Ansichten eines Informatikers

67 Tonnen Bargeld und eine nicht abgeworfene Leiche

Hadmut
11.3.2016 22:03

Au weia, das ist ja mal ne wüste Räuberpistole.

Ein Leser macht mich auf einen Artikel beim Koppverlag aufmerksam (ja, ja, ich weiß, wie kann man nur Kopp zitieren. Würde ich eigentlich auch nicht, das Problem ist: Wen sonst? In Zeiten der Informationsunterdrückungsmedien muss man nehmen, was zu finden ist. Außerdem will ich dem Leser ja nicht das Denken und die Kritik abnehmen, sondern den Leser dazu anhalten, ihn darin üben, ihm geläufig machen, bei dem, was er liest, selbst zu denken, sich zu überlegen, ob man das glaubt oder nicht. Wer sich zu sehr daran stört, dass ich sowas auch mal zitiere, der ist hier eigentlich falsch, weil ich hier keine Vogelküken füttere, indem ich Vorverdautes wieder auswürge. Erarbeitet Euch selbst, was Ihr davon haltet. Außerdem, und das war der für mich wichtige Punkt daran, ist, dass sie auf diverse andere Zeitungsartikel verweisen – natürlich fast nur außereuropäische, außer einer britischen und deutschen fliegerspezifischen Nachrichten. Denkt mal drüber nach, was das bedeutet, was anderswo in der Zeitung steht und bei uns nicht… Andererseits sollte man sich aber auch bewusst machen, dass der Kopp-Verlag, der so auf aufklärerisch macht, nicht einmal zwischen einer Pfändung und einer Beschlagnahme unterscheiden kann. Fazit: Hirn ist gefragt. Und zwar Eures! Los! Macht Euch ans Denken, ihr konsumierenden Faulenzer! Und lest mal die referenzierten Artikel.)

Es geht um ein Flugzeug einer dubiosen Fluglinie, die eine Tarneinrichtung der CIA ist, mit neutral weißen Fliegern unterwegs ist, und offiziell Schnittblumen transportiert.

So’n Flieger sei von München nach Südafrika unterwegs gewesen, eigentlich non-stop, musste aber wegen technischer Probleme in Simbabwe zwischenlanden. Dort haben sich die Tankwarte beim Nachtanken gewundert, dass da Blut aus der Maschine tropft und die örtliche Polizei geholt.

Die, nicht faul, hat die Kiste erst mal durchsucht und neben einer Leiche noch 67 Tonnen Bargeld gefunden, und die Besatzung vorläufig eingebuchtet, bis sie auf Betreiben der USA wieder freikam. Laut einem der Zeitungsartikel habe es sich um 60 Milliarden Rand gehandelt. Manche spekulieren über einen „blinden Passagier” in den Fahrwerksschächten, wie es immer wieder mal vorkommt, andere zeigen aber ein Foto, wie die Leiche aus einer Bordwandtür hängt, die mit dem Fahrwerk augenscheinlich nichts zu tun hat. Allerdings schreiben manche, die Klappe sei in Fahrwerksnähe gewesen. Die deutsche Aero.de (die vom Fliegen wohl Ahnung haben dürfte) redet von einem Kühlungsschacht. Für einen Zusammenhang mit dem Fahrwerk spricht, dass das Blut herausgetropft ist, während Kabinen- und Frachttüren natürlich luftdicht sind. Laut Kopp hätten die vorgehabt, die Leiche unterwegs ins Meer zu werfen. Wie das nun wieder möglich sein sollte, wenn die Leiche tatsächlich in einer Fahrwerksklappe gesteckt hätte, an die man von innen nicht kommt (es sei denn natürlich, die CIA baute in ihre Flieger Leichenentsorgungsschleusen ein, was ich auch wieder nicht ausschließen würde, und bei denen die Leichen einfach vom Himmel fallen). Kopp benennt dafür nur eine Quelle, und die erreiche ich gerade nicht, offline.

Komisch ist auch, dass der Ort der Zwischenlandung variiert. Kopp schreibt von Simbabwe als einziger – unfreiwilliger – Zwischenlandung, der Simbabwe Herald dagegen mutmaßt, dass die Leiche bei einer Landung in Uganda zugestiegen sein könnte. Könnte natürlich ein dummer Zufall sein, dass ausgerechnet durch so einen blinden Passagier eine CIA-Aktion auffliegt.

Kann das mit dem Geld überhaupt stimmen?

Wieviel wiegen 60 Milliarden Rand in Bargeld?

Die hier behaupten, eine Million Euro in 10-Euro-Scheinen (also 100.000 Scheine) wöge 72 kg. Demnach wöge eine Milliarde Euro in 10-Euro-Scheinen, also 100 Millionen Scheine, 72 Tonnen.

Geht man davon aus, dass südafrikanische Geldscheine ungefähr so schwer sind wie unsere (kommt hin, ich habe gerade mal in meinen Bargeld-Resten von der letzten Reise geforscht, die 20 und 50-Rand-Scheine sind ungefähr so wie bei uns die 10- und 20-Euro-Scheine), müsste deren Ladung wohl aus Scheinen des im Mittel ungefähr 60-fachen Nennwertes, also 500 und 1000-Rand-Scheinen bestanden haben, um auf die gleiche Zahl von Geldscheinen und damit auf ein ungefähr gleiches Gewicht zu kommen. Das wäre also plausibel.

Hat nur einen Schönheitsfehler: Nach allen Webseiten, die ich ad hoc gefunden habe, auch die der afrikanischen Reservebank, gehen die Scheine bei denen nur bis 200 Rand. Zwar wurden mal 500-Rand-Scheine angekündigt, aber das war eine Fälschung. Insofern ist mir nicht klar, wie man mit kleineren als 500-Rand-Scheinen 60 Milliarden Rand in 67 Tonnen unterbringen könnte. Es sei denn natürlich, da waren Krügerrand dabei. Oder es waren gar keine Rand, und die Angabe bezieht sich nur auf den umgerechneten Wert für die Leser. Oder die Zahlenangabe stimmt schlicht nicht und es war weniger Geld. Andere schreiben nur von „Milliarden”, aber nicht von Zahlenangaben.

Ich frage mich, warum jemand eine Milliarde Rand nach Südafrika fliegen sollte, ihnen also ihre eigene Währung bringt. Dollar, OK. Euro, auch OK. Aber Rand nach Südafrika? Zudem heißt es, die wären frisch gedruckt gewesen.

Vielleicht harmlos? Ganz gewöhnliche Lieferung neuer Geldscheine? Viele Länder lassen im Ausland drucken. Australien ist beispielsweise sehr stolz auf seine Banknotendruckerei in Melbourne, die Plastikgeldscheine für diverse Länder der Welt herstellt. Nur: Die südafrikanische Notenbank behauptet, alle Geldnoten (und noch die für Nachbarstaaten) würden in Südafrika selbst gedruckt. Wie also kommen 67 Tonnen frische Banknoten in ein Flugzeug von München nach Südafrika? In Umlauf waren die ja noch nicht.

Waren die überhaupt echt?

Und wer hat solche Bargeldmengen fremder Staaten? Währungsreserven? Haben die Amerikaner soviel Rand?

Kaufen die Amerikaner da vielleicht gerade Gold ein? Oder Diamanten oder sowas, und zahlen aus ihren Reserven?

Interessant ist dazu diese Quelle:

Ruling out foul play, police said the man had boarded the plane alive with no internal injuries. This intensifies the mystery – why would anyone in Munich, Germany, stow away on an Africa-bound plane?

A source close to the investigation said unfortunately the investigators could not retrieve fingerprints.

“The body was infested with maggots. It was impossible even to retrieve fingerprints,” said the reliable source.

Schon mit Maden durchsetzt? Wie lange lag der da schon drin?

The aircraft, owned by United States-based Western Global Airlines, finally departed Harare for South Africa on Friday night.

The money, printed in Munich and destined for Durban, belongs to the SA Reserve Bank.

Dramatic details of the diplomatic manoeuvres which led to an amicable resolution of the stunning incident have emerged.

Printed in Munich? Da sitzt Giesecke & Devrient, einer der wichtigsten Hersteller von Banknoten. Warum aber behauptet die südafrikanische Notenbank dann, ihr Geld würde vollständig in Südafrika gedruckt? Tarnung?

Der Simbabwe Independent schreibt dazu

A small percentage of South Africa’s banknotes are printed outside of the country as part of the central bank’s contingency plans, SARB said, without disclosing how much money was in the plane.-Bloomberg

The following day, the SA Reserve Bank issued a tersely worded statement saying the central bank was looking forward to receiving its precious consignment.

Panicked government officials in Pretoria offered to send South African defence force soldiers to guard the plane and its precious “diplomatic shipment” but the proposal was rejected by the Zimbabwean authorities, sources said.

Pretoria’s anxiety would have been justified, considering that a few days prior, the Zimbabwe Broadcasting Corporation had reported on a smuggling syndicate involving soldiers, police, and immigration officers stationed at Harare airport.

Am Ende also wirklich harmlos? München druckt die Geldnoten für Südafrika, was sie nicht an die große Glocke hängen, und da war halt mal ein blinder Passagier im Fahrwerk, dumm gelaufen?

Warum aber wird das Geld dann nicht einfach und unauffällig von Lufthansa Cargo, DHL oder sowas transportiert, sondern von einer schrägen CIA-Maschine, noch dazu mit komischer Besatzung? Zwei Amerikaner, ein Pakistani und einer aus Südafrika?

Was das Geld am Ende gar nicht für die südafrikanische Notenbank, ist das alles nur Legende, nachdem es aufgeflogen ist?

Der Independent beschreibt, was für eine dubiose „Airline” das ist, Southern Air Transport, was die schon alles auf dem Kerbholz haben, und fragt

So is SAT helping the CIA in Somalia? According to one experienced British relief official, the CIA has always been willing to use aid operations as a cover to get access to remote areas otherwise off limits. There are also plenty of reasons why the CIA would want to renew its ties with Southern Air now. SAT planes are flying over sensitive border areas between Somalia and Kenya, whose President, Daniel arap Moi, is rumoured to be providing aid to one of the toughest warring factions in southern Somalia.

Bargeld für CIA-Operationen in Afrika? Wäre plausibel. Denn in Afrika wird der Rand in vielen Ländern als Währung akzeptiert, Südafrika ist ja eins der wenigen wirtschaftlich einigermaßen stabilen Länder.

Then there is southern Sudan, where rebels are fighting the fundamentalist Islamic government in Khartoum. Relations between Khartoum and Tehran are causing concern in the West and in Egypt, which is having its own problems with fundamentalists whom Cairo says are backed by Sudan.

So, nun strengt mal Euer Hirn an.

War es eine CIA-Aktion, um den Krieg gegen den Islamismus zu fördern?

Geht es darum, wie Kopp behauptet, dass man damit Migrationsströme von Afrika und Nahost nach Europa steuert (und vielleicht den Flüchtlingen das Geld für Überfahrten zusteckt)?

Oder ist das alles völlig harmlos und normal, Giesecke & Devrient druckt eben ganz normal und hoch vertraulich auch für Südafrika Banknoten, transportiert werden sie von einer extra-verschwiegenen amerikanischen Spezialfluglinie, und das ist jetzt halt dumm gelaufen, weil ein technisch bedingter Zwischenstopp und ein blinder Passagier blöd zusammenkamen?

Und warum steht in den deutschen Medien praktisch nichts davon?