Ansichten eines Informatikers

Neuronale Lügner

Hadmut
1.11.2017 20:49

Mal was aus der Informatik.

Golem berichtete heute, dass auch Nvidia mit neuronalen Netzen zur Bildverarbeitung experimentiert und künstliche Bilder erzeugt, beispielsweise Portraits.

Die stimmen noch nicht ganz, die Gesichter sind in der Kopfgeometrie bisweilen noch verunglückt und ein Pferd mit zwei Köpfen an beiden Enden ist auch nicht so der Brüller (haben neuronale Netze eigentlich Phantasie und Humor? Wenn nein – wieso sollten wir es dann haben?), aber es sieht schon oft sehr fotorealistisch aus. Wenn die da noch etwas Gas geben, mehr Knoten, mehr Training, mehr Rechenleistung – dann fällt das nicht mehr auf. Wohl gemerkt, die Bilder sind nicht gephotoshoppt, sondern von künstlicher „Intelligenz” künstlich erzeugt.

Wenn man das mal weiterdenkt, wird das gruselig:

Man schickt als nicht mehr wie bisher Pixel an die Graphikkarte, auch keine triangularisierten 3D-Objekte, sondern man schreibt einfach irgendeine Story, gibt die bei der „Graphikkarte” ab und die denkt sich dazu passende Fotos aus. Gleich hat man eine ordentlich fotografierte Fotoreportage.

Bedenkt man dann noch, dass auch Texte wie Berichterstattung, Romane und so weiter schon von Computern erzeugt werden, muss man das nur noch zusammenschalten. Der eine Computer denkt sich irgendeine Geschichte aus, der zweite erzeugt passende fotorealistische Bilder, der dritte veröffentlicht sie. Und der vierte reicht Klage oder Netzdurchsetzungsbeschwerde gegen jeden ein, der was anderes sagt.

Wenn dann etwa Skandale rumgehen, wie Mann A hat Frau B in den Ausschnitt geschielt, werden dann gleich jede Menge Beweis-Stories dazugedichtet, in denen sich irgendwelche synthetischen Charaktere melden, die auch sowas erlebt haben wollen. Natürlich mit Beweisfoto, passend zum Stand der Technik im entsprechenden Zeitraum.

Oder Kriegsberichterstattung. Man braucht den Krieg eigentlich gar nicht mehr, die Bilder gibt’s auch so.