Ansichten eines Informatikers

Vom subtilen Unterschied zwischen dem sechsten und dem siebten Sinn

Hadmut
30.11.2023 14:32

Darüber habe ich noch nie nachgedacht.

Ich hatte ja erwähnt, dass ich den Film „The sixth sense“ so gut fand. Den Titel fand ich allerdings komisch, warum ausgerechnet der sechste? ich habe aber nie darüber nachgedacht und einfach angenommen, dass das eine dramaturgische Titelwahl war, weil es im Englischen wohl besser klingt als „seventh“, das klingt dann gleich so nach sieben Zwerge, und es gab schon so viele Filme mit 7. Die gloreichen Sieben. 1995 gab es sogar einen Thriller, der nur „Seven“ hieß. Seven of Nine gab es auch. Kurz nach The sixth sense kam ja auch Schwarzenegger mit „The 6th Day“.

Ich dachte, das wäre einfach so eine amerikanische Marotte. Bei uns ist die Sieben irgendwie magisch, in den USA wird aber vieles durch 6 oder 12 geteilt. (1 Fuß = 12 Zoll usw.), und ich dachte einfach, dass denen sie 6 wichtig ist, bei uns nicht so.

Da habe ich wohl falsch gedacht.

Leserantwort auf meinen Artikel zum sechsten Sinn:

Darüber habe ich noch nie nachgedacht. Zumindest könnte ich mich gerade nicht erinnern. Also, über die Sinne natürlich schon, aber nicht darüber, dass die Amerikaner den übernatürlichen Sinn als den sechsten und wir ihn als den siebten bezeichnen.

Ich kenne natürlich die Fernsehspotserie aus meiner Kindheit „Der 7. Sinn“ über Vorsicht im Straßenverkehr. Aber ich habe nie darüber nachgedacht, warum die auf die Sieben setzten und die Amerikaner in „The sixth sense“ auf die Sechs.

Und natürlich haben wir in der Schule die fünf Sinne gelernt: Sehen, Hören, Riechen, Schmecken, Fühlen.

Ich war schon immer der Meinung, dass das so nicht stimmt, weil ich Temperaturempfinden und mechanisch-taktiles Fühlen für zwei verschiedene Sinne halte. Es gibt auch Leute, die acht Sinne unterscheiden wollen, weil sie meinen, dass Temperatur, Bewegung und Gleichgewicht noch dazu gehören. Das halte ich allerdings auch wieder für falsch, weil ich Bewegung und Gleichgewicht für Sonderfälle und Spezialanwendungen des mechanisch-taktilen Sinnes halte.

Deshalb nämlich halte ich das mit der „Propriozeption“, was der Leser oben erwähnte, nicht für einen eigenen Sinn, sondern nur für ein Rechenergebnis der anderen Sinne.

Genau das nämlich hatte ich schon einmal in anderem Zusammenhang betrachtet, nämlich beim Fliegen. Es gibt den Effekt, dass viele Piloten von kleinen Flugzeug, die weder Instrumentenflugausstattung noch -ausbildung haben, tödlich verunglücken, weil sie den Fehler machen, völlig gerade mit einem völlig intakten Flugzeug in eine Wolke zu fliegen, und dann nicht, wie man erwarten würde, auf der anderen Seite der Wolke wieder rauskommen, sondern unten herausfallen und im Trudeln abstürzen. Der Grund ist nämlich eine Sinnestäuschung des Gleichgewichtssinnes. Deshalb weiß man, dass der Gleichgewichtssinn aus drei Sinnen besteht:

  • Dem Sehen der Umgebung und des Horizontes. Es gibt reichlich Videos von Leuten (auch Kleinkindern) in den sich drehenden Rummelplatzröhren oder auf einem Boden aus Bildschirmen, die einem eine sich bewegende Umgebung nur zeigen, und die dann umfallen oder as Gleichgewicht verlieren, obwohl sie auf völlig stabilem, bewungslosem Boden stehen.
  • Der Gleichgewichtssinn im Ohr, der aus kleinen flüssigkeitsgefüllten ringförmigen Röhren besteht, die innen mit Haaren ausgekleidet sind. Bewegen wir uns, insbesondere bei Drehungen, bewegt sich die Flüssigkeit durch Massenträgheit in den Röhren (genauer gesagt, sie bewegt sich gerade nicht, weil sie zum Stehenbleiben neigt, aber wir uns) und das nehmen die Härchen taktil wahr. Deshalb wird uns schwindlig, wenn wir uns drehen, weil sich die Flüssigkeit dann mitdreht.
  • Unsere inneren Organe sind nicht völlig fest aufgehängt, sondern mit einer gewissen Elastizität. Die Schwerkraft zieht sie immer etwas nach unten. Weil wir aber fühlen, in welche Richtung die Schwerkraft die Organe zieht, spüren wir, wo „unten“ ist, und damit die Lage unseres Körpers. Wir setzen also unsere Organe als eine Art Schwerkraftpendel ein. Aber auch das ist ein Taktiler Sinne.

Und wenn die nicht übereinstimmen, dann sind wir seekrank oder haben Höhenschwindel, weil das gerade da besonders auftritt. Deshalb hilft es gegen Seekrankheit nicht, sich in die Kajüte oder ins Klo zurückzuziehen, weil die Augen dann die Wände sehen und Stillstand melden, während die Organe und das Ohr starke Bewegung melden. Der Grund, warum wir dann kotzen, ist, dass wir eben keine Meerestiere sind, sondern uns normalerweise auf Land bewegen, und diese Divergenz evolutionär gesehen ein Vergiftungssymptom ist, wir also etwas Giftiges gegessen haben, und der Körper dann reflexartig lieber ausspuckt, was wir gegessen haben. Der Körper interpretiert das irrtümlich als Vergiftung.

Im Flugzeug in der Wolke fällt der optische Orientierungssinn aus, und wenn man in eine Seitenlage kippt („rollt“), kann es zu meiner tödlichen Fehlinterpretation kommen, weil durch die Zentrifugalkräfte sowohl Ohr, als auch Organe getäuscht werden, weil sie Gravitation und Zentrifugalkraft nicht unterscheiden können, und die Flüssigkeit im Ohr durch Mitdrehen fälschlich Geradeausflug melden kann. Die Organe melden dann, dass die Schwerkraft „rechts“ ist, das Flugzeug also nach rechts gerollt sei, obwohl mal linksherum in einer Spirale fliegt, und man – selbstverstärkender Fehler – dreht per Querruder weiter nach links, bis man den Auftrieb verliert und nach unten wegfällt.

Deshalb halte ich den Gleichgewichtssinn für eine Kombination aus Sehen und taktilem Fühlen.

Richtig beantworten können das aber eigentlich nur Neurologen, die sich mit den entsprechenden Sinneszellen auskennen.

Dass aber die Amerikaner da anders zählen, wie bei den Gebäudegeschossen, bei denen die den ersten Stock für das Erdgeschoss halten, war mir wirklich nicht bewusst.