ein Blödsinn, der nicht funktionieren kann. Vor 100 Jahren hätte man den Kommunismus/Sozialismus noch für eine dumme Schnapsidee halten können. Wer aber nach hundert Jahren des Scheiterns immer noch daran festhält, der muss schon von ganz außergewöhnlicher Dummheit sein. Jeder Soziologe, der auch nur ansatzweise in die Nähe der dafür erforderlichen intellektuellen Fähigkeiten käme, würde sofort von sich weisen, Soziologe zu sein. Es gibt keine fähigen Soziologen (mehr), weil die Soziologie ein solcher Deppenverbund geworden ist, dass jeder ausreichend fähige Mensch vehement bestreiten muss, Soziologe zu sein und dieser Deppenschar anzugehören. Soziologie ist der Gruppenzwang zum Bekenntnis zur marxistischen Verblödung geworden.

Philosophisch betrachtet gibt es die Soziologie gar nicht, weil sie ein Widerspruch ist: Die Soziologe zu sein setzt heute voraus, dass man so dumm ist, dass man viel zu dumm ist, um Soziologie betreiben zu können. Ich bin mal in Berlin bei den Soziologen vorbei gegangen, als die ihre Fakultät besetzt hatten. Nicht reingegangen, nur außen an den Scheiben vorbeigelaufen. Schon das war schwer zu ertragen, nur zu sehen, was die treiben.

Aha.

Die Soziologie ist also kein inhaltliches Fach, sondern ein Huldigen der Werke des Propheten Max Weber. Nur ist das Gehampel um das Schaffen einer Person eben keine Wissenschaft, sondern Kult, Ideologie. Wie Scientology mit seinem L. Ron Hubbard.

Noch blöder ist das natürlich, wenn man nur die Werke eines Propheten hat, und dann selbst sagen muss, dass sie nicht gelesen und verstanden werden.

Also: Soziologe besteht aus den Werken von Max Weber, die von den Soziologen aber nicht gelesen und verstanden werden. So richtig?

Soziologie

Sehr geehrter Herr Danisch,

zunächst vielen Dank. Die Lektüre Ihres Blogs ist stets ein Genuß.
Zu dem Beitrag “Florida schafft die Soziologie ab” vom 30.01.2024 (heute), möchte ich (kein Soziologe, Informatiker wie Sie) jedoch folgendes anmerken:

Es war Max Weber, neben Ferdinand Tönnies einer der Begründer der deutschen Soziologie, von dem das sogenannte Webersche Wertfreiheitspostulat stammt: Wissenschaft soll beschreiben und erklären was ist. Dabei spielt die Frage, was sein soll, keine Rolle.

Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, daß die Soziologie im sogenannten Positivismusstreit von Vertretern der kritischen Theorie (die Methode der Frankfurter Schule) das Wertfreiheitspostulat weitgehend aufgegeben hat – und weitergehend vielfach behauptet, daß Wissenschaft sich nur wertgebunden denken lasse, ob man sich nun dessen bewußt sei oder nicht. Überdies reproduziere eine rein deskriptive Wissenschaft die (repressiven (Wertung!)) Gesellschaftsverhältnisse. Einer kritischen Wissenschaft müsse es aber um ihre Veränderung gehen.

Der Denkfehler liegt darin, daß
a) von den verschieden Phasen des Forschungsprozesses (Entstehungszusammenhang (Konzeption), Begründungszusammenhang (Erhebung von Daten, Aufstellen und Überprüfen von Hypothesen) und Verwertungszusammenhang (Anwendung der im Begründungszusammenhang gewonnenen Erkenntnisse auf gesellschaftliche und wirtschaftliche Zwecke)) nur der Begründungszusammenhang wertfrei sein muß, und
b) bezieht sich das Wertfreiheitspostulat auf wissenschaftsexterne Werte. Daß nämlich die Suche nach möglichst allgemeinen Wahrheiten und Gesetzmäßigkeiten das Ziel von Wissenschaft ist, ist zwar ein Werturteil, aber ein wissenschaftsinterner, per Definition gegebener Wert.

In der Praxis führt diese selbstgewählte Unwissenschaftlichkeit der kritischen Theorie leider dazu, daß etliche Sozialwissenschaftler die Privilegierung der Wissenschaften (in der Wissenschaftstheorie einer der Gründe für die Notwendigkeit des sogenannten Abgrenzungsproblems) in der öffentlichen Diskussion für ihren eigenen Aktivismus mißbrauchen.

Mit freundlichen Grüßen

Davon ist aber nichts mehr übrig, denn die Soziologie ist ja nur noch politisches linkes Geschwätz, und sonst gar nichts mehr. Es gibt jede Menge Leute, die bei Soziologie immer auf Max Weber verweisen. Vielleicht haben das noch nicht alle mitbekommen: Max Weber ist tot. Der lebt nicht mehr. 1920 gestorben. Selbst wenn die Soziologie zu dessen Zeit vielleicht noch halbwegs brauchbar war, heute ist sie es nicht mehr. Und ob Weber noch irgendwas Brauchbares lieferte, würde er heute doch noch leben, kann auch in Frage stehen. Zu dessen Zeiten war das Gesellschaftliche sehr viel einfacher strukturiert.

Wenn man sich heute in der Soziologie auf Max Weber berufen muss, dann heißt das, dass die Soziologie seit 100 Jahren nichts mehr geleistet hat.

Übrigens: Ich hatte schon eine Soziologie-Dissertation auf dem Tisch, in der nicht nur jeder wissenschaftliche Teil fehlte, sondern in dem die Autorin in der Einleitung schrieb, dass sie den wissenschaftlichen Teil und die Erklärungen gleich ganz weglässt, weil sie Anhängerin von Max Weber und seiner Wertefreiheit sei. Und eine Begründung ja eine Wertung sei.

Noch einer:

Soziologen

Hallo,

was Soziologie angeht bin ich voll und ganz auf Ihrer Seite. Ich habe von 1972 bis 1977 Mathematik und Physik an der Universität Frankfurt studiert. Die Universität hatte damals in diesen Fächern hervorragende Professoren. Informatik war noch numerische Mathematik und mit meterhohen Lochkartenstapeln verbunden. Es war allerdings auch die hohe Zeit der Frankfurter Schule mit Labermaß, Mabuse, Abnormo und Kotzeimer. So stand es zumindest in einem Mathematikhörsaal an der Wand. Die Radikalinskies kamen noch selten zu Störmanövern in die Mathematikvorlesungen um uns etwas über den Niedergang der patriarchalischen Mathematik und der Notwendigkeit einer sanften schwulen Mathematik zu erzählen. Zu Physikvorlesungen kamen die überraschenderweise gar nicht. Damals hatten die Typen einen schweren Stand gegen 600 Studenten im Hörsaal, die Mathematik lernen wollten. Wir hatten komischerweise kein Interesse am Untergang der Mathematik.

Ich musste mich auch noch nicht schämen, von 1982 bis 1985 die fehlende Informatik an der Fernuni Hagen nachgeholt zu haben. Das hat für einen fundierten Informatikunterricht locker gereicht. Lochkarten waren passé, Assembler hat aber richtig Spaß gemacht.

Das sind so schöne Erinnerungen, die beim Lesen Ihrer Texte wieder hochkommen. Ich vermeide es heute allerdings, die Fernuni Hagen zu erwähnen.

An den Unis scheint man von Soziologie zur Zeit auf “etwas mit Medien” umzuschwenken, wenn ich dass Studierverhalten in meiner näheren Umgebung richtig deute.

Viele Grüße

Ach, schade. Das mit der „sanften schwulen Mathematik“ hätte mich jetzt interessiert. Vollständige Induktion und Algebra mit vorgewärmtem Gleitmittel.

Soziologie vs MINT

Lieber Herr Danisch;

ganz so einfach ist es nicht: zu meiner Göttinger Zeit gab es dort “SUMPF” = “Sozialistisch-undogmatische Mathe/Physik-Fachschaften”.
Um in ihrem Bild zu bleiben: das war damals der Durchschnitt an allen MINT-Fakultäten.

Und das Maximum: ich habe niemals ein derart zuplakatiertes und versifftes Foyer wie das der Technischen Universität Berlin in 1983 gesehen (ich meine, das war der Eingang am Steinplatz).

Das Minimum waren die Altertumswissenschaften in der Würzburger Residenz – exakt null Plakate.

Ja, Linke hatten wir auch. Aber wir haben die immer in ein Zimmer eingeschlossen und das zum Schein „Fachschaft“ genannt.