Ansichten eines Informatikers

Verzweiflungsstudiengang Digitalisierung für Geisteswissenschaftler

Hadmut
9.8.2021 20:36

Letzte Ausfahrt vor dem Erdbeerenpflücken.

Die Uni Marburg betätigt sich also so eine Art Arbeitsamt für ihre eigenen geisteswissenschaftlichen Kompetenzkrüppel und bietet für Inhaber eines Bachelors der Geistes- und Sozialwissenschaften den Studiengang „M.A. Cultural Data Studies“ an.

Schon der Name.

Cultural Data Studies.

Hört sich an wie der Versuch, Leuten, die auf Geistes- und Sozialwissenschaften festgenagelt sind und nur solche Dinge anfassen, in denen irgendein Sozialbegriff und „Studies“ vorkommen, irgendwie die Maus am Computer näherzubringen.

Der Studiengang reagiert auf den großen Bedarf nach digitalen Methodenkompetenzen, der sich in allen wissenschaftlichen Disziplinen feststellen lässt, sowie auf die immer weiter voranschreitende digitale Transformation unserer Gesellschaft und die damit verbundene Notwendigkeit nach einer kritischen Reflexion dieser Prozesse. Im Zentrum des Studiengangs steht der Umgang mit Kulturdaten (‘Cultural Data’) im weitesten Sinne – von dem digitalisierten Kunstwerk bis zu sozialen Interaktionen auf Twitter.

Der Studiengang ‘Cultural Data Studies’ vermittelt fundierte inhaltliche, methodische und theoretische Kompetenzen im Bereich der digitalen Geistes- und Sozialwissenschaften. Aufbauend auf den disziplinären Vorkenntnissen im jeweiligen Bachelorstudium, entwickeln die Studierenden ihre Fähigkeiten im Umgang mit digitalen Daten weiter und erlernen geistes- und sozialwissenschaftliche Methoden zur Erforschung der digitalen bzw. digitalisierten Welt. Ein besonderes Augenmerk richtet der Studiengang dabei auf die Forschungspraxis. Ab dem ersten Fachsemester werde die Studierenden in die Arbeit konkreter Forschungsprojekte und wissenschaftlicher Einrichtungen eingeführt.

Aus den FAQ:

Brauche ich bestimmte technische Fähigkeiten oder Programmierkenntnisse, um den Studiengang zu studieren?

Nein! Wir haben den Studiengang so geplant, dass Sie keine besonderen technischen Fähigkeiten und auch keine Programmierkenntnisse benötigen. Im Studiengang erlernen Sie dann Stück für Stück einige Grundlagen der Programmierung, digitale Methoden und den Umgang mit digitalen Werkzeugen.

Für mich liest sich das so wie „Sorry, wir haben Euch zwar zu Schwätzern abgerichtet, aber es konnte ja keiner ahnen, dass die Öffentlichkeit diesen Sozioblödsinn nicht mehr hören will und lieber was mit Computern macht. Also bieten wir Euch diesen Schwätz-Umschulungskurs an, damit Ihr wenigstens ein bisschen was zu aktuellen Themen sagen könnt und und nicht ganz so Null-dämlich da steht.“

Gottogottogott: Schockschwerenot, werde ich etwa Informatikern begegnen, wenn das was mit Computer zu tun hat?

Ich habe gesehen, dass im Studiengang auch Module aus der Informatik belegt werden müssen. Studiere ich dort gemeinsam mit Studierenden aus Informatikstudiengängen und benötige ich bestimmte mathematische Kenntnisse?

Der Studiengang ‚Cultural Data Studies‘ wird auch vom Fachbereich ‚Mathematik und Informatik‘ mitgetragen. Die Module sind aber so angelegt, dass Sie diese auch ohne besondere mathematische Kenntnisse studieren können. Das Modul ‚Einführung in die Informatik‘ wird beispielsweise nur für Nebenfachstudierende angeboten und ist deutlich anwendungsorientiert ausgerichtet. In diesem Modul studieren Sie also gemeinsam mit anderen Studierenden, die ebenfalls nicht Informatik im Hauptfach studieren.

Die anderen Module mit Informatikanteilen sind darüber hinaus neu für den Masterstudiengang ‚Cultural Data Studies‘ konzipiert und entsprechend ausgerichtet. Bei diesen Modulen wurde großer Wert darauf gelegt, dass diese sehr anwendungsorientiert unterrichtet werden und immer ein Bezug zum Themenfeld der digitalen Geistes- und Sozialwissenschaften erkennbar ist.

Jo. Programmieren für Doofe, dafür aber mit Sozialbezug.

Und was machen die da nun?

Geistes- und sozialwissenschaftliche Perspektiven

Im Studienbereich ‘geistes- und sozialwissenschaftliche Perspektiven’ werden theoretische und methodische Ansätze aus den Geistes- und Sozialwissenschaften behandelt, die sich mit den verschiedenen Aspekten von Digitalität auseinandersetzen. Am Anfang steht dabei die multidisziplinäre ‘Einführung in die Cultural Data Studies’, an der mehrere Lehrende aus ganz unterschiedlichen Fachkulturen beteiligt sind. Das Modul ‘Gesellschaft, Kultur und Digitalisierung’ beschäftigt sich mit dem Verhältnis von Gesellschaft und / oder Kultur und Digitalisierung aus einer sozial- bzw. kulturwissenschaftlichen Perspektive und liegt ebenfalls im ersten Fachsemester. Im zweiten Semester erhalten die Studierenden eine Einführung in die Theorien der digitalen Medien. Eine Vertiefung erhalten die Studierenden schließlich im dritten Semester im Rahmen eines Projektstudiums. Hier führen sie angeleitet in Gruppen kleine Forschungsprojekte zum Thema ‘Gesellschaft, Kultur und Digitalisierung’ durch.

Also eigentlich genau wie mit Geschlecht, nur halt mit Computern.

Was den Vorteil hat, dass man das ganze Geschwätz von der binären Geschlechterordnung einfach für Null und Eins neu aufkochen kann. Kann man sich ja auch leicht merken, weil Null wie Vulva und Eins wie Phallus aussieht. Der ganze Computerkram ist also von Geschlechter- und Heteronormativen Männern erfunden, um ständig an die Geschlechterzuordnungen zu erinnern, das ist der ganze Zweck von Computern. Der Zugang zur sozialen Perspektive.

Das Bundesverfassungsgericht wird dann 0 und 1 in der Informatik für verfassungswidrig erklären und die Einführung eines dritten Zustandes erzwingen.

Im ersten Augenblick, etwa zwei Zehntel Sekunden, ging mir noch der Gedanke durch den Kopf, wie eine Informatikfakultät so tief sinken konnte, sich auf sowas einzulassen.

Aber erstens müssen die ja für ihre Quotenfrauen auch irgendeine Beschäftigung finden, die auf ihrem Niveau liegt, dann sind die wenigstens aus den echten Informatikstudiengängen raus.

Und zweitens waren die deutschen Informatikfakultäten eigentlich schon immer niveau- und würdelos. Die können gar nicht tief sinken, weil sie nie oberhalb von tief unten waren. Würde ist für Informatikfakultäten wie Fallschirme für Schildkröten: Sie kommen in ihrem Bewegungsschema schlicht nicht vor. Sie können nicht abstürzen, weil sie nie oben waren.