Ansichten eines Informatikers

Lohnt sich das Arbeiten noch?

Hadmut
7.11.2022 23:33

Mir gehen diese Fakten-Checker-Rechnungen gewaltig auf die Nerven.

Es ging durch die Medien, neulich auch in irgendeiner Talkshow von irgendwem (weiß nicht mehr, irgendwo habe ich den Tweet, aber gerade keine Lust, den rauszusuchen), wonach einer, der nicht arbeitet, mehr Geld haben könnte, als einer, der in den unteren Lohnbereichen arbeitet.

Seit Tagen werden wir von der linkshörigen Presse damit beregnet, dass das alles nicht stimme, dem Faktencheck nicht standhalte, und überdies unterschlage, dass ja auch Niedriglöhner Zulagen bekommen könnten, und das sei vielleicht nur in Randbereichen so, dass man nicht mehr bekomme, wenn man arbeitet, und das Problem lege ja auch gar nicht in dem zu hohen Bürgergeld, sondern in den zu niedrigen Löhnen, die Löhne müssten einfach höher werden (klar, weil wir gerade eine Inflation ganz dringend brauchen).

Also wird uns zugunsten der SPD eingehämmert, dass es nicht stimme, dass einer der arbeitet, nicht mehr mehr Geld zum Leben hat, als einer, der nichts arbeitet.

Was aber übersehen wird:

Hat er soviel mehr Geld, dass es sich lohnt, 40 Stunden plus Fahrtzeiten die Woche arbeiten zu gehen, den Buckel krumm zu machen, sich die Gesundheit runterzuarbeiten, mit Vorgesetzen und beknackten Kunden rumzuärgern, im Kanal putzen oder den Müll wegräumen,

Denn es ist ja völlig unsinnig, das Einkommen des Arbeitenden mit dem des Nichtarbeitenden zu vergleichen. Und dann zu sagen, siehste, der, der arbeitet, hat 50 Euro mehr.

Die Frage ist vielmehr, wieviel der, der arbeitet mehr als der hat, der nichts arbeitet, und das dann durch 176 teilen, weil der Monat durchschnittlich 22 Arbeitstage hat, macht bei 8 Stunden 176 Stunden. Oder eigentlich müsste man noch die Fahrtzeit mit dazunehmen, sagen wir mal, eine Stunde hin und zurück, wenn man das An- und Ausziehen und so noch berücksichtigt, dann ist man gerne bei 10 Stunden pro Tag, was auch meinen Erfahrungen entspricht. Rechnen wir also mal mit 22*10 = 220 Stunden Aufwand pro Monat.

Man müsste also die Differenz zwischen den Monatsnettoeinkünften nach Miete, Heizung und so weiter durch 220 teilen, um auf den effektiven Studenlohn zu kommen. Wenn also einer 800 Euro mehr im Monat in der Tasche hat, als einer, der nichts arbeitet, kommt der nicht einmal auf 4 Euro pro Stunde, von wegen 12 Euro Mindestlohn. Und 800 Euro netto mehr muss man erst einmal schaffen.

Schwarzarbeit ist dabei noch nicht berücksichtigt, und ebensowenig, dass der, der arbeitet, auch noch andere Kosten hat, wie beispielsweise die Abnutzung von Kleidung und die Kosten, sich halbwegs ordentlich und sauber anzuziehen, was man nicht mal von der Steuer absetzen kann.

Wenn man systematisch auf das Arbeiten verzichtet, fallen jede Menge anderer Kosten in Zeit und Geld weg, keine Fortbildung, keine Bücher, der Tag ist frei. Man kann an den See, in die Bibliothek, den ganzen Tag Pornos gucken und so weiter.

Nehmen wir dann noch sowas wie da 9-Euro-Ticket dazu, dann hat der, der Arbeit, praktisch keine Gelegenheit, das überhaupt zu nutzen. Wer aber nichts arbeitet, der hatte die Zeit, in ganz Deutschland rumzufahren, Sylt und so weiter.

Deshal halte ich es für Fake-News und Propaganda, wenn wir mit der Botschaft überschüttet werden, dass es dem Faktencheck nicht standhalte, dass der, der nicht arbeitet mehr hätte.