Ansichten eines Informatikers

Fashion

Hadmut
24.9.2014 23:31

Oder: Die Feminisierung der Stadt.

Während im Ursprungsland der „Shopping Mall” – den USA – viele Shopping Malls schon wieder dicht gemacht haben, sprießen sie bei uns wie Pilze aus dem Boden.

Als ich Student war, hatte Karlsruhe eine schöne Fußgängerzone mit but gemischten Läden, Buchgeschäfte, Werkzeughandel, Kaufhäuser, und so weiter. Irgendwann wurden die von einer Welle von Modeläden überrollt und die Fußgängerzone starb ab – die paar stabileren Läden zogen in eine neu aus dem Boden gestampfte Mall zweihundert Meter neben der Fußgängerzone. Dann machten in der Fußgängerzone viele zu, es kamen die 1-Euro-Ramschläden. Keine Ahnung, wie es da heute aussieht, ich war seit 2008 nicht mehr da.

In München gibt’s zwar auch einige Shopping Malls, aber eher außerhalb des Innenstadtkerns. Ist nicht so schlimm. Kurioserweise gibt es eine auf dem Gelände eines ehemaligen Flughafens, den man bei Eröffnung des Großflughafens geschlossen und abgerissen hat. Nur der ehemalige Flughafen-Tower steht noch vor dem Einkaufszentrum.

Berlin dagegen wuchert vor Shopping Malls.

Wieviele Shopping-Malls sollte eine Stadt haben? Vielleicht vier? In jeder Windrichtung eines? Oder vielleicht zehn? Weil Berlin ja was größer ist?

Ich habe mal irgendwo eine Liste der Shopping-Malls in Berlin gesehen. Finde sie gerade nicht mehr, aber ich glaub, es waren so um die 80 Einkaufszentren in und in unmittelbarer Umgebung von Berlin. Reicht natürlich nicht, da müssen noch mehr gebaut werden.

Kürzlich haben sie ein neues am Bahnhof Zoo eröffnet. Irgendwie hat man den Eindruck, da wollte schon keiner mehr so richtig rein. Normal einkaufen kann man da kaum, eher so auf avantgardistisch gemacht im Stahl-auf-Beton-Stil, mit möchte-gern-hippen Mode-Läden. Der einzige Laden im ganzen Center, in dem ich für mich was finde, ist der Computerladen.

Nun wird gerade mit viel Tamtam im vierten Versuch die Mall of Berlin eröffnet, am Leipziger Platz (gleich neben dem Potsdamer). Ich war noch nicht dort, habe aber mal in die Pläne geguckt.

Fashion.

Jede Menge Fashion.

Unglaublich viel Fashion.

Drei Arten Fashion. Fashion. Mainstream Fashion. Und High Class Fashion.

Da werden enorme Fashion-Tempel aus dem Boden gestampft, die anscheinend enorme Umsätze machen, denn die Mieten dort sind auch enorm. Im Radio haben sie mal erzählt, dass so ein Fashion-Laden irgendwo eine ganze Ladenstraße kaputt gemacht hat. Die kamen da hin und haben einfach monströse Mieten gezahlt, um da einen Riesen-Laden zu bekommen. Dann wurden die Laden-Eigentümer der Umgebung gierig und wollten auch so hohe Mieten, was die Läden als Mieter nicht zahlen konnten und ausziehen mussten. Die Gier war so groß, dass die Inhaber unbedingt auch so hohe Mieten haben wollten, die sie aber nicht bekamen, und die umstehenden kleinen Läden dann alle leer standen, weil niemand die hohen Mieten zahlen wollte. Dann aber hat der große Fashion-Laden einen besseren Standort gefunden und ist umgezogen. Jetzt steht da alles leer und gar nichts geht mehr, weil die Eigentümer nicht auf die alte Miete runterwollen und da auch keiner mehr hinwill. Alles Fashion.

Wer kauft eigentlich den ganzen Fashion-Scheiß? Wer finanziert diese Konsum-Bunker?

Irgendwelche Leute verfügen über enorme Geldmengen, die sie für Luxus raushauen, dabei aber anscheinend nur eine Art von Luxus kennen – überteuerte Fashion. Irgendwo hieß es mal, die hätten Margen um die 700%. Das Zeug wird billigst in China, Bangladesh und anderen einschlägigen Ländern genäht, und dann hier zu Monsterpreisen verkloppt.

Ich wage mal die Einschätzung: Männer sind’s nicht.

Nachtrag: Fairerweise muss man sagen, dass nicht alles „Fashion” ist. Es gibt auch ein paar Kosmetik-, Schmuck- und Schuhgeschäfte.

38 Kommentare (RSS-Feed)

petpanther
24.9.2014 23:44
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Schon richtig. Die Männer sind’s nicht. Wie in vielen Dingen heutzutage. Unserer Dauervictims und Anspruchserwartungsprinzesschen.

Dann noch n’n bisschen Gutmensch Ignoranz und Misandrie. Und fertig ist die feministisch dekadente Moderne.


Emil
24.9.2014 23:53
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> Wer kauft eigentlich den ganzen Fashion-Scheiß? Wer finanziert diese Konsum-Bunker?

Die Russen?

Russen im Kaufrausch
http://www.n-tv.de/wirtschaft/Russen-im-Kaufrausch-article9924826.html

An der jüngsten Belagerung des Berliner Apple-Stores anläßlich des Verkaufsstarts des iPhone 6 sollen auch vor allem Russen beteiligt gewesen sein.

Wie schon beim Verkaufsstart von iPhone 5S und iPhone 5C fielen sowohl in Berlin als auch in München sehr viele Kaufinteressenten offenbar russischer Herkunft auf, die wohl nur eines im Sinn hatten: Das iPhone mit hohem Gewinn weiterverkaufen, um “das schnelle Geld” zu machen.

http://www.teltarif.de/iphone-6-plus-apple-store-verkauf-laden/news/57087.html


Noname
25.9.2014 0:02
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Informatiker und Fashion meiden sich, wie der Teufel das Weihwasser. Das ist ein alter Hut. Außerdem sollte es für Nerds egal sein, wie sich Konsumtempel entwickeln, weil sie ihren Kram besser im Internet bestellen können. Männer brauchen kaum Bekleidungsartikel erwerben, weil sie ihren Körper vergleichsweise wenig an das andere Geschlecht verkaufen müssen. In erster Linie haben Männer dafür mehr Geld für das Auto ausgeben, damit sie sich dem anderen Geschlecht als beruflich erfolgreich verkaufen können. Der Busen des Mannes ist seine Karriere.

Nun nun mein Reklame-Teil zu den weiblichen Einkaufzentren. Das Bikini-Haus in Berlin ist recht gut geworden, unten wie auch oben herum. Aus den Arkaden des Potsdamer Platzes ist ein Elektronik-Markt in die Mall of Berlin umgezogen, wohin sich an Unterhaltungselektronik interessierte Männer zurückziehen könnten. Was ich aber niemals tun werde, weil ich Einkaufzentren generell meide, wegen den vielen hohlköpfigen Kauffrauen.


Martin
25.9.2014 0:04
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Heuschreckenfeminismus


A.
25.9.2014 0:56
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sorry, OT:

http://blog.fefe.de/?ts=aadddae8

Fefe weist darauf hin, dass Coca Cola jetzt offenbar Kunden sammeln will, indem sie sich um “Frauengesundheit” kümmern. Schaut man sich die verlinkte Seite an (eine PR-Seite, an der Coca Cola offenbar tatkräftig mitgewirkt hat), sieht man, woher der Wind weht: Gender-Agitprop. Es wird suggeriert, dass insbesondere Frauen betroffen sind, aber selbst Wikipedia liefert für Herzinfarkte eine recht eindeutige Statistik, die das Problem gerade _nicht_ bei Frauen, sondern eben doch bei Männern verortet, aber das ist wohl nicht opportun.

Aber is’ klar: Wer trotz Teilzeitjobs über ein höheres zu versteuerndes Einkommen verfügt (Frauen), der hat auch mehr Stress und darf dann gern mal jammern.

@Hadmut: Kommentar is OT, kannst ihn gern unveröffentlicht lassen, aber vielleicht interessiert Dich der Link.

Gruß


Caless
25.9.2014 1:05
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Ja, Männer kaufen halt andere Dinge. Autos sind schnell einmal um 10.000 Euro teurer, als es sein müsste. Wer es nicht in Autos steckt, hat vielleicht ein Hobby. Privatpilot, Heimwerker mit top ausgestatteter Werkstatt, manche machen regelmäßig einen drauf, zahlen sich ein paar hübsche Mädels und haben eine gute Zeit, kaufen sich teure Mountainbikes oder jedes Jahr ein neues Motorrad, machen teure Jagdreisen oder Heliskiing, verausgaben sich finanziell in Casinos uvm. DAS ist diversity. 😉


Sabrina
25.9.2014 4:07
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Also ich wollte den Spaßartiekl mal noch mitnehmen.

Erst dachte ich an Geldwäsche – denn die Fashion-Läden sind ja reletiv leer an Kunden.

Und mit männlichen Körperproportionen bekommt man da eh nichts. Die haben nur bis 1,67 cm Körperhöhe und nur bis Größe 42 Dick – höchstens – am Bauch natürlich – nicht an den Schultern oder an den Rundungen.

Das sieht alles so nach Skelettfrauenshops aus – so Kategorie wie die Dünne – “Das ist ein Geschäft” – vom BRD sucht das (weibliche) Supermodell oder so.

Aber nein – es ging darum, vorübergehend die Mieten hochzutreiben, um die Konkurrenz zu überfordern und dann an einen billigeren Standort zu ziehen – ins Gewerbegebiet gleich neben den Call-Centern und den NP-Märkten.

Niedrigfrequenitierte Läden mit den ganzen Tag mehr oder weniger herumstehenden Beschäftigten sind sicher so ein postives zukunftsorientiertes Beispiel von Hauptsache Arbeit.

Im Unterschied zu früher, da arbeitete man für den Urlaub.


Blastmeister101
25.9.2014 6:47
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@A, bzgl. OT:

Das mit Coca Cola ist aber ein ganz alter Hut, da gab’s schon vor über einem Jahr einen Spot mit, ich glaube, Heidi Klum.

Und so abwegig ist das übrigens gar nicht. Ich weiß das deshalb, weil ich mich damals schon über das Thema ‘Herzgesundheit für Frauen’ ein wenig gewundert hatte und deshalb etwas recherchiert habe. Dabei bin ich auf Statistiken gestoßen, denen zufolge Männer zwar deutlich häufiger Herzinfarkte haben und in absoluten Zahlen auch häufiger daran sterben, daß Frauen aber mit größerer Wahrscheinlichkeit sterben, *wenn* sie einen Herzinfarkt haben. Hier ein Link:

http://dgk.org/pressemitteilungen/2014-jahrestagung/2014-ft-aktuelle-pm/2014-ft-pm/pm-tag3/frauen-haben-hoehere-sterblichkeit-beim-akuten-herzinfarkt/

Das liegt zum Teil an etwas, das sich ‘unspezifische Symptomatik’ nennt, d.h. Herzinfarkte äußern sich bei Frauen teilweise anders als bei Männern, zum Teil daran, daß das Thema Herzinfarkt bei Frauen generell unterschätzt wird, nicht zuletzt von den betroffenen Frauen selbst.

Der eigentliche Witz daran ist nur, daß mir die ganzen feministisch organisierten Female-Heart-Awareness-Rallies entgangen^^ sind – und das, obwohl ich in der Altenpflege arbeite.


Blastmeister101
25.9.2014 6:53
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Hier übrigens der Spot mit Heidi Klum:

http://www.youtube.com/watch?v=X2ukwsEZ3vk

Ist sogar schon 2 Jahre her


A.
25.9.2014 8:04
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@Blastmeister101

Danke für die Hinweise, mir war diese Aktion (und die med. Unterschiede) neu. Aber bin ja auch keine gestresste Frau. 🙂

Sehr kurios wie die Klum-Kampagne offenbar implizit voraussetzt, dass ja alle Frauen so krass gestresst seien, aber die Realität (abgesehen von gefühltem Blabla) dem eigentlich widerspricht, schaut man sich Arbeitsstunden und Lebenserwartung an.

Dass sie insbesondere Frauen ansprechen, sieht für mich aber weniger nach einem Kümmern um eine besondere Problematik aus, sondern eben nach Geschleime beim Gender-Prekariat und seinen Hörigen. PR eben. Gleich auf der ersten Seite eine “Vorreiterin in Gendermedizin” – na, ein normaler Kardiologe, der ein paar Zahlen auswerten kann, reicht nicht? Nein, da muss eine Gendermedizinerin her.

Kümmert sich Coca Cola eigentlich auch so reizend um Männer und deren unterschätzte Krankheiten? Vielleicht wollen die mich als männlichen Kunden ja gar nicht. Ist meine geringere Lebenserwartung noch nicht gering genug? Sind jedenfalls die Fragen, die ich mir als Kunde so stelle und dann meine Schlüsse ziehe…


brak
25.9.2014 8:40
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Gibt es eigentlich einen elektronischen tragbaren Blickezähler? Sowas wäre doch der echte Hit für unsere Schnuckis……


blue-skies
25.9.2014 8:42
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Karlsruhe? Ist nach 2008 noch viel schlimmer geworden.

Momentan ist das aber egal, da die Fußgängerzone quasi nicht mehr existent, sondern nur noch eine große Baustelle für ein völlig überzogenes U-Strab-Projekt ist. Quasi Karlsruhe21.


ein anderer Stefan
25.9.2014 8:57
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@ Noname: Mag ja sein, dass es dem gemeinen Informatiker wurscht ist, wie sich Shopping- Malls entwickeln. Es soll aber auch unter diesen Leuten Menschen geben, denen es nicht egal ist, wie ihre Städte sich entwickeln. Klar kann man alles online bestellen – aber manchmal brauchts halt doch kompetente Beratung und die Möglichkeit, sich mal was vor Ort anzusehen. Und wenn ich dann nur Shopping Malls mit Verkäufern vorfinde, die auf Minijobs arbeiten und dementsprechend gut qualifiziert sind, wird das nix mit der Beratung. Und weil gute Beratung und gutes Personal Geld kosten und wir alle auf Geiz ist Geil getrimmt sind, gehen wir los, lassen uns beraten (sofern noch möglich) und kaufen den Kram hinterher im Netz – um dann rumzujammern, dass die Innenstädte veröden, und überall nur noch Franchiser zu finden sind, so dass man gar nicht mehr weiß, ob man nun in Berlin oder in München ist.

Von den Shopping Malls profitieren am Ende nur die Konzerne, die sie bauen und betreiben – und wenn die Drecksdinger dann abgeschrieben sind, ist es schon egal, dann ziehen sie weiter, bauen die nächsten und lassen die alten Dinger verrotten. Besonders toll ist das dann, wenn sie solche Dinger in historische Innenstädte reinkloppen.

Celle hat sich gegen so ein Monstrum gewehrt:
http://www.welt.de/print/wams/wirtschaft/article13400616/Gibt-es-ein-Leben-ohne-Shoppingcenter.html

In Zittau (glaube ich, finde gerade keinen Link) wird darum seit Jahren gestritten, auch weil dafür viel historische Substanz fallen müsste.

In Hameln hat man fürs ECE historische Substanz in der Innenstadt weggerissen und den Stadtgrundriß teilweise überbaut.
http://www.fotocommunity.de/pc/pc/display/25393418
Ist doch hübsch, oder? Die historischen Gebäude vorne sind nur Fassaden.

Die Braunschweiger Absurdität, die als Schloss-Arkaden bezeichnet wird, ist gruselig. Durch die Schlossfassade hindurchgetreten, steht man vorm Starbucks in einem beliebigen ECE-Center. Die Rückseiten des Centers hätten auch in den 1930ern entstehen können, mit ihrem grobschlächtigen Monumentalismus. Nicht mal den Architekten fällt was ein, wie sie diese Absurdität ansprechend gestalten können.


brak
25.9.2014 9:01
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Eines ist sicher, ohne Weiber kein Textil Geschäft.


EBecker
25.9.2014 9:01
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“Nachtrag: Fairerweise muss man sagen, dass nicht alles „Fashion” ist. Es gibt auch ein paar Kosmetik-, Schmuck- und Schuhgeschäfte. ”

Das ist sehr diplomatisch von dir, Hadmut. Kosmetik gehört imho zu Fashion dazu, auch Schmuck und Schuhe. Das Klische ist ja, dass die Frau ein Kleid sieht, es kauft, ihr einfällt, dass sie dazu nicht die passenden Schuhe hat, die kauft, dann noch mit poliertem Metall Akzente setzen muss,…


Fun-Fact: Dresden ist deutschlands Großstadt mit der größten Ladenfläche pro Einwohner.

Das merkt man auch wenn man durch die Stadt läuft. Vom Hauptbahnhof bis zur Elbe (ca. 1,5km) schließt sich Einkaufszentrum an Einkaufszentrum (zum Glück mit sinkender Distanz zur Elbe immer besser als historisches Gebäude getarnt)
Da wären
* “Einkaufsbahnhof” Dresden HBF
* Wiener Platz Passage
* Kugelhaus
* die Prager Straße als klassischste aller Dresdner Fußgängerzonen mit Einkaufszeugs
* Centrum Galerie
* Karstadt
* Altmarkt Galerie
* Altmarkt (inzwischen ist da an mehr Tagen eine Veranstaltung als nicht)
* QF Passage

…und dazwischen natürlich immer einzelne Läden. Die einzigen Dinge auf dieser Strecke, in denen man nicht hauptsächlich Einkaufen kann, sind Hotels (die Verteilen sich eher am Rand), Restaurants (jede Menge), 5-6 Banken und hauptsächlich am Ende der Strecke ein paar Dutzend Kirchen und historische Gebäude.

Nach dieser Strecke geht es natürlich nicht so weiter. Da kommt erst die Elbe und _dann_ geht es ähnlich weiter.


Dirk S.
25.9.2014 9:13
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@ A, @ Blastmeister101

Bezüglich Herzinfarke bei Frauen habe ich was unter der “Stell Dir vor, es ist Krieg…” geschrieben. Link: https://www.danisch.de/blog/2014/09/24/stell-dir-vor-es-ist-krieg/#comment-55156

Infarktfreie Grüße,

Euer Dirk


pjüsel
25.9.2014 9:14
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Keine Ahnung, wie es da heute aussieht, ich war seit 2008 nicht mehr da.

Viel “Shopping”-Tätigkeit hat sich wohl tatsächlich ins ECE-Center am Ettlinger Tor verlagert. Da ist das dumme Konsumvieh immer am rumwuseln. Die Kaiserstraße ist einfach grausam.

Der Saturn in der zwischenzeitlich pleite gegangenen (und mittlerweile renoviertern) Postgalerie hat sich im Gebäude gegenüber ausgebreitet, wo früher mal Kaufhaus Schneider, Breuninger und ein 1€-Billig-Discounter drin waren (in dieser Reihenfolge). Ersetzt wurde Saturn durch TK Maxx (Fashion!). Zur größten Seuche in Karlsruhe hat sich der Ankermieter Primark im EG der Postgalerie entwickelt. Unterschichtler mit mehreren Primark-Gift-Tüten in beiden (!) Händen prägen das prekäre Stadtbild.


Emil
25.9.2014 9:59
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Interessantes Interview mit einem Stadtplaner:

“Die Zeit der Shopping-Malls ist vorbei”

Ein neuer Supertempel des Konsums: Warum das eine riskante Investition ist und warum Berlin damit dem allgemeinen Trend hinterherhinkt – ein Gespräch mit dem Stadtplanungsforscher Thomas Krüger über Verdrängung, gewachsene Einkaufsstraßen und die Konkurrenz durch das Internet.

http://www.rbb-online.de/wirtschaft/beitrag/2014/09/stadtplanung-berlin-einkaufszentrum-mall-thomas-krueger-interview.html


patzer
25.9.2014 10:03
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yasar
25.9.2014 11:06
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Karlruhes Fussgängerzone ist nach Beschreibung meiner Frau, die da zweimal wöchentlich hinfährt eine Katastrophe, Riesenbaustelle, man weiß nie, wie man an dem Tag jeweils da durchkommt, weil sie mal öfter die Sperrungen und Druchgänge verlegen.

Und ordentliche Läden haben sie anscheinen auch kaum noch, eher 1-Euro-Läden, Modekirmskrams und Fressbuden.

Wenns Dich interessiert, schicke ich mal den Junior, der neuerdings im HadDiKo wohnt los, um den aktuellen Stand zu ermitteln. 🙂


Knut
25.9.2014 11:23
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Die Karlsruher Innenstadt war schon früher nicht so toll, wenn man aus einer Großstadt kommt und das dörfliche Tempo der Leute nicht so gewohnt ist. Inzwischen sind die Abstände zwischen den möglicherweise interessanten Läden (Juweliere, Lederkoffer, Musikinstrumente, Bücher, …) durch noch mehr Ein-Euro- und Snack-Shops aufgefüllt. Häufiger mal werden die Leute im Gänsemarsch an den Baustellen vorbeigeführt, so dass man gerne mal unsittlich auf Mädelsgruppen aufläuft, die unbedingt an einer Engstelle Handyfotos rumzeigen müssen.

Und Frauenklamotten boomen tatsächlich. Primark für die Mädels und Hunkemöller für Frauen, die deutlich von Männer zu unterscheiden sind.


magiccap
25.9.2014 12:04
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“Fashion” ist ein sensationelles Geschaeftsmodell. Es kommt urspruenglich aus der Grundversorung, denn ohne Bekleidung geht es halt einfach nicht. Das heisst Klamotten shoppen ist erstmal nicht negativ belegbar. Man darf sich dabei gut fuehlen.

Dann ist das Ganze selbstverstaerkend. Je modischer das Teil ist, das ich mir aussuche, desto schneller ist es auch wieder out und damit untragbar. Je weniger Klassiker in den Laeden liegen desto mehr wird umgesetzt. Reoccurend Revenues wie man so schoen sagt.

Die Kunden haben die Schnelllebigkeit der Trends laengst verinnerlicht akzeptieren daher auch mindere Qualitaet. Das Teil muss ja nicht ewig halten. Und wieder reoccurend Revenues.

Die Leute erwerben mit Ihrem Geld keine Werte. Der gesunde Schutzschild an wertigem Eigentum, den man sich ueber die Zeit aufbauen sollte wird umso weniger geschaffen umso mehr Fashion fuer den Muelleimer gekauft wird. Es geht ja vermutlich wirklich Vieles nach irrelevant kurzer Nutzung direkt in die Tonne. Mehr Geld in die Tonne, weniger Wohlstand. Weniger Wohlstand, mehr Unsicherheit. Mehr Unsicherheit, weniger zufriedene Menschen. Wenig Zufriedenheit, mehr Gluecks-Kicks. Und diese lassen sich prima beim Shopping erzeugen.

Gleichzeitig helfen alle Medien eifrig mit. Wer hat zuletzt irgendwo ein Bild von einem Menschen gesehen mit dem man sich identifizieren koennte, den man bewundert, der gleucklich wirkt und “schlecht” gekleidet ist? Das gibt es doch garnicht. Glueck ist modisch und Glueck ist ein Muss. Denn was ja auch Keiner mehr so recht wahrhaben will ist, dass es kein Grundrecht auf Glueck gibt. Die Amerikanische Unabhaengigkeitserklaerung spricht von “Live, Liberty and the Pursuit of Happyness” nicht von “Live, Liberty, and Happyness”. Aber wir muessen heute alle Gluecklich sein. Fuer alle anderen haben wir eine Pille. Also geh lieber Klamotten shoppen, bevor dein Arzt Dich mit dem Diagnosecode F32.x krankschreibt und damit zum Aussaetzigen stempelt.

Was muss sich aendern, dass die Menschen wieder zufrieden damit sind zufrieden zu sein, gelegentlich gluecklich und machmal ungluecklich? Dass nicht alle wie bessesen Shoppen oder Fressen fuer den schnellen Gluecks-Kick? Am Ende wuerde ich auch wieder mehr in der Innenstadt einkaufen, wenn ich dort mehr interessante Laeden finden wuerde und nicht nur Dealer fuer Fashion-Junkies. Das wuerde einige Einzalhaendler bestimmt gluecklich machen.


Christian
25.9.2014 13:14
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Deswegen ist Online Shopping ja auch so geil. Es ist preiswert, das Angebot ist viel größer und wenn es diese elenden Shopping Malls ruiniert, ist mir das nur recht. Dabei ist mir auch egal, ob innerstädtisch oder auf der grünen Wiese. Für mich ist beides die Pest.

Und bei den kleinen Läden in der Innenstadt, die dann auch leiden, muß man sich doch auch fragen, gibt es eigentlich ein Grundrecht auf Einzelhandel in den Innenstädten? Früher mag das sinnvoll gewesen sein, um möglichst effizient die Produkte in den Städten zu verteilen. Kann man sich heutzutage nicht auch bessere Konzepte vorstellen, wie eine Stadt aussehen könnte?

Restaurants, Cafés, Kultur, jede Art von Institution, wo Menschen sich treffen und interagieren können, wo “gelebt” wird. Vielleicht auch Ärzte, Fotografen, Friseure, Künstler, Freizeit oder was weiss ich. Gerade in Amerika wird ja Freizeit oft mit Shopping Mall gleichgesetzt, fürchterlich.

Wenn dazwischen einelne, wirkliche Independent-Läden dabei sind, die irgendein originelles Konzept umsetzen, ist das ja völlig ok. Die würden wahrscheinlich auch zurückkommen, wenn der innerstädtische Einzelhandel erst einmal komplett kaputtgemacht wurde, weil erst dann die Mieten wirklich sinken.


Joachim
25.9.2014 13:23
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Wenn ich mir die modernen Städte so betrachte, fühle ich mich an Jaques Tatis ,der Monsieur Hulot, Filme, ” Mon oncle” und “Moderne Zeiten” erinnert. Erst dachte ich, die hätten sich seit den 80ern überholt. Von wegen.

Wo immer Du hinkommst, überall kannst du die gleiche gefranchiste “Weltkultur” erleben. Isses nicht faszinierend.


guerrero
25.9.2014 13:49
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ein anderer Stefan
25.9.2014 14:20
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Dr. Azrael Tod: Die Neustadt geht doch noch? Der neu entstehende EDEKA am Albertplatz ist immerhin kein “Klamottier”, wenn auch trotzdem fragwürdig.
Viel schlimmer ist die GLOBUS-Planung auf dem Leipziger Bahnhof: Ein Supermarkt/Mall von fast amerikanischen Dimensionen mitten in der Innenstadt, mit zusätzlichen 8.000 m² Verkaufsfläche und Option auf Erweiterung auf 12.000 m².
http://globus-ohne-mich.de/fakten/


Arne
25.9.2014 14:27
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Also ich bin es nicht und meine Freundin auch nicht.
Das Schlimme ist eigentlich, dass alles gleich ist. Letztens wollte ich eine Hose kaufen. In diesen Zentren habe ich nichts gefunden. Und jeder hatte den gleichen “hippen” Quatsch. Einen Tag später war ich bei meinen Eltern, außerhalb von Berlin, und bin dann noch kurz in die nächste Stadt gefahren. Dort habe ich keine 15 Min. gebraucht und hatte 2 Hosen.

Auch in Berlin gibt es Läden, die anders sind und meinen Geschmack treffen. Allerdings werden es weniger.


Trollversteher
25.9.2014 15:28
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Seltsam, ich habe genau 0 Bezug zu “Mode” und die meisten Frauen die ich kenne sind auch nicht wild darauf. Bei denen reichen C&A, H&M usw. Und das, obwohl wir voll in GenY fallen und deshalb eigentlich jedem Kack hinterherrennen sollten.

Ich würde die Flut an Modegeschäften gar nicht mal irgendeiner “Verweiblichung” zuschreiben. Wenn ich mich so umsehe fallen mir eine MENGE Läden auf die mit ihrem Angebot und ihrem Standort eigentlich gar keine Daseinsberechtigung haben dürften. Ich glaube das ist einfach eine Sache von verworrenem deutschen Unternehmergeist, wo die Leute ernsthaft denken ein “Ökofriseur” hebt sich irgendwie deutlich von den 7 anderen Friseurläden in unmittelbaren Umgebung ab.


Fry
25.9.2014 15:52
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s/Fashion/Unterhaltungselektronik/g
s/Frauen/Männer/g

geht auch.

Der Mensch stammt halt vom Affen ab. (Oder vom Eichhörnchen?)
Und sammelt bis an sein Lebensende.


Mashup
25.9.2014 16:09
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Aktuelles Beispiel aus Stuttgart:
Hier werden gerade 2 neue Shopping Malls quasi gleichzeitig eröffnet:

23.9 – Das Gerber – 86 Geschäfte – 25.000m2 – Württembergische Lebensversicherung – 250Mio €
9.10 – Milaneo – 200 Geschäfte – 43.000m2 – Hamburg Trust, ECE Projektmanagement – 400Mio €

Bonus: In Böblingen, ca. 20min S-Bahn entfernt
2.10 – Mercaden – 100 Geschäfte – 24.500m2 – hkm Management AG, Pramerica Real Estate Investors (USA) – 120Mio€

Bonus 2:
Ende 2016 – Dorotheenquartier – 40? Geschäfte – 13.000m2+Wohn/Bürofläche – Breuninger – 200Mio€

Interview mit Helmut Koprian dazu (hat schon 80 Malls eröffnet)
http://bit.ly/1ptOSEM (Stuttgarter Nachrichten)


Michael
25.9.2014 17:56
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Na und? Die Weiber kaufen hier, wofür die Weiber in Bangladesh ausgebeutet werden.

*Ich* bin ein Mann, habe keine Freizeitbeschäftigungen, die tonnenweise Material verschlingen (Auto) oder Kerosin (Weiber in Übersee) oder so Zeug.

Fast alle mir bekannte Frauen, die keine Switcher-Shirts oder dergleichen kaufen (weil unmodisch und so), sehen mit obig schnodrig angeschnittenen Geschichte keine Menschen in Not, sondern Arbeit für Arme. Tjoa, ich mache mir die Welt, widewittsie mir gefällt. *träller*

Eine Ausnahme kenne ich. Die kauft sich sehr, sehr ausgefallene Teile, meistens sehr hochwertiges, damit sie es gekonnt mit anderen ausgefallenen Teilen kombinieren kann. Sie sieht monatelang keinen Tag gleich aus, aber wer sie sehr regelmässig sieht, erkennt ihre Garderobe. Sie hat nicht viel. Mode braucht halt eben auch Arbeit, Fleiss und Kompetenz. Dasselbe kaufen, das die Freundin hat, läuft auf diese Konsumtempel (Massenware) und langweiligen Einheitsbrei heraus.


Joe
25.9.2014 19:48
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Wer kauft eigentlich den ganzen Fashion-Scheiß?

Frauen

Wer finanziert diese Konsum-Bunker?

Männer

http://de.wikimannia.org/Geldtransfer

Die Fetzen/Lumpen-Einkaufsmeilen-Blase (paßt besser als “Fashion”) ist letztlich nur ein realweltlicher Ausdruck der Papiergeld-Blase mit Nullzinsen. Passiert halt, wenn Zentralbankgeld kurz vor dem Crash außer Kontrolle gerät. Danach geht’s weiter wie 1929.


Noname
26.9.2014 0:56
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Es wird Zeit, dass wir Männer etwas dagegen unternehmen, damit wir nicht weiter aus den Städten hinaus gedrängt werden. Sonst ist es zu spät! Uns einfach mit Würstchenbuden draußen vor den Einkaufszentren abzuspeisen, muss ein Ende haben. Daher wacht endlich alle auf, sonst sind die Städte für uns endgültig verloren!


TOPCTEH
26.9.2014 12:56
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@Mashup: Stuttgart ist tatsächlich ein schönes Beispiel. Zu den nagelneuen Shoppingbunkern ist der Zustand der schon vorhandenen in der Innenstadt eher abschreckend:

– Calwer Passage: steht derzeit leer

– Eberhardpassage: stand lange leer, ist jetzt seit Kurzem ein Outdoor-Ausrüster drin

– Königsbaupassage: Das Konzept mit den Hochpreis-Möbelläden in den oberen Stockwerken ist gescheitert, so dass jetzt dort eine Fressmeile eingerichtet worden ist (hatten wir ja noch nie…).

Naja, das Gerber werde ich aus sentimentalen Gründen mal aufsuchen und schauen, was aus dem Gelände geworden ist, in dem ich von 2003 bis 2005 büromäßig residierte. Das Milaneo ist 3 Minuten von meinem jetztigen Büro entfernt, auch da werden ich mal initial reinschauen.


CountZero
26.9.2014 13:31
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Wer kauft eigentlich den ganzen Fashion-Scheiß?

Russian trophy wifes?

Wer finanziert diese Konsum-Bunker?

Russische ‘Biiihsiness’-Men (Akzent hinzudenken)?

Die Araber haben ihre Konsumtempel in der Wüste selbst (gibt sogar Kolleginnen, die ‘ne Woche Urlaub in Qatar machen, wegen Shopping…), die kommen nur zur medizinischen Versorgung her. Und sonst hat ja keiner Geld für sowas…


Josh
27.9.2014 10:40
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Off-Topic:
Hier ein Video, in dem sehr anschaulich (und vor mit Belegen!) gezeigt wird, wie eine Organisation, die eigentlich neutral Computerspiele und deren Einfluss auf die Gesellschaft untersuchen sollte, im Laufe der Jahre von Feministen unterwandert wurde:
https://www.youtube.com/watch?v=28D6_8KuIpc


michael
27.9.2014 13:06
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Die Einkaufstempel dienen zur Befriedigung der Ersatzreligion namens Konsum. Cogito ergo consume. Sie sehen auch recht kirchlich aus und wollen die die Kirchen mit ihrem üppigen Platzangebot Eindruck schinden. Die Kirchenorgel wurde durch elektronische Musik ersetzt, der Priester das Idol stellen nun Markennamen dar. Man spendet nun nicht mehr in einer Kirche, sondern läßt es im Einkaufstempel zurück – auch mit entsprechenden Gutmenschen-Spendeaktionen – fürs persönliche Gewissen. Die Einheit der Käufer sind Gläubige. Gläubige an bestimmte Produkte, Marken, Neueres, Besseres, Schnelleres – immer in Erwartung der käuflichen Glückseligkeit.

Die innere Leere muß durch solche Tempel, amazon wie ebay gefüllt werden, nachdem Modereligionen wie z.B. der Buddhismus oder Vegetarismus nicht mehr so hipp sind und man nun wohl auch nicht mehr mit weniger CO2 ausatmen das Universum retten kann.
Bleibt zu sagen: “Es ist leichter, dass ein Kamel durch ein Nadelöhr geht, als dass ein Reicher in das Reich Gottes hineinkommt!”