Ansichten eines Informatikers

Einflüsse auf die Bundestagswahl

Hadmut
5.5.2017 21:43

Verfassungsschutzpräsident Hans-Georg Maaßen hat vor einer großen Gefahr gewarnt.

Bei einer Cybersicherheitskonferenz des Hasso-Plattner-Instituts (an dem kurioserweise einer der Professoren, die mir damals die Sicherheitsforschung kaputtgeschlagen haben, unterkam, nachdem er in Karlsruhe wegen massiven Versagens und Verhunzens des Fakultätsnetzwerkes keinen Fuß mehr auf den Boden bekam und in Berlin nun als „Wegbereiter des Internet“ ausgezeichnet wurde) habe Verfassungsschutz-Präsident Maaßen vor russischen Einflüssen auf die Bundestagswahl gewarnt.

Tagesspiegel:

Das Bundesamt für Verfassungsschutz rechnet mit einer versuchten Einflussnahme auf die Bundestagswahl durch Cyberattacken. “Die Hinweise auf Versuche einer Beeinflussung der Bundestagswahl verdichten sich”, sagte der Präsident des Inlandsgeheimdienstes, Hans-Georg Maaßen, am Donnerstag auf einer Konferenz zur Cybersicherheit in Potsdam. “Wir haben diese Bedrohung sehr genau im Blick”, sagte er weiter.

Zu möglichen Urhebern solcher Attacken äußerte sich Maaßen nicht direkt. Er verwies aber auf die Vorwürfe gegen Russland in Zusammenhang mit einer möglichen Beeinflussung der US-Präsidentschaftswahlen sowie auf “hybride Kriegsführung” durch Russland im Ukraine-Konflikt. Gefahren bestünden durch die Bedrohung von Politikern, durch deren Diskreditierung in Verbindung etwa mit dem Ausspähen von Email-Accounts, aber auch durch die Platzierung bestimmter Botschaften über das Internet, um “den Meinungsbildungsprozess durch Kampagnen zu manipulieren”. […]

Ob es in Deutschland zu solchen Kampagnen komme, sei aber auch eine politische Entscheidung. „Und die wird dann im Kreml getroffen“, sagte Maaßen.[…]

Maaßen forderte, dass die Bundesrepublik im Cyberraum auch Gegenattacken ausführen müsse. Abgeflossene Daten auf den Servern der Hacker müssten vernichtet werden, damit sie nicht weiterverbreitet werden. Zudem seien den Sicherheitsbehörden inzwischen „sehr viele Server von Angriffsinfrastrukturen“ bekannt. „Da müssen wir in der Lage sein, diese Server plattzumachen“, sagte Maaßen. Im Inland könne man dies durch Zusammenarbeit mit den Providern erreichen, im Ausland aber bedürfe es anderer Maßnahmen, „damit diese Server für uns keine Gefahr mehr sind“.

Nicht nur, dass das eine naive Vorstellung ist, dass man einen angreifenden Server sicher identifizieren oder einfach so „plattmachen“ könnte. Auch russische Hacker haben Backups oder sind in der Lage, einen Server in kürzester Zeit wieder aufzusetzen oder gleich virtuell einfach neu zu starten, um sich gegen solche Attacken zu schützen – man muss in Sachen IT schon ziemlich ahnungslos und unbeschlagen sein, um sich das so vorzustellen. Am aussichtsreichsten dürfte da wohl die Hoffnung sein, dass die Hacker sich totlachen, wenn sie das lesen. Mir gruselt es immer wieder, wenn ich lese, von welchen Leuten wir beschützt werden. Vor denen fürchte ich mich inzwischen mehr als vor den Angreifern.

Mir fällt auch noch etwas anderes auf:

Viel mehr als von den Russen werden Wahlkämpfe hier von unserer Presse „beeinflusst“ und der Meinungsbildungsprozess durch „Platzierung bestimmter Botschaften über das Internet“ (sie nennen es „Online-Zeitung“ und so ähnlich) „manipuliert“.

Nur davor warnt der Verfassungsschutzpräsident nicht.

Weil’s die Presse so macht, wie die Politik es will, oder weil sie die Presse einfach im Sack haben oder warum auch immer.

Bemerkenswert finde ich aber eben, dass er Angriffe auf die Russen mit einer Formulierung darüber, was die angeblich machen, rechtfertig, die das, was unsere Presse viel häufiger macht, mindestens genauso treffend beschreibt.

Müsste der Verfassungsschutz dann nicht mit der gleichen Begründung die Webseiten der Presse angreifen und unschädlich machen?

Man muss als aufgeklärter Bürger (oder wenn man das sein will) sehr aufpassen, sich von Presse, Universitäten und Verfassungsschutz mit solchen Formulierungen nicht allzusehr hinter’s Licht führen zu lassen.