Ansichten eines Informatikers

1,59 Millisekunden

Hadmut
14.8.2022 1:04

Ratet mal, wo die fehlen.

FOCUS behauptet, die hätten festgestellt, dass sich die Erde zu schnell dreht. Die Umdrehungszeit der Erde um sich selbst, vulgo auch als 1 Tag bezeichnet, habe sich um 1,59 Millisekunden verkürzt. Die Erde dreht sich schneller.

Der Rekord für den kürzesten Tag auf der Erde wurde erneut gebrochen. Am 29. Juni verzeichnete der International Earth Rotation and Reference Systems Service eine Abweichung von 1,59 Millisekunden von der üblichen 24-Stunden-Rotation. Es handelt sich hierbei um die schnellste Umdrehung seit Erfindung der Atomuhr.

Diese misst die Geschwindigkeit der Erdumdrehung so präzise wie möglich. Der vorherige Rekord wurde am 19. Juli 2020 aufgestellt – damals wich die Erdumdrehung 1,47 Millisekunden ab. Während die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen lange Zeit glaubten, dass die Erde sich im Vergleich zum Dinosaurier-Zeitalter allmählich verlangsamt, gibt es zunehmend Hinweise, dass der blaue Planet wieder an Fahrt aufnimmt. Für die Erdbewohner sei die Abweichung nicht spürbar, betonte das Experten-Team. Doch aus wissenschaftlicher Sicht spielen diese kürzeren Tage jedoch eine große Rolle.

Die Frage nach dem warum drängt sich auf.

Warum sich die Erdrotation beschleunigt, können die Wissenschaftler nicht sagen. Doch mögliche Gründe für die schwankenden Zeiten sind vielfältig. Die Bewegung des flüssigen Erdkerns, die Ozeane und die Atmosphäre, aber auch Sonne und Mond haben einen Einfluss auf die Drehbewegung. Aber auch die abschmelzenden Polkappen könnten ein Grund für die Beschleunigung sein.

Falsch. Die abschmelzenden Polkappen müssten zu einer Verlangsamung führen.

Ein Körper kann ohne Energiequelle seine eigene Rotationsgeschwinkdigkeit nur über die Drehimpulserhaltung ändern. Es gibt im Schulunterricht in Physik so ein Experiment, indem man einem Schüler der Klasse zwei Hanteln (wie vom Bodybuilding) in die Hände drückt, ich auf einen Drehhocker setzt und anstößt, dass er sich dreht. Und dann soll er die Arme mal strecken und mal anziehen, die Masse der Hanteln also zum größeren und mal zum kleineren Radius bringen. Je enger er sie an sich heranführt, desto schneller dreht er sich und umgekehrt, weil die Drehimpulserhaltung wirkt und der Drehimpuls von Masse, Radius und Geschwindigkeit abhängt. Die Geschwindigkeit muss also den Radius reziprok ausgleichen.

So:

Das Eis an den Polkappen hat einen sehr kleinen Radius in Bezug auf die Erdachse. Wenn es schmilzt und sich über das Meer der ganzen Erde verteilt, bekommt es einen großen Radius, folglich müsste durch die abschmelzenden Polkappen die Umdrehungsgeschwindigkeit abnehmen.

Nun gibt es aber schon seit einiger Zeit eine andere Frage: Der Erde fehlt Wasser. Die Menge des Wassers, das man messen kann, nimmt ab. Es verschwindet aber nicht in den Weltraum. Man fürchtet, dass das Wasser irgendwohin unterirdisch versickert, und das nun wieder wäre derselbe Effekt, wie wenn man die Hanteln zu sich zieht, sich deshalb also die Drehgeschwindigkeit erhöht, um den Drehimpuls zu erhalten. Und die Geologen fragen verwundert: Wo ist es hin? (So wie in der bekloppten Werbung mit den zwei inkontinenten Yoga-Turnerinnen, die sich in die Einlagen vorführen und blöd fragen „Wo ist es hin?“, um uns dann im Fernsehprogramm beim Yoga einen vorzupinkeln.)

Wo also ist es hin? Sie wissen es nicht. Aber es bleibt nur die Antwort, dass es nach unten weg ist. Und das würde die Drehgeschwindigkeit erklären.

Denkbar wäre allerdings auch, dass es zu Veränderungen im Magmastrom kommt, denn wir haben ja nicht nur lustig Vulkanausbrüche und Erdbeben, man sagt ja auch, dass sich das Magnetfeld ändert und vor einem Polsprung steht, und das wird ja auch durch Magmaflüsse erzeugt, da ändert sich also was. Vielleicht ist das die Ursache der Klimaerwärmung.

Vielleicht auch beides zusammen. Vielleicht heizt irgendwo das Erdinnere das Meerwasser auf.

Mir drängt sich aber eine andere Überlegung auf.

Vermutlich verhaue ich mich da gerade um sehr, sehr viele Größenordnungen, aber mich würde es trotzdem mal interessieren: Haben Windräder einen Einfluss auf die Umdrehungsgeschwindigkeit?

Der erste Gedanke wäre ja, nein, viel zu wenig. Der zweite wäre, wenn überhaupt, dann abbremsend. Ich glaube mich erinnern zu können, irgendwann mal gelernt zu haben, dass sich die Erde schneller als die Atmosphäre drehe. Hier heißt es

Aber die Erde umkreist eben nicht nur die Sonne, sondern sie dreht sich auch noch um sich selber, wie eine Eiskunstläuferin, die eine Pirouette dreht. Sie dreht sich sogar ziemlich schnell: Am Äquator mit etwa 1670 km pro Stunde und in unseren Breiten, also da, wo wir wohnen, mit rund 1000 km pro Stunde. Diese Geschwindigkeit ist vergleichbar mit einem Passagierflugzeug!

Allerdings habe ich so in Erinnerung, dass die Atmosphäre im Mittel mit der Erde dreht, aber vom Äquator zu den Polen hin Wirbel bildet (Roaring Forties und sowas), weshalb wir in von 0° (Äquator) bis 30° tropische Ostwinde, von 30° bis 60° vornehmlich Westwinde und dann 60° polare Ostwinde haben.

Wenn ich mich jetzt nicht irre und bedenke, dass die Sonne im Morgenland, also im Osten auf- und im Abendland, dem Westen, untergeht, drehen wir uns also in der Bewegungsrichtung der Westwinde.

Nimmt man nun an, dass in diesem Bereich der Westwinde, also wo die Europäer und US-Amerikaner hausen, besonders viele Windräder stehen, wäre das denkbar, dass die Windräder die Erdumdrehung beschleunigen.

Nur habe ich das quantativ noch gar nicht abgeschätzt. Aber insteressieren würde es mich schon, ob das überhaupt in die Größenordnung kommen kann, dass das eine Wirkung hätte.

Wäre aber lustig, wenn die Windräder die Erdumdrehungsgeschwindigkeit veränderten. Denn dann wäre auch klar, dass sie das Wetter beeinflussen können.