Ansichten eines Informatikers

BER Flughafeneröffnung 2. Halbjahr 2017

Hadmut
12.12.2014 17:12

Kam gerade im Radio: Momentan fassen sie ins Auge, den Berliner Flughafen im „zweiten Halbjahr 2017“ zu eröffnen.

Geil. Klappt zwar garantiert auch nicht, aber bis dahin reicht die Zeit, damit jede Menge Leute da noch genug Geld raussaugen und schon wieder raus und weit weg sein können, bevor der nächste Termin platzt. Besonders erstaunlich, wenn man bedenkt, dass der ja 2012 angeblich schon kurz vor der Eröffnung stand und sie jetzt noch mindestens 5 Jahre länger brauchen. Ich bin zwar völliger Laie, aber ich würde mir durchaus zutrauen, innerhalb von 5 Jahren und mit weniger Geld auf der freien Pläne einen zumindest einsatzfähigen Behelfs-Flughafen hinzustellen. Echt jetzt.

Es gibt doch noch irgendwo südöstlich von Berlin diesen Alternativ-Standort eines ehemaligen russischen Militärflughafens, wo keiner wohnt und es keinen stört, wenn da was fliegt, und was mit irgendeiner Schnellbahn wie Transrapid an Berlin angebunden werden müsste.

Gebt mir ein Stück Geld und 3 bis 5 Jahre, und ich stelle da – als derzeit völliger Laie – einen voll einsatzfähigen Flughafen hin. Ich sage nicht schön oder berühmt, könnte nach Baracke oder dem Stil amerikanischer Flughäfen aussehen, Fabrik- oder Messehallen-Bauweise. (So wie die beiden Neben-Terminals von TXL.) Aber ich sage: Einsatzfähig. Mitsamt skalierbarer Erweiterungsfähigkeit, bestem Brandschutz und Volumen-Redundanz. So’n Scheiß wie zur Eröffnung schon zu klein gäb’s da nicht. Und wenn der Flughafen rund läuft und es einem dann zu wohl wird, kann man eine Halle nach der anderen durch irgendeinen Prachtbau von irgendwelchen Edel-Architekten ersetzen.

22 Kommentare (RSS-Feed)

Ursula
12.12.2014 18:47
Kommentarlink

Dem dürften wohl jede Menge Vorschriften entgegen stehen. Aber geil wär’s. Will sehen!
Wobei die Strategie Ersatz durch Prachtbauten im laufenden Betrieb den Kostenvorteil wieder auffressen dürfte.


Gerd
12.12.2014 19:17
Kommentarlink

Heute haben sie im Fernsehen den Wowereit abgefeiert. Wie toll der doch war, wie volksnah und beliebt.

So ähnlich läuft das wohl in Nordkorea auch.


Holger
12.12.2014 19:33
Kommentarlink

Angesichts der Tatsache, dass die Thais im Jahr 2006 in knapp vier Jahren (und natürlich auch mit dem üblichen Korruptionsverdacht usw.) für 2,4 Mrd. Euro einen der besten Flughäfen der Welt in die Landschaft gesetzt haben, sollten wir dort vielleicht mal Entwicklungshilfe beantragen.


Hadmut
12.12.2014 20:40
Kommentarlink

@Holger: In dem Flughafen war ich schon mal. Macht nen guten Eindruck.


derdiebuchstabenzählt
12.12.2014 19:45
Kommentarlink

Wenn der Flughafen noch solange brauchen soll, wäre es eh besser das Ding aufzugeben. Soll Wowi doch nach da seinen Alterssitz hin verlegen …


Bert
12.12.2014 20:11
Kommentarlink

Ich finds ja immer so toll wie wir als Informatiker und unserer Problemlösungskompetenz theoretisch andere Arbeiter voll ersetzen können. Begegnet mir immer wieder.


quer
12.12.2014 20:19
Kommentarlink

An diesen Flughafen glaube ich erst dann, wenn ich dort ankommen kann. Und zwar mit dem Flieger. Als Realist lege ich immer noch zehn Jahre drauf, wenn öffentliche Stellen (als Bauherr) Termine nennen. Bei “Kalkulationen” nehme ich grundsätzlich an, daß 10% der Realkosten dem Steuerzahler genannt werden. Stimmt fast immer.


ein anderer Stefan
12.12.2014 21:04
Kommentarlink

Tja, das kommt dabei raus, wenn in den Ämtern nur noch die letzten Gurken arbeiten, weil der Staat ja sparen muss (?), und das Personal nicht so viel Geld kosten darf. DA kriegt man dann halt Leute, die schon vom Vertragsrecht keine Ahnung haben und sich dann noch von den Fachleuten der Firmen über den Tisch ziehen lassen. Und die Firmen machen dann auf Staatskosten einen fetten Reibach, alles dauert länger und wird viel teurer. Vertragsstrafen? Ach, sowas brauchen wir doch nicht, sind doch deutsche Firmen, die arbeiten doch vernünftig. Aber der Staat hat Personalkosten gespart. Bravo.

(Personalkosten? Ein Berufseinsteiger mit Uniabschluss/Master kriegt, wenns gut läuft, ca. 3300 brutto (E 13), nach 10 Jahren kriegt er dann ca. 4200. Wer nur einen Bachelor hat, kann davon noch mal ca. 500 abziehen. Gerade in den MINT-Berufen zahlt die Privatwirtschaft meines Wissens zum Teil deutlich höhere Gehälter. Und dann überlege man sich mal, wohin die fähigen Leute gehen.)


Ralf
12.12.2014 21:17
Kommentarlink

2017 wird der Flughafen definitiv fertig, weil jetzt kommt die Frauenquote – 2015 werden Mehdorn und Co. gegen ein paar taffe Frauen ausgewechselt – und dann klappt das mit dem Flughafen. Natürlich mit extra Wartebereiche “Nur für Frauen” ganz in pink und extra bequemen Sitzen aus Nappaleder. Aber wegen der “Gleichstellung” gibt es dann auch extra Wartebereiche für Männer – mit durchgängigen Holzbänken.

>Ironie off<


Sten Berg
12.12.2014 21:17
Kommentarlink

Hey, ein anderer Stefan,
ich bin dafür, dass die Ämter weiterhin mit 3/4-Frauenjobs ausgefüllt werden. Sei nicht so gemein zu tun Frauen! Was sollen die denn sonst tun?

Ne AG-Firma gründen oder was?


grobi
12.12.2014 21:43
Kommentarlink

Ich hab im Sommer in der Kneipe gesessen und bin da mit einem ins Gespräch gekommen der sagte das er am BER arbeitet. Er meinte, dass der Flughafen im Prinzip abgerissen werden muss und das die Verantwortlichen ab jetzt nur noch Zeit schinden damit irgendwann in der Zukunft niemand mehr genau nachvollziehen kann wer an was schuld ist.
Hab ich damals nicht geglaubt weil mir die Vorstellung von einem Abriss zu krass vorkam. Wenn die jetzt aber schon mit der Sprachregelung “zweites Terminal” anfangen (einen Tag nachdem Wowereit abgetreten ist) scheint sich diese Prognose doch noch zu bewahrheiten.


Hadmut
12.12.2014 21:51
Kommentarlink

> Er meinte, dass der Flughafen im Prinzip abgerissen werden muss und das die Verantwortlichen ab jetzt nur noch Zeit schinden damit irgendwann in der Zukunft niemand mehr genau nachvollziehen kann wer an was schuld ist.

Ich habe im Frühjahr 2013 in Berlin mit einer Frau aus der Immobilienbranche gesprochen, die mir erzählte, dass ihr Bruder am BER arbeitet. Der sagte, dass sie da herumsitzen und warten und einfach gar nichts machen, weil es keine Bauleitung gibt, die sagt, wie es weitergeht. Man täuscht nach außen vor, dass man da arbeitet und werkelt, obwohl in Wirklichkeit eben gar nichts passiert – außer dass Zeit herumgeht.

Das ist eine interessante Taktik. Denn bis 2017, also 5 oder 6 Jahre nach dem geplanten Bauende, man kann da sicherlich auch noch 1 oder 2 weitere Jahre herausschlagen, verzögert sich halt bis 2018 und so, neue Bauvorschriften, Sie wissen schon, noch ein paar Finanzprobleme, Handwerksfirmen pleite und all so’n Kram, ist niemand der Verantwortlichen mehr im Amt und auch strafrechtlich alles verjährt.

Bis dahin hat man sich so daran gewöhnt, dass der Flughafen nicht funktioniert, dass es dann auch keinen mehr aufregt. Man merkt ja jetzt schon, wie der BER immer uninteressanter wird.

Passt also exakt zu dem, was Du da in der Kneipe gehört hast. Das Ding ist tot, es geht nur noch darum, Zeit zu schinden.

Dass „zweites Terminal“ die offizielle Sprachregelung für „Neubau” ist, kann ich mir gut vorstellen.


Hans Georg
12.12.2014 22:41
Kommentarlink

Und da wird sich in Deutschland ueber einen “zu teueren” Bau eines Kardinals empoert.
Sagt alles.


Jens
12.12.2014 22:47
Kommentarlink

Zum Flughafen in Bangkok: http://de.wikipedia.org/wiki/Flughafen_Bangkok-Suvarnabhumi#Bauliche_Probleme

(als erster Google-Treffer für das, woran ich mich noch aus Medienberichten erinnerte)


janndh
12.12.2014 23:44
Kommentarlink

hadmut hat recht,
es ist durchaus möglich einen Ersatzbau in der Version funktionierend für überschaubare Kosten zu bauen.

erste Phase Pflichten /Lastenheft erstellen.
was soll er denn alles können?
zweite Phase die Anforderungen gegeneinander abgleichen, was zb schließt sich gegenseitig aus.
dritte Phase
mit anderen Projekten ähnlicher Art befassen.
und da nicht nur mit der Chefetage, sondern auch mit denen die tagtäglich damit arbeiten müssen. die wissen meist sehr genau wo sich planerische Fehler verstecken.

vierte Phase,
die ersten Entwürfe erstmal ohne Architekt, lieber selber aus dem Bauch heraus auf Grundlage von PH. 1 bis 3 machen. danach gehts zum Statiker und Bauingenieur.
Ein Architekt darf sich erst danach austoben.

alles was nicht Stabil sein muss, wird auch nicht stabil gebaut. das erleichtert die Arbeit falls später im Betrieb warum auch immer Änderungen an der aufteilung nötig sind.

Aufsicht über den Bau und Planung übernehmen nicht Politiker, es sei denn sie können nachweisen das sie Grundlegend Ahnung haben.


niemand
13.12.2014 0:00
Kommentarlink

Dann fällt der Zeitpunkt der BER-Eröffnung schön mit der Eröffnung der Elbphilharmonie zusammen. Fertigstellung sollte 2010 gewesen sein, und die Kosten waren mit 77Mio veranschlagt. Jetzt wird mit 2017 und 789Mio gerechnet. Ah ja, ich hatte das Vergnügen die Statik eines Gewerkes dieses Gebildes (Gutachten) in Augenschein zu nehmen. Die war in etwa so abenteuerlich wie offensichtlich die Planungen des Gesamtprojektes. Aber von dem Zeug leben viele Unternehmen, Büros und Anwaltskanzleien.

Mir ging damals durch den Kopf, dass wir in Deutschland durch extreme ‘corruption in high places’ zwar nix mehr hinbekommen, aber das spielt alles keine Rolle mehr für die bunten Zahlen der Volkswirtschaft. Denn Deutschland kann sich für 0% verschulden und diese ganze Scheisse einfach auf den Deckel schreiben, der nie mehr bezahlt werden muss.


Wizard of Oz
13.12.2014 3:57
Kommentarlink

Stimmt es eigentlich das es nur um eine weiter draußen liegende Abfertigungshalle von Schönefeld geht?


Andy
13.12.2014 4:40
Kommentarlink

Das Peter Prinzip in der freien Wildbahn…


Holger
13.12.2014 13:30
Kommentarlink

@Jens: Ja, stimmt. Mal sehen, was noch alles auffällt wenn BER mal tatsächlich eröffnet 😉
Nehmen wir mal denn günstigsten Fall an, alles ist perfekt. Macht das Vorgehen Sinn? Alles theoretisch durchplanen, bevor man “macht”?


TOPCTEH
13.12.2014 19:30
Kommentarlink

@niemand:

Vielleicht wird’s ja alles doch später fertig und dann schaffen wir es, 2021 das Wowi-Airfield, den Hamburger Trällerbunker und den Mappus-Schrägschmalhaltepunkt gleichzeitig zu eröffnen.


Hadmut
13.12.2014 19:33
Kommentarlink

Ich fürchte eher, das wird irgendwann eine Industrie-Ruine, von der man dann irgendwann Bilder von zurückwuchernder Natur wie in Tschernobyl bekommt.


Celos
14.12.2014 20:37
Kommentarlink

2017? Nee, das schaffen sie nicht, zu sportlich. Vielleicht 2117, wenn dann die Truemmer der gegenwaertigen Bauruine soweit verfallen sind, das keiner mehr weiss was da mal hinsollte.