Ansichten eines Informatikers

Berlin, der Sprengplatz und das Feuer

Hadmut
6.8.2022 16:09

Leser fragen – Danisch weiß es auch nicht.

Wir haben doch hier in Berlin, genauer gesagt, im Grunewald, seit ein paar Tagen dieses Monsterfeuer, bei dem ein Sprengplatz der Polizei mit – die angegebenen Zahlen variieren etwas – 25, 30 oder 40 Tonnen Sprengstoff und Bomben brennt und man da zum Löschen nicht rankommt, weil immer wieder etwas neues in die Luft fliegt oder fliegen kann. Im Radio kam, dass die Feuerwehr dies inzwischen für ihren gefährlichsten Einsatz seit dem zweiten Weltkrieg hält, und dass der Boden dort 800 Grad heiß sei. Und zwar da, wo die Bomben liegen, die normalerweise dauerhaft beregnet werden, damit sie kühl bleiben. Durch die Wucht der Explosionen seien schon zwei 250-kg-Weltkriegsbomben aus ihren Halterungen gerutscht. 250 kg, das ist das Bombenkaliber, das neulich in München bei kontrollierter Sprengung einen Straßenzug verwüstet hat, und das ich, obwohl ich außerhalb von München wohnte, auf meinem Balkon noch gehört habe.

Nun fragte neulich schon ein Leser aus dem Ausland an, was bei uns in Berlin den los sei, dass die Polizei da tonnenweise konfiszierte Bomben stapele, aber das stimmt wohl nicht. Wenn ich das in der Presse richtig gelesen habe, dann betrifft das nur beschlagnahmte illegale Polenböller von ein paarhundert Kilo, der Rest sind Munitionsfunde aus dem zweiten Weltkrieg und der Hinterlassenschaft der Russen aus der Zeit danach. Dafür kann ja die Polizei nichts, das Zeug muss ja eingesammelt werden. Es hieß, dass sie den Kram normalerweise viermal im Jahr sprengen, nur eben nicht im Sommer wegen der Waldbrandgefahr. Diese Herangehensweise könnte man überdenken, denn nun sieht es ja so aus, als ob die Waldbrandgefahr so noch höher ist.

Immerhin führt das nun zu einer ungeplanten Leistungsschau der Löschpanzer und Löschroboter, und gerade das Thema Löschroboter halte ich für ungemein wichtig. Sie hatten ja neulich in Essen schon diesen Großbrand eines Wohngebäudes, das dann nicht mehr betreten werden konnte weil einsturzgefährdert, sie es aber trotzdem nach Überlebenden, Leichen, Brandursachen durchsuchen mussten. Zufällig hatte sich die Polizei vorher für alle Fälle einen Roboterhund vom Typ Spot (Boston Dynamics) gekauft, und den haben sie dann da reingeschickt, das Gebäude zu durchsuchen und zu fotografieren, und den Berichten nach hat der da gute Arbeit geleistet.

So nach und nach werden die Feuerwehren wohl mit Löschrobotern ausgerüstet und darin geschult, nachdem inzwischen ja auch schon die Drohnen mehr oder weniger zur Standardausrüstung geworden sind. Immer öfter liest man, dass die Feuerwehr bei Großbränden die Sache aus der Luft überwacht, sich erst mal ein Bild vom Ausmaß verschafft oder nach dem Löschen mit Infrarotkameras an den Drohnen nach verbliebenen Brandnestern sucht. Nun dürfte wohl der Schritt anstehen, dass die alle ihre Löschroboter bekommen, denn man hat das ja auch immer wieder, dass irgendwo etwas brennt, was zu heiß, zu einsturzgefährdet oder zu explosiv ist, um da Menschen hinzuschicken. Ich halte das für eine sehr wichtige Entwicklung. Die Polizei macht ja beim Untersuchen und Entschärfen von Bombem auch immer öfter Gebrauch von Robotern oder schickt erst mal eine Drohne zum Gucken voraus.

Unklar ist aber, wie es überhaut zu dem Feuer und den Explosionen kam.

Klar, könnte man sagen, 40°C Sommerhitze und Klimawandel, Waldbrand und schon passierts. Oder vielleicht die Beregnung der großen Bomben ausgefallen und die dann in der Sonne heiß geworden (ich glaube aber nicht so wirklich, dass die selbst in der prallen Sonne heiß genug werden können, damit der Sprengstoff chemisch selbst zündet, und die Zünder sind da in der Regel schon entfernt). Ich war bei der Bundeswehr bei den Pionieren, wir haben da auch gesprengt, und die sagten, dass nur die Zünder wirklich empfindlich wären. Dass schon einiges passieren müsse, um normalen Sprengstoff zur Explosion zu bringen, dass da nicht einmal ein normales Feuerzeug zur Zündung reiche, sondern man Zünder brauche, die heiß genug werden. Ob das für den Sprengstoff aus dem zweiten Weltkrieg auch schon galt, ist eine andere Frage.

Der Punkt ist aber: Das ging nachts um 03:30 Uhr los. Keine Sonne, und vergleichsweise kühl.

Was könnte nachts um 03:30 dazu führen, dass sich ein Munitionslager selbst entzündet?

Nun, es gibt zeitversetzte, chemische Zünder, die eine Bombe erst nach zig Minuten oder Stunden hochgehen lassen, um die Rettungs- und Löschkräfte zu töten, die die Brände löschen, oder die Bevölkerung, die dann zurückkehrt. Sowas haben die damals gebaut, und diese Zeitzünder funktionieren immer noch. Wenn ich das richtig verstanden habe, platzt da eine Glasampulle mit einer Chemikalie, die dann langsam ein Plättchen aus Zelluloid auflöst, und dann entweder selbst die Reaktion chemisch auslöst oder das aufgelöste Plättchen einen federgespannten Schlagbolzen freigibt – und die gespannten Federn sollen auch recht lange halten, verblüffenderweise. Es wäre also denkbar, aber eigentlich durch deren Prozeduren ausgeschlossen, dass irgendwas tagsüber einen alten Zeitzünder ausgelöst hat, und der dann nachts hoch ging, obwohl die ja eigentlich immer alle Zünder entfernen. Bombe mit Zünder geht gar nicht.

Nun fragt aber ein Leser, ob diese spontane Selbstentzündung nachts um 03:30 mit eingebauter Brandrodung und anschließenden Überlegungen, den Sprengplatz zu verlegen, vielleicht irgendwas damit zu tun haben könnte, dass Berliner Grüne unbedingt auch Windkraftanlagen haben und den Grunewald damit vollpflastern wollen.

Weiß ich nicht.

Aber zutrauen würde ich es den Leuten schon. Fanatisch genug sind sie ja. Und ihre Klebespiele haben sie auch gerade unterbrochen.

Und eine plausible Erklärung, warum Weltkriegsbomben, die 77 Jahre lang rumlagen, dann ohne Zünder auf einmal nachts um 03:30 hochgehen sollten, habe ich auch noch nicht gehört.

Könnte allerdings auch eine Warnung der Russen sein.

Vielleicht mal abwarten, wann jemand kommt und da Windräder hinstellen will.