Ansichten eines Informatikers

Akademisches Schreiben

Hadmut
3.3.2017 22:12

Scheint inzwischen viele vor Probleme zu stellen.

Die FAZ hat einen Artikel darüber, wie schwer es vielen – nicht allen – Studenten angeblich fällt, akademische Texte zu schreiben.

So hätten viele Jung-Akademiker keine wirkliche Vorstellung davon, was wissenschaftliches Schreiben ausmache. Um das zu überspielen, formulierten sie ihre Texte häufig übertrieben kompliziert oder verwendeten so viele Fremdwörter wie möglich. „Solche Texte zu schreiben macht ebenso wenig Spaß, wie sie zu lesen“, sagte Braun.

Es gibt Fächer, in denen gehört es zur Selbstverständlichkeit, alles überkompliziert und mit Fremdwörtern gespickt zu schreiben, damit man nicht merkt, dass da sonst nichts ist. Manche haben inhaltlich nichts, nur die Rhetorik-Tricks, Texte so zu schreiben, dass keiner reinschauen will und man die Unlesbarkeit für Kompetenz hält.

Erstaunlich finde ich aber, wie schwer es vielen Leuten fällt, zu schreiben. Diese Angst vor dem leeren Blatt. (Gut, hab ich jetzt nicht so, aber ich kenne Leute, denen es so geht.)

Nur stören mich daran vor allem zwei Punkte:

  • Die versuchen offenbar, das an der Universität mühsam zu lernen. Nicht alle mit Erfolg.

    Das verstehe ich nicht.

    Wir haben sowas – zwar nur ansatzweise, aber immerhin – in der Schule gelernt, auf dem Gymnasium. Und wisst Ihr auch, warum? Sie nannten es „Allgemeine Hochschulreife“ und gaben einem dafür das Abitur, das Zeugnis derselben.

  • Uns war damals von vornherein klar, dass das dazugehört. Wissenschaft geht nicht, ohne seine Gedankengänge und Ergebnisse so zu Text zu verarbeiten, dass andere sie nachvollziehen können.

    Wenn einem das nicht liegt und man das nicht mag – was genau macht man dann an einer Universität? Warum geht man dann dahin?

    Warum ergreift jemand, dem es schwer fällt, Texte zu schreiben, einen akademischen Beruf?

Anscheinend haben sie es inzwischen auch aufgegeben, das den Leuten noch beibringen zu wollen, denn in Heidelberg haben sie neulich angefangen, statt Hausarbeiten Wikipedia-Artikel zu schreiben, denn dafür müsste man ja auch was wissen. Nur dass es bei Wikipedia nicht auf einen geschlossenen Gedankengang ankommt, sondern auf ein Zusammenkehren von Einzelinformationen, auf die sprachliche Qualität kommt es nicht an. Und es wird sowieso alles von den Zensur- und Korrekturtruppen überarbeitet. Wo hat man das schon, dass man einen Murks-Text schreiben kann, der dann auf wundersame Weise von anderen korrigiert wird?

Wissen, Können, Befähigungen rutschen immer weiter ab. Man kommt sich wirklich vor wie auf dem Weg in den Film Idiocracy.