Ansichten eines Informatikers

Shitstorm…

Hadmut
30.8.2021 0:07

Je mehr ich geshitstormt werde, desto mehr sinkt meine Meinung.

Bei mir rollt gerade eine Riesenwelle an Zuschriften ein, viele davon der Kategorie Shitstom/Beschimpfung. Auch Telefonanrufe.

Grundtenor der Kategorie Shitstorm: Ich kapiere es nicht, ich bin zu doof.

(Logikfrage: Wenn man mir unterstellt, dass ich zu doof bin, wie könnte man dann von mir erwarten, es zu kapieren? Also etwas zu tun, von dem man mir vorwirft, es nicht tun zu können?)

Einer verlangt, ich hätte in den letzten 18 Monaten doch bitteschön die Diskussionen auf Telegram auswerten sollen. Statt Fernsehen zu gucken. Wo sollte ich die Zeit dafür noch hernehmen? Es kommt sehr selten vor, dass ich „nur“ Fernsehen gucke. Das läuft nur nebenbei. Nebenbei Telegram lesen geht aber nicht. Woher ich die Zeit nehmen sollte und worin überhaupt der Sinn besteht, 18 Monate lang Telegram zu lesen, um dann einen schlaueren Blogartikel zu schreiben, erschließt sich mir nicht. Zumal kaum ersichtlich wird, welche Erkenntnis mir zugänglich geworden wäre, wenn ich es denn getan hätte. Wenn jemand meint, dass mich 18 Monaten Telegram-Studium so wie ihn so erhällt hätten, dass ich nun den genialen Blog-Artikel hätte schreiben können, warum hat ihn dieses Studium dann nicht in die Lage versetzt, mir eine Mail zu schreiben, aus der ich entnehmen könnte, was ich hätte bloggen sollen?

Einer beschimpft mich, dass ich keine Tatsachen zur Kenntnis nähme. Er hätte mir irgendwann mal Geld gespendet, und da sei das doch das Mindeste, was er verlangen könnte. Sie doch nicht zuviel verlangt. Wenn er es denn zumindest mal verlangt hätte. Ich kann ja nicht hellsehen und gedankenlesen, was jemand, den ich nicht kenne, von mir verlangt.

Davon abgesehen: Ich bin keine Musikbox, wo der, der einwirft, aussuchen kann, was gespielt wird. Das ist hier Danischs Blog und nicht Wes-Brot-ich-ess-des-Lied-ich-sing.

Ich bekomme jede Menge Anfragen von allen möglichen Agenturen der Welt, ob ich nicht gegen Geld von ihnen geschriebene Artikel in mein Blog schreiben würde. Man würde sie extra so zuschneiden, dass das echt aussieht und das keiner merkt, aber halt irgendwelche Produkte genannt und verlinkt werden. Mal ganz abgesehen davon, dass ich nicht glaube, dass das jemand kann, so zu schreiben, dass man es nicht von meiner Schreibe unterscheiden kann und sowas in Deutschland auch nicht zulässig ist, sondern bezahlte Werbung als solche gekennzeichnet werden muss: Ich habe sowas immer abgelehnt bzw. gar nicht erst beantwortet, weil ich mir ziemlich sicher bin, dass ich meine Leser vergraulen würde, wenn ich nicht schreibe, was ich denke, sondern mir irgendwer gegen Geld zuwirft.

Selbst wenn ich wollte, kann ich nicht schreiben, was der erboste Ex-Leser von mir verlangt, solange er mir nicht mal zu erkennen gibt, was er von mir verlangt und nur vorträgt, dass ihm nicht passt, was ich schreibe.

Und dann komme ich (wieder) zu dem wesentlichen Punkt, den ich den Impfgegnern strategisch vorwerfe, wenn ich mich mal so als deren PR-Berater aufspielen darf, und einfach mal die Zuschriften an mich als Grundlage nehme:

Ihr macht sowas, was sie im Fernsehen „Haltungsjournalismus“ nennen.

Ihr habt eine Meinung, dass die Impfung nichts ist, und Ihr sie deshalb ablehnt.

Bis dahin ist das OK, dieser Meinung kann man sein.

Aber dann kommt nichts. Es kommen nur Beschimpfungen, dass ich den X oder den Y nicht gelesen hätte. So ähnlich wie schon bei Klima, wo man mir vorwarf, dass ich mich nicht ausreichend damit befasse. Das ist alles so spekulativ: Befassen Sie sich gefälligst damit und finden Sie zu einer Meinung, die mir gefällt.

Es ist aber nicht ein einzige dabei, der mal sagt, wie wir ohne Impfung mit der Situation umgehen sollen. Es gibt ein paar, die sagen, dass das Virus gar nicht existiere. Und welche, die sagen, dass das so harmlos sei, dass man es gar nicht beachten müsse. Aber was hält sie dann davon ab, das zu tun, was ich geschrieben habe, sich einfach zu infizieren?

Was würde/sollte/müsste ich denn statt meinen Blog-Artikeln schreiben, wenn ich mit aus Quelle 1,2,3,4 und 5 informiert hätte? Leute, Euch kann nichts passieren, das Ding ist harmlos? Das werde ich ganz sicher nicht tun. Glaubt irgendwer im Ernst, ich würde eine solche Verantwortung übernehmen?

Soll ich schreibe, geht raus, Euch passiert nichts?

Oder soll ich schreiben, bleibt noch bis zum Februar im Lockdown, bis dahin ist es dann vorbei?

Habt Ihr schon mal drüber nachgedacht, dass aus dem, was Ihr von mir wollt, keine vernünftige, logische Konsequenz folgt, das nur eine gedankliche Sackgasse ist, und Ihr von mir nur erwartet, Euch in Eurer Position zu bestätigen?

Angenommen, ich schriebe das, was Ihr von mir wollt. COVID-19 gibt’s nicht oder ist harmlos. Oder Impfen ganz schlimm. Und dann? Wieder leben wie vorher, weil es der Danisch endlich geschrieben hat?

Viele schreiben mir, mein Blog wäre für sie gestorben, weil ich nicht schreibe, was sie erwarten.

Verstehe ich nicht. Wenn sie sowieso glauben, es besser zu wissen als ich, was ja durchaus sein kann, zumal in einem Gebiet, in dem ich nur Laie bin, warum ist es dann so wichtig, dass ich ihnen auch nochmal schreibe? Wenn sie doch sowieso überzeugt sind, es besser zu wissen als ich?

Wenn man die Weisheit zu COVID-19 doch, wie mir vorgehalten wird, an so vielen Stellen von so vielen schlauen Leuten im Internet lesen könnte, und das so toll ist, dass man mir zum Vorwurf macht, dass mich das nicht überzeugt – warum reicht dann nicht schon das, was die schreiben? Warum muss ich es auch nochmal schreiben?

Merkt ihr nicht, dass es ein logischer Widerspruch ist?

Wenn das bisher geschriebene schon so überzeugend ist, dass ich ein Dummkopf bin, wenn ich mich nicht schon von dem überzeugen lasse, was bereits geschrieben steht, warum sollte es dann erforderlich sein, dass ich es auch nochmal schreibe, wenn es doch schon überzeugungsvollständig sein soll? Seit wann würde etwas durch Wiederholung überzeugender?

Entweder ist die Darstellung zu COVID-19 schon ohne mein Blog überzeugend, dann braucht Ihr mich nicht.

Oder sie ist erst dann überzeugend, wenn ich das in meinem Blog auch schreibe, was aber dann heißen würde, dass sie bisher nicht überzeugend ist, weil ich es ja noch nicht geschrieben habe.

Und selbst wenn es wahr sein sollte, was sie da schreiben: Es gibt weder Pflicht noch Veranlassung oder Grundsatz für einen Blogger, alle Wahrheiten der Welt zu wiederholen.

Obwohl ich es natürlich nett und schmeichelhaft finde, dass so viele Leute meinen, dass selbst die bekanntesten, offensichtlichsten und wichtigsten Wahrheiten der Welt noch der Veredelung durch mein Blog bedürften.

Apropos Welt:

Einige kommen ja mit einem valideren Punkt daher. Nämlich nicht der grundsätzlichen Kritik, dass dieses 3G abedeckend wäre, sondern dass die Bundesregierung sich zu doof anstelle, und etwa „genesen“ nur mit Nachweis und nur für 6 Monate gelte.

Gut, nehmen wir an, dass unsere Bundesregierung zu doof ist. Schreibe ich ja auch immer wieder.

Es gibt aber so ungefähr 200 Länder der Welt. Dann müsste man ja seine Kritik speziell auf Deutschland einschränken. Tut man aber nicht. Man will sich nicht impfen und nicht testen lassen, weil der Spahn so einen Mist verzapft. Würdet Ihr euch denn dann impfen oder testen lassen, wenn Ihr in Schweden, Italien, Spanien, Guatemala oder Afghanistan leben würdet?

Ist die Haltung dann „Eigentlich würde ich mich ja schon impfen lassen, aber hier in Deutschland mache ich es aus Prinzip nicht, weil der Spahn so doof ist!“?

Wenn man sein Verhalten mit der Dummheit unserer Regierung begründet (darin habt Ihr meine ausdrückliche Unterstützung), dann müsste man doch aber sein Verhalten mit der Regierung ändern. Im Auslandsurlaub. Oder nach der Bundestagswahl. Wenn Ihr das aber nicht tut, kann es ja nicht an unserer Regierung liegen.

Was also würde denn Eurer Meinung nach eine gute Regierung tun?

Oder, leichter gefragt, welche der fast 200 Regierungen der Welt macht es denn so gut, dass es Euch gefällt?

Und was würdet Ihr unter einer guten Regierung tun?

COVID-19 ignorieren? Impfen lassen? Dauermaske?

Ich habe nicht verstanden, was Ihr eigentlich wollt. Ich sehe immer nur, dass Ihr erwartet, dass der Blogger Euch in „Die Regierung ist dumm und es ist alles gelogen“ unterstützt und bestätigt, aber ich sehe an keiner Stelle, wie es denn dann weitergehen, was denn dann das richtige, das gute Verhalten sein soll.

Wo wären wir, was würden wir anders machen, wenn Spahn schlau ist? Hätte COVID-19 dann einen Bogen um das Land gemacht? Oder die Ärzte gemerkt, dass es harmlos ist? Wären wir alle längst immun?

Sorry, Leute, aber allein schon die Art des Vortrages macht es unmöglich, Euch zu folgen.

Es ist entfernt erkennbar, was Euch nicht passt.

Aber es ist nicht erkennbar, was Ihr eigentlich wollt.

Und ich habe den Eindruck, dass der, der mit der Sache am meisten überfordert ist, nicht der Spahn, sondern Ihr seid. Ihr seid nicht in der Lage, euch eine Strategie, einen Weg zum Umgang mit der Sache zu überlegen, aber erwartet dann von mir, dass ich Euch dabei Händchen halte.

Nöh.

Mal ganz abgesehen davon, dass ich mir Vorhaltungen verbitte, warum ich meine Meinung darstelle und nicht Eure, oder ich nicht zum selben Ergebnis komme wie Ihr.

So. Und nehmt nun mal zur Kenntnis, dass ich mich allein mit diesem Blog-Artikel hier weit mehr mit Eurem Standpunkt auseinandergesetzt habe, als Ihr mit meinem. Die Art und Weise des Umgangs mit meinem Blog, so nach dem Schema „Der schreibt nicht, was ich lesen will, also ist er ein Idiot“ ist nicht nur eine Umverschämtheit.

Ihr habt auch das Blog nicht verstanden. Dieses Blog hatte noch nie den Zweck, irgendwem zu liefern, was er lesen will, was er sowieso schon denkt. Dieses Blog war schon immer nur dafür da, dem Leser etwas zu liefern, was er vorher noch nich dachte.