Ansichten eines Informatikers

Zur Genese und Diagnostik der „Laberwissenschaften“

Hadmut
10.8.2021 18:56

Ein Geisteswissenschaftler ist etwas unzufrieden und schreibt mir.

Sehr geehrter Herr Danisch,

ich lese Ihre “Ansichten eines Informatikers” sehr gerne, und in vielen, den meisten, Fällen gehe ich mit Ihnen d’accord. Mit einer Ausnahme: Die “Laberwissenschaften” sind erst zu “Laberwissenschaften” gemacht worden. Ich habe Geschichte studiert, bin in Geschichte promoviert worden und hatte gute Professoren, die Wert auf solide Quellenarbeit und historisches Faktenwissen legten. Da mir der universitäre Weg etwas heikel erschien, habe ich dann in der IT-Branche gearbeitet, bin aber seit einigen Jahren Geschichtslehrer an [anonymisiert]. Ich verdiene dort weniger als früher, aber dank privater Vermögensverhältnisse bin ich nicht so sehr darauf angewiesen, viel zu verdienen. Ich habe mich dafür entschieden, auch weil die inzwischen zu “humanities” verkürzte Geschichtswissenschaft (eigentlich eher eine “ars”) nicht Laberern und Ideologen überlassen werden sollten, die die Schüler indoktrinieren. Wenn ich heutige Geschichtsprofessoren sehe und vor allem höre, bekomme ich eine Gänsehaut; leider ist die Geschichtswissenschaft zu einer Laberei vorkommen, schlimmer noch, zu einer “Lüge, auf die man sich geeinigt hat”. Ich denke, ich würde, um der Ideologie zu entgehen, heute Wirtschaftsinformatik studieren.

[…]

Herzliche Grüße und alles Gute für Ihren Blog

Dr. […]

Ich fasse es mal etwas allgemeiner.

Viele Geisteswissenschaftler schreiben mir aus Unwohlsein darüber, wie ich über Geisteswissenschaftler schimpfe. Naja, das ist ja der Zweck, warum ich es tue. Damit die sich unwohl fühlen. Viele kommen dann mit den alten Griechen oder Kant oder sowas daher. Und ich antworte jedesmal: „Die sind aber schon lange tot…“.

Am schlimmsten sind da die Philosophen. Die bilden sich ernstlich ein, sie wären schlau, automatisch, so kraft Bezeichnung, weil es irgendwann mal ein paar schlaue Leute gab, die man später „Philosphen“ nannte, und deshalb automatisch jeder auch schlau werde, der sich „Philosoph“ nennt oder auch nur einfach im Studiengang „Philosophie“ immatrikuliert. Also ob man mit dem Studentenausweis automatisch zum Schlauen und Weltretter werde.

Am allerschlimmsten sind die, die dann mit der Mathematik daherkommen und der Informatik, die ja beide Produkte der Philosophie seien.

Ich will ja auch nicht in Abrede stellen, dass Geisteswissenschaft und Philosophie früher mal nützlich waren. Das Problem ist aber genau das, was selbst kritische, ältere Philosophen schon erkannt und mir gegenüber schon ge- und beschrieben haben. Philosophie heute ist etwas völlig anderes als Philosophie damals und hat, bis auf den Namen, damit nichts mehr gemein.

Es gab mal so die mittelalterliche Universität, mit ihren klassischen vier Fakultäten. Zitat Goethe, Faust:

“Habe nun, ach! Philosophie,
Juristerei und Medizin,
Und leider auch Theologie
Durchaus studiert, mit heißem Bemühn.
Da steh ich nun, ich armer Tor!
Und bin so klug als wie zuvor;
Heiße Magister, heiße Doktor gar
Und ziehe schon an die zehen Jahr
Herauf, herab und quer und krumm
Meine Schüler an der Nase herum-
Und sehe, daß wir nichts wissen können!
Das will mir schier das Herz verbrennen.
Zwar bin ich gescheiter als all die Laffen,
Doktoren, Magister, Schreiber und Pfaffen;
Mich plagen keine Skrupel noch Zweifel,
Fürchte mich weder vor Hölle noch Teufel-
Dafür ist mir auch alle Freud entrissen,
Bilde mir nicht ein, was Rechts zu wissen,
Bilde mir nicht ein, ich könnte was lehren,
Die Menschen zu bessern und zu bekehren.”

Philosophie, Juristerei, Medizin, Theologie. Das war die klassische Kategorisierung zu einer Zeit, als es noch den Universalgelehrten gab, als man als Mensch noch alles wissen konnte, was es zu wissen gab.

Deshalb waren die Naturwissenschaften und die Mathematik, die Logik, die Erkenntnistheorie und so weiter einst Teil der Philosophie. Weil: Wo sonst?

Dann aber wurde alles, was irgendwie sinnvoll oder nützlich war, in eigene Fächer oder gar Fakultäten ausgelagert. Mathematik, Physik, Chemie, Biologie, Informatik, Logik… alles raus und in eigene Fächer oder gar Fakultäten überführt.

Heute ist die Philosophie quasi der Müll, der übrig blieb, weil ihn keiner haben wollte. Das Geschwätz, das keiner mitgenommen hat.

Das ist gewissermaßen die Art und Weise, wie man daraus „Laberwissenschaften“ gemacht hat. Alles Verwertbare ist raus.

Das allergrößte Problem ist aber ein anderes. Oder besser gesagt, ein Folgeproblem.

Denn die Geisteswissenschaften haben klassisch einen Qualitätsverzicht. Was sehr eng mit ihrem Empirieverzicht zusammenhängt.

Und damit wurden sie zur Beute der Marxisten wie Obst, das einem Schimmelpilz anheimfällt.

Die Unfähigkeit der Geisteswissenschaften, sich wenigstens gegen das allerdümmste Geschwätz zur Wehr zu setzen, hat sie zur perfekten Beute, zum Übernahmekandidat des ultimativ Dummen, des ideologischen Dummenkults schlechthin gemacht: Der Linken, der Kommunisten, der Marxisten.

Man muss sehr dumm und unfähig sein, um auf diesen linken Blödsinn hereinzufallen, oder sehr verlogen, kriminell und korrupt, um ihn zu vertreten. Die Geisteswissenschaften waren aber der Ort, der Dummheit honorierte.

Und der Fehler war, die Soziologie aufzunehmen. Denn Soziologie ist schon begrifflich der Schwindel und Betrug, Marxens zur Ideologie verklärten Schwachsinn als Wissenschaft auszugeben. Lässt sich zurückverfolgen zur Frankfurter Schule. Man lenkt da immer das Augenmerk auf deren Opferstatus, weil sie als Juden aus Deutschland fliehen mussten. Der wesentliche Aspekt war aber, dass sie Marxisten waren, die sich genau zu der Zeit, als sich der Marxismus damals von Russland her Deutschland einverleiben wollte, unter dem Deckmantel einer Wissenschaft an den Universitäten einnistete. Stichworte dazu wären auch Liebknecht, Luxemburg, Spartakus und so weiter. Ausgerechnet im Mutterland des Kapitalismus haben sie Unterschlupf gefunden und mussten ihre Kapitalismusfeindlichkeit zunächst mal tarnen und ihre Ideologie in Einklang damit bringen, dass es den Menschen im amerikanischen Kapitalismus deutlich besser ging, als im Kommunismus. Deshalb entwickelte man ja zusammen mit Schülern Freuds diesen Genderschwachsinn als Ersatzvehikel für den Klassenkrampf.

Nach dem Krieg kamen die teils zurück und haben dann, moralisch aufgeladen, mit den 68ern die Universitäten und vor allem die Geisteswissenschaften übernommen. Weil da halt die Dummen so willkommen sind und so leichtes Spiel haben. Weil nur da die Freiheit besteht, noch das dümmste Geschwätz Wissenschaft zu nennen und dafür eine Professur zu kriegen und lebenslang vom Steuerzahler durchgefüttert zu werden. Heute betet man da die Hohepriester des dummen Geschwätzes an, ob sie es nun wie Habermas unter Unverständlichkeit tarnen, oder wie Baer offenkundig ausstellen.

Und es funktioniert, weil nur der gar so Dumme der perfekte und akzeptierte Leithammel der noch dümmeren ist, weil die die Dummheit als gemeinsames Rudelkennzeichen akzeptieren. Der Tribalismus, das Rudelwesen, ist dem menschlichen Gehirn immanent, und die Geisteswissenschaften haben es geschafft, oder sind umgekehrt dem zur Beute gefallen, Dummheit zum Tribezeichen zu machen. Quasi die Solidarisierung, die Rudelwerdung der Dummen. „Quality is a myth“, wie deren Prophetin verkündete.

Richtig selbsterhaltend wurde das aber erst, als die Parteien zur Lobby und Interessenvertretung der Dummen wurden, quasi eine Art Dummengewerkschaft, die dann an Macht und Steuergelder kam, und die Dummenwissenschaften derart mit Geld aufpumpten und zu ihren Brutstätten, ihren Inkubatoren und Geldwaschanlagen machten. Das ist nicht mehr zu trennen, weshalb wir auch so viele Politiker, vor allem Politikerinnen erleben, die doof wie Stroh sind, deren Abschlüsse einer Nachprüfung nicht standhalten, deren Dissertationen plagiiert und/oder vom Ghostwriter geschrieben sind. Es gibt so einen kompletten Dummenzyklus von Fakultät über Politik bis zur Pension. Dafür wirft dann jeder Steuergelder ein, sobald er mal bei Macht vorbeikommt.

Inzwischen ergänzt um den öffentlich-rechtlichen Rundfunk und die Gerichte.

Das ist, kurz gesagt, der Grund für meine Geringschätzung und Verachtung der Geisteswissenschaften. Und deren Genese.

Jedenfalls der heutigen Geisteswissenschaften.

Der einzige Ausweg, den ich sehe, ist, dass alle, die noch irgendwas von Nutzen können, einfach gehen, sich ein anderes Land suchen, und das alles hier implodieren lassen.