Ansichten eines Informatikers

Frage zum Dachschaden

Hadmut
23.10.2022 12:56

Eine Leserin fragt an:

Hallo Herr Danisch,

ich überlege, ob Deutschland unter einer Energie-Magersucht in Verbindung mit einem Energie-Waschzwang leidet.

Trotz bestürzender Abmagerung im Spiegelbild:
Ich bin so fett! Ich darf mir nichts zuführen, nein, ich muss noch viel mehr abnehmen. Ich lasse mich auch nicht beirren. Dünn soll ich sein und vom Hungertod bedroht? Quatsch. Einer, der so fett ist wie ich, kann gar nicht verhungern. Ich muss noch viel stärker verzichten, weil ich so ekelhaft fett bin.

Waschrituale:
Alles ist so schmutzig! Ich bin so schmutzig! Obwohl ein Unreinwerden weitgehend vermieden wurde und obwohl das ausgefeilte Reinigungsritual korrekt ausgeführt wurde und obwohl ich eigentlich sauberer bin als jemals zuvor, *fühle* ich mich so schmutzig. Also muss das Reinigungsritual intensiviert werden. Mehr Vermeidung, mehr/bessere Seife, öfter/länger schrubben, mehr Desinfektion. Nicht mehr arbeiten (schmutzig), nichts mehr anfassen (schmutzig), nichts mehr essen (schmutzig). Alles unterlassen, was nicht der Reinigung dient. Keine Zeit mehr für einen Alltag, nur noch Schmutz vermeiden, Schmutz identifizieren, Schmutz vernichten. Alles vernichten, woraus in der Zukunft Schmutz entstehen könnte. Wenn eine etwaige inländische Antibiotika-Produktion CO2 ausstieße, dann müssen wir auf die Antibiotika eben verzichten. Denn alles ist so schmutzig.

Mit der genauen Diagnose bin ich mir noch nicht so sicher, lach, aber die Verhaltensauffälligkeiten häufen sich. Falsche Selbstwahrnehmung, Verschmutzungsangst, Ekel, rituelle Handlungen, Schuldvermeidung. Vor allem eine Verengung auf ein Thema, ausblenden des Drumherums. Nicht wahrnehmen können der Konsequenzen, selbst während diese stattfinden.

Unfähigkeit zu einer geringen lebenserhaltenden Schmutz-Inkaufnahme.
Schmutz ist schlimmer als der Tod.

Unsere Politik auf Zwangsstörungen wie Magersucht und Waschzwang zurückführen?

Ein hochinteressanter Gedanke.

Ich kenne mich mit diesen Störungen allerdings zu wenig aus, um dazu wirklich viel sagen zu können. Ich habe zwar Leute mit Magersucht gesehen und hatte sogar mal ein Mädchen in der Klasse, aber gesprochen habe ich darüber mit denen nicht. Ich kannte als Schüler mal einen damals dann pensionierten Lehrer mit Waschzwang, dem man nie die Hand schütteln und dem man nichts geben, alles nur irgendwo für ihn hinlegen konnte, weil der bei jeder Berührung sofort wieder anfangen musste, sich die Hände zu waschen und zu schrubben, die Haut schon kaputt.

Vielleicht die Kombination aus Zwangsstörung und Rudelmechanik, die den Rudeltrieb nutzt, um die Zwangsstörung zum Standardverhalten zu erheben?