Ansichten eines Informatikers

Eine Parkbank in Berlin

Hadmut
8.10.2022 12:05

Nur ein Symptom der Gesellschaft.

Ich bin vor 8 Jahren hier eingezogen. Die Häuser waren damals gerade neu errichtet, und die Hausverwaltung hat hier rundherum Wege angelegt, Spielplätze und Fahrradständer aufgestellt, Beete angelegt, Sträucher gepflanzt, und was es so braucht, damit es schön aussieht und man sich wohl fühlt.

Sogar eine große, eiserne, alte Friktionsspindelpresse von 1902, auf die man beim Aushub für die Keller und Tiefgarage unerwartet gestoßen war, weil es hier früher mal eine Fabrik gab, und man nach dem Krieg den Boden hier eiligst mit Bombentrümmerschutt verfüllt hatte, hat man hier hübsch mit Hinweisschild und Einrahmung als Verzierung, Industriedenkmal und Anguckobjekt aufgestellt. Es war nie aufgefallen, weil hier der Grenzübergang Heinrich-Heine-Straße war, man also nicht gebaut hatte. Als ich einzig, standen noch zwei der riesigen Originalstraßenleuchten des DDR-Grenzüberganges vor meinem Küchenfenster.

Und sie haben hier eine Parkbank hingestellt, vorne an den Weg.

So eine ganz gewöhnliche, wunderbare Parkbank.

Über Jahre war sie wunderbar.

Vor allem die Mütter saßen da, wenn sie den spielenden Kindern zusahen.

Die Nachbarn saßen da und unterhielten sich. Oder saßen auch einfach mal so in der Sonne. Wie man auf Parkbänken eben so sitzt.

Eine Parkbank eben.

Seit wenigen Jahren fällt mir aber eine schleichende Veränderung auf. Vor allem abends, weil ich nicht so der Frühaufsteher bin. Zuerst selten, aber dann doch öfter, sah ich Leute da, die nicht hier aus der Wohngegend stammen. Migranten, oft weitgehend oder ganz verschleiert, Jugendliche, die abhängen. Das war nicht so auffällig, weil sie das gemacht haben, was man mit Parkbänken eben so macht: Sie saßen drauf. Das ist nicht grundsätzlich zu beanstanden, und geht mit dem Sinn und Zweck der Bank konform. Abgesehen von dem Detail, dass die Bank natürlich vorrangig für die Anwohner gedacht ist, aber dem Gedanken folgend, dass sie eben auch öffentlich zugänglich aufgestellt ist. Es gibt da kein Regelwerk, keine AGB, weil die Motivation für das Aufstellen der Bank aus einer Zeit stammte, als man Parkbänke einfach so aufstellen konnte, ohne sich groß Gedanken darüber zu machen, weil es so eine Art gesellschaftlichen Konsens, so eine Auswirkung allgemeiner Erziehung gab, was mit einer Parkbank zu tun ist, und wie man sie hinterlässt. Man konnte einfach so eine Parkbank irgendwo hinstellen, und die Sache war für die nächsten 10, 20 Jahre erledigt.

Aber, ach.

Irgendwann fingen die Leute an, ihren Dreck zu hinterlassen, obwohl der Mülleimer direkt gegenüber, etwa 4 Meter entfernt, steht.

Die Penner fingen an, darauf zu übernachten.

Das Ding geriet auch zur Partylocation für Besäufnisse. Oder Raucher. Und mitunter wurde es laut.

Gestern musste ich mal etwas früher raus, und kam morgens gegen 8 Uhr an der Bank vorbei. Und da sah sie so aus:

Wie über kurz oder lang eigentlich alles in Berlin aussieht. Alles, was Gemeineigentum ist oder der Gemeinheit zugänglich ist, geht den Bach runter. Und dann schimpfen sie wie bekloppt, wenn irgendwo eine „gated community“ aufmacht. Gut, als ich zurückkam, hatte die Hausverwaltung sie schon wieder gereinigt, aber das kann es ja nicht sein. Und so läuft der Zivilisationssumpf in Berlin in jede Ritze.