Ansichten eines Informatikers

Der polnische Flughafen

Hadmut
11.11.2022 11:09

„Das ist es, was die NATO braucht, um schnell zu reagieren – Bestätigung durch ehemaligen US-Kommandeur“

Ich habe einige Zuschriften zum Thema Flughafen BER bekommen, durchweg Zustimmung, dass der Laden nie eine Chance hatte, zu prosperieren, und es fraglich ist, ob er überhaupt je in die schwarzen Zahlen kommt, oder auf Dauer stabil existieren kann. Vor Tagen hieß es ja schon, dass man das Terminal 5, also den bisherigen Flughafen Schönefeld SFX, der nach einem Umbau zum BER gehören soll(te), erst einmal oder gar nicht in Betrieb nehmen will. Dabei sollte der BER ja eigentlich ausbaufähig sein und die Bezeichnung deutet darauf hin, dass zwischen die in Betrieb befindlichen Terminals 1 und 2 und das Terminal 5 vermutlich noch ein Terminal 3 und ein Terminal 4 kommen sollten, wenn die neue linke Schulmathematik sich noch nicht ausgebreitet hat und das mit den Zahlen jetzt läuft wie mit den Geschlechtern.

Zustimmung gab es auch dazu, dass es für den BER schlecht aussähe, wenn die Polen auf die Idee kämen, im Westen von Polen einen ordentlichen Drehkreuzflughafen mit gutem Zubringerverkehr aufzumachen.

Dazu das Presseportal im Mai 2022: Verkehrsknotenpunkt Solidarität: Polen baut neuen Großflughafen

Das ist es, was die NATO braucht, um schnell zu reagieren – Bestätigung durch ehemaligen US-Kommandeur

Polens geplantes neues Drehkreuz ist das, was die NATO in Bezug auf die militärische Mobilität braucht und was die Europäische Union im Sinn hat, wenn sie über militärische Mobilität spricht, erklärte General Ben Hodges, ehemaliger Kommandeur der US-Bodentruppen in Europa, gegenüber der Polnischen Presseagentur. Die Ereignisse in der Ukraine zeigen, dass diese Worte heute noch relevanter sind.

Der Verkehrsknotenpunkt „Solidarität”, oder im NATO-Jargon Solidarity Transport Hub (STH), ist ein neuer Greenfield-Flughafen, der seit 2017 von der polnischen Regierung vorbereitet wird. Er soll im Jahr 2027 gebaut werden und in der ersten Phase eine Kapazität von 40 Millionen Fluggästen pro Jahr haben. Sein wichtigstes Merkmal wird die Integration des Luft-, Schienen- und Straßenverkehrs sein.

Mehr als nur ein Zweck

Der Flughafen „Solidarität” ist ein ziviles Projekt, wird aber auch die Sicherheit für Polen und anderen Mittel- und osteuropäische Ländern erhöhen. In Zeiten bewaffneter Konflikte werden Flughäfen – auch zivile – manchmal für den Transfer von Militäreinheiten (insbesondere schnelle Eingreiftruppen), Ausrüstung, Gütern oder humanitärer Hilfe genutzt. […]

Ein wesentlicher Vorteil des STH werden auch die Intermodalität und die hervorragende Anbindung des Flughafens an alle Teile Polens und Europas sein, insbesondere an den zentralen und östlichen Teil. Der Flughafen „Solidarität” wird im Zentrum des neuen, ca. 2.000 km umfassenden Eisenbahnnetzes liegen. Die Lage des Drehkreuzes in der Nähe der Autobahn A2 und auf halbem Weg zwischen Warschau und Lodz wird auch eine günstige Infrastrukturintegration ermöglichen.
[…]

Mehr Informationen (auf Englisch): https://www.cpk.pl/en/news/solidarity-transport-hub-strategic-investment-for-the-security-of-poland-and-central-and-eastern-europe

Das ist jetzt nicht in Westpolen, sondern fast genau in der Mitte mit Tendenz zum Osten. Nach Google Maps so ungefähr 500 km von Berlin.

Wenn sie es allerdings fertigbringen, da einen Hochgeschwindigkeitsbahntrasse zu bauen oder einen Transrapid, der mindestens 300 oder 400 km/h schafft, könnte man die Strecke in vielleicht 2 Stunden zurücklegen, was man bei besseren Flugverbindungen, bei denen man nicht umsteigen muss, größerer Zahl von Flügen und vielleicht noch günstigeren Preisen durchaus in Konkurrenz zum BER stellen könnte.

Der Punkt ist nämlich: Wenn das der große NATO-Dreh- und Angelpunkt werden soll (womit Putin vor seiner NATO-Angst vielleicht gar nicht mal so Unrecht hat, sich die Suppe jetzt aber ganz besonders stark eingebrockt hat), und die NATO von dort Richtung Osten einsatzbereit sein will, dann werden sie sehr gründlich darauf achten, dass es gute Zugverbindungen vom Westen dorthin gibt, und das nicht nur eine, um im Notfall Panzer, Fahrzeuge, Waffen und so weiter möglichst schnell an diesen Flughafen transportieren zu können. So ein NATO-Flughafen wäre isoliert gar nicht denkbar, der muss gut angebunden sein und schwerlastfähige Schienenverbindungen haben, auch in den Westen, am besten direkt bis zu den US-Stützpunkten.

Dann nun aber ist es eine Notwendigkeit, diese Verbindungen zivil zu nutzen, weil sie ja von irgendwas finanziert und auch in Betrieb gehalten werden müssen, man kann die ja nicht hinstellen und dann vor sich hinrosten lassen. Sowas muss ja ständig in Gebrauch sein, damit es gebrauchsfähig bleibt. (Vgl. den BER, wo man fast 10 Jahre lang mit leeren Zügen hingefahren ist, damit die Tunnelanlagen belüftet sind und nicht modern, oder den wöchentlichen „Erhaltungsbetrieb“ der leeren Gepäckbänder.) Und natürlich als publizistisches Hemmnis für Saboteure, Menschenleben und so, und damit man auch merkt, wenn da was komisch ist.

Der Flughafen wird also unweigerlich zur Konkurrenz für den BER werden. Man wird mit dem Zug oder mit Anschlussflügen nach Warschau fahren oder fliegen, und dann von dort richtig.

Und den Brüllersatz schlechthin finde ich:

Er soll im Jahr 2027 gebaut werden und in der ersten Phase eine Kapazität von 40 Millionen Fluggästen pro Jahr haben.

Im Jahr 2027.

Nicht ab dem Jahr 2027, sondern im Jahr 2027.

In einem Jahr haben die am BER nicht mal gezählt, von wievielen Kabeln sie nicht wussten, was die sind und machen. Oder geklärt, ob die falschen Plastikdübel, die sie verwendet haben, beim Brandschutz so gefährlich sind, dass gleich alles von der Decke fällt.

Zum Vergleich die Kapazität des BER:

Er hat eine Gesamtkapazität von 46 Millionen Passagieren pro Jahr, die sich zu 28 Millionen auf Terminal 1, 6 Millionen auf Terminal 2 sowie 12 Millionen auf Terminal 5 aufteilen.[2] Bis 2035 sind Erweiterungsbauten geplant, um jährlich 58 Millionen Passagiere abfertigen zu können.[4]

Da das Terminal 5 aber erst mal nichts wird, Erweiterungsbauten schon gar nicht, sind sie derzeit bei einer Kapazität von 28+6=34 Millionen, und nicht ausgelastet, Klimaterror noch obendrauf.

Wenn die Polen nun aber gleich mit 40 Millionen anfangen, Warschau und Lodz als direktes Einzugsgebiet haben und dann noch im Westen wildern, das alles noch mit günstigeren Energie- und Personalkosten, und dann – das Foto lässt es erahnen – einen richtig geilen Flughafen hinbekommen und nicht sowas wie den BER mit den Charme einer Amtsstube mit Buchenmöblierung aus den 1960er Jahren, dann können die am BER das Terminal 2 auch wieder zumachen.

Lufthansa hatte das mal in Mannheim am Hauptbahnhof, dass man beim Flug von Frankfurt Rhein/Main und der Fahrt mit dem Zug dorthin schon am Bahnhof einchecken und das Gepäck abgeben konnte. Stellt Euch vor, die Polen besäßen genug Frechheit und würden das so machen, dass man am Hauptbahnhof in Berlin direkt für den Flughafen Warschau einchecken und mit speziellen Flughafenzügen mit Service wie im Flugzeug direkt dorthin fahren kann. Gleich so wie eine Flugzeugkabine gemacht, samt Video Entertainment und Saftschubsen, und das vielleicht sogar noch über das Flugsystem als Flug mit Ticket buchen, obwohl es eine Zugfahrt ist.

Dann können die den BER zumachen.