Ansichten eines Informatikers

Das Apfelbäumchen, der Hass und die Developer-Szene

Hadmut
12.5.2017 21:16

Berliner Hate Speech am praktischen Beispiel.

Den kuriosen Fall des Jacob Appelbaum hatte ich ja auch schon erwähnt. Anscheinend waren die gegen ihn erhobenen Vorwürfe nicht nur falsch, es machte auf mich sogar den Eindruck, als werfe man ihm gar nichts konkret greifbares vor, sondern kategorisiere ihn einfach zum Vergewaltiger. Zumindest haben auch einige Zeitungen geschrieben, dass die Vorwürfe widersprüchlich und haltlos sind, und wenn sogar Zeitungen schreiben, dass an Vergewaltigungsvorwürfen nichts dran ist, dann müssen sie wirklich sehr substanzlos sein. Sogar die linksmüllige TAZ fragt, ob er wirklich zu Recht beschuldigt wird. Mir wäre jetzt auch nicht bekannt, dass es ein Strafverfahren gegeben hätte.

Unter Berücksichtigung meiner aktuelleren Blog-Artikel kommt mir da zunehmend der Verdacht, dass viele Frauen ihre Amygdala nicht im Griff haben, sondern eher umgedreht, dass die von ihrer Amygdala gesteuert und damit extrem anfällig für Angstkonditionierung sind, und auch in Bezug auf dieses Herden- und Fremdherdendenken im wesentlichen intelligenzlos und trivialchemisch gesteuert sind. Und leidenschaftliche gerne Leute gesellschaftlich lynchen.

Ein Leser schrieb mir gerade, dass Appelbaum gerade versuche, aus der Verbannung wieder zurückzukommen und sofort die Hasspropaganda gegen ihn wieder einsetze. Das da zum Beispiel:

Ich habe keine Ahnung, wer das ist. Er schreibt in seinem Profil, er wäre Feminist und „intellectual“. Ersteres glaube ich ihm, letzteres nicht. Dann was ist das, wenn nicht Hass und Hetze? Und Lynchjustiz? Als ob es möglich wäre, dass es jedermanns Aufgabe wäre, an einer Hexenjagd teilzunehmen, deren Vorwürfe nicht bewiesen sind. Anscheinend eher die Lust, an einer Menschenjagd teilzunehmen.

Jedenfalls schreibt da jemand namens „Casey C“ einen Artikel über eine Begegnung mit Appelbaum.

Der Artikel liegt hier.

Ob Casey C. Männlein oder Weiblein ist, wird auf den ersten Blick nicht klar. Dem verbiesterten Schreibstil nach war ich zunächst überzeugt, dass das eine Frau ist. Denn obwohl Casey C. angibt, in Berlin zu wohnen, denkt Casey C. nicht daran, sich an deutsches Recht zu halten – kein Impressum. Außer der Angabe „CoreOS Developer“ steht da nichts. Und dass man Appelbaum vor allem aus der Anonymität heraus beschuldigt, war in den Zeitungsartikeln schon erwähnt. Es gibt solche Kreise, in denen das Dreckwerfen aus der Deckung einfach Standard ist.

Googlet man allerdings etwas, kommt man auf den Gedanken, dass es sich dabei vielleicht möglicherweise eventuell unter Umständen um Casey Callendrello handeln könnte, der Name passt, das Pseudonym squeed passt und sogar das dämliche „IPv4-Nein Danke“-Logo ist das gleiche. Ein Mann. Von da kommt man auf eine Home-Page (die auch per IPv4 erreichbar ist), auch hier natürlich wieder ohne Impressum und Domain hinter Strohmann. Und von da geht es weiter in die Berliner Entwickler-Szene.

Nun sollte man sich diesen Artikel mal durchlesen.

Fängt gleich damit an, Appelbaum als „serial abuser“ zu beschuldigen, was, wenn man es nicht beweisen kann, eindeutig Verleumdung und üble Nachrede ist. So eine Rufmord-Kampagne.

The accusations against him are serious. The accusers include some of the most respected people in these fields.

Jetzt kann man sich darüber streiten, wie man „serious“ übersetzt. Schwerwiegend sind die Vorwürfe. Aber nicht seriös, ernstzunehmen.

Was aber ist das für eine Denkweise? „The accusers include some of the most respected people in these fields.“ Das heißt, weil da irgendwer irgendwen respektiert, muss der dann automatisch Recht haben. Es geht gar nicht mehr darum, welche Einwände erhoben werden oder ob da was nachprüfbar oder plausibel oder richtig ist. Es geht nur noch darum, wer den Vorwurf erhebt und welche Rangordnung die Anschuldiger in der Herdenhierarchie haben. Wie in einer archaischen Affenherde. Die Frage wäre deshalb, ob es nicht deshalb falsch ist, solche Leute zu respektieren. Hat man Recht, weil man respektiert wird, oder muss man verachten, wer falsch beschuldigt?

Jacob is currently formally banned from many key organizations in these communities, including the Chaos Communications Club, Noisebridge, the Tor Project, the Cult of the Dead Cow, and the Freedom of the Press Foundation.

Jacob’s only response to these allegations is that they are a smear campaign.

Ich kannte ihn bisher zwar unter dem Namen „Chaos Computer Club“, aber dass die tief in diesem Sumpf stecken, war ja schon länger zu riechen. Und wenn das die „key organizations“ in dieser „community“ sein sollen – dann wissen wir ja jetzt, wo die größten Hate Speech Aggregate sitzen.

Und dass es hier um einen Stammtisch geht, der von „Telekommunisten“ gegründet wurde, sagt viel, aber nicht alles. Stalinisten wäre noch etwas passender.

Jedenfalls soll jener Jacob Appelbaum am 9. Mai (das war Dienstag) an jedem Stammtisch aufgetaucht und deshalb angegangen worden sei. Wobei mir jetzt neu wäre, dass die Teilnehmer eines Stammtisches das Recht hätten, jemanden aus der Gaststätte zu verweisen, sofern man nicht die gesamte Gaststätte als geschlossene Gesellschaft gemietet hat.

I say that I am personally uncomfortable with his presence, and I ask him to leave.

Man soll eine Gaststätte verlassen müssen, weil es da jemandem nicht in den Kram passt. Anscheinend gab’s da noch körperliche Kollisionen, auf Twitter wird ein Ellbogen erwähnt.

Bemerkenswert ist, dass es dann mit der üblichen Denkweise weitergeht, dass jemand, der seine Schuld bestreitet, ja gerade deshalb schuldig sein muss (dieser häufige Denkfehler, egal was der andere macht, alles als Bestätigung auszulegen).

His admittance is such a fundamental offense to my ethical standards that I no longer feel a part of the community.

You should not attend Stammtisch unless Jacob is made explicitly unwelcome. You should tell your friends who have attended Stammtisch in the past, and warn those who may attend in the future.

Hass und Herdendenken in Reinkultur. Da wird aufgewiegelt und Krieg gespielt, weil einer auftaucht, der nicht mehr zur Herde gehört. Amygdala lässt grüßen.

Und nun sollte man mal die „FAQ“ lesen, die am Ende des Textes gelistet sind. Mit der Moralkeule wird genau das begründet (Ausgrenzung usw.), was man sonst immer als Hate, Ausgrenzung, Aggression usw. angreift.

Sie meinen, es dürfte zwar nur das Kneipenpersonal jemanden rauswerfen, aber alle hätten das Recht, denjenigen zum Verlassen aufzufordern (we all have the right to ask him to leave). Immer dran denken, dass das die Sorte von Leuten ist, die sonst mit massivem Druck ihren „Code of Conduct“ verbreiten. Stellt Euch einfach mal vor, was passieren würde, wenn in Berlin eine Gruppe von Leuten in einer Kneipe das Recht beanspruchen würde, Schwule, Transsexuelle, Behinderte, Muslime usw. anzusprechen und „ask to leave“. Was dann los wäre. Dann brennt die Luft.

I don’t like Jacob’s presence, but why should I ask him to leave?

Choosing to do nothing may feel like taking a position of neutrality, but it is just as concrete and active an action as, say, speaking out. If you don’t say anything against abusers, you are actively sending a message that you tolerate abuse.

Heißt: Wer nicht am Lynchmob und der Hexenjagd teilnimmt, ist selbst ein Strolch und wird als nächster gejagt.

These are just rumors and allegations! This is mob justice!

They are statements. You can believe them, or you can not. Just because something is not written in a court doesn’t make it false. I believe the accusers, because I know and trust some of them, and it matches up with what I’ve personally experienced. I think you should too, if only because many of the accusers have nothing to gain personally, and most have come forward at great personal cost.

Heißt: Es gibt keine Beweise. Man soll einfach irgendwelchen Leuten blind glauben und vertrauen.

Leuten, die einem sozialen Umfeld angehören, das schon so oft für falsche und frei erfundene Vergewaltigungsvorwürfe stand.

If, like all activists, you believe it is your duty to stop the abuse of power by those who wield it, then it is your duty to recognize and reject those who subvert non-hierarchical organizations for their own gain.

Würde das nicht heißen, dass man zuerst mal alle Feministen rauswerfen muss?

Macht Euch das mal klar, was da in der Berliner Internet-Szene (vgl. auch re:publica) abläuft und vor sich geht.

Wie weit würdet Ihr einem CoreOS trauen, das von solchen Leuten entwickelt wird?

Wie vertrauenswürdig ist heute noch Software?