Ansichten eines Informatikers

Boote in Bäumen

Hadmut
16.7.2021 15:47

Ich habe gerade um eine Ecke aus dem Bekanntenkreis einen Bericht aus dem Überschwemmungsgebiet bekommen.

Großraum Euskirchen / Rhein-Erft. Irgendwo auf dem Land. Ortschaft abgeschnitten, Straßen unpassierbar. Überall liegen havarierte Autos rum.

Brücken nicht mehr passierbar, weil entweder schon kaputt/weg, oder unterspült und unsicher.

Er sagt es liegen angefangen von Autos ueberall auf den Feldern verteilt, natuerlich Schlamm und Unrat, in einigen Baeumen in der Eifel haengen oben in den Aesten Boote von der DLRG, ein mehr als skuriles Bild. Busse und LKWs liegen ueberall auch in der Landschaft rum. In den Orten selber liegen oder stehen kreuz und quer Autos rum. Viele Ortschaften sind nicht wiederzuerkennen weil ganze Haeuser fehlen, oder Mauern und sonstige Dinge einfach weg sind.

Die Leute brauchen dringend Bargeld, aber es geht nicht, weil die Geldautomaten einfach „weg“ sind.

Mobilfunk sei auch schlecht.

Es ist ein hochinteressanter Punkt, inwieweit wir eigentlich in der Lage sind, elementare Infrastruktur wieder herzustellen oder als Ersatz bereitzustellen.

Ich fand ja die Corona-Pandemie auch nicht nur schlecht. Klar wäre mir das ohne auch lieber gewesen. Aber so von Berufs wegen halte ich so an und ab einen gewissen Stresstest für nicht verkehrt, zumal Corona ja kein kein plötzlicher Alarm war, der innerhalb von Minuten über uns hereingebrochen war, sondern Zeit zum überlegen ließ und mal aussortierte, was eigentlich wichtig ist und was so nachrangig ist, dass wir auch mal ohne auskommen. Und jetzt müssen wir mal drauf achten, wie schnell wir eignetlich damit sind, das Wichtige wieder herzustellen.

Ich kann mich erinnern, dass vor 30 Jahren nach der „Wende“ die Discounter sehr schnell in der Lage waren, im Osten Behelfsfilialen in Bierzelten aufzubauen.

Haben wir eigentlich Katastrophenpläne für die Discounter? Dass die im Krisenfall eine Notversorgung mit Grundbedarf wie Seife, Konservendosen, Lebensmitteln, die nicht gekühlt werden müssen, Klopapier und so Zeugs?

Ich weiß, dass es mobile Mobilfunkstationen gibt, die man gelegentlich auf irgendwelchen Festen und Events einsetzt. Die müssten doch da jetzt mal hin.

Irgendwo hieß, es das man in irgendeiner Gegend keine Reisepässe mehr ausstellen kann, weil das Behördengebäude, naja, halt einfach weg ist. Nun haben wir ja aber jede Menge dieser Hochseecontainer, weil wir so viel aus China importieren. Irgendwo stand mal, dass die meisten dieser Dinger nur ein einziges Mal auf See benutzt werden und dann hier für irgendwas anderes eingesetzt werden. Migrantenwohnungen. Temporäre Unterkünfte für Bauarbeiter. Die Sicherheitskontrollen am Bundestag. Die sind alle in solche Container eingebaut, weil man die halt hat und günstig bekommt und man sie bei Bedarf schnell und einfach auf einen Standard-LKW packen und transportieren kann.

Warum also haben solche Elementardienste, auf die wir nicht verzichten können, solche Dinger nicht vorbereitet und irgendwo auf Lager stehen, damit man sie bei Bedarf schnell auf einen LKW packen und vor Ort hinstellen kann?

Eigentlich müssten wir doch jetzt nach den Erfahrungen mit Corona und nun dem Hochwasser, man kann sich da sicherlich auch mal mit den Australiern mit deren Erfahrungen bei Waldbränden und Hochwasser austauschen, und sich mal überlegen, was wichtig ist, was innerhalb welcher Zeit zur Verfügung gestellt werden muss, und wie.

Ich hatte schon mal in Firmen zu tun, die infrastrukturwichtig waren und deshalb besondere Vorkehrungen treffen mussten, um beispielsweise ihre Einrichtungen gegen Vandalismus zu schützen, und so weiter. Da gehören doch eigentlich auch Notfallpläne und Verpflichtungen dazu, im Katastrophenfall die Versorgung herzustellen. Es muss doch zumutbar sein, dass größere Firmen irgendwo draußen, auf dem Land, wo Platz ist, ein paar Containerfilialen herumstehen haben, die ab und zu gepflegt und gewartet werden, und innhalb von x Stunden zum Einsatzort gebracht werden können.

Oder Arztpraxen.

So mancher Dorfarzt wird gerade seine Praxis verloren haben. Voll Schlamm. Oder weg. Warum haben wir keine Container mit der Einrichtung, die ein normaler Landarzt so braucht, so wahnsinnig viel teure Ausstattung hat ja so ein normaler praktischer Arzt nicht, oder auch mal ein Zahnarzt-zimmer, das man den lokalen Ärzten einfach mal hinstellen kann?

Und für den Fall, dass eine Schule platt ist: Tele-Schooling wäre doch mal ganz was neues, da sind wir ja auch noch nicht drauf gekommen.

Man könnte auch große Elektronikketten dazu „animieren“, Geräte anzubieten, die notfallrelevant sind: Handys. PCs. Kleine Radios. Netzwerkkram. Im nächsten Schritt Kühlschränke, Waschmaschinen, Herde.

Und natürlich Kleidung. Outdoorkram. Und sowas.

Jetzt bin ich mal gespannt, wie gut wir mit der Situation klarkommen.