Ansichten eines Informatikers

Auf Fake-Meldung hereingefallen

Hadmut
3.1.2024 15:48

Sorry, Leute. Ich bin auf einen Fake hereingefallen.

Ich hatte vergangene Nacht um 4:20 einen Artikel über einen vermeintlichen SPIEGEL-Artikel geschrieben, der ein Fake war. Die Mailbox läuft gerade voll mit Zuschriften, dass es ein Fake war.

Nein, ich habe es nicht gemerkt.

Warum?

Weiß nicht. Weil ich in letzter Zeit einige Presseartikel gelesen habe, in denen welche, die vor zwei, drei Jahren noch unbedingt für rot-grün trommelten und kündeten, das sei das allein seelig machende und gleichbedeutend mit dem Einzug des Paradieses, inzwischen vor der schieren Unfähigkeit dieser Regierung erschaudern und sich abwenden ohne zu wissen, wohin.

Vielleicht, weil es 4:20 war und ich seit Dezember nicht mehr richtig wach war. Ich war über Weihnachten krank, mindestens schwer erkältet, Grippe oder sowas, vielleicht COVID, bin zwar auf dem Weg der Besserung, aber immer noch Husten und Nase zu, kann deshalb nur schwer schlafen. Zusammen mit dem (schon bebloggten) Umstand, dass mein natürlicher Tag-Nacht-Rhythmus etwas länger als 24 Stunden dauert und ich bei freier Zeiteinteilung (und jahreszeitbedingt wenig Sonnenlicht) jeden Tag etwas später ins Bett gehe, und ich wegen der Nase (entweder zugerotzt oder sie macht beim Atmen ganz komische Pfeifgeräusche, wenn ich liege) schlecht einschlafe, war ich um 4:20 dann vielleicht etwas zu müde.

Vielleicht, weil ich gerade zu viele Sachen gleichzeitig mache, und die ganzen Jahresendschikanen abarbeite, denen man als deutscher Staatsbürger in diesem unserem Lande, aber auch sonst ausgeliefert ist. Ich war gestern den ganzen Tag beschäftigt, alte Mails zu archivieren, Datenbestände zu synchronisieren und zu pflegen, Rechner neu aufzusetzen. Ich hatte neulich berichtet, dass ich Probleme mit einem Gigabyte-Rechner hatte, der nicht stabil lief. Inzwischen habe ich ein Ersatzgerät bekommen, das ich zwar noch nicht ausgiebig getestet habe, das aber nach erstem Eindruck besser funktioniert. Weil ich dabei einiges Geld für Speicherriegel ausgegeben hatte und ich jetzt die drei überschüssigen 64GB-Speicher auch nicht ungenutzt rumliegen lassen wollte, hatte ich mir vor Weihnachten noch günstige Rechner von Geekom bestellt. Von denen hatte ich schon einige sehr günstige N5000-Rechner, deren BIOS ich etwas bescheiden finde, mit denen ich sonst aber sehr zufrieden bin, weil die sehr ordentlich und stabil aufgebaut sind und einen SD-Kartenleser haben, der nicht per USB, sondern direkt angeschlossen ist und über den man deshalb die Seriennummern von SD-Karten auslesen kann. Allein, dass sie mit USB-Ports etwas geizig sind. Ich kann mit Freude berichten, das die gestrigen Arbeiten ergeben haben, dass ein Geekom A5 mit einem Ryzen 7 (weiß jetzt gerade nicht mehr, ich glaube ein 5800H oder so etwas) mit einem Speicher, der in dem ersten Gigabyte, der inzwischen ausgetauscht wurde, viele Probleme machte, zumindest nach erstem mehrstündigem Test nicht nur fehlerfrei funktioniert, sondern das Gerät obendrein einiges billiger ist, allerdings das Gehäuse in einem in Asien sehr beliebten, von mir aber als sehr hässlich empfundenen Champagner-rose-Farbton daherkommt. Farblich besser gefällt mir da der Mini IT12 mit Core-i7-irgendwas, der in einem bis auf das Design der Lüftungsschlitze praktisch baugleichen und auch innen gleich aussehenden, aber mir besser gefallenden dunkelblau daherkommt, mir aber Sorge bereitet, weil er sich nicht richtig ein- und ausschalten lässt. Ein mechanisches Problem, weil der Abstand zwischen der nur aus einem beweglichen Plastikteil bestehenden Gehäusetaste und dem von ihr gestoßenen darunterliegenden SMD-Schalter auf der Platine nicht stimmt, oder auch vielleicht eine Rückholfeder fehlt, ich habe es noch nicht herausgefunden, weil schwer einzusehen. Ich hatte um Weihnachten herum den Geekom-Service kontaktiert und von da den Ratschlag bekommen, dass wenn die Einschaltteste klemmt, man sein Gerät eben mal reinigen solle. Irgendwie hatten die das übersehen, dass ich das Gerät eben erst neu bekommen hatte. Den Schreibtisch habe ich gerade voll mit solchen Dingen, die ich gestern umgebaut, installiert, getestet hatte, und bei der Gelegenheit den Umstand, dass auf den Geekom-Rechner ab Werk ein Windows drauf ist, was ich normalerweise lösche oder durch eine größere SSD ersetze, um Linux draufzupacken, noch ausgenutzt hatte, um meine Reiner-SCT-Kartenleser mit neuer Firmware auszustatten, weil die Software dafür nur unter Windows läuft. Damit ich mich besser mit dem Personalausweis beim Justizpostfach anmelden kann, um zu sehen, ob ich Neues vom Verwaltungsgericht in der Sache Deutsche Bank/Datenschutz bekommen habe. Alles gleichzeitig machen, den Tisch voller Aufgaben, die alle immer Wartezeiten verursachen und deshalb parallel erledigt werden wollen.

Die Informationsflut. Ich war gestern damit beschäftigt, der Berge von durchgesehenen Zuschriften des Jahres 2022 Herr zu werden. Wobei sich (gestern war erst der 2. Januar) bereits die Zuschriften des Jahres 2024 zum neuen Berg türmen.

Darunter natürlich viele informative Zuschriften, die mir viel nützen.

Aber auch Leute, die mir aus unerfindlichen Gründen ans Bein treten wollen. Ich hatte die Frage gestellt, warum die U-Bahnen in Moskau, Dubai, Singapur sauber sind und in Berlin nicht. Objektiv betrachtet würde man meinen, dass das ein Artikel gegen Berlin ist. Prompt wurde ich aber wieder übel beschimpft, was ich eigentlich gegen Russland hätte, ob man mich als Kind aufs Samowar gesetzt hätte, und wie man nur so blöd sein könne, sich für Zypern zu entscheiden oder gar Wüstenkatastrophen voller Araber wie Dubai und chinesische Packungsdichten wie Singapur in Betracht ziehen könnte (was meines Erachtens Umstände sind, die die Sauberkeit der U-Bahnen nur umso beachtlicher erscheinen lassen, außerdem fühle ich mich sowohl in Dubai, als auch in Singapur wohl, was ich von Deutschland nicht sagen kann, und von Russland nicht weiß, mir aber nicht vorstellen kann, und es hat ja auch seinen Grund, warum so viele Russen lieber auf Zypern als in Russland wohnen, schließlich liegen mir bisher keine Berichte von Zyprioten vor, die nach Russlang emigriert sind).

Und nachdem ich zum erstaunlich glimpflich verlaufenen Flugzeugunglück in Tokyo geschrieben hatte, dass ich es für sehr gefährlich halte, dass sich in unserer Gesellschaft eine gewisse Coolness gegenüber Gefahren bis zur schieren Gefahrenverachtung breit macht, siehe all die hochgefährlichen TikTok-Videos, ich als Beispiel den Umgang mit COVID-19 genannt hatte, bekam ich wieder reihenweise Kommentare darüber, was für ein Idiot und sonstwas alles ich doch sei, weil ich mich hatte impfen lassen und im Blog beschrieben hatte, warum ich das für mich so entschieden hatte und das jeder selbst für sich entscheiden muss. Ich habe bis heute nicht so ganz verstanden, welches Problem Impfgegner damit haben, dass ich mich dafür entschieden habe, mich impfen zu lassen. Selbst wenn es eine dumme Idee und ein Fehler gewesen sein sollten (ich hatte damals schon ausführlich beschrieben, dass man es erst a posteriori wissen kann, aber eine a priori-Entscheidung erforderlich war), ist es doch mein Fehler und mein Schaden. Warum regen sich andere so darüber auf?

Jedenfalls kocht das alles hoch, bricht alles über einen herein, ich habe dann noch telefonisch jemandem geholfen, muss noch Vorbereitungen treffen, und irgendwann ist mir dann der Fehler unterlaufen, habe ich nicht mehr gesehen, dass die Domain spiegel.tld und und nicht spiegel.de hieß.

Irgendwann ist dann eben doch der Punkt erreicht, an dem man Fehler macht.

Viele wiesen mich freundlich-informativ darauf hin.

Einige wenige aber auch mit einer bitteren Häme oder in einem herablassenden Ton. Ich frage mich immer, was der Grund ist, ob ich es als Qualitätsmerkmal auffassen soll, dass mein Blog auch von denen gelesen wird, die mich überhaupt nicht leiden und ausstehen können. Ein Blog zu schreiben, das von Anhängern und Gleichgesinnten gelesen wird, ist einfach. Ein Blog zu schreiben, das von seinen Gegnern gelesen wird, deutlich schwerer.

Allerdings merke ich auch, wie sich die Gegnerschaft dreht. Früher hatte ich Linke, Feministen und sowas als Gegner. Seit Corona plötzlich eine enorme Feindschaft aus einem weit rechts wirkenden Lager. Und seit ich schrieb, dass ich Krieg nicht mag und kein Verständnis für den Angriff der Russen auf die Ukraine aufbringen kann, werde ich massiv als russophob beschimpft, als jemand, der nicht in der Lage sei, die wunderbaren Charaktereigenschaften von Russen und Russland zu begreifen und zu würdigen. Russland über alles. Soviel kann ich sagen: Ich bin in meinem Leben nur mit sehr wenigen Russen in Kontakt gekommen, aber wenn, dann war es mit den meisten davon unerfreulich. Ich habe die Freundlichkeit der Russen als meist nur aufgesetzt und falsch empfunden, und sie so oft als sehr arrogant und selbstherrlich erlebt, die sich für etwas besseres halten und glauben, in allem Vorrang zu haben. Denen wird das eingehämmert, wie toll Russland und die Russen seien, und diesen Tonfall höre ich auch aus vielen deutschen oder vermeintlich deutschen Zuschriften heraus, und der Tonfall kommt auch wieder in der Häme darüber, dass ich auf diesen Fake reingefallen bin.

Was für mich die Frage aufwirft: Warum?

Warum werde ich als Blogger eigentlich so massiv bearbeitet und bedrängt, weil ich mich kritisch zum Krieg Russlands gegen die Ukraine äußerte? Warum wollen Privatleute, oder welche, die so aussehen wollen, solchen Einfluss auf einen Blogger ausüben? Wem ist das so wichtig, mir einzubläuen, Russland gut, USA schlecht und Ukraine=USA? Normalerweise würde man doch denken, dass jemand, dem mein Blog nicht passt, es einfach nicht lesen und er sich mit mir gar nicht erst abgeben würde. Ich habe schon lange den Verdacht, dass dahinter die russische Kriegspropaganda steckt und man versucht, von unten herauf die Stimmung zu beeinflussen.

Was uns zu der Frage überleitet: Wer produziert eigentlich solche Fakes? Warum? Wozu?

Denn soviel steht fest: Das kostet Arbeitszeit, das kostet Geld (domain, rechenleistung, wenn nicht irgendwo gehackt).

Cui bono? Wer treibt für einen solchen Fake solchen Aufwand?

Einige der Leser sind sich sicher, dass das ein Produkt der russischen Staatspropaganda ist. Wobei ich persönlich auch überlegt hatte, ob jemand wie Jan Böhmermann dahinter stecken kann. Am ehesten aber wohl könnte es wirklich die Propaganda-Abteilung der Russen sein. Was allein schon für meine Missbilligung und Geringschätzung der Russen reichen würde. Inhaltlich würde es passen.

Es stellt sich die Frage, wie man als Blogger überhaupt noch arbeiten kann. Irgendwann wird der Aufwand, sich durch alle die Zuschriften zu arbeiten, alle die Staatsschikanen zu nehmen, alles noch auf Fake zu prüfen, zuviel.

Viele freuen sich jetzt, der Danisch hat einen Fehler gemacht.

Aber: Wäre nicht eigentlich die Erkenntnis angebracht, dass wir in einer Lügengesellschaft angekommen sind, und man eher fragen sollte, wer Lügen im Umlauf setzt, als wer darauf reinfällt?

Denn letztlich läuft das auf das hinaus, was ich die Tage schon zu dem Fake vom Flugzeug mit der abgebrochenen Tragfläche geschrieben hatte: Der vergiftete Brunnen. Und die daraus erwachsenden Effekte, dass man nichts mehr glaubt, und jede Menge dieser Besserwisser aus dem Boden sprießen, die immer gleich alles als Fake und Betrug und Schwindel auffassen wollen, weil das eine – sehr billige – Überlegenheit liefert. Auch diese Haltung, alles für Fake und inszeniert und Betrug zu halten, ist eine Art von Realitätsverlust.

Gehen wir doch mal anders an diesen Fake-Artikel heran:

Eine Menge Leute sehen den Vorgang gerade als „Danisch ist doof, Danisch ist auf einen Fake hereingefallen, der Fake ist doch offensichtlich“. Kann ich jetzt schlecht was dagegen sagen, ist so. Aber: Dann bleibt denen das Hirn stehen. Weiter geht’s nicht. Sobald die irgendwo Fake oder Verschwörung oder sowas sehen, folgt sofort der Denkabbruch.

Dabei wird es doch jetzt erst interessant. Das ist doch eigentlich viel interessanter als die ganze Jahresausgabe des SPIEGELS, wenn sie echt ist.

Wer macht solche Fakes?

Was ist das Ziel solcher Fakes?

Warum dieser Inhalt?

Die Kriminalistik zum Fake ist doch weit interessanter als jeder echte SPIEGEL-Artikel. Warum muss man etwas dann, wenn die „Fake“-Lampe, oder auch die „Populismus“- oder „Verschwörungs“-Lampe aufleuchtet, sofort alles fallen lassen und wegwerfen?

Hat man uns schon so darauf dressiert, dass wir beim Aufkommen solcher Schlüsselworte sofort alles aus dem Hirn werfen und nicht weiter nachdenken? Muss man nur noch „Fake“ oder „Rechts“ oder sowas rufen und sofort bleiben alle Hirne stehen und werfen ihre Inhalte ab? Haben wir uns da Löschtasten einbauen lassen?

Warum eigentlich ist bei so vielen zwar die Erkenntnis gekommen, dass das Fake ist – damit die Sache aber auch schon erledigt und vorbei?

Ein zwar nicht freundlicher, aber inhaltlich richtiger Ratschlag war aber auch dabei:

Das ist eine der perfekt nachgemachten bekannten Russen-Fake-Seiten. Junge, Junge, Hadmut. Bei aller liebe zum Confirmation Bias, aber du solltet selbst mal überlagen, ob du mittlerweile nicht auch deine objektive Distanz verloren hast, wenn du auf so etwas reinfällst.

Mach mal Urlaub – also so richtig.

Ein Widerspruch in sich. Man kann nicht gleichzeitig behaupten, dass es „perfekt nachgemacht“ sei und man nicht mehr gut ist, wenn man schon auf sowas reinfällt. Entweder das eine oder das andere.

Richtig allerdings wäre das mit dem Urlaub. Den könnte ich mal brauchen. Also richtigen Urlaub. Auch gesundheitlich.

Geht aber nicht.

Würde ich das Blog nur für ein paar Tage nicht befüllen, wäre es tot. Dann wären Leser und Werbung weg. Das ist Fluch und Segen des Blogs zugleich, dass man zwar einerseits relativ frei ist, wann und von wo aus man arbeitet, aber auch 365 Tage im Jahr arbeiten muss, um es am Leben zu halten. So ein Blog funktioniert nur, wenn die Leute auch täglich reinschauen, was es Neues gibt.

In einer Redaktion aus mehreren Leuten hat man die Möglichkeit, auch mal in Urlaub zu gehen und die anderen die Arbeit machen zu lassen. Ich glaube aber nicht, dass ein Blog wie dieses funktionieren würde, wenn mehrere Köche den Brei kochten.

Und selbst wenn: Ich könnte auch im Urlaub kaum abschalten, weil man ja doch ständig irgendwas liest und Gedanken sammelt, überlegt. Das eigentliche Schreiben am Blog ist vergleichsweise wenig Arbeit und geht auch recht schnell, weil ich die Artikel fast immer sehr schnell und aus den Gedanken runterschreibe. Das, was den Großteil der Zeit ausmacht und die Arbeit verursacht, ist es, die vielen Informationen zu sichten und aufzunehmen, darüber nachzudenken. (Wollte ich alles schreiben, was ich eigentlich schreiben will und an Material hätte, würde ich zehnmal so viel schreiben). Und das würde mir auch im Urlaub passieren.

Bleibt die Erkenntnis, dass ich es auch in Zukunft nicht werde schaffen können, fehlerfrei zu bleiben.

Und dass ich das vielleicht auch gar nicht will, weil die Anforderungen, die ich erfüllen müsste, um „fehlerfrei“ zu sein, das Blog einfach erwürgen würden. Es sieht sehr danach aus, dass dieser Anspruch, keine Fehler zu machen, mit dem Bloggen unverträglich sind, oder überhaupt mit vielen Arbeiten, und hier vor allem mal wieder die deutsche Auffassung durchschimmert, dass wir vor lauter Vorschriften und Sicherheitsmaßnahmen, die verhindern sollen, dass irgendwas schief läuft, gar nicht mehr zum Arbeiten oder Abheben kommen. Und das effektive Ergebnis dann nahe bei Null ist.

Anders gesagt: Ich glaube nicht, dass ein fehlerfreies Blog besser als eines wäre, in dem auch mal Fehler vorkommen, weil die Fehlerfreiheit (die man sowieso nie zu 100% erfüllen kann) mehr negative als positive Auswirkungen hat. Eine gewisse Fehlerquote ist der Sache immanent, und wir hätten auch keinen Straßenverkehr, wenn wir ihn so machen wollten, dass Unfälle ausgeschlossen sind.

Man läuft da Gefahr, in das zu laufen, was ich in der IT-Sicherheit als „übersichert“ bezeichnet habe: Vor lauter Eifer, einen Angriff, einen Fehler, eine Schwäche zu verhindert hat man auch die Hauptfunktion verhindert und könnte es dann auch einfach ganz bleiben lassen. Wenn ich die Bank so gegen Banküberfälle sichere, dass ich nicht mehr dazu komme, sie zu eröffnen, kann ich es auch gleich bleiben lassen.

Deshalb komme ich zu der Erkenntnis: Shit happens. Ich habe einen Fehler gemacht. Ich habe auch schon früher Fehler gemacht. Und ich werde auch in Zukunft Fehler machen. Ich bin mir dessen sogar ziemlich sicher und geradezu wild entschlossen, auch in Zukunft Fehler zu machen und hin und wieder auch auf einen Fake reinzufallen. Weil ich mir sicher bin, dass ein „fehlerfreies“ Blog schlechter wäre als eines, das mit einer geringen Fehlerquote lebt. Die Amerikaner werfen uns ja immer vor, dass wir keine Fehlerkultur haben und nicht mit Fehlern umgehen könnten. In den USA ist ein Fehler etwas, woraus man lernt. Bei uns ist ein Fehler etwas, was einen für alle Zeit erledigt. Und deshalb sind die USA erfolgreicher als wir. Deshalb ersticken wir gerade am eigenen Deutschtum.

Und das ist etwas, was ich auch in den letzten 30 Jahren gelernt habe: Der Profi kennt eine gewisse Fehlerquote, kann damit umgehen und weiß, die Fehler auch zu erfassen und einzukalkulieren. In der IT ist es üblich, dass wenn man für das Rechenzentrum 100 Festplatten bestellt und bezahlt, man 103 oder 105 bekommt, um deren typische Fehlerquote auszugleichen, statt Garantie. Weil man weiß, dass es fehlerfrei gar nicht geht. Auf jeder Festplatte (oder im Datenblatt dazu) steht die Fehlerquote der Festplatte. Wir arbeiten ständig mit Fehlerquoten und Fehlerkorrektur. Die Erwartungshaltung einer Fehlerfreiheit ist eher eine Sache der Amateure. Die stellen sich das immer gerne so vor, dass nichts schief gehen kann und darf.

Auch ein Thema aus meinen Sicherheitsschulungen: Brücken haben einen enormen Sicherheitszuschlag gegenüber der angegebenen Maximalbelastung. Deshalb brechen die auch nicht gleich zusammen, wenn mal ein Schwerlasttransport darüber fährt. Würde man aber Flugzeuge mit demselben Sicherheitszuschlag bauen wie Brücken, dann wären sie so schwer, dass sie nicht abheben könnten. Dann wären es gar keine Flugzeuge. Und würde man ein Blog so betreiben, dass es keine Fehler machte – dann wäre es kein Blog. Dann könnte ich gar nicht genug schreiben, und das käme dann immer viel zu spät, und würde keine Gedanken und nichts enthalten.

Langer Rede kurzer Sinn: Ich bleibe dabei und werde auch künftig Fehler machen. Weil ein „fehlerfreies“ Arbeiten nicht nur nicht möglich ist, sondern selbst dann, wenn es ginge, das Blog abwürgen würde. Die Kunst liegt darin, den höchsten Gesamtwert des Produkts zu generieren, und der liegt eben nicht bei einer hundertprozentigen Fehlerfreiheit. Blogger machen Fehler, sonst wäre es kein Blog.

Nachtrag: Was den Urlaub angeht, ist die Frage natürlich interessant, ab wann die KI so gut ist, dass ich der KI sagen kann, sie soll mal das Blog für vier Wochen weiter schreiben, und keiner merkt’s. Die Frage ist allerdings, ob ich danach selbst noch Lust hätte, wenn vier Wochen lang keiner merkte, dass die KI und nicht ich das geschrieben habe.