Ansichten eines Informatikers

Cabrio

Hadmut
7.10.2022 15:36

Zwischenfall in Berlin.

In Berlin ist ein Doppeldeckerbus gegen eine Brücke geknallt, die nicht noch genug war, und hat sich sein Obergeschoss nicht völlig abgerissen, aber zum Cabrio umgebaut. Zwei Schwerverletzte.

Der große Bus hatte sich bis zur Hälfte unter der Brücke verkeilt. Drei Fahrgäste (alle männlich) und der Busfahrer (57) wurden bei dem schweren Unfall verletzt. Zwei Männer im Alter von 31 und 75 Jahren erlitten schwere Verletzungen im Kopf bzw. im Rumpfbereich, sie kamen ins Krankenhaus, meldete die Polizei am Freitagmorgen.

Wundert eigentlich, dass die Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte nicht mit Blaulicht ankam, um noch schnell zwei Frauen gegen die Brücke zu fahren, damit die Quote stimmt.

Wie kommt sowas?

Wie es zu diesem schweren Unfall kam, müssen nun Spezialisten von Polizei und BVG ermitteln. Die Brücke, über die Züge und die S-Bahn fahren, ist für die Durchfahrt von Doppeldecker-Bussen gesperrt. Ein Schild weist auf die Durchfahrtshöhe von 3,50 Meter hin.

Nach ersten Erkenntnissen hatte sich der Busfahrer wohl aufgrund einer Baustelle verfahren und war von seiner regulären Linie aus bisher unbekannter Ursache abgekommen. Der Versuch wieder auf die richtige Strecke zu kommen, endete schlussendlich mit dem schweren Crash. Die Ermittlungen der Polizei dauern an.

Ich kann mir das gut vorstellen. Wenn der unter Stress war, weil er sich verfahren hat, und sonst vielleicht auch normal hohe Busse fährt, ist das schnell passiert. Man sagt dann so leicht, der Fahrer wäre zu blöd, aber ich halte das für einen sehr gut möglichen Fehler.

In Neuseeland ist mir mal sowas – fast – passiert. Ich war da mit diesem Riesen-Wohnmobil unterwegs, und das Navi hatte mir angezeigt, dass ich zum Ziel von einer Landstraße im Prinzip nach links abbiegen müsste, weil aber die Straßen sich mit einer Brücke kreuzten und es keinen Linksabbiegerweg gab, ich (ähnlich wie beim Autobahnkreuz) nach rechts eine 270°-Kurve (also eine Dreivierteldrehung) und dabei unter eben der Brücke durch fahren müsste, über die ich gerade eben drüber gefahren bin. Wie bei einem Autobahnkreuz eben. Und so im letzten Augenblick, bevor ich unter der Brücke durch wollte, sehe ich oben ein kleines Schild mit der Durchfahrthöhe und habe gerade noch rechtzeitig gemerkt, dass die Höhe nicht reicht und gebremst. Das wäre übel geworden, weil Schäden durch unzureichende Durchfahrtshöhe ausdrücklich aus der Kasko-Versicherung ausgenommen sind, das zahlt man dann voll selbst. Und so ein Wohnmobil zerlegt’s da komplett. Ich habe allerdings auch welche gesehen, die aussahen, als wären sie schon mal unter so einer Brücke durchgefahren und mit Kunstharz und Glasfasermatte wieder zusammengeflickt worden. Ich musste dann in der Abenddämmerung und alleine ohne Einweiser die 270°-Kurve rückwärts aufwärts wieder hochfahren. Und hoffen, dass von oben keiner draufknallt. Um dann bei Dämmerung ohne sie einsehen zu können rückwärts aus der Ausfahrt in eine Landstraße einzubiegen, ging aber nicht anders. Das Schild mit der maximalen Durchfahrthöhe hätte eigentlich oben an die Ausfahrt und nicht erst unten an die Brücke gehört.

(Kurioserweise hatte ich im selben Kaff nochmal dasselbe Problem, weil ich zu einer Tagestour durch die Pampa wollte, und der Veranstalter dort meinte, ich könnte das Wohnmobil nicht vor der Firmen stehen lassen, sondern müsste das auf dem Parkplatz hinter der Firma abstellen. Mir ist gerade noch aufgefallen, dass die Durchfahrt – die hatten da Rohre über den Weg – nicht hoch genug ist, Der hatte das nicht gemerkt und mich durchgewinkt, ich habe aber kurz davor gehalten, geguckt und gemerkt, dass das ein Stück fehlt. Auf die Idee seien sie noch gar nicht gekommen, sagte er.)

Das ist aber alles eigentlich ein Problem, das von einem Navigationssystem mit entsprechendem Datenmaterial gelöst werden könnte. Wenn es denn sowas gäbe, ich habe noch keines gesehen. Das ist eigentlich eine Eigenschaft der Straße, die man aufnehmen müsste, und die das Navi bei der Routensuche und bei der normalen Fahrt prüfen und gegebenenfalls warnen könnte, so wie es auch bei Geschwindigkeitsüberschreitungen warnt, die es als Streckeneigenschaften gespeichert hat. Eigentlich müsste es das für LKW, Wohnmobile und so weiter geben.

Zugegebenermaßen ist das schwierig, weil man so eine Eigenschaft nicht schrittweise einführen kann. In dem Moment, in dem man das teilweise einführt, würden sich die Leute drauf verlassen, insofern müsste das Gerät auch warnen im Sinne von „kenne die Höhe nicht überall, selber aufpassen“.

In Berlin allerdings sollte das gerade für die BVG möglich sein, das Stadt- und Fahrgebiet zu erfassen. Das sollte drin sein, dass ein Navi weiß, wo man fahren kann und wo nicht, und damit nicht erst vor der Brücke, sondern schon beim Abbiegen in so eine Straße lauten Alarm gibt, und den Fahrer dann, wenn er sich verfahren hat oder seine Route verlassen musste, geeignet unterstützt. Kann eigentlich nicht sein, dass der sich dann da selbst durchkämpfen muss.

Bei der Gelegenheit sollte man auch gleich das Maximalgewicht erfassen. Das haben sie uns damals in der Bundeswehr-LKW-Fahrschule eingebläut, auf keinen Fall auf die Idee zu kommen, beim Abbiegen, Wenden oder dergleichen wie mit dem PKW auch mal über den Gehweg zu fahren, weil die Gehwege nicht für diese Lasten gemacht seien und man da dann Rohre zerdrückt oder Kabel zerquetscht. Das kann man mit dem Navi freilich nicht abfangen, dass man nicht über den Gehweg fahren soll, aber es gibt ja auch andere Wegstrecken mit Maximallasten unter den sonst üblichen 40 Tonnen, weil die Brücken nicht mehr halten, auch wenn ich zugeben muss, dass das entsprechende Verkehrsschild wohl zu den seltensten gehört, die ich überhaupt je gesehen habe. Eigentlich kann ich mich überhaupt nur erinnern, solche Schilder auf den üblichen Bundeswehrrouten im Umfeld von Kasernen gesehen zu haben, damit der Tieflader mit dem Leopard 2 nicht über diese Brücke fährt. Oder nicht zwei schwere Fahrzeuge in beiden Richtungen gleichzeitig über die Brücke fahren.

Aber so eine Brückendurchfahrt mit einem Doppeldecker sollte eigentlich elektronisch zu verhindern sein. Nicht nur wegen des Sachschadens, sondern auch, weil es hier Schwerverletzte mit Kopfverletzungen gab.

Alternativen wären ein Bordcomputer, der Schilder erkennt (was allerdings zu spät kommen könnte, um noch zu warnen und zu bremsen), oder so eine Art Beacon, der ausstrahlt „Achtung, hier ist was, was nur 3,50 Meter hoch ist“, und dann Fahrzeuge, die in der Nähe und höher sind, den Fahrer warnen „Pass mal auf, wo Du hinfährst, hier gibt es irgendwo ein Höhenproblem“. Man könnte sowas auch als Unfallwarnung an Ampelpfosten bauen, an denen die Gefahr besteht, dass Rechtsabbieger Radfahrer platt machen, was ja in Berlin immer wieder mal passiert.

Für Stadtbusse würde ich aber auf jeden Fall zu einem Navi raten, das die Daten hat, die von der Stadt bei Baumaßnahmen gleich selbst aktualisiert werden können, und dem Fahrer die normale Route, bei Blockaden geeignete Umgehungen anzeigt und eben vor so etwas warnt. Es soll ja auch schon vorgekommen sein, dass sich Busfahrer auch ohne externen Anlass auf ihren Routen verfahren. Und da sollte so ein Gerät zurück auf die Route helfen.