Ansichten eines Informatikers

Die neuralen Fähigkeiten der Fliege

Hadmut
21.8.2022 2:32

Kann sie mehr als ich vermutet hätte?

Fliegen nerven. Mich zumindest. Hatte heute viel und ausgiebig gelüftet, weil es endlich mal kühlere, frische Luft hatte, und der Mief mal aus der Wohnung musste. Dabei ist mir so eine fette Fliege in die Wohnung geraten, und das nervt mich ganz gewaltig, wenn da so ein Vieh rumschwirrt und mir ständig um die Birne kreist. Denn stromkostenbedingt hatte ich nur da Licht an, wo ich sitze, und deshalb flog auch die Fliege da, wo ich sitze. Und das geht mir auf die Nerven.

Nicht, dass ich grundsätzlich etwas gegen Fliegen hätte. Natur. Aber sie nerven mich nun einmal.

Ich also die Fliegenklatsche ausgepackt und auf Großwildjagd gegangen, in der Hoffnung auf Jagderfolg ohne zuviel der Wohnung zu zertrümmern.

Aber, ach.

Ich bin ja nun auch nicht mehr der Jüngste, und einfach nicht mehr so schnell und killermaßig drauf, was die Fliegenjagd angeht. Früher, in meiner Jugend, ja, da konnte ich das noch beidhändig (nein, nicht mit dem Zweihänder, sondern mit zwei Klatschen), da habe ich noch mehrere pro Sekunde erlegt. Das tapfere Schneiderlein war ein blutiger Anfänger gegen mich.

Aber ich werde alt, und dieses Mistvieh entkam sämtlichen meiner Mordanschläge, als wollte es die Hauptrolle in Top Gun spielen. Ich hin und her, aber sie ist mir immer knap entkommen, ich habe sie nicht getroffen, auch wenn einmal mit der Hand berührt. Das Ding war schneller.

Irgendwann habe ich aufgegeben und mich hingesetzt, weil Nachrichten kamen, saß ruhig da, hatte die Klatsche aber noch in der Hand.

Und als die Fliege zu nah an mir vorbei kam, ohne es geplant oder vorhergesehen zu haben, ein kurzes Zucken aus dem Handgelenk, ohne auszuholen, ohne mich sonst zu bewegen – Treffer. Die Fliege stürzt ab ohne noch Mayday zu funken.

Warum konnte mir das Vieh entkommen, als ich hinter ihm her war und mit Kraft auf es einschlug, naja, so stark, wie so eine billige Miggeplätsch es eben aushält, konnte mir aber nicht ausweichen, als ich völlig ruhig und bewegungslos dasaß und nur eine ansatzlose lockere Handbwegung gemacht habe?

War die Fliege in der Lage, mich als Jäger zu erkennen, der hinter ihr her ist, oder zumindest die grundsätzliche Hektik im Raum, und taktische Ausweichmanöver zu fliegen, im Kampfmodus zu sein, und fiel sie dann in eine Art zivilen, ruhigen Flugmodus, als keine Bewegung mehr im Zimmer war? Warum hat sie erst auf meine Klatschattacken schnell und geschickt reagiert, dann schließlich aber so gar nicht?

Wieviel neurale Rechenleistung trägt so eine Fliege mit sich herum?

Oder ist einfach nur das Blickfeld eingeschränkt und ich habe den toten Winkel erwischt?