Ansichten eines Informatikers

Navigationssysteme und Landkarten

Hadmut
18.7.2021 15:17

Mal so eine technische Frage:

Wenn da jetzt so viele Straßen und Brücken kaputt sind – und Brücken über Flüsse baut man ja auch nicht in einem Monat neu auf – funktioniert ja das ganze Routing über Navigationssysteme nicht mehr. Gut, es gibt die Möglichkeit, über das Radio Stau- und Sperrungssignale zu übertragen, aber ich weiß nicht, wie die Kapazität da ist. Wie aktualisiert man die ganzen Navigationssysteme so schnell?

Bonusfrage: Was macht man in den Kartensystemen, beispielsweise Google Maps oder OpenStreetMap mit sowas? Entfernt man die Brücken? Kann man sie irgendwie als unbefahrbar kennzeichnen? Und berücksichtigen das die Routenalgorithmen?

Haben wir eigentlich aktuelle Satellitenaufnahmen, die für sowas zur Verfügung stehen?

Hat sich schon mal irgendwer Gedanken darüber gemacht?

Ich kann mich noch erinnern: Es gab doch vor einigen Jahren (Herrje, das war 2010, auch schon wieder 11 Jahre her) dieses Erdbeben auf Haiti. Damals haben „Crisismapper“, Leute auf der ganzen Welt, zuhause am PC innerhalb weniger Stunden aus aktuellen Satellitenaufnahmen auf OpenStreetMap Notfallkarten erstellt, auf denen man sehen konnte, wo jetzt befahrbare Straßen sind und wo nicht.

Hat sich irgendwer mal Gedanken darüber gemacht, wie wir das hier machen? Damit Rettungsdienste sehen können, wo sie überhaupt noch fahren können? Immerhin kommen gerade viele Helfer aus anderen Gegenden und kennen sich da vor Ort nicht aus. Wenn dazu jetzt noch kommt, dass die Navigationssysteme nicht funktionieren, weil die Straßen nicht mehr mit dem Kartenmaterial übereinstimmen, macht das die Sache ja nicht einfacher.

Würde es nicht zur Katastrophenvorsorge gehören, Feuerwehr, Rettungswagen, Polizei und so weiter mit Navigationssystemen zu versehen, die man im Notfall schnell mit einer aktuellen Sonderkarte versorgen kann, die das Katastrophengebiet und die noch befahrbaren Straßen anzeigt, Routen findet, und mehrmals täglich aktualisiert werden können?

Hier geht es ja nicht nur um drei Dörfer. Wir haben ja nun Luftbilder aus Polizeihubschraubern gesehen, dass da über weitere Strecken Brücken über Flüsse wie die Ahr eingestürzt sind. Und damit sind ja die Anfahrwege für Feuerwehren, Rettungswagen, Polizei selbst in Fällen, die mit dem Hochwasser gar nichts zu tun haben, völlig verändert. Darauf müssen sich ja Dienste selbst in den Gegenden, die nur benachbart, aber selbst nicht betroffen sind, einstellen, weil es vielleicht einen Weg zu einem Krankenhaus oder für nachalarmierte entferntere Feuerwehren schlicht nicht mehr gibt. Wie kriegen die eigentlich einen Überblick darüber, welche Wege noch funktionieren? Ich meine, außer per Fax?

Ich habe in meinem Auto noch ein etwas älteres Navigationssystem ab Werk. Da muss man die Navigationskarten noch per Kauf-CD aktualisieren. Gibt auch kein brauchbares Gerät zum Austausch, außer irgendwelche Android-7-Geräte aus China. Die CDs kosten mehr als ein ganzes Navigationssystem mit Saugnapf für die Frontscheibe und Karten für Europa. Die kriegen das jetzt schon nicht mehr gepflegt, weil jede CD mit einem Softwareupdate für das Navi daherkommt, und die da Bugs einschleppen, die sie nicht mehr rauskriegen. Anstatt einfach mal geeignete Austauschgeräte anzubieten. Und wenn schon nicht selbst, dann wenigstens Dokumentation und Patente und sowas soweit freigeben, dass Dritthersteller etwas ordentliches anbieten können.

Warum eigentlich?

Warum haben Fahrzeuge Sicherheitsgurte, Knautschzonen, Warnblinker, Beleuchtung, aber ein Scheiß-Navi?

Gut, meins ist ein Privatfahrzeug. Das könnte aber doch genauso auch Polizeifahrzeuge, Notarztfahrzeuge und so weiter betreffen. Man muss es nur grün, blau, rot anmalen und ein Blaulicht aufs Dach schrauben. Oder als Fahrzeug eines Landarztes für Hausbesuche. Altenpflege. Apotheker. Könnte ja alles in Frage kommen.