Ansichten eines Informatikers

Das Lehrermangelsyndrom auch in den Kitas

Hadmut
24.8.2021 20:05

Vom Zerfall einer Gesellschaft.

Dass da inzwischen – besonders in Berlin – die Lehrer ausgehen, weil keine nachkommen und die alten kündigen, ist bekannt. Schulunterricht fällt aus und man versucht, sich mit Leuten zu behelfen, die eigentlich nicht qualifiziert sind. Absehbar, dass das Schulsystem zusammenbricht.

Die WELT schreibt etwas sehr ähnliches über „Kitas“. Krückensprache, zu meiner Zeit hieß das „Kindergarten“. Heute muss es „Kindertagesstätte“ heißen, keine Ahnung warum, wahrscheinlich fühlen sich Gärten diskriminiert, ist es irgendwie botanistisch, und weil der behördendeutsche Kunstbegriff so sperrig ist, dass man beim Aussprechen damit am Türrahmen hängen bleibt, muss es das sozialistische Mistwort „Kita“ sein. Google beantwortet die Frage, warum das KiTa heißen musste, ohne nähere Quellenangabe (stammt wohl von hier) mit

Hinter der Bezeichnung Kindergarten stehe ein pädagogisches Konzept, das im 19. Jahrhundert revolutionär gewesen und bis heute aktuell sei, hieß es. Wesentlich für die Ideen Fröbels sei, dass Kinder von Erwachsenen nicht nur betreut, sondern auch gebildet werden sollten – und zwar durch kindliches Spielen.

Vielleicht aber musste einfach nur jeder Begriff durch irgendwas Korrektes ersetzt werden.

Jedenfalls schreibt die WELT, dass denen die Fachkräfte ausgehen.

Zwei neue Studien zeigen, dass es in deutschen Kitas einen dramatischen Mangel an Erziehern gibt. Experten zeichnen ein düsteres Bild: In der aktuellen Dekade sei die Misere nicht mehr zu beheben. Grund sind ein „Etikettenschindel“ und eine „politische Fehlentscheidung“. […]

Wie angespannt die Lage ist, zeigt eine neue Analyse der Bertelsmann Stiftung, die die Betreuungssituation in den 16 Bundesländern beleuchtet. Das Fazit der Forscher ist ernüchternd: „Eine kindgerechte Personalausstattung und zugleich ausreichend Plätze in allen Kitas sind in diesem Jahrzehnt nicht mehr zu realisieren.“ Dafür gebe es schlicht nicht genügend qualifiziertes Personal.

Gut, nun glaube ich der Bertelsmann-Stiftung auch keine drei aufeinanderfolgenden Worte, aber dass niemand mehr Kindergartentante werden will, glaube ich genauso.

Bis 2030 fehlen mehr als 230.000 Erzieher. Es sei weder möglich, ausreichend Menschen auszubilden, weil es dafür zu wenig Berufsschullehrer gebe, noch genügend Quereinsteiger zu finden, die zudem ebenfalls qualifiziert werden müssten.

Das nun wieder würde ich durchaus glauben.

Wobei mir die Angaben, wieviele Betreuer auf wieviele Kinder kommen müssten, sehr luxuriös vorkommen. So richtig kann ich mich an meine eigenen Kindergartenzeit nicht mehr erinnern, aber ich weiß noch, dass man in Gruppen eingeteilt war, und dann „bei Frau X“ in der Gruppe war. Eine Betreuerin, und wenn mich mich so recht erinnere, waren wir da schon so mindestens 20 Kinder. Oder mehr. Ich kann mich zumindest noch erinnern, dass wir vor den Räumen auf der Außenseite so eine lange Reihe von Kleiderhaken in einer Höhe, dass auch Kindergartenkinder drankommen, an der Wand hatten, drunter eine Bank an der Wand, und wir mussten da die Schuhe drunterstellen und die Jacken dranhängen. Und diese Reihe von Kleiderhaken habe ich als ziemlich lang in Erinnerung. Und ganztätig waren wir da auch, ich kann mich nämlich auch erinnern, dass wir da alle immer so eine kleine Tasche mit Metallschnalle von jener Sorte, die es nicht mehr gibt, weil durch Plastikschnallen ersetzt, halt so 60er-Jahre-Stil, um den Hals hängen hatten, in der wir was zum Essen von zuhause mitbekamen. Belegtes Brot mit Wurst, kleingeschnitten und in Butterbrotpapier, einen Banane oder einen Apfel dazu. Deshalb heißt das heute Kita zur Unterscheidung, weil ganztags nur noch geht, wenn der Kindergarten das Essen macht. Die Eltern schaffen das nicht mehr. Und ich kann mich erinnern, dass wir manchmal für irgendwelche Spiele oder zum Zuhören alle mit den kleinen Kindergartenstühlchen in einem großen Kreis saßen.

Beckmanns Hauptkritik: Viele Bundesländer hätten das bereitgestellte Geld nicht genutzt, um die Kita-Qualität zu verbessern. Stattdessen hätten sie es dafür verwendet, Gebühren für die Eltern zu senken oder ganz abzuschaffen. Er spricht von „Etikettenschwindel“ und einer „klaren politischen Fehlentscheidung“.

Man könnte es auch rot-grüne Politik nennen.

Tatsächlich sind die Konsequenzen, von denen die Kita-Leiter berichten, erschreckend. Fast die Hälfte erklärt, dass heute Personal beschäftigt werde, welches früher wegen mangelnder Eignung nicht eingestellt worden wäre. Der Fachkräftemangel hat sich in den Augen der meisten im vergangenen Jahr sogar noch verschärft. Die hohe Belastung der vorhandenen Erzieher führt nach Meinung vieler dazu, dass diese häufiger fehlen und krank sind.

Wie bei Lehrern und Polizisten.

Das wird lustig.

Jede Menge Migranten, von denen Lehrer ja schon berichten, dass die Kinder in der Pandemie mit Home-Schooling schon ihr ganzes Deutsch wieder verlernt haben. Und dann keine Kindergärten und keine Schulen mehr wegen fehlenden Betreuern und Lehrern.

Wie soll das funktionieren?