Ansichten eines Informatikers

Von wegen „Wer billig kauft, kauft zweimal …“

Hadmut
18.11.2023 23:55

Über Gigabyte, Ryzen 7 und Leute, die meinen, Markenprodukte seien immer besser.

Ich habe in letzter Zeit einige Rechner gekauft.

Darunter einige wirklich billige Rechner aus China mit Celeron N5000ern und einen N100, wirklich der billigste Kram, der zu finden war. Die funktionieren alle einwandfrei. Das ist bemerkenswert, aber auch nicht wirklich überraschend, weil die Celerons und sonstige Billig-Prozessoren immer ein paar Generationen und Leistungsstufen hinter dem modernen Zeug hinterherhinken und deshalb ausreichend Leistungsreserven haben, „gut abgehangen“ sind.

Nun will ich jetzt nicht alle meine Netzwerkintimitäten ausbreiten, aber ich habe seit fast 15 Jahren die Angewohnheit, zwei Desktop-Rechner zu benutzen: Einen günstigen, vor allem stromsparenden Rechner, der nicht so schnell sein muss und dafür auch weniger Strom verbraucht und mit dem Lüfter weniger Krach macht, weil das für viele Dinge, die ich so den ganzen Tag treibe, wie Webseiten lesen, Bloggen, Software testen und schreiben, völlig reicht. Da braucht man nicht mehr. Core i3, Celeron und sowas drin. Selten auch mal ein i5, wenn ich gerade billig hinterhergeworfen bekomme. Dafür läuft der Rechner dann immer, geht nur in den Suspend, weil ich das gerne habe, wenn ich mal nachts um 3 aufwache und ganz dringend einen Blog-Artikel schreiben muss und dann nicht warten muss, bis die Kiste oben ist.

Und für Bild- und Videoverarbeitung und größere Datenmengen habe ich einen zweiten PC mit aktuellen Prozessoren, da gerne eine Ryzen7. Der darf dann auch Krach machen und etwas Strom ziehen, weil der dann nur bei Bedarf läuft und nicht den ganzen Tag rumsteht.

Ich hatte mir vor knapp einem Jahr, als die gerade neu rausgekommen waren, für die Zweitwohnung einen Gigabyte GB-BER7 mit dem erweiterten Gehäuse gekauft, weil der – seinen Kenndaten nach – genau das ist, was ich wollte und brauchte. Beste Ausstattung, alles drin, schluckt NVMe-SSD plus weitere, auch eine 2.5-Zoll SSD für mehr Platz, bis 64GB RAM und so weiter, und das alles noch klein und leicht.

Aber, ach.

Ich kriege den Rechner nicht zu einem stabilen Betrieb. (Ubuntu 23.04 und 23.10). Ständig, normalerweise alle paar Stunden bis paar Tage, stürzt das Ding ab. Und zwar ohne Logmeldungen und Vorwarnungen. *Zack* mittendrin reboot.

Das ist normalerweise ein Zeichen für Inkompatibilitäten mit dem Speicher, und gerade die Ryzen sind berüchtigt dafür, beim Speicherinterface sehr wählerisch und schwierig zu sein.

BIOS-Update ging nicht, weil die UEFI-Shell mit dem von Gigabyte gelieferten Update nicht klarkam. Weiß nicht mehr, was das Problem war, habe es mir dummerweise nicht aufgeschrieben. Aber ich hatte mich an Gigabyte gewandt und bin von denen nur verarscht worden. Um den Fehlerreport hinzuschicken muss man angeben, welches Betriebssystem man verwendet (und man sollte nicht lügen, sonst bekommt man irgendwelche Tools oder Anfragen für Windows), und wenn man da Linux angibt, geht da sofort der Rolladen runter. Linux würde von ihnen nicht unterstützt. Dass die Probleme mit dem Firmware-Update aber nicht mit Linux zusammenhängen, weil man dafür Linux ja gar nicht erst bootet, sondern im UEFI-BIOS arbeitet, kapieren sie nicht. Da sitzen irgendwelche Callcenter-Arbeiter, die einfache Listen abarbeiten, und da steht: Wenn einer „Linux“ sagt, habt Ihr gewonnen, dann machen wir einfach gar nichts.

Nun habe ich inzwischen vier paar Speicherriegel von verschiedenen Herstellern ausprobiert. Funktioniert alles nicht sauber. Manche stürzen im Durchschnitt nur alle 1-2 Tage ab, andere alle 1-2 Stunden. Memtest 86 listet mir da auch schöne Fehler auf.

Dass ich allerdings gleich vier fehlerhafte Speicherriegelpaare erwischt habe, will ich nicht glauben.

Was überaus ärgerlich ist, denn ein paar Speicherriegel mit 2x32GB = 64GB kostet einiges. Anfangs dachte ich mir, das sei nicht so schlimm, weil ich ja auch einen anderen Rechner aufrüsten will, und während früher meine Desktop-Rechner grundsätlich 16GB hatten, bin ich längst bei 32GB als Minimum und 64GB als „macht Spaß“, weil der ganze Browser- und Multimedia-Kram auch enorm viel Speicher frisst. Ich habe dann auch gerne einen 4K-Monitor dran.

Nun habe ich das Ding schon dreimal zwischen Deutschland und Zypern hin und hergetragen, am Flughafen halten sie mich schon für bekloppt (und das vielleicht nicht mal ganz zu Unrecht).

Und einmal auf Garantie zum Händler eingeschickt, weil Gigabyte auch nichts mit Endkunden zu tun haben will, da muss man alles über die Händler machen.

Der Händler meint zwar, er wolle mir „auf Kulanz“ nichts berechnen, aber die Prüfung habe ergeben, dass der Rechner intakt sei und keinerlei Probleme habe. Ich bin nicht davon überzeugt, ob er den Rechner überhaupt ausgepackt hatte. Ich hatte nämlich den Fehler gemacht, die Verpackung schon weggeworfen zu haben und auch sonst alle kleinen Verpackungen im Zuge des Aufräumens und Ausmistens rauszuwerfen, und dann in meiner Not den Mini-Rechner im großen Karton dick eingewickelt hinzuschicken, weil ich gerade nichts anderes hatte. Und habe das Ding verblüffend gleich eingewickelt wieder zurückbekommen, als wäre es nie ausgewickelt worden. Ich muss mal fragen, welchen Speicher sie da verwendet haben.

Ich bin sauer.

Ich bekomme Rechner in der Regel nicht in der Ausstattung zu kaufen, wie ich sie haben will. Und soll dann immer noch ein Windows mitbezahlen, das ich nicht will. Deshalb kaufe ich Rechner gerne als „Barebone“ ohne RAM, Platte/SSD und Betriebssystem oder in Einzelteilen. Damit bin ich die letzten 20 bis 25 Jahre gut gefahren. Ich hatte noch nie solche Probleme. Ich hatte schon mal Probleme mit dem Speicher, der nicht gut funktionierte, der zweite hat aber dann funktioniert. Dass da aber reihenweise Speicherriegel Probleme machen, ist mir noch nie untergekommen. Obwohl ich privat und beruflich bestimmt deutlich über 100 Rechner bestückt und in Betrieb genommen habe.

Was mich daran ärgert, ist der miserable Support.

Ich würde das ja einsehen, wenn ich in China von irgendeiner Hinterhofmarke irgendeinen Billigstrechner bestellt hätte, und die dann keinen Support leisten, wenn mal was nicht funktioniert. Die funktionieren aber.

Das Markengerät von Gigabyte, noch dazu nun wirklich nicht billig, funktioniert nicht stabil, und inzwischen habe ich für Speicherriegel soviel ausgegeben wie für den Rechner selbst.

(Und nein, ich neige nicht dazu, Dinge, die ich bestellt habe, einfach so an den Händler zurückzugeben, weil ich das auch nicht mag, wenn ich was bestellte und gebrauchte Riegel oder andere Dinge bekomme. Schon gar nicht, wenn ich nicht einkreisen kann, ob es am Rechner oder am Speicherriegel liegt.)

Es gibt so viele Leute, die einem dann, wenn etwas Billiges nicht läuft, hämisch „Wer billig kauft, kauft zweimal“ zurufen.

Ich habe ein Markengerät gekauft und nun schon vier Paar Speicherriegel gekauft.

So rein technisch gesehen müsste ich jetzt den gleichen Rechner nochmal kaufen, um den Vergleich zu haben, ob es ein Serienproblem oder ein Problem des spezifischen Gerätes ist. Speicherriegel habe ich ja genug herumliegen.

Ich habe nur keine Lust, für ein Gerät, über das ich mich so geärgert habe, noch mehr Geld auszugeben, und einen Zweiten zu kaufen.

Nun grüble ich darüber, wie ich damit weiter mache.

Reklamieren habe ich ja schon versucht, es ist ja aber schwierig, einen konkreten Fehler nachzuweisen.

Früher war es üblich, dass die Hardware-Hersteller für ihre Rechner Listen herausgaben, welche Speicherriegel kompatibel sind und geprüft wurden, damit man weiß, welche man kaufen kann. Gibt es da auch nicht.

Es ist einfach zum Mäusemelken. Weil man ja nie sagen und noch weniger beweisen kann, was jetzt eigentlich wie defekt ist oder nur inkompatibel. Und weil es sehr schwer ist, in Zypern an Ersatzteile zu kommen, jeder Testdurchlauf dauert da immer ewig. Mir war nicht mal klar, ob das vielleicht gar nicht am Rechner liegt, sondern das Netzteil womöglich Spannungseinbrüche liefert.

Grundsätzlich wäre mir AMD sympathischer als Intel, weil die modernere Rechner bieten, und mehr Rechenleistung pro Euro. Ich muss aber sagen, dass mir die Speicheranbindung bei Intel stabiler vorkommt. Ich hatte in weiser Voraussicht auch noch einen extrem billigen Rechner von MSI mit Pentium Gold 6405U Prozessor als Reserve gekauft, weil die N5000-Rechner, die ich hatte, nur bis 32GB RAM gehen und dieser 6405U-Billigstrechner sogar 64GB und noch zur NVMe eine 2,5-Zoll-SSD aufnimmt. Ich war überaus froh, das Ding mitgenommen zu haben, denn so habe ich auf billigste Weise einen zwar deutlich langsameren, aber dafür völlig stabil laufenden Ersatz für den Gigabyte-Rechner, bis der dann sauber läuft. Es ist aber frappierend, wenn ein Rechner, der nicht einmal ein Viertel gekostet hat, als völlig stabiler und normal laufender Ersatzrechner dienen kann. bei ungefähr gleicher Gehäusegröße.

Es ist ein Krampf.

Und ich überlege jetzt, ob ich Gigabyte von meiner Einkaufsliste streiche, oder mir noch ein Vergleichsstück beschaffe, um wenigstens zu sehen, ob es ein Problem der Serie oder nur dieses einen Rechners hier ist. Es schreibt zwar sonst niemand über Probleme mit diesem Rechner, aber es bleibt unklar, ob das daran liegt, dass die Rechner stabil laufen, oder keiner das Ding kauft.

Es bleibt, dass der Support miserabel ist.