Ansichten eines Informatikers

Zwischen Raspberry und PC: Up Squared

Hadmut
28.3.2017 21:59

Ich habe gestern mein Vorserienexemplar des Up Squared bekommen.

Ich hatte neulich über Kickstarter vorab einen bestellt und mich als „early innovator“ eingetragen, deshalb schon ein Vorserienexemplar bekommen.

Eigentlich war ich ja mal ziemlich begeistert von den ARM-Rechnern, die endlich preisgünstige und stromsparende Konkurrenz zum Intel-Einerlei boten. Inzwischen habe ich einen ganzen Zoo von den Dingern, aber meine Begeisterung hält sich doch in engen Grenzen. Für viele Zwecke sind Rasberry und Co. zwar sehr gut, für andere reichen sie aber nicht. Vor allem ärgert mich daran, dass bei so vielen Geräten die Betriebssysteme nur irgendein Privatgefrickel sind, weil die verschiedenen Hersteller von ARM-SoCs es nicht geschafft haben, da einheitliche Treiber, Kernel und Boot-Verfahren zu etablieren. Für den Raspberry Pi gibt es ordnetliche Installationen, weil die Distributionen den quasi adoptiert haben, aber in anderen Bereichen sieht es mau aus. Kernel-Updates eher Fehlanzeige. Das hat mich ziemlich genervt. Und SD-Speicherkarten und USB-Sticks sind auch nicht gerade der Brüller.

Der Up Squared ist im Prinzip ein normaler PC und hat eine Intel-CPU. Genauer gesagt, gibt es ihn mit verschiedenen CPUs zur Auswahl. Außerdem ist eMMC als Speicher schon drauf, dazu ein kurzer M.2-Port (für WLAN, Bluetooth, ich versuche herauszufinden, ob es dafür auch passende SSDs gibt) und ein mini-PCIe-slot. Gibt es dann mit verschiedenen CPUs, verschieden viel RAM, verschieden viel eMMC.

Ich habe für den Slot einen Doppel-SATA-Adapter und überlege, mir daraus mit einem SSD-Cache und drei 4TB-2,5-Zoll-Platten einen Mini-Fileserver zu bauen. Außerdem hat das Ding einen Raspberry-kompatiblen GPIO-Port und ein FPGA, von dem mir aber noch nicht klar ist, was man damit machen kann, weil ich die Anschlüsse noch nicht verstanden habe und das anscheinend nur ein sehr reduziertes kleines Modell ist. Wäre natürlich für Signalverarbeitung scharf, mal sehen, was und wieviel da geht. (Ich habe mal mit einem Transputer-Rudel und einem DSP56001 rumprogrammiert, ist zwar schon über 25 Jahre oder so her, hat aber Spaß gemacht, vielleicht kann man da auch kryptographisch oder sonstwie was rechnen.) Zwei Video-Ports (irgendwo stand, dass sie für die Hauptserie einen der HDMIs durch einen DP ersetzen wollen), zwei Ethernet-Ports, USB und noch ein paar Anschlüsse.

Der Up Squared ist größer als der Raspberry, nämlich quadratisch (Seitenlänge müsste ich mal vergleichen), aber vor allem auch dicker, schwerer. Und kommt dann eben doch mit einem fingerdicken Kühlkörper und Lüfter auf der Unterseite (der bei meinem Exemplar etwas zu dick ist, der Lüfter bleibt stehen, wenn man das Ding auf den Tisch legt).

Viel habe ich noch nicht damit gemacht, außer mal ein Linux installiert, läuft – soweit bisher getestet – einwandfrei.

Wofür ist das jetzt gut?

Als Bastel- und Steuerrechner überall da, wo ein Raspberry Pi zu schwach oder zu dünn ausgestattet ist. Man hat halt ordentlich RAM, vernünftige SSDs, bissl Wumms in der CPU.

Allerdings hat die Sache einen Haken. Die Preise sind gestiegen. Ich habe das Ding über Kickstarter noch relativ günstig bekommen und kann deshalb angeblich auch noch einen vergünstigt nachkaufen, aber anscheinend sind die Dinger (die Marktpreise für Flash-Speicher haben stark angezogen) jetzt deutlich teurer und damit weit über dem Preis eines Raspberry. Anscheinend werden die dann preislich irgendwo zwischen 100 und 250 Euro liegen, plus Gehäuse. Dafür aber inklusive Netzteil, RAM, Flash.

Mir gehen da die NUC-Alternativen von verschiedenen Herstellern durch den Kopf. Ich habe noch einen ASRock Beebox N3150, der von der Leistung auch eher bescheiden ist, da für meine Zwecke als Arbeitsplatz-PC aber völlig reicht, zumal 16 GB RAM reinpassen. mSATA und 2,5-Zoll-Platte/SSD auch. Und den habe ich die Tage irgendwo für 140 gesehen, allerdings als Barebone, ohne RAM, ohne Platte/SSD. Mit dem landet man also auch irgendwo zwischen 200 und 400 Euro, je nachdem, was man reinsteckt, hat dafür aber einen schnieken Rechner im ordentlichen Gehäuse (obwohl ich unter Linux auch noch ein paar Ungehobeltheiten habe), zumal es den inzwischen für deutlich mehr Geld mit deutlich stärkeren CPUs gibt. Und nennenswert größer sind die NUC-Abkömmlinge auch nicht.

Naja.

Hängt wesentlich davon ab, wie die endgültigen Preise werden.

Ich kann mir eine Menge Anwendungen vorstellen, bei denen das Ding richtig ist. Und welche, bei denen man sich besser irgendwas aus der NUC-Kategorie kauft.

Ist halt wie ein Raspberry auf Steroiden.