Ansichten eines Informatikers

Diplomatische Ungereimtheiten: Wer brachte den Mörder nach Frankreich?

Hadmut
3.11.2020 14:04

Mal eine politisch unkorrekte Frage.

Weil mich neulich Leser dazu fragten. Ich habe nochmals dazu recherchiert.

Man vergisst ja so schnell die Anschläge. Könnt Ihr Euch noch an den Lehrer Samuel Paty erinnern, der enthauptet wurde, weil er im Unterricht über Mohammed-Karikaturen sprach? Für so eine Tat muss man ja immerhin schon mal etwas darüber wissen, was im Land passiert.

Oder erinnert sich noch jemand an die Enthauptungen mehrerer Leute in einer Kirche in Nizza? Dafür muss man gar nichts wissen und vorbereiten. Einfach Messer und in irgendeine Kirche rein und los geht’s.

Ich hatte doch erwähnt, dass der Täter erst wenige Tage vorher mit einem Flüchtlingsboot in Lampedusa gelandet war, als Tunesier in Italien abgelehnt worden war, illegal nach Frankreich eingereist ist, und innerhalb (die Schweizer haben dafür das passende Wort „innert”) von innerhalb zwei Wochen gleich gemordet.

Verschiedene Quellen berichteten, man findet es beispielsweise in der Süddeutschen, wie und wann der da hinkam, aber nicht mit welchem Schiff:

Brahim A., der aus der Kleinstadt Thyna stammt, kam am 20. September in Lampedusa an. Mit einem der 26 kleinen Schiffe, die an jenem Wochenende aus Tunesien die Insel erreichten, je zehn bis zwanzig Passagiere an Bord. Der Hotspot von Lampedusa war schon voll: Platz gebe es eigentlich nur für 190 Migranten, nun sind es 1300. Totò Martello, der Bürgermeister von Lampedusa, rief Rom zur Hilfe. Der Hotspot müsse dringend entlastet werden, sagte er. Das Innenministerium schickt die Rhapsody, ein vom Staat angemietetes Fährschiff. Darauf sollten Hunderte Migranten ihre Corona-Quarantäne absitzen.

Oder die FAZ:

m 20. September herrscht Windstille über dem zentralen Mittelmeer. Die See liegt glatt wie Öl im gleißenden Sonnenlicht. Am Hafen von Lampedusa ist Hochbetrieb. Im Halbstundentakt kommen Flüchtlingsboote aus Tunesien auf der südlichsten italienischen Insel an. Bis Mitternacht zählen die Behörden insgesamt 28 solcher Holzboote, mit jeweils zehn oder höchstens zwanzig Migranten an Bord. Im Italienischen hat sich für diese Flüchtlingsboote aus Nordafrika das Wort „barchino“ eingebürgert: Die „Bötchen“ mit Außenbordmotor sind so klein, dass sie von der italienischen Küstenwache und den Schiffen der EU-Operation „Irini“ kaum je entdeckt werden, ehe sie die Küste von Lampedusa oder auch von Sizilien erreichen.

Gut 300 Migranten, so gut wie alle aus Tunesien, kommen am 20. September auf Lampedusa an. Einer von ihnen ist Brahim Aouissaoui, der 21 Jahre alte Attentäter von Nizza, der am Donnerstag in der Basilika Notre-Dame de l’Assomption drei Menschen mit einem 17 Zentimeter langen Messer enthauptet beziehungsweise erstochen hat.

28 Boote an einem Tag.

300 Leute.

Aber eben nicht nur die.

Auch das unter deutscher Flagge fahrende „Rettungsschiff” Alan Kurdi brachte an diesem Tag, dem 20.9., 133 Migranten nach Lampedusa. Wobei nicht klar hervorgeht, ob die in den 300 schon enthalten sind oder noch dazuzurechnen sind, aber bei 28 Booten wohl eher letzteres. Allerdings ist das auch nicht unabhängig, die würden ja oft gar nicht erst losfahren, wenn sie nicht wüssten, dass sie im Problemfall aufgelesen werden.

Was wäre das diplomatisch, wenn der Attentäter von Nizza von einem deutschen Schiff, der Alan Kurdi, nach Europa gebracht worden wäre?

Und was wäre das strafrechtlich?