Ansichten eines Informatikers

Flugsicherheit

Hadmut
25.11.2022 15:28

Da geht mir doch der Hut hoch.

Ich habe zwar Interesse an der Luftfahrt, bin aber kein Pilot und habe keinen Pilotenschein. (Doch, den für kleien Drohnen, so ein bisschen was lernt man da auch.) Ich bin schon mal ein Flugzeug geflogen, einfach einige Minuten geradeaus, weil ich neben der Pilotin saß und die auf einmal meinte, sie müsse was auf der Rückbank erledigen, zu mir sagte, ich soll das Ding gerade ausfliegen und Bescheid sagen, wenn’s Probleme gäbe, um sich dann nach hinten umzudrehen und um den kotzenden Passagier auf der Rückbank zu kümmern. Und ich hatte mal ein 20-minütige Einführungsviertelstunde auf einem Hubschrauber mit Fluglehrer, wo ich mit dem Hubschrauber wunderschöne Kurven geflogen bin, es aber nicht geschafft habe, ohne Eingreifen des Fluglehrers den Hubschrauber auch zu landen, ohne dass sich dabei aufschaukelte. Aber ich bin schon viele Male nebendran gesessen, wenn einer flog, der wusste, wie es geht. Ich habe also schon mal gesehen, wie das aussieht, wenn Leute fliegen, die das können.

Und, das ist ganz wichtig, ich bin Blogger. Ich habe ein Blog, bei dem ganz viele Piloten mitlesen, auch Berufspiloten. Immer, wenn ich irgendwas zum Fliegen schreibe oder frage, schreibt mir dann einer was dazu. Vor vielen Jahren hatte ich sogar mal einen Piloten der Bundeswehr, studiert in Luft- und Raumfahrttechnik, der mir dann immer gleich schrieb, wo ich irgendwas in der Aerodynamik nicht richtig getroffen hätte. Als ich schrieb, dass Hubschrauber eine bestimmte Geschwindigkeit nicht überschreiten können, weil das zurückeilende Blatt ja dadurch relativ an Geschwindigkeit durch die Luft verlöre und in den Stall gerate, schrieb der mir, dass das so nicht stimme, weil vielmehr das Problem sei, dass das vorauseilende Blatt mit der Blattspitze die Schallmauer durchstoße, was zu üblen Effekten führe und nebenbei auch zum Teppichklopfergeräusch, was nach meinem Wissensstand eine Folge der Verwirbelungen von Haupt- und Heckrotor sei und deshalb bei NOTAR-Hubschraubern nicht auftrete. So auf der Ebene.

Ich bilde mir deshalb ein, zumindest ein Scheuentor von einem Flugzeug unterscheiden zu können. Genauer gesagt, ich bildete es mir ein, bis mich ein Kollege, seines Zeichens Fluglehrer und aerodynamischer Besserwisser, darauf hinwies, dass es keinen qualitativen Unterschied zwischen einem Flugzeug und einem Scheunentor gebe, der Übergang nur fließend sei und allenfalls vom Grad der Motorisierung abhänge. Seitdem vermeide ich Scheunentore im Zusammenhang mit Blogartikeln zum Fliegen. Tatsächlich nämlich gab es irgendwann auf Youtube mal einen Film über ein (Modell-)Flugzeug in Form eines fliegenden Scheunentores. Assoziationen mit Snoopy, der mit seiner Hundehütte den Roten Baron verkörperte, bleiben nicht aus.

Nun hatte die letzte Generation, sowas wie die Zeugen Jehowas des Weltuntergangs (die kamen vor 30 Jahren auch mal bei mir vorbei und meinten, der Weltuntergang stehe bevor, nur mit ihrer Arche könne man überleben), vielleicht sollte man sie die Zeugen Gretas, Luisas, Ricardas oder sowas nennen, doch den Flughafen BER für einige Stunden blockiert. Manche schrieben, sie hätten sich auf die Landebahn geklebt. Andere schrieben, sie hätten diese nicht betreten, sich nur auf die Zu- und Abwege (Taxiway) geklebt, was aber zum selben Resultat geführt habe, nämlich der Außerbetriebnahme der Landebahn. Zudem sei die Lage unübersichtlich gewesen, Polizei und Tower hätten nicht gewusst, ob Leute auf der Landebahn rumlaufen.

Dazu hieß es in der Presse, Flugzeuge hätten in der Warteschleife kreisen müssen, einige seien umgekehrt, und so viele hätten auf andere Flughäfen umgeleitet werden müssen (drei wurden genannt, Dresden, Hannover und den dritten weiß ich nicht mehr, war es Hamburg?), und es in Dresden sogar zu Chaos geführt habe, weil dessen Kapazität überschritten worden sei. Außerdem hätten viele Flüge nur mit erheblicher Verspätung starten können, was sich ja dann für den Rest des Tages fortpflanzt, weil die ihre Landeslots verlieren, Flugzeiten überschreiten und so weiter und so fort. Es gab mal eine Zeit, da hatte Berlin alleine schon drei Flughäfen. Auch problematisch ist wohl, dass man ja angeblich – aus Umweltschutzgründen, um das Gewicht zu reduzieren und damit weniger Treibstoff zu verbrauchen – mit weniger Reservesprit im Tank fliegt, und damit weniger Ausweichmöglichkeiten und weniger Warteschleifenkapazität hat.

Deshalb hatte ich das als gefährlich eingestuft, als Straftat im Sinne des § 315 StGB bezeichnet, weil ich es eben für gefährlich halte, Flugzeuge, die in der Luft sind, daran zu hindern, auf die normale Weise wieder herunterzukommen.

Sowas tut man nicht.

Das ist für mich, wie wenn man einen unter Wasser drückt, der gerade auftauchen will, um ihn daran zu hindern.

Es gibt Dinge, die gehören für mich kategorisch zum geht-gar-nicht. Und dazu gehört, Flugzeuge in der Luft daran zu hindern, zu landen. Egal, wie man das anstellt. Ich habe deshalb auch nicht das allergeringste Verständnis für die Idioten, die Piloten mit Laserpointern blenden oder Drohnen in die Schneisen oder über die Landebahnen fliegen. Null. Sowas geht für mich nur im Krieg, wo man den Gegner am Einmarsch hindert, oder vielleicht Terroristen vor dem Anschlag. Also im Prinzip nur unter den Voraussetzungen, unter denen man ein Flugzeug auch abschießen dürfte und würde.

Mein Wissensstand zur Flugsicherheit ist, dass man alles so baut, dass eine einzelne Fehlerursache allein nicht zum Absturz führen können soll. Sperrt man aber einen Flughafen, dann ist schon mal eine Ursache gegeben und die Ausfallsicherheit futsch. Dann reicht auch eine einzelne Ursache.

Nun schreibt ein Leser:

Auf dem Teppich bleiben!

Klima-RAF: Gefährlicher Eingriff in den Luftverkehr

Lieber Herr Danisch, diese 3 “Aktivisten”,
die mir in jeder Beziehung gegen die Hutschnur gehen, haben etwas Dämliches, aber Ungefährliches unternommen.

Sie haben einen Zaun durchschnitten, sind auf das Flughafenfeld gegangen und haben sich auf einem der Taxiways festgeklebt.
Damit ist der Flugverkehr in keiner Weise gefährdet.
Das muß man so mal festhalten.
Es sind auch KEINE Leben in Gefahr, außer das vielleicht der dämlichen Selbstkleber.

Sie lieber Herr Danisch, sollten mal bitte auf dem Teppich bleiben.

Davon unberührt wäre die Frage, wie einfach es eigentlich ist, auf das Rollfeld des Flughafens vorzudringen.
Das würde mich in der Tat interessieren.

Beste Grüße!
Und ziehen Sie bitte mal die Schaumbremse!

Damit ist der Flugverkehr in keiner Weise gefährdet.

Flugzeuge können nicht landen. Müssen Warteschleifen drehen oder sich auf anderen Flughäfen dazwischenquetschen. Flugzeuge können nicht starten, und müssen deshalb alles in der restlichen Tagesszeit zusammenstauchen, sich da auch noch irgendwo ihre Start- und Landeslots holen.

Der BER fällt für Notfälle weg. Wenn ein Flugzeug eine Not- oder Sicherheitslandung machen muss, steht der BER nicht mehr zur Verfügung.

Auf der Straße behaupten die Klimaspinner noch, sie hätten Rettungsgassen freigehalten. Wo ist die Rettungsgasse für Flugverkehr gewesen?

Und dann will mir einer erzählen, das sei dämlich, aber ungefährlich?

Wessen Maßstäbe sind hier verschoben? Die des Lesers oder meine?