Ansichten eines Informatikers

5 Sterne bei Amazon und ein Halleluja

Hadmut
6.5.2021 16:17

Zur Realität im Cyberspace.

Ich kaufe ja ab und an irgendwelchen Fotokram, und baue ja noch an meiner Produktionsausrüstung. Bekanntlich mal teurere, bekanntlich aber auch mal billige Sachen.

Ich fand meine Fotoausrüstung vor Jahren eigentlich „vollständig“ und gut, und dachte mir, reicht jetzt, nur alle 4-5 Jahre die Spiegelreflexkamera austauschen, wiel die sich halt etwas abnutzen, verbiegen und veralten. Ich hatte mal eine D300s, die nicht mehr ganz scharf war, zum Service gebracht, und der hatte einiges zu tun, um die wieder flott zu machen, weil das Bajonett – mit dem bloßen Auge nicht sichtbar – irgendwo im Mikrometerbereich verbogen und an der Kamera allerhand dejustiert war. Danach ging sie wieder und sah zu meinem Leidwesen auch äußerlich wieder aus wie neu, weil sie nach dem Zerlegen und Zusammenbauen komplett neu beledert wurde, und der mühsam erarbeitete und durch Feindkontakt erworbene, abgeranzte Look des erfahrenen Globetrotters, der bei Kennen soviel Eindruck macht, dahin war. Von Rimowa-Alukoffern heißt es ja auch, sie stiegen mit Schrammen und Beulen in Wert und Ansehen.

Nun gibt es aber zwei Revolutionen, nämlich die von Spiegelsystemen zu Spiegellosen (in den Social Media heißt es schon, Sony fange gerade an, die A-Mount-Kameras mit Spiegel ganz aus dem Sortiment zu nehmen, in Deutschland sind sie aber noch auf der Webseite), und die generelle Verschiebung von Foto zu Video.

Foto hat im Wert deutlich verloren, die Welt will Videos sehen.

Was leider die Ausrüstung weitgehend obsolet macht, denn sogar, was nicht gleich auf den ersten Blick einsichtig ist, die Objektive unterscheiden sich erheblich danach, ob für Foto oder Video gemacht, sogar in der optischen Konstruktion. Fotoobjektive taugen nur sehr bedingt für Videoaufnahmen, weil sie konstruktive Eigenschaften aufweisen, die beim Foto nicht stören, bei der Videoaufnahme aber sehr.

Nun ist es aber beileibe nicht so, dass teuer=gut und billig=schlecht. Das gilt schon lange nicht mehr. Am ehesten würde ich noch die Regel mittel=brauchbar halbwegs akzeptieren.

Der (nicht sehr intelligente) Volksmund sagt: Wer billig kauft, kauft zweimal.

Der Danisch sagt: Eben. Genau deshalb neige ich dazu, erst mal billig zu kaufen und auszuprobieren, um dabei zu lernen, was ich daran überhaupt brauche, und mir dann zu überlegen, ob mir billig nicht reicht oder ich mittel oder teuer brauche und will. Außerdem braucht man für den heutigen Videobetrieb immer auch eine „Crashcam“, die man für Aufnahmen opfern kann, die sie womöglich nicht überleben wird. Billiges Zeug als Reserve ist kein Fehler. Zumal man früher japanisches Zeug kaufte, und das war immer sauteuer, während man heute vieles aus China kauft, und die stellen inzwischen für kleines Geld zwar nicht immer, aber doch oft inzwischen ziemlich gute und qualitativ durchaus ausreichende Dinge her. Man kann inzwischen für überschaubares Geld durchaus mittelprächtig durchkommen.

Neulich hatte ich mal etwas im Billigst-Kamera-Bereich gekauft. Kann mit der teuren Version, die ich auch habe, wirklich nicht mithalten, weder qualitativ noch in der Bedienung oder im Leistungsumfang. Aber war dann so billig, dass das Preis-Leistungsverhältnis dann doch wieder ohrenschlackernd gut war. Kann man für schräge Dinge gut einsetzen, bei denen dann Diebstahl oder Crash nicht weh tun. Dem Hund umhängen oder am Affenfelsen aufstellen. Und hatte eine Frage dazu nach China geschrieben, weil was unklar war und nicht so ging, wie in der Anleitung beschrieben.

Nun hatten die meine E-Mail-Adresse und wissen, dass ich mich auskenne und mir sowas angucke.

Gerade von denen ein Angebot bekommen.

Sie haben ein ganz tolles neues Mikrofon im Angebot.

Wenn ich mir das Mikrofon kaufe und dem dann auf Amazon 5 Sterne gebe und es über mindestens 300 Worte lobe, kann ich es behalten und sie erstatten mir den vollen Kaufpreis.

Ich hatte ja neulich schon zu dieser Vodafone-online-Konferenz erwähnt, dass da einer sagte, dass die Leute nicht mehr markentreu sind, sondern auf Amazon eingeben, was sie suchen, und das nehmen, was zuerst mit den meisten Sternen gelistet wird.