Ansichten eines Informatikers

Cyber Attack

Hadmut
10.8.2021 22:19

Zur Überlebensfähigkeit der USA.

Im Mai war die größte Pipeline der USA nach einer Cyber-Attacke ausgefallen. Ransomware. Das Übliche. Hatte ernsthafte Auswirkungen auf die Energieversorgung. Irgendwie hatten sie noch ein bisschen Notbetrieb, aber das Ding stand wohl überwiegend still.

Nun haben sie den Chef des Ladens im Juni mal gefragt, ob sie diese Pipeline eigentlich auch noch manuell betreiben können, wenn die Computer ausfallen.

Antwort: Äh, nee. Die Leute, die noch wussten, wie man diese Pipeline manuell betreibt, sind entweder in Rente oder schon tot.

(Wäre ich jetzt spöttisch und böser Zunge, würde ich anfügen, sie hatten es zwar aufgeschrieben, aber alle, die noch lesen können, sind auch in Rente oder schon tot.)

Irgendwie haben sie es in begrenztem Maße doch noch hinbekommen.

Es erinnert mich an einen Vortrag, den ich mal gehört habe. Hatte ich schon einige Male im Blog erwähnt. Im Zusammenhang mit dem Uni-Streit damals bin ich 2000 bis 2007 auf einige IT-Sicherheitskonferenzen in Australien und den USA gegangen. Bei einer Konferenz zu Unix-Sicherheit gab es die Sitte, immer auch einen Vortrag aus einem anderen Gebiet zu hören. Sie hatten da einen Militäranalysten, der die Verwundbarkeit der USA mit China verglich. Nur ein verschwindend geringer Teil der Arbeiter der USA (weiß ich nicht mehr, irgendwas mickriges, 1% oder sowas) sei noch in der Landwirtschaft in der Produktion von Lebensmitteln tätig. Das alles passiere mit Maschinen, und müsse über große Entfernungen transportiert werden, um in die Großstädte zu kommen. Legt man militärisch die Energieversorgung und/oder die Logistik lahm (und sowas ist ja der Angriff auf die größte Pipeline), würden die USA in verblüffend kurzer Zeit schlicht verhungern. Natürlich nicht alle, aber so viele, dass die USA nicht mehr handlungs- und bestandsfähig seien. Das Sicherheitskonzept beruhe darauf, dass durch ihre inselartige Lage zwischen Atlantik und Pazifik sie vor Angriffen in ihrem Territorium schützten.

China dagegen sei zwar modern, habe aber auch noch eine so riesengroße ländliche Struktur, in der Lebensmittel wie Reis noch mit einfachen Mitteln hergestellt werden, die durch einen Ausfall der Infrastruktur und der zentralen Energieversorgung nicht lahmgelegt werden können. China habe deshalb genug Hinterland, um einen solchen Angriff zu überstehen und sich innerhalb von ein bis zwei Generationen wieder zu regenerieren.

Wenn man sich nun überlegt, dass schon die Fridays-for-Future-Randale einige Gegenden und Teile der Bevölkerung von der Versorgung abgeschnitten hat…