Ansichten eines Informatikers

Sex kaputt

Hadmut
25.11.2017 16:22

Das war’s dann wohl erst mal. Oder: Sex nach Art der FDP.

In der Berliner Zeitung beklagt die Autorin (!) Regine Sylvester, dass unter den Vorgaben der political correctness die Annährung zwischen Mann und Frau so kompliziert geworden ist, dass sie faktisch unmöglich wird. In der Tendenz stimme ich dem Artikel

Junge Frauen zeigen sich bestürzend empfindsam. September 2015 gingen sie in einer Universität in Rhode Island mit Plüschtieren und Keksen in einen „Safe Space“. Sie sahen Videos mit Hundewelpen und hörten beruhigende Musik. Alles Böse sollte draußenbleiben. Das Böse war eine Diskussion auf dem Campus über sexuelle Übergriffe. In den Schutzraum begaben sich erklärte Opfer und Personen, die sich durch das Thema verstört fühlten.

Ich halte die erwähnten Vorschläge und Maßnahmen für untauglich und lebensfremd, auch wenn mir die eine oder andere Rigorosität ein bisschen imponiert. Jede Zeit findet ihren Geist. Aber wenn sich Frauen gegenüber Männern ganz allgemein als Opfer sehen, dann muss ich sagen: Für mich sprecht ihr nicht.

Junge Frauen „empfindsam”? Ich halte das eher für verhaltensgestört und taub gegenüber allem außerhalb ihrer Deppenideologie.

Frauen sind stark, klug, selbstbestimmt, mutig. Das Leitbild des Feminismus ist auch meines.

Nein. Frauen sind nichts davon. Nicht entfernt.

Denn nichts davon wird man, indem man es sich einredet. Das war eine Fehlinformation der Sozio-Idioten, dass man alles auf sozialem Wege werden kann, dass man einfach nur so behandelt und benannt werden muss, als wäre man es, weil man es dann in der Wahrnehmung der Umwelt würde. Eine kluge Frau würde auf diesen Käse nicht hereinfallen.

Wären sie stark oder selbstbestimmt, bräuchten sie nicht für alles, was schief geht oder nicht bequem läuft, Männer, denen sie die Schuld dafür geben können. Und wären sie mutig, würden sie nicht jede Kritik unterdrücken und sich in „Safe Spaces” verkriechen.

Aber bei jeder männlichen Anmache verfallen manche Frauen in Schockstarre.

Es heißt Duldungsstarre, der Fachbegriff heißt Duldungsstarre. Kommt der Eber und stinkt nach seinen Pheromonen, dann bleibt die Sau stehen, damit er aufspringen kann. Und danach beschwert sie sich feministisch darüber, dass es Vergewaltigung sei, wenn sie stehen bleibt. Gibt’s auch in der Sprühdose. Funktioniert auch bei Menschen, hat man erprobt. (Es gab mal ein Experiment im Wartezimmer eines Frauenarztes mit versteckter Kamera. Zuvor waren alle Stühle etwa gleich frequentiert. Dann haben sie einige davon mit landwirtschaftlichem Sau-Stop-Spray eingesprüht, und schon setzten sich die Frauen stark bevorzugt auf diese Stühle.)

Die Journalistin Laura Himmelreich hält es für denkbar, dass eine Mitarbeiterin, deren Chef sagte, sie sehe „bezaubernd“ aus, sich herabgesetzt und in ihrer beruflichen Position nicht ernst genommen fühlt. Passe ich nicht in die Welt, weil ich so ein Kompliment gemocht hätte?

  1. Schwierig in einer Welt, die politisch von männerhassenden Kampflesben dominiert wird.
  2. Schwierig in einer Welt, in der die Hässliche es nicht ertragen kann, dass die Hübsche so ein Kompliment bekommt und sie nicht.
  3. Schwierig in einer Welt, in der Laura Himmelreich in Natura eben gerade nicht so aussieht, als könne sie ein Dirndl ausfüllen, und das anscheinend ironisch gemeint war und so ankam.

Seit Oktober geht eine Debatte um die Welt: #MeToo – Frauen berichten über sexuelle Gewalt, der sie und andere ausgeliefert waren. Dem Tweet einer amerikanischen Schauspielerin – über den Filmproduzenten Harvey Weinstein und die Monstrosität seiner sexuellen Machtausübung – folgten Millionen Frauen mit ihren Erlebnissen. Netzwerke, Presse, Radio, Fernsehen machten daraus Schlagzeilen, Medienereignisse und Kriegsschauplätze.

Diese Bewegung hat eine ungekannte Wucht und Weite. Sie geht über Grenzen. Das war dringend notwendig. Aber jetzt ist es Zeit durchzuatmen und zu überlegen, was besser werden muss. Das träufelnde Gift des Misstrauens darf nicht die Beziehungen bestimmen.

Ist etwas Irreparables passiert? Ja, danach sieht es aus. Der Erwähnung von Namen folgt die gesellschaftliche Ächtung beschuldigter Männer. Sie werden moralisch, privat, beruflich erledigt – ohne Verteidigung, ohne Urteil der Justiz. Sicher sind Unschuldige dabei. Eine Nachrichtenagentur berichtet über Maßnahmen des britischen Parlaments gegen Sexismus. Am Schluss die kurze Meldung: Ein Regionalminister hat sich nach Belästigungsvorwürfen umgebracht. Das Ereignis steht am äußersten Rand der Aufmerksamkeit.

Ja. Es ist etwas irreparabel kaputt gegangen. Unsere Zivilisation. Unser Zusammenleben. Ohne das unsere fortgeschrittene Gesellschaft nicht möglich ist, denn sie beruht auf Arbeitsteilung und damit Zusammenarbeit und Zusammenleben.

Gerüchte steigen auf. Der britische Verteidigungsminister – der mit der Hand auf dem Knie – trat zurück, nun lese ich die Prophezeiung: „Es soll aber noch andere, unenthüllte Beschuldigungen gegen ihn geben.“ Eine Lunte ist gelegt.

Das Weibliche stand schon immer für Klatsch, Tratsch und unbelegte Gerüchte. Und eine Beschuldigung bekommt bei Frauen erst so richtig Gewicht, wenn sie unbelegt, unenthüllt unkonkret ist, wenn man eigentlich gar nichts weiß. Das lässt der Phantasie freien Lauf.

Kaum jemand hat erfahren, dass die Lebensgefährtin und jetzige Ehefrau des Berliner CDU-Politikers Frank Henkel danebenstand, als ihr Mann zuerst ein Kind „kleine süße Maus“ und dann die junge Mutter „große süße Maus“ nannte. Die Szene löste Empörung aus. Der Kontext der Lebensgefährtin nimmt ihr die Anzüglichkeit.

Das hat nichts mit Frauen zu tun. Das ist Presseversagen, Lügenpresse.

Roman Polanski verführte vor 40 Jahren eine Minderjährige, er muss jetzt noch bei einer Einreise in die USA mit seiner Verhaftung rechnen. Die Frau hat ihm schon vor vielen Jahren verziehen.

Totschlag verjährt nach zwanzig Jahren.

Und bei uns wird Grapschen neuerdings bestraft wie Totschlag.

Die Konsequenz ist, dass es – und das sagte ja auch neulich schon ein Strafrechtler in der Talkshow bei Lanz – rechtlich nicht mehr vertretbar ist, sich mit Frauen einzulassen. Die Frau an sich steht für nichts positives mehr, schon gar nicht für Partnerschaft, Erotik, Zweisamkeit. Die Frau steht für Ärger, Vorwürfe, Strafandrohung, Untersuchungshaft, Geldforderungen.

Ein Kollege im Feuilleton der Zeit erweitert die Sexismus-Debatte mit einer anderen Idee: „Regelt sexuelle Begegnungen durch ausgeklügelte vertragliche Vereinbarungen.“ Ich frage mich, welche sexuellen Praktiken durch eine „ausgeklügelte Vereinbarung“ ihr Feuer behalten.

Vielleicht hatte die FDP da recht, ich sage mal sinngemäß: „Besser gar keinen als solchen Sex”.