Ansichten eines Informatikers

Formel-1-Auto

Hadmut
7.10.2022 21:13

Endlich weiß ich, was ich schon immer wissen wollte.

Formel-1 interessiert mich überhaupt nicht. Einfach gar nicht. Bis auf eine Frage.

Ich war ein einziges Mal bei einem Formel-1-Rennen, weil die Firma, für die ich damals gearbeitet habe, eine Reihe von Kunden-Events bei Sportveranstaltungen gemacht hat, die zur Hälfte aus Produkt- und Dienstleistungsvorträgen von den Mitarbeitern, und zur anderen Hälfte aus dem Besuch der Sportveranstaltung bestand. Weil der Slogan eben „At the speed of light“ war, also musste alles um Geschwindigkeit gehen. So kam ich zu Formel-1-Rennen, Schnellbootrennen, Reitturnier, Eishockey mit VIP-Drumherum. Es gab sogar tolle Videos dazu auf Videokassette, ich habe die noch irgendwo.

Zum Formel-1-Rennen am Hockenheimring fuhren wir die Kunden von Karlsruhe mit einem Rudel angemieteter Stretch-Limousinen, und ich saß mit der Kollegin von der Werbeabteilung, die den Event leitete, im ersten Wagen. Und als VIP mussten wir auch nicht auf den gewöhnlichen Zuschauerparkplatz und dann zu Fuß zum Ring, sondern konnten direkt zum Eingang vorfahren. Das war aber nicht nur unsere Idee, auch ganz viele Promis fuhren da mit dicken Schlitten an oder flogen mit dem Heli ein. So begab es sich, dass direkt da vor dem Eingang, wo wir anhielten, gute 50 Fotografen der Sorte Paparazzo standen und einen nach dem anderen abfotografieren wollten, der da aus dem Wagen kam. Weil die Scheiben abgedunkelt und von außen verspiegelt waren, konnten die von außen nicht sehen, dass da nur wir nobodies drin saßen und erwarteten, dass jetzt die Tür aufgeht und irgendein Filmstar aussteigt. Das gefiel aber der Kollegin und einigen Kunden nicht, und die meinten, wir brauchten schnell eine Idee, um diese Meute da loszuwerden, weil eben nicht alle auf irgendwelchen öffentlichen Bildern auftauchen wollten. Krieg’ ich hin, meinte ich, und weil es mitten im Sommer und ein knallheißer sonniger Tag war, hatte ich so einen Hut aus Australien zu Anzug und Krawatte dabei. Den also aufgesetzt, ausgestiegen, erst mal die Hosen hochgezogen, mich breit grinsend umgesehen und dann in so einem pseudotexanischen Gebrabbel, als hätte ich einen Weinkorken im Maul, ins Auto zurückgebrüllt, dass es wirklich alle hören mussten, „Oh, it’s Germany…“. Die Fotografen so einen „Würg“-Ausdruck im Gesicht und sofort alle weg, zu anderen Promi-Autos. Mission accomplished, Weg frei.

Das ist das einzig Positive, was mir zu Formel-1 einfällt.

Als wir dann oben in unserer VIP-Lounge waren, interessierte sich dann von der Presse auch kein Schwanz mehr für uns, weil in der Nachbarlounge Dieters „Naddel“, Nadja Abd el Farrag logierte und die damals für die Medien unter Top-Star und Promi rangierte. Heute nicht mehr so. Hätte ich damals auch nicht gedacht, dass ich von meiner Lebenssituation heute weit besser da stehe als die.

Ich fand es auch sonst fürchterlich. Man sitzt da, und die Dinger flitzen an einem vorbei, machen einen irren Lärm, selbst wenn man die gereichten Pfropfen in den Ohren hat. Und dann war ich noch irgendwie in einer riesigen Menschenmenge gefangen, weil die einen von A nach B und die anderen von B nach A wollten, und die Menschenmengen nicht in der Lage waren, sich einfach wie im Straßenverkehr rechts zu halten und aneinander vorbei zu gehen, sondern in voller Breite frontal aufeinander trafen und dann in der Affenhitze mindestens eine halbe Stunde gar nichts mehr ging außer sehr engem Gedränge. Blanker Wahnsinn. Unsere eigene Veranstaltung war gut, aber der Formel-1-Kram ist mir unglaublich auf die Nerven gegangen. Ich habe überhaupt nicht verstanden, warum man zu sowas hingeht, einen Haufen Eintritt zahlt und dann auf einer Tribüne in der Sonne sitzt, von der man nur diese Dinger mit irrem Krach grade vorbeiflitzen sieht. Die einzige Abwechslung war, dass nach dem Rennen die nochmal langsamer vorbeigefahren sind, und irgendwelche Fahrer, die ich nicht erkannt habe, mit einer Hand mal gewinkt haben. Ich war dann auch kaum draußen und habe mich stattdessen drinnen an das VIP-Buffet gehalten. Da war es auch klimatisiert.

Ich verstehe nicht, was das soll, wo da der Spaß-Faktor ist. Gut, ich könnte mir vorstellen, dass es interessant ist, solche Autos zu entwickeln oder sie zu fahren.

Aber dabei zu sitzen, wie einer nach dem anderen gerade vorbeifährt, und sonst nichts, damit kann ich überhaupt nichts anfangen.

Lediglich eine Frage hat mich schon immer interessiert:

Was kostet so ein Formel-1-Auto?

Ich kann mir natürlich vorstellen, dass es teuer ist, es zu entwickeln. Aber was ist, wenn die das mal konstruiert haben und die Pläne fertig sind? Haben die dann von jedem Teil 10 oder 20 im Schrank? Ist das eigentlich schlimm, wenn die mal wieder einen schrotten? Oder sind die Teile selbst dann gar nicht so teuer, und wenn was abbricht, nicht so schlimm, weil die sowieso jedesmal zerlegt und neu zusammengebaut werden?

Denn bei normalen PKW ist die konkrete Herstellung eines Serienfahrzeuges auch verblüffend günstig, irgendwer sagte mir mal, dass so ein Durchschnittsauto in der Produktion etwa 4.000 Euro koste. Der Rest gehe für Entwicklung, Marketing, Vertrieb, Verwaltung, Sponsoring, Marge und sowas drauf. Deshalb war die Frage, die mich an Formel-1 noch interessierte: Was kostet es, so ein Auto zu demolieren und zu reparieren oder zu ersetzen, wenn es mal geschrottet wird? Haben die da von jedem Teil 20 auf Lager und können die nach Bedarf quasi in Kleinserie zusammenschrauben, oder wie läuft das? Denn vermutlich ist so ein Formel-1-Flitzer weniger komplex im Zusammenbau als ein Mittelklassewagen, denn es sind ja weniger Teile dran, der soll ja leicht sein und nur das Nötigste haben. Und Teile wie die Radaufhängung und Lenkgestänge sind ja auch frei.

Verblüffend fand ich, dass in einem Artikel darüber, dass Mick Schumacher gerade einen geschrottet hat,

Da der Sohn von Rekordweltmeister Michael Schumacher auch die Nase, den Frontflügel, beide Radaufhängungen und den Unterboden teilweise sehr stark beschädigte, ist mit einer Schadenssumme von bis zu einer halben Million Euro zu rechnen.

Das hätte ich wirklich nicht gedacht, dass auch das konkrete Fahrzeug so teuer ist. Ich war wirklich der Meinung, dass die Entwicklung so teuer ist, aber wenn man die Baupläne mal hat, die Anfertigung der Teile und das Zusammenschrauben sich in viel niedrigeren Größenordnungen bewegen und die das nicht ernstlich interessiert, wenn da mal was geschrottet wird. Dass man halt nach einem Crash mal wieder alles auseinanderschraubt, alle Teile ersetzt, die kaputt sind, und wieder zusammenschraubt.