Ansichten eines Informatikers

Dumm interviewt naiv

Hadmut
8.5.2021 13:38

Die ZEIT interviewt Mai Thi Nguyen-Kim.

Das ist jetzt ziemlich schräg, was zwischen ZEIT und Mai Thi Nguyen-Kim (die ja verheiratet Leiendecker heißt, aber ihren Mädchennamen offenbar offiziell als Künstlernamen weiterführt, mir war nur bisher nicht bekannt, dass „Wissenschaftler“ unter „Künstlernamen“ auftreten), in diesem Interview da sagen.

Diese Woche hat der Börsenverein des Deutschen Buchhandels die Woche der Meinungsfreiheit ausgerufen – um auf die Rechte der Presse Aufmerksam zu machen.

Das ist schon doppelt falsch, weil Rechte der Presse und Meinungsfreiheit – in unserem Rechtssystem – eigentlich nichts miteinander zu tun haben. Meinungsfreiheit steht jedem zu und ist ein Recht jedermanns und nicht der Presse.

Zwar haben wir hier Rechte der Presse, aber die haben da keine zusätzliche Meinungsfreiheitskomponente. Die haben nicht irgendwie so Meinungsfreiheit XXL oder sowas. Pressefreiheit ist in Deutschland das Recht, Auskünfte einzuholen, unabhängig zu sein, die Organisationsform selbst zu wählen.

Journalistinnen und Journalisten sind immer wieder starken Anfeindungen ausgesetzt – oft im Rahmen von Demonstrationen gegen die Corona-Maßnahmen.

Wieviel Prozent journalistischer Tätigkeit beträgt die Anwesenheit von Journalisten bei Corona-Demonstrationen? 0,001% ?

Wie könnte das Journalisten betreffen, die noch nie auf so einer Demo waren?

Wie oft waren Mai Thi Nguyen-Kim oder die Interviewerin Linda Tutmann denn schon bei solchen Demos? Sind sie denn schon mal bedroht worden?

Was aber ist mit Leuten wie mir, die nicht bei einem bestimmten Anlass, sondern an Wohn- und Arbeitsort bedrängt, diffamiert, zur Geschäftsaufgabe genötigt werden?

Mai Thi Nguyen-Kim: Nein, nicht wirklich. Aber es macht mich wütend und traurig. Diejenigen, die von unterdrückter Medienfreiheit und Manipulation faseln, sind die, die dann Journalistinnen und Journalisten bedrohen.

Da wäre mal eine Frage nach der Bilanz, ob „Journalistinnen und Journalisten“ in der Summe nicht andere weit mehr in ihre Freiheit bedrohen, als sie selbst bedroht werden. Ob da nicht eine Negativbilanz besteht.

Gestern erst hat mich jemand auf ein Video aufmerksam gemacht, wonach angeblich – man sieht ein Video, aber ich weiß nicht, ob die Angaben zu Ort, Zeit und Person auch stimmen – der Geschäftsführer des Deutschen Journalisten Verbands Thüringen – der Vorgang an sich ist in der Zeitlupe gut sichtbar – gezielt auf einen „Demonstranten“ (was auch immer, irgendwas Mensch), der vor der Polizei davonläuft, von der Seite zurennt und ihm das Bein stellt bzw. ihn umsäbelt, um ihn zu Fall zu bringen, um dann zu behaupten, er sei nicht schnell genug weggekommen.

Wir haben inzwischen eine deutliches Ineinanderlaufen zwischen der Journalistenszene und der extremen bis gewalttätigen Linken.

Es geht nicht an, dass sich Journalisten unter Berufung auf ihre journalistische Tätigkeit in Geschehnisse einmischen, Leute gezielt umnieten.

Mai Thi Nguyen-Kim: Natürlich steckt in einigen Kommentaren etwas rassistisches oder sexistisches. Tatsächlich scheint es da meist besonders zu stören, dass ich eine Frau bin, weniger der Migrationshintergrund. Mein Eindruck: Von einer Frau wollen sich manche Männer nichts erklären lassen. Schon gar keine Naturwissenschaften.

ZEIT ONLINE:
Was kann man tun, um die Pressefreiheit zu schützen?

Mai Thi Nguyen-Kim: Wir müssten eigentlich schon in der Schule lernen, wie bestimmte mediale Mechanismen funktionieren. Wenn ich an meine Schulzeit zurückdenke, kann ich mich nicht erinnern, dass wir etwas zur Presse- oder Meinungsfreiheit gelernt hätten.

Das merkt man bis heute, denn – außer bei ihrem Buch – als Youtuberin und im Fernsehen hat sie nämlich keine Pressefreiheit, weil es Rundfunk ist. Sie hat nur Rundfunkfreiheit, und die ist nicht nur deutlich kleiner, sondern auch mit vielen Pflichten verbunden.

Was aber ist der Vorwurf, in der Schule nichts über die Pressefreiheit gelernt zu haben, wenn man es beim WDR auch nicht lernt?

Schön ist auch, wenn man zwei entferntere Interviewstellen mal untereinander setzt:

ZEIT ONLINE: Sie waren selbst vor zwei Wochen – im Rahmen der Aktion “Journalismus macht Schule” –, in einer 10. Klasse und haben mit den Schülerinnen und Schülern über ihre Arbeit gesprochen. Was hat Sie bei dem Treffen mit den Jugendlichen besonders beeindruckt?

Mai Thi Nguyen-Kim: Wie offen und differenziert sie auf Themen wie beispielsweise Rassismus oder Sexismus schauen. Als Schülerin habe ich mich vor allem für Naturwissenschaften interessiert, dann vielleicht noch für die nächste Party oder irgendeinen Jungen. Das Internet eröffnet Jugendlichen Welten – man sollte sie nicht unterschätzen.

[und dann ein Stück weiter unten]

ZEIT ONLINE: Was wäre sonst noch wichtig?

Mai Thi Nguyen-Kim: Allgemeinbildung! Ich kann das besonders bei den Naturwissenschaften sagen – hier ist sie katastrophal.

Das ist in der Sache richtig. Das sehe und beobachte ich ganz genauso.

Aber müsste man daraus nicht den Schluss und die Wertung ziehen, dass die Jugend durch Politisierung systematisch verblödet wird, weil sie im wichtigen Schulalter nur noch über Schwachsinnsthemen wie Rassismus und Sexismus reden, statt eben über Naturwissenschaften?

Wie kann man erst davon positiv „beeindruckt“ sein, dass die heute ihre Zeit mit solchen Schwachsinn vergeuden, und sogar selbst sagen, dass man früher die Schulzeit mit Naturwissenschaften verbracht hat (stimmt, war bei uns damals auch so), und dann beklagen, dass die Allgemeinbildung in Naturwissenschaften katastrophal sei?

Man kann sich das Interview durchlesen und sich dann die Frage stellen: Was hat sie jetzt eigentlich gesagt?

Wissenschafts-thematisch mag das ja gut und schön sein. Aber Meinungs-, Presse-, Rundfunkfreiheit können die alle beide nicht unterscheiden und auseinanderhalten.

Und als Beleg für eine Verletzung der Pressefreiheit die Corona-Demos anzuführen, obwohl das im Vergleich zur Pressetätigkeit und zum Journalistenbestand nur eine Winzigkeit ist, ist auf demselben Bescheuertheitsniveau wie zu behaupten, dass AstraZeneca uns alle umbringt, denn der relative Anteil von Geimpften, die davon eine Thrombose bekommen, ist vermutlich und einfach mal wild ins Blaue geschätzt, trotz seines geringen Anteils (weiß nicht mehr, waren es 0,01 oder 0,001% oder sowas?) immer noch höher als der Anteil der Journalisten, die durch Corona-Demonstrationen beeinträchtigt werden.

Zumal komischerweise nie wieder auch nur ein Wort zum Angriff auf das ZDF-heute-show-Team verloren wurde, seit herauskam, dass die Täter Verbindungen ins linke Lager haben. Vorher allerdings, als man das noch für rechts hielt, zeterten Medien und Politik groß über die Verletzung der „Pressefreiheit“, obwohl so ein ZDF Fernsehteam gar keine Pressefreiheit hat, die man verletzen könnte.

Da wird einfach nur noch Bullshit erzählt. Oder besser gesagt, Cowshit.

Und das Schlimme daran ist, dass der Cowshit mit der Autorität der Wissenschaftlerin untermalt wird, die aber längst zum politischen Mietmaul degeneriert ist.

Wer Angriffe von Corona-Demos als das vorherrschende Beispiel für Verletzungen der Pressefreiheit hinstellt, der muss mit Wissenschaft und Verschwörungstheorie-Vorwürfen nicht mehr ankommen.