Ansichten eines Informatikers

Der Erd- und Wahrheitsrutsch von Erftstadt

Hadmut
19.7.2021 1:59

Wie ich mich gerade so vor mich hinwundere…

Die krassesten Bilder von der Hochwasserkatastrophe sind ja die von diesem Erdrutsch in Erftstadt, wo eine Straße, ein Reiterhof, ein Feld nach unten abgesackt sind und eine riesige Schlucht entstanden ist. Kam ja auch immer wieder im Fernsehen. Diese überaus beeindruckenden Bilder, als da an einer Kante viele Meter hohe Erdstreifen runterfallen und man sieht, dass da oben drauf noch Getreide wächst, dass das eigentlich oben ein bepflanztes Feld ist. Habt Ihr bestimmt gesehen. Da ist ja eine Kante enstanden, an der diese Erdschichten nach unten wegbrechen. Keine Ahnung, wie hoch, aber nach 10 Metern vertikal sieht das mindestens aus. Das hier meine ich (Tweet schon älter, mir geht es um die Bilder):

Was ich mich die ganze Zeit gefragt habe: Wie kann das eigentlich sein? Wo gehen denn 10 Meter hoch Erde/Sand eigentlich hin? (Gut, im Tweet oben erwähnt es einer, aber den habe ich auch erst jetzt gefunden, als ich diesen Blog-Artikel geschrieben habe, bis vorhin wusste ich es nicht.) Die Gegend ist doch nicht so, dass es da mal plötzlich 20 Meter runtergeht, die haben doch keine nennenswerten Wasserfälle dort. Berge und sowas haben die zwar, aber das Wasser ist doch schon unten. Ich kann mir vorstellen, dass etwas vom Berg nach unten rutscht. Hat man ja gerade in Bayern, wo die Erde am Berg nach unten ins rutschen kommt. Aber das auf den Bildern, Felder und Fluss, das ist doch nicht am Berg. Das sieht doch alles schon wie „ganz unten“ aus. Wie zur Hölle kann denn da etwas noch soviel weiter nach unten wegrutschen? Wohin denn?

Erfahrungsgemäß sorgt doch eine Flut eher dafür, dass sich alles egalisiert, hinterher alles auf einer Höhe ist. Baut mal bei Ebbe am Meer eine Sandburg. Wenn die Flut kommt, macht die alles platt. Wenn die Flut wieder geht, ist der Sand spiegelglatt, tabula rasa.

Die ganze Zeit habe ich überlegt: Wie kann denn das sein? Wo rutscht denn das Zeug alles hin?

Ein Gedanke kam mir schon. Es kam ja im Fernsehen, dass sie da irgendwo etwas abgesperrt haben, weil urplötzlich Löcher im Boden entstehen. Alte Bergwerksstollen stürzen ein, weil alles aufgeweicht ist. Lebensgefahr. Könnte ein so großer Erdrutsch durch einen eingerstürzten Stollen entstehen? Und immer mehr nachrutschen? Wollte mir auch nicht einleuchten.

Dann habe ich mal gegoogelt. Der Ort ist nicht Erfstadt selbst, sondern Ertstadt-Blessem. Das habe ich mir auf Google Maps angesehen und die Stelle auch gefunden, denn auf dem Satellitenbild sieht man ja nur, wie das vorher aussah, aber man kann anhand der markanten Dächer erkennen, wo da ist. Komisch. Sieht völlig flach aus. Wo rutscht das Zeug hin?

Bis ich den Maßstab mal vergrößert und mehr angesehen habe. Guckt mal diese Satellitenbildkarte. Ihr müsste Euch das gedreht vorstellen, weil die Fotos, die überall zu sehen sind, von Norden nach Süden aufgenommen sind, der Erdrutsch also nach oben weggeht. Auf der Karte sieht man einen Sportpferdehof, das sind die Dächer, die man auf den Erdrutschfotos links neben dem Erdrutsch sieht, ein Stallgebäude halb abgesackt. Auf der Karte links neben dem Pferdehof der Acker, der auf den Fotos rechterhand eingebrochen ist.

Und direkt nördlich: Kieswerk Blessem.

Was ich nirgends auf den Katastrophenfotos und Fernsehberichten gesehen habe: Die haben da ein riesiges Loch ausgebaggert, direkt nebendran. In sehr sandigem Boden machen die da ein Riesen-Loch. Und als das dann alles nass wurde, ist der ganz Sermon in das Loch gerutscht. Und nachdem ich dann erst mal drauf gekommen bin und danach gegoogelt habe, habe ich dann auch Tweets wie den oben gefunden, der das ja bestätigt, dass die Erde da nicht auf magische Weise in ein Unten gefallen ist, das es da nicht gibt, sondern diese Kiesgrube eingebrochen ist. Und das, was man sieht, ist nur das, was da nachgerutscht ist.

Ich könnte mich jetzt nicht erinnern, in Fernsehen oder Presse erfahren zu haben, dass da direkt nebendran eine Kiesgrube ist, in der die ausgebaggert haben. Man sieht immer nur diese Schlucht und bekommt gesagt: „Der Klimawandel ist Schuld“.

Am Wasser vielleicht. An Erdrutschen am Berg vielleicht auch. An diesem Erdrutsch aber nicht. An diesen Erdrutsch ist schuld, dass man bei weichem Boden direkt neben dem Ort eine Kiesgrube gebaggert hat.

Wozu macht man so eine Kiesgrube?

Meistens wird Kies für Beton gebraucht. Und für Straßen. Eisenbahnlinien. Das hat was mit dem Häuser- und Straßenbau zu tun. Und damit auch: Mit dem Bevölkerungsanstieg in Deutschland. Nicht mit dem Klima.

Warum also habe ich im Fernsehen nirgends etwas von dieser Kiesgrube erfahren, sondern immer nur gesehen, dass da 5 bis 10 Meter hoch ein halber Acker einfach so ins Nichts verschwunden ist, obwohl es dort eigentlich flach ist und es eigentlich nichts gibt, wo das hätte hinrutschen können?

Warum sind die Bilder immer genau so gemacht, dass sie genau zwischen Reiterhof und Kiesgrube enden?