Ansichten eines Informatikers

Flughafengeschichten

Hadmut
11.11.2022 17:59

Ein Leser erzählt mir die Geschichte, wie das Flughäfchen Schönefeld zum BER wurde.

Hallo Hadmut, zu Ihrem Blogeintrag “Aus drei mach keins” habe ich folgende Anmerkungen:

1) Sperenberg hat den Wettbewerb gegen Schönefeld gewonnen, aber in Schönefeld wurde gebaut, weil der damalige brandenburgische Ministerpräsident Stolpe unter Druck gesetzt wurde, schreibt er in seiner Autobiographie. Was er nicht schreibt, aber viele vermuten: Er war ein KGB-Agent und man hat ihn mit Enthüllungen gedroht. (…)

2) Das Umfeld des damaligen Regierenden Bürgermeisters Diepgen hatte lange vor der Entscheidung massiv in Grundstücke im Umfeld des alten Flughafens Schönefeld investiert und die Spekulation sollte sich doch auszahlen.

3) Gegen die logische Entscheidung Stendal bzw. Sperenberg waren die Provinzfürsten anderer Bundesländer, die alle ihre eigenen internationalen Flughäfen haben wollten. Am Besten hat noch der Flughafen Leipzig abgeschnitten, der jetzt ein internationales Frachtdrehkreuz ist und von Berlin relativ gut erreichbar.

4) Zum Versuch, den Standort Wriezen auszubauen: Der dort gelegene ehemalige Militärflugplatz (und Standort der DDR-Regierungsflieger) wurde letztlich gestopt, in dem man den neuen Eigentümer wegen angeblichem Subventionsbetrug (Privatdetektive hatten lange gesucht) ins Gefängnis steckte. Es gab bereits die feste Zusage von Easyjet, von dort aus Berlin zu bedienen. Ähnlich war es mit dem Militärflugplatz Eberswalde, dessen zeitweiliger Eigentümer Flughafen Wien AG bereits die Zusage von Air Berlin hatte. Dort wären die Passagiere ebenerdig vom Zug bis zum Flieger gelaufen. Durch Intervention von Bundeskanzler Schröder in Wien wurde das gestopt. So oder ähnlich erging es mehreren ehemaligen Militärflugplätzen im Umkreis von Berlin, es durfte keine Konkurrenz zu BER enstehen.

5) Ende der 1980er Jahre gab es Pläne, die existierenden Flughäfen TXL, THF und SXF mit einer Express-U-Bahn unter Nutzung der vorhandenen Tunnel der Linien U6 und U7 zu verbinden. An beiden Enden fehlen jeweils nur 2km Tunnel und TXL hat einen nie genutzten U-Bahnhof. Der Ausbau bzw. die Sanierung der vorhandenen (teils 100 Jahre alten) Tunnel hätte nur ein Bruchteil an Geld und Zeit gekostet.

Viele Grüße

Das hört sich alles so dämlich, so bescheurt, so idiotisch, so korrupt, so politisch an, dass es glaubwürdig ist. Seltsam kommt mir aber Punkt 5 vor, denn warum sollte man Ende der 1980er daran gedacht haben, TXL, THF und SXF zu verbinden? TXL und THF waren Flughäfen von Westberlin, und SXF einer der DDR. Bei aller Mauerfalleuphorie, Wiedervereinigung war erst Ende 1990, und an Planungen dachte man erst viel später.

Da frage ich mich: Welches Interesse sollte oder könnte denn der KGB daran haben, Schönefeld und nicht Sperenberg zu nehmen?

Ich kann mich so dumpf an Hinweise in Zusammenhang mit der Puzzleteilesammlung zu meiner Promotionstitanic erinnern, wonach die Flughäfen was mit dem 2+4-Vertrag zu tun haben sollten und russische Zustimmung bräuchten. Aber was könnte das für die Russen für eine Rolle spielen, ob man von Schönefeld oder Sperenberg fliegt?

Oder hat das Interesse selbst gar nichts mit den Russen zu tun, man halt nur russische Methoden und russische Kompromatkoffer eingesetzt, um anderweitige Interessen durchzusetzen?