Ansichten eines Informatikers

Merkels Plagiats-Kollateralschaden: Warum Annette Schavan Botschafterin im Vatikan wurde

Hadmut
27.7.2014 20:25

Man muss die Puzzle-Stücke nur zusammensetzen.

Eine Menge Leute haben mich diese Woche auf brisante neue Informationen zum Plagiatsfall der Annette Schavan hingewiesen.

In ganz anderem Zusammenhang haben mich andere Leute auf ganz andere Umstände im Zusammenhang mit Angela Merkel hingewiesen.

Und wie ich so diese verschiedenen Puzzleteile auf verschiedenen Haufen auf meinem gedanklichen Schreibtisch herumliegen habe, fällt mir plötzlich auf, dass die ja exakt zusammenpassen und eine geschlossene Story und Kausalitätskette ergeben.

Fangen wir mal vorne an.

Angela Merkel hat „beste Freundinnen”. Dazu gehört Friede Springer, Erbin Axel Springers, Milliardärin und mit viel, viel Einfluss auf die Presse, vor allem die BILD, die jeden rauf- und kaputtschreiben kann. Das Verhältnis ist äußerst innig, wie das eben so ist zwischen den Reichen und den Mächtigen, und Merkel schiebt den Verlagen schon mal einen Haufen Geld rüber, damit denen der Mindestlohn nicht so weh tut. Dafür gründet die Milliardärin dann nette Stiftungen, mal so in der Größenordnung von 80 Millionen, in deren Vorstand dann Merkels Ehemann Joachim Sauer sitzt. Ob und wieviel Geld dafür – vielleicht so als „Dankeschön” – direkt aus der Stiftung in den Privathaushalt Merkel/Sauer fließt, kann ich da nicht ersehen. Aber wenn man da im Kuratorium sitzt und „berät”, dann kann man ganz wunderbar Einfluss darauf nehmen, an wen diese Stiftung ihre Gelder ausschüttet. Und damit nun wieder kann man ganz wunderbar und um die Ecke wieder irgendwas anderes politisch fördern lassen. Stiftungsprofessuren zum Beispiel. Und Stiftungsprofessuren sind, wie wir ja schon lange wissen, ganz wunderbar geeignet, um politische Ziele als wissenschaftliche Erkenntnisse auszugeben oder irgendwelche politisch genehmen, aber akademisch befähigungslosen Witzfiguren die akademische Leiter raufzuschießen. So kommt man als Politiker immer an die Gefälligkeitsgutachten, die man gerade braucht. Sowas ist wichtig.

Wunderbare beste Freundinnen, so eine richtige Amiga-Beziehung. Eine Hand wäscht die andere. Die eine sorgt dafür, dass es der Presse gut geht, dass man sie stützt, monopolisiert, gegen Mindestlöhne, das bitterböse Google, gegen Amazon und die fiesen Blogs schützt, und die andere sorgt dafür, dass die Kanzlerin in der Presse so ganz prima dasteht, es keine Kritik gibt, alles ganz wunderbar, und noch besser, dass da nichts drinsteht, was Mutti nicht gefallen würde. Deshalb funktioniert das auch mit dem Abwarten und Aussitzen immer so gut.

Das ist alles ganz wichtig, weil man zum Regieren nach Merkels Stil eine willfährige Presse braucht. Die man dann einfach einladen (vorladen?) und der sagen kann, was man nicht in der Presse zu finden wünscht. Und das taucht da dann auch nicht auf.

Das Prinzip kennt man ja auch aus anderen Bereichen. Die Politik hat überall ihre Fäden in die Aufsichtsräte und Vorstände, und wenn sich irgendwo ein Rädchen nicht so dreht, wie es sich drehen soll, hat man die entsprechenden Verbindungen, die Leute kaltzustellen. Hat Ursula von der Leyen damals bei der Kinderpornosperre auch so gemacht. So machen die das immer da in ihrem beste-Freundinnen-Zirkel. Also wird ganz sicher keiner der armen, kleinen Journalisten aus dem Hause Springer wagen, gegen Merkel zu schreiben, weil die doch Friedes beste Freundin ist. Und wie sowas ausgeht, das weiß man. Nicht mal Minister überleben es, wenn Merkel ihnen ihr Vertrauen ausspricht. Das System Merkel beruht vor allem auf ihrem enorm leistungsfähigen Netzwerk, über das sie jeden meucheln lassen kann, der ihr in die Quere kommt. Wie eine Mafia-Patin, nur halt beruflich und nicht echt ermordet.

Apropos in die Quere kommen:

Wir hatten da mal so einen gegelten Polit-Schönling, den John F. Kennedy aus Bayern, den Tausendsassa, den jeder liebte: Dr. Karl-Theodor zu Guttenberg. Ein Name wie in Stein gemeißelt, ein Publikumsliebling von der CSU gesandt.

Nun wurde der nicht nur sehr beliebt, sondern durch schräge Zufälle auch noch Verteidigungsminister. Und spätestens seit Panzer-Uschi wissen wir ja auch, dass das Verteidigungsministerium als Inkubator für künftige Kanzler herhalten kann, weil sich die Minister da außenpolitisch schon mal aufspielen können und ganz, ganz wichtig sind. Mehr oder weniger. Kommt halt drauf an, ob sie sich eher um Bumm, Bumm und Kanonen, neuerdings auch Drohnen, kümmert, oder um Kühlschränke. Karl-Theodor hatte es nicht so mit den Kühlschränken, war aber andauernd in Zeitung und Fernsehen.

Unter anderem in der BILD. Hach, was war das ein schönes Paar. Wie ehemals die Kennedys. Er der strahlende, adlige, stinkreiche Grinsemann, drei Pfund Gel in der Frisur, ein Mann von Welt, mal am Times Square, mal in Kampfanzug vor dem Bomber. Und dazu die unbeholfene, einfältige, aber bildhübsche, ungemein fotogene und titelseitentaugliche, noch dazu High-Society- und Adels-verflochtene und obendrein blonde Gattin Stephanie. Welch ein Traumpaar. Wann hätte es jemals ein Verteidigungsminister auf die Titelseiten der Frauenzeitschriften gebracht. Alles so wunderbar.

Und so wunderbar eben auch in der BILD. Guttenberg hier, Guttenberg da, Guttenberg auf dem Titelfoto, und irgendwann hatten sie mal – die ultimate Schmalz-Katastrophe – innen so eine komplette Doppelseite nur mit Bild von Karl-Theodor vor dem Bomber. Der Superstar von Springers Gnaden war gemacht und geboren.

Und ganz plötzlich wieder ausgespuckt.

Die Nachdenkseiten haben das so schön beschrieben. Erst wurde zu Guttenberg von der BILD in jeden Himmel hochgelobt, und dann urplötzlich niedergemacht. Auf einmal war die Gorch Fock ein schwimmender Puff, in dem kleine Soldatinnen vergewaltigt oder vom obersten Mast in den Tod getrieben wurden. Dass die Soldatin da aus dem Mast fiel, wurde der bösen Männerwelt angelastet. Seltsamerweise wurde damals kaum gefragt, ob es nicht eher daran lag, dass man unter dem Druck der Frauenquote die körperlichen Anforderungen für Frauen massiv gesenkt hatte und sie einfach zu klein und/oder zu schwach war, sich da oben sicher zu bewegen. Die Diskussion um die Körpergröße haben wir ja auch gerade bei Pilotinnen. Jedenfalls wurde das den üblen Verhaltensweisen auf der Gorch Fock angelastet.

Warum?

Klare Sache: zu Guttenberg wurde damals als der Wunsch-Kanzler der Deutschen hochgejubelt. Der war in den Umfragen ganz oben, und die CSU hätte liebend gerne einen Kanzler gestellt. Merkel dagegen war zwar beliebt, aber auf dem Niveau einer Schlaftablette. Die halten auch viele Leute für Notwendig, aber Begeisterung kommt nicht auf. Die wird sich, wie Nachdenkseiten richtig überlegt, schön bei Springers beschwert haben, was denen einfällt, ihr so einen Konkurrenten zu zimmern. Also wurde die Gorch Fock zum schwimmenden Bordell erklärt.

Reichte nicht.

Konnte zu Guttenberg nicht ernsthaft ankratzen. Weil dessen angetraute Kinderlieb-Blondine damals so ganz massiv in Richtung Verfolgung von Triebtätern agitierte. Wir erinnern uns, diese unsägliche Kinder-Schänder-Jagd „Tatort Deutschland” auf RTL II, wo Stephanie immer so reizend in die Kamera lächelte. Und dann war sie auch noch – ich muss heute noch Tränen der Rührung weinen, wenn ich nur den Titel höre, so schmalzig war der – im Vorstand von „Innocence in Danger”. Das Schmalz in Karl-Theodors Haaren war Kleinkram dagegen. Und dann auch noch die Prominenten-Galas der schönen Kandidaten-Gattin. Das war alles so übersüß, rosa und mit Zuckerguss, dass selbst Disneyland dagegen wie ein Dritte-Welt-Untergangs-Endzeit-Ghetto wirkt, in das sich nicht mal Snake Plissken trauen würde. Eine Matrosin, die im schwimmenden Puff vom Mast fällt, kratzt da nicht wirklich und nicht dauerhaft. Schwund ist immer. Hach, war das ein schönes Paar.

Nun wissen wir ja, dass es noch nie jemand überlebt hat, Angela Merkel zu nahe zu kommen oder irgendwie gefährlich zu werden. Und da stürmt nun dieser gegelte Schnösel geradewegs an ihr vorbei Richtung Kanzleramt.

Drängt sich da nicht der Gedanke auf, dass das Auffinden des Plagiats in zu Guttenbergs Dissertation und dessen Einspannen des wissenschaftlichen Dienstes des Bundestags aus Merkels Umfeld gesteuert war? Hat da mal jemand was aus dem Kompromatkoffer geholt und den abgesägt?

Hätte ja funktioniert. Das Ergebnis ist bekannt.

Dummerweise mit unabsehbaren Kollateralschäden.

Denn vor der Causa zu Guttenberg hat es niemanden interessiert, welcher Müll in Dissertationen steht. Da konnte der letzte Schrott drinstehen, abgeschrieben, gefälscht, dumm wie Holz, komplett fehlerhaft, oder auch ganz ohne Dissertation. Hat keinen interessiert. Wurde höchstens dann angekratzt, wenn man jemanden absägen musste. Generell bestand aber politischer und „wissenschaftlicher” Konsens, dass in Dissertationen der allerletzte Schwachsinn stehen kann, und dass man da einfach nicht reinsieht.

Womit man nicht rechnen konnte: Dass das Thema Plagiate in Doktorarbeiten zum Selbstläufer wird. Dass sich da eine eigene Sportart entwickelt, dass plötzlich Leute unter Pseudonym auf Webseiten darstellen, wer, was, wo und von wem abgeschrieben hat. Weil es plötzlich nicht mehr die steuerbare Presse war, die dahintersteckte, sondern unbekannte, nicht oder nur schwer steuerbare Personen waren.

Auf einmal war ein Detail anders. Zwar interessiert es immer noch keine Sau, ob eine Dissertation wissenschaftlich, richtig, inhaltlich, neu oder sonstwas ist. Da kann auch heute immer noch der allerletzte Mist, der gröbste Blödsinn drinstehen. Kann man eh nicht beurteilen, dazu müsste man das Fach ja beherrschen und sich in den Meinungen verstricken. Aber eines wird nicht mehr akzeptiert: Wörtliches Abschreiben ohne Quellenangaben.

Ein Grund dafür ist auch, dass man das nicht zerreden und nicht durch Autoritäten wegloben kann. Inhaltliche Fehler kann man leicht wegdiskutieren, indem irgendein korruptes Professorengremium einfach sagt, dass das vertretbar wäre. Erlebt man ja ständig bei den „Kommissionen zur Untersuchung von Vorwürfen wissenschaftlichen Fehlverhaltens”. Den kann man anzeigen, was man will, die übelsten Dinger, dann sagen die einfach zu dritt, sie fänden das in Ordnung, und dann wird gar nichts mehr untersucht.

Kann man aber, wie hier passiert, so schöne Webseiten bauen, auf denen auch der Laie trivial sehen kann, wo das wörtlich übereinstimmt, auch noch farbig markiert, muss man keine Ahnung vom Fach haben und den Text auch nicht verstehen. Das lässt sich nicht wegreden. Und deshalb ist es auch der Politik und den Universitäten völlig außer Kontrolle geraten. Auf einmal tauchten da aus dem Nichts anonyme Webseiten auf, auf denen knallhart aufgezeigt wurde, wieviel da abgeschrieben war, und was, gleich mit Quellen, Belegen und schönen Webseiten, auf denen man es unmittelbar sehen konnte. Da ist dann nichts mehr zu retten, und den, der es anzeigt, kann man auch nicht mehr umlegen.

Könnte es vielleicht sein, dass Angela Merkel unbedacht zu Guttenberg abgeschossen hat und dabei unwillentlich einen Steppenbrand entzündet hat, den sie nicht oder zumindest nicht mehr schnell löschen konnte?

Jedenfalls erwischte dieser Plagiats-Steppenbrand reihenweise Politiker, und auch Annette Schavan. Was eigentlich nicht überraschen konnte, den gebildet war die noch nie, dafür immer sehr korruptionsfreudig und auf faule Tricksereien aus. Der ging es nie um Wissenschaft, sondern nur um das zuschustern von Geldern an Amigo-Netzwerke. Und dann kam eben raus, dass ausgerechnet sie als Bundesbildungs- und forschungsministerin in der Dissertation abgeschrieben und ansonsten gar keinen Abschluss vorzuweisen hatte. Typischer Fall von Quotenfrau und korruptem Amiga-Netzwerk: Wie sonst kann so jemand eine solche Karriere machen? Wie kommt es, dass ausgerechnet die Bildungs- und Forschungsministerin keinen Studienabschluss zustande gebracht und bei der Promotion betrogen hat, und trotz fehlender Qualifikation und Eignung Wissenschaftministerin wird? Frauenquote. Hängt auch damit zusammen, dass sich Merkel bevorzugt mit solchen Leuten umgibt, die für sie nicht zur Konkurrenz werden können, also gern so aus der unteren Schublade rekrutiert.

Nun lief das also ganz dumm, und Merkel hatte auf peinliche Weise eine aus dem Netzwerk der allerbesten Freundinnen erwischt. Eigentor. Friendly Fire. War so nicht geplant.

Also versuchte man erst mal politisch, Schavans Doktor zu retten.

Und wie das genau ablief, das kam diese Woche heraus. Da ist nämlich ein vertraulicher Bericht des Dekans geleakt, in dem beschrieben wird, wie man versucht hat, da Einfluss zu nehmen. Darüber berichteten beispielsweise TAZ, Tagesspiegel, Süddeutsche. Man hat da ganz massiv auf den Dekan Druck ausgeübt – und der hat das einfach aufgeschrieben. Auch die Presse war daran massiv beteiligt. Der Tagesspiegel spricht dabei geringschätzig von „Wissenschaftsmanagern”, die nicht mehr an Wissenschaft interessiert sind.

Pikant daran ist, dass der Dekan dabei die eigene Zunft massiv kritisiert.

Die ganze Angelegenheit zeigt, wie abgrundtief korrupt, verlogen und betrügerisch der Universitätsbetrieb ist. Der Dekan schrieb auch:

Die neuen Möglichkeiten der Diagnostik führen zur sicher gnadenlosen Transparenz, zur Aufdeckung von wissenschaftlichem Fehlverhalten bei Personen, die etwa im politischen Betrieb ihre Seriosität und Solidität zur Schau tragen, nicht zuletzt durch die Instrumentalisierung des Doktortitels. Die Antwort der Fakultäten kann nur darin bestehen, diese Fälle sauber aufzuarbeiten. Alle anderen Reaktionen, in denen die bürgerliche Ehrbarkeit höher gewichtet wird als der wissenschaftliche Diskurs, tragen in die Hochschulen ein wissenschaftsfremdes Element hinein und beschädigen die Promotion als Ausweis wissenschaftlicher Selbständigkeit. Wenn die Fakultäten nicht oder – durch vorzeitig ausgestellte Persilscheine – falsch reagieren, kann man auch zur früheren Promotionskultur zurückkehren und Doktorgrade wieder gegen Geldzahlungen oder das Ausrichten eines Festmahls ausstellen, wie vor der preußischen Promotionsreform vielfach üblich.

Als ob eine plagiierte Doktorarbeit zu einer „bürgerlichen Ehrbarkeit” führte, die man durch Verschweigen erhalten könnte. Ansonsten ist der gute Dekan nicht ganz mit den allgemeinen Gepflogenheiten vertraut. Denn an vielen deutschen Universitäten werden Doktorgrade ganz offiziell verkauft, und mir wurde er damals verweigert, weil ich das verlangte Schmiergeld nicht geleistet habe – mit dem Hintergrund, dass die Karlsruher Fakultät ganz offiziell zwei Doktorgrade vergab, nämlich Dr. rer. nat. und Dr. Ing., ich den Dr. Ing. gewählt hatte, aber nicht wusste, dass man den Dr. rer. nat. generell für wissenschaftliche Arbeiten und den Dr. Ing. zum Verkaufen eingerichtet hatte. Bemerkenswert, dass unsere Wissenschaftslandschaft Plagiatoren, wie Schavan, die außer Abzuschreiben gar keine Leistungen vorweisen können, eine „bürgerliche Ehrbarkeit” zuspricht, die aber solchen Doktoranden, die sich gegen Schmiergeldzahlungen wehren, die Ehrbarkeit abspricht. „Ehrbarkeit” als Synonym für Korruptionswilligkeit.

Schon Schavan selbst hat sich in der Sache wissenschaftlich als völlig wertlos und unfähig gezeigt:

Frau Schavan selbst hat in ständiger Verquickung ihrer persönlichen Betroffenheit und ihrer Rolle als Wissenschaftspolitikerin mit immer wieder neuen Äußerungen dazu beigetragen, falsche Vorstellungen über das, worüber verhandelt worden ist, zu erwecken. So bezeichnete sie den Entzug des Doktorgrades noch im November 2013 öffentlich als „zutiefst wissenschaftsferne Entscheidung“. Im Dezember 2013 ist sie mit der Behauptung hervorgetreten, es zeuge von einem irren Menschenbild, Täuschungsvorwürfen gegen eine dreißig Jahre alte Dissertation nachzugehen (ignoriert wird in dieser Aussage, dass die damalige Ministerin telephonisch um die Untersuchung gebeten hatte). Im April 2014 hat sie vor Schülern erklärt, ihr sei gar nicht Abschreiben vorgeworfen worden, sondern dass Fußnoten an falschen Stellen gesetzt wurden.

Zeigt sehr deutlich, wie sich Schavan da zu Unrecht getroffen fühlte. Und dass da massiver Druck aus Berlin auf die Fakultät ausgeübt wurde, wieder über Politik und Presse, zeigt dieser Absatz:

Die Geschichte der massiven Interventionen beginnt schon im Mai 2012. Bereits am 9. Mai taten ein ehemaliger DFG-Vorsitzender und ein ehemaliger Universitätspräsident die Vorwürfe ab und kreierten dabei das wissenschaftsgeschichtlich bisher noch nicht bekannte Phänomen des Eisbergzitats. Wenig später publizierten die im Berliner Milieu bestens vernetzten
Bildungsforscher Benner und Tenorth in der FAZ ein Gutachten, um das sie jedenfalls nicht von unserer Fakultät gebeten worden waren, mit dem sie jedoch ganz unmissverständlich der Fakultät die Argumentation für die erwünschte Lossprechung der Ministerin vorgeben wollten. Im weiteren Verlauf ist die Fakultät übrigens immer wieder massiv mit der Forderung bedrängt worden, sie solle diesen Zeitungsartikel als Gutachten annehmen, offenbar in der Erwartung, dass sie sich damit auch dessen Tenor und Ergebnis zueigen machen würde.

Wieder die Presse als Druckmittel und wieder die Verbindung nach Berlin.

Wir wissen ja inzwischen, dass die Humboldt-Universität direkt aus der Bundesregierung mit Millionen gepimpert wird, ohne dass es dafür eine greifbare Forschungsleistung gäbe. Rund 3 Millionen Euro beispielsweise aus dem Familienministerium für „Gender Studies” – obwohl da gar nichts ist. Tarngeschäft für direkte Schmiergeldzuwendungen?

Und ausgerechnet in diesem Jahr 2012, allerdings kurz vor dem Plagiatsfall Schavan, lehnte die Professorin der Humboldt-Universität und Verfassungsrichterin Susanne Baer meine Verfassungsbeschwerde ab – deren Ziel es war, einheitliche und gleiche Promotionsanforderungen zu schaffen. Passt das nicht alles zusammen wie Arsch auf Eimer?

Wird da massiv aus der Bundesregierung korrumpiert, damit es nur keine einheitlichen Promotionsanforderungen gibt?

Im Juni 2012 folgte die Erklärung einiger vorwiegend ehemaliger Granden der Wissenschaft, wonach es sich bei der Verfolgung immer neuer Plagiatsvorwürfe um ein unwürdiges Spektakel handele, das ein Klima des Verdachts und der Bedrohung schaffe. […] Aktive Präsidenten von Wissenschaftsorganisationen und Hochschulen waren dann – auch hier ohne Kenntnis der Aktenlage und in flagranter Verletzung des Autonomieprinzips – an vorderster Front, als es im Oktober nach Bekanntwerden von Teilen des Rohrbacher-Gutachtens darum ging, Universität und Fakultät zu kritisieren. Hier standen nun neben dem Skandalon der Weitergabe von Inhalten aus dem Rohrbacher-Bericht behauptete Verfahrensfehler im Vordergrund, denen gerne – etwa durch den Präsidenten der Humboldt-Stiftung, Schwarz – ein ebenso frei erfundener und für vorbildlich erklärter Ablauf des Verfahrens im Fall zu Guttenberg an der Universität Bayreuth gegenübergestellt wurde. Der Präsident der Max-Planck-Gesellschaft, Gruss, verstieg sich im Oktober 2012 sogar zu der öffentlich und namens der MPG gegebenen Erklärung, das bisherige Verfahren unserer Fakultät sei „der deutschen Wissenschaft nicht würdig.

Das ist nun hochbrisant, auch wenn es zunächst unauffällig aussieht. Denn erstens hat man alles aktiviert, was politisch abhängig ist. Sonst sind sich die ganzen Wissenschaftsbonzen in gar nichts einig und schon gar nicht loyal oder solidarisch, und hier kommen sie auf einmal alle angerannt und machen Druck zugunsten einer Politikerin. Warum? Welches Interesse haben die daran? Die einzige Verbindung zwischen all diesen Elementen ist die Bundesregierung, die massiven Druck ausüben kann. Und damit letztlich Merkel.

Der noch wichtigere Punkt ist aber: Plagiatsverfahren zu Guttenberg: „vorbildlich” – Plagiatsverfahren Schavan: „unwürdig” Man hätte genauso auch schreiben können „erwünscht” und „unerwünscht”. Warum überhaupt sind all die Uni-Präsidenten bei Schavan aus dem Loch gekrochen und bei zu Guttenberg nicht?

Die einzige Antwort, die mir dazu derzeit einfällt ist: Merkel wollte zu Guttenberg abschießen, aber nicht Schavan. Genau das ist die Diktion, und genau das erklärt dieses seltsame Verhalten. Nachdem der erste Schuss auf zu Guttenberg da eine unerwartete Lawine losgetreten hatte, die auch Beste-Freundin Schavan erwischt hatte, versuchte man sich da offenbar in Rettungsmaßnahmen.

Es ist enttäuschend festzustellen, dass eine Unterstützung durch Rektorkollegen hier völlig ausgeblieben ist, dass vielmehr zumindest stillschweigend die Meinung toleriert wurde, ein Rektor, der ein politisch brisantes Verfahren nicht der zuständigen Fakultät durch Tricksereien entreiße – etwa durch die Einholung entsprechend hilfreicher Stellungnahmen auswärtiger Peers oder durch die Übergabe an nicht zuständige Kommissionen wie jene für die gute wissenschaftliche Praxis – habe versagt.

Die Pflicht eines Rektors ist, politisch brisante Dinge vor der Wissenschaft zu retten.

Und auch sonst wurde da wohl massiv verleumdet:

Die Behauptung, das Mehraugenprinzip sei nicht eingehalten worden, ist bei einer Entscheidung von Kollegialorganen ebenso blühender Unsinn.
Die Anmahnung der Prinzipien guter wissenschaftlicher Praxis sollte aber nicht nur ein schlechtes Licht auf das Verfahren werfen, sie hatte operativ den Zweck, die Fakultät vor ihrer Entscheidung zu verunsichern und zu veranlassen, einen „zweiten Gutachter“ einzusetzen.

Bemerkenswert auch, dass Schavan das Verfahren gegen sie selbst steuern wollte:

Die Ministerin selbst hatte bereits in einem am 15. Oktober 2012 per email aus dem Ministerium zugestellten Schreiben nicht nur die Forderung nach der Einbeziehung externer
Fachgutachter gestellt, die neben ihrer Dissertation auch den Rohrbacher-Bericht begutachten sollten, sondern sich auch anerboten, der Fakultät solche externen Fachgutachter gleich selbst zu benennen. (Dieses Verständnis der Rollenverteilung in ihrem Fall zeigt sich auch in dem Verlangen, mit dem Dekan noch „im Laufe dieses Tages über das
weitere Vorgehen der Fakultät“ zu sprechen).

Horst Hippler

Und dann kommt der Super-Brüller, dann taucht nämlich Horst Hippler auf:

Der Erklärung der Allianz der Wissenschaftsorganisationen gingen gegenüber Fakultät und Universitätsleitung Interventionen im Verborgenen voraus, wie etwa diejenige des Chefs der Hochschulrektorenkonferenz Horst Hippler, der eine höchstens dem Präsidium der HRK bekannte Erklärung der HRK vorbrachte, die dann niemals das Licht der Welt erblickt hat,
sondern in modifizierter Form dann in die Erklärung der Allianz der Wissenschaftsorganisationen einging. Hippler forderte allerdings in noch deutlicherer Form als später die Allianz dazu auf, die politischen Dimensionen zu würdigen und den Gleichheitsgrundsatz zu verletzen. Nebenbei bemerkt war der Vorsitzende der Allianz zu diesem Zeitpunkt gleichfalls Hippler, so dass hier kurze Dienstwege bestanden.

Horst Hippler wurde damals kurz nach dem Entstehen meines Promotionskraches Rektor in Karlsruhe. Schon da ist nur durch massive politische Manipulation Rektor geworden, wie ich in Adele und die Fledermaus ausführlich beschrieben habe, und ist schon im Bewerbungsverfahren für die Rektorstelle dadurch aufgefallen, dass er sich explizit zur Korruption und zur Manipulation von Promotionen bekannte und Prüfungsrecht ablehnte. Hippler war damals schon massiv korrupt, und sogar im Gerichtsverfahren sagte der Anwalt der Universität, dass er Weisungen von Hippler persönlich hatte, meine Promotion abzusägen. Deshalb hatte man an mich – und nur an mich – völlig überhöhte Anforderungen gestellt und mehrere Neuigkeiten auf absolutem Weltniveau verlangt. Und jetzt kommt da so heraus, dass Hippler sogar explizit fordert, die „politischen Dimensionen zu würdigen und den Gleichheitsgrundsatz zu verletzen”. Die gleiche Nummer wie damals, nur andersherum. Denn politische Dimensionen hatte das damals auch. Stichwort Krypoverbot und staatliche Kommunikationsüberwachung. Stichwort Schutzgelderpressung durch Professoren. Hippler ist nicht zum ersten Mal der Mann für’s Dreckige, wenn’s um Promotionen geht.

Und so entdeckt Hippler plötzlich ganz neue Ideale, indem er schreibt (sein Brief in der Anlage des Berichts):

Zu den etablierten Grundsätzen wissenschaftlicher Beurteilungspraxis gehört, dass Beschuldigte zu erhobenen Vorwürfen angehört werden und gegebenfalls den befassten Hochschulgremien detailliert Stellung nehmen können. […] Gutachterliche Stellungnahmen und Entscheidungen sind personell getrennt zu halten. Ebenso gehört es zu den Prinzipien wissenschaftlicher Beurteilungsverfahren, dass sie im Interesse sämtlicher Beteiligter bis zur Entscheidung streng vertraulich behandelt und ein einem angemessenen Zeitrahmen abgeschlossen werden.

Die deutschen Hochschulen insgesamt sehen sich in der Verantwortung, in naher Zukunft die Verfahrenswege und Kriterien noch genauer zu beschreiben, welche gewährleisten, dass auch in besonders komplexen Fällen die Überprüfung von Vorwürfen wissenschaftlichen Fehlverhaltens jederzeit sorgfältig, verlässlich, fair und zügig erfolgen kann.

Isser nicht süß, der dicke Hippler?

In meinem Promotionsfall wurden meine Einwände gar nicht erst zu den Prüfern oder den anderen Gutachtern weitergeleitet. Hippler hatte den Anwalt angewiesen, die Einwände gleich in der Kanzlei zu behalten und sie gar nicht erst an die Uni weiterzuleiten. Und dass der Karlsruher Dekan mit dem Prüfer der ETH Zürich die Bewertung vorher abgesprochen hatte, bevor der die Dissertation gesehen hatte, und die Gerichtssachverständigen Professoren meine Einwände ablehnten, ohne sie überhaupt zu kennen, fand Hippler damals völlig normal und angemessen.

Und auch in seiner Bewerbungsrede als Rektor damals sagte er, dass ihn Prüfungsrecht und sowas gar nicht erst interessiert, er kenne es auch nicht. Und Fristen haben den auch noch nie interessiert, bei mir damals fand der das völlig in Ordnung, die Sache auf Jahre zu verschleppen und mir damit sogar zu drohen.

Hippler hat Promotionsverfahren schon immer nur nach dem Willkürprinzip, der größtmöglichen Korruption, dem Schmiergeldvorteil und der völligen Rechtlosigkeit des Prüflings gesehen. Ob die Dissertation und die Gutachten richtig sind, hat den nicht interessiert. Nie hätte der sich dazu hinreißen lassen, einem Prüfling irgendwelche Rechte oder Ansprüche zuzugestehen.

Und der größte Brüller ist seine Forderung nach einem verlässlichen, fairen Verfahren der Überprüfung wissenschaftlichen Fehlverhaltens. Ich habe damals mehrere Fälle angezeigt, nicht nur meinen eigenen. Ein Doktorand hatte einen Diplomanden alle gemacht und dessen Diplomarbeit schlecht benotet (er hätte sie überhaupt nicht benoten dürfen), weil der Diplomand seine Software in C++ schrieb, der Doktorand aber kein C++ konnte und deshalb C verlangt hatte, damit er das 1:1 als seine Dissertation abgeben konnte. Da hat man gar nichts untersucht. Liegengelassen, abgewimmelt. Nie hat man etwas untersucht. Fehlverhalten wurde bei Hippler nie untersucht. Da galt immer nur Ober sticht Unter und Geld sticht Wissenschaft.

Oder der Fall, in dem ich einen Professor dabei erwischt habe, dass er – sogar schriftlich – von einer Firma DM 3.000 Schmiergeld dafür verlangte, dass er eine Diplomarbeit annehme. Das war so derb, dass ich zum einzigen Mal die Staatsanwaltschaft Karlsruhe (und die blockiert sonst wirklich alle Korruptionsermittlungen gegen die Uni) dazu brachte, zu ermitteln und die Kriminalpolizei in die Universität zum Rektorat zu schicken, um Akten zu beschlagnahmen. Hippler hat damals den Professor damit gerettet, dass er sagte, das habe das Rektorat verlangt und das sei so flächendeckend üblich, Diplomarbeiten und Doktorarbeiten gegen Schmiergeld zu vergeben, dass der einzelne Professor das Unrecht seines Handelns schon gar nicht mehr erkennen könne. Die Staatsanwaltschaft ließ den damals vom Haken gegen das Versprechen, dass das Rektorat diese Schmiergeldprüferei einstelle.

Größtmögliche Willkür und Korruption war das Hippler-Prinzip.

Doch im Fall Schavan kam der aber auf einmal an, hat Kreide gefressen, schreibt – ohne dafür irgendwie legitimiert oder zuständig zu sein, das geht ihn eigentlich gar nichts an – andere Professoren an und ermahnt sie zu all den Tugenden, die er selbst immer abgelehnt und auf die er immer gepfiffen hat.

Wer, in dieser Republik, könnte jemanden wie Hippler so sehr an den Eiern haben, um selbst den dazu zu bringen, plötzlich Doktoandenrechte und saubere Verfahren einzufordern? Denn freiwillig hat der das ganz sicher nicht getan. Und vor allem: Wer hätte bundesweit solchen Einfluss? Da bleiben nicht viele übrig. Eigentlich nur eine.

Auch die Max-Planck-Gesellschaft darf in dem Reigen natürlich nicht fehlen:

Beachtung verdient auch die Korrespondenz mit dem Präsidenten der Max-Planck-Gesellschaft, der unmittelbar vor der Entscheidung über die Eröffnung des Entzugsverfahrens auf die Mitglieder des Fakultätsrats einwirken wollte. Dabei wusste er mitzuteilen, dass „nicht die wissenschaftliche Aussage der vorgelegten Dissertation, sondern der berichtende Teil von den Plagiatsvorwürfen betroffen ist“. Eine besondere Pointe mag man darin sehen, dass der MPG-Präsident die Mitglieder des Fakultätsrats mit seinem Interventionsversuch zugunsten der amtierenden Wissenschaftsministerin „nur darin bestärken“ wollte, „alles zu tun, um die Wissenschaft und wissenschaftliche Prinzipien nicht zum Spielball politischer Interessen werden zu lassen“.

Hihi.

Und im Anhang findet man noch ein Schreiben des Präsidenten der Max-Planck-Gesellschaft, wonach dieser von „großer Sorge erfüllt” sei. Die Wissenschaft könne verlieren. Nicht etwa durch eine plagiierende Wissenschaftsministerin, die eigentlich gar nichts kann und als Hochstaplerin gelten muss, sondern dadurch, dass das alles öffentlich wurde.

Aufschlussreich auch

Andere Kampfplätze waren in der Öffentlichkeit zu finden. Dort fand zum einen eine Debatte über Auswüchse irrender fakultärer Verfahren statt, eine Debatte, die man nach den Fällen Koch-Mehrin oder Mathiopoulos noch nicht vernommen hatte, zum anderen eine Debatte über Wesen und Werden des Plagiats und über seine zeitliche Kontextualisierung. Sehr zweckmäßig für die Führung dieser von der Umgebung von Frau Schavan dem Wissenschaftssystem aufgezwungenen Diskussionen war die Ablehnung unseres Angebots, einfach die Akten zu publizieren, durch die Anwälte von Frau Schavan. Die dazu gegebene lapidare Begründung, dass es „nicht sinnvoll“ sei, „dies weiter in der Öffentlichkeit zu diskutieren“, ist im Sinne des anwaltlichen Interesses völlig nachvollziehbar, da sich zentrale Vorwürfe gegen die Fakultät durch eine Offenlegung der Unterlagen erledigt hätten.

Die Sache sollte also vor allem der Öffentlichkeit entzogen bleiben. Und wieder gibt es Verbindungen nach Berlin, wie etwa dieses kaiserliche Dekret:

Der Sprecher der IAG, der Vizepräsident der Berlin-Brandenburgischen Akademie, war im Juni 2012 bereits als Mitunterzeichner des Grundsatzpapiers „Unwürdiges Spektakel“ hervorgetreten. Unmittelbar nach dem Entzug des Doktorgrades erklärte er, die Dissertation Schavan mehrfach gelesen und auf diesem Wege festgestellt zu haben, dass sie plagiatsfrei sei.

Da wird einfach mitgeteilt, dass sie plagiatsfrei sei.

Urig auch die „Pressemitteilung” der Hamburger Akademie der Wissenschaften zum Entzug (was haben die damit zu schaffen?):

Die Dissertation galt und gilt heute noch als (wissenschaftliches) Erstlingswerk, sie ist, Gott sei Lob und Dank, meist auch das letzte Werk. Bei jährlich zigtausenden i Deutschland geschriebenen Dissertationen wäre es fatal, wenn jede von ihnen Urquell immer üppiger fließender Wissensergüsse wäre. Des Büchermachens war freilich immer schon kein Ende…

Es gibt, zumal im geisteswissenschaftlichen Bereich, nur ganz wenige Dissertationen, die der wissenschaftlichen Debatte eines Faches eine neue Richtung oder einen auch nur halbwegs bemerkbaren neuen Inhalt gegen haben. Wie qualitätsreich auch immer: In Deutschland müssen Doktorarbeiten publiziert werden, sie füllen Bibliotheksregale und sind doch wahre inedita. Nach fünf, spätestens nach zehn Jahren sind sie, wie fast alle wissenschaftliche Literatur, völlig vergessen.

Die Qualität der Dissertation hat für all jene, die sich nicht um eine wissenschaftliche Karriere bemühen, kaum einen Wert. In der Schule, in kulturellen oder kulturpolitischen Bereichen haben jene, die Personalentscheidungen treffen, weder Zeit noch Interesse, die Dissertation eines Bewerbers oder einer Bewerberin wirklich und urteilsbildend zu lesen. Es gelten andere Kriterien, und andere Qualitäten als die einer ‘guten’ Dissertation haben Gewicht.

Auf deutsch: Ist doch eh alles nur Schrott und für den Müll. Man soll erst gar nicht auf die Idee kommen, bei ihnen nachzugucken oder da irgendeine Qualität zu erwarten. Dissertationen sind eh bloß Pro-Forma-Quatsch. Und dann der Brüller:

Wenn dem so ist: Welche Motive sollte jemand heute oder vor 30 Jahren in den Geisteswissenschaften haben, sich mit fremden Federn zu schmücken und sich arglistiger Täuschung schuldig zu machen? Jemand, der Doktor heißen will, aber nicht selbständig denken kann und seine Unfähigkeit verbergen will – vor wem?

Die Argumentation ist echt geil: Warum sollte jemand das Risiko eines Plagiats eingehen, wenn es in den Geisteswissenschaften doch eh scheißegal ist, was in der Dissertation steht und das sowieso niemand merkt, wenn’s strunzdumm ist?

Ich sage das ja auch immer. Aber als Vorwurf. Das zur Verteidigung zu bringen, ist derb.

Dissertationen waren und sind bis heute keine Einzelleistungen. Man promoviert nicht, sondern man wird promoviert. Eine Doktorarbeit entsteht im Gespräch mit einem mehr oder weniger guten Betreuer. […] Im Regelfall stellen die Gutachter ihre Elaborate den Doktorandinnen zur Verfügung, die sie für die Erstellung der Druckfassung benützen können.

Huahahaha. Prinzip Waschstraße. Man wird promoviert: Fenster hoch, Bremse auf, Gang raus, nichts machen, bis die grüne Lampe angeht. Und wenn die Seife schlecht war, liegt’s am Betreiber der Waschanlage. Und, so schreiben die weiter, korrektes Zitieren sei damals doch gar nicht üblich gewesen. Man müsse halt akzeptieren, dass in geisteswissenschaftlichen Arbeiten generell nur Bullshit stünde, das wär halt so. Außerdem, so interpretiere ich die weitere Aussage, war Schavans Dissertation eh so lausig schlecht, dass es auch nicht darauf ankam, ob sie nun Quellen angibt oder nicht.

Und dann noch dieser sexistische Appell:

Ich hätte mir gewünscht, dass sich die Fakultät wie ein Mann vor Frau Schavan stellt und ruf: Mea culpa, nostra culpa, mea culpa.

Huahahaha. Erinnert mich an meine Großeltern. Meine Großmutter hatte oftmals unüberhörbare „Darmwinde”. Und mein Großvater hat dann immer schuldbewusst geguckt, als wäre er es gewesen. Die Frauen bauen Mist und die Männer haben sich wie ein Ritter davorzustellen.

Und selbst der von mir eigentlich sehr hoch geschätzte Karikaturist Horst Haitzinger lässt sich einspannen und hetzt gegen die Plagiatsjäger. Der muss halt auch malen, was die Zeitung von ihm anfordert.

Und auch der Wissenschaftsrat (habe ich schon erzählt, dass sich die Bezirksregierung Düsseldorf mir gegenüber geweigert hat, den Wissenschaftsrat wegen fehlerhaften Impressums auf der Webseite abzumahnen? Der hat da nämlich keine Rechtsform abgegeben. Weil er keine hat. Der Wissenschaftsrat existiert rechtlich gesehen gar nicht. Das ist so ein geheimer Korruptionszirkel der Bundesregierung, der so komplett außer-rechtlich geführt wird. Gesetze, die für andere gelten, gelten für die nicht.) mischt sich ein. Bemerkenswerterweise treten sie der öffentlichen Behauptung entgegen, die Kritik an der Uni Düsseldorf sei vom Bundesbildungsministerium initiiert gewesen. Vielleicht stimmt’s, vielleicht auch nicht. Vielleicht kam’s ja auch direkt aus dem Kanzleramt.

Bewertung und Vermutung

Also zunächst mal muss ich meiner Verwunderung und meinem Staunen Ausdruck verleihen.

Dass da eine Universität und eine Fakultät – noch dazu eine für Philosophie – solchem Druck standhalten, geradeaus gehen und dann auch noch den ganzen Mist sammeln und bündeln würde, hätte ich nicht geglaubt. Nicht mehr geglaubt.

Dass da so viele – so viele – korrupte und verlogene Heuchler aus den Löchern kommen, die so offen für Korruption und Vetternwirtschaft und gegen Wissenschaft trommeln, hätte ich auch nicht geglaubt.

Was mich daran aber besonders verblüfft: Dass da überhaupt einer kommt. Als ich damals von der Uni erpresst und falsch bewertet wurde, habe ich zwei, drei Jahre lang nach Leuten gesucht, die mir die Richtigkeit bestätigen.

Nun, es gab Leute. Einige wenige. Die mir bestätigten, dass ich fachlich richtig liege. Die mir sagten, was da im Hintergrund abläuft. Die mir die eine oder andere Sauerei berichteten. Oder auch mal ein Schriftstück zuspielten. Aber alles nur heimlich, konspirativ. Mit einem Professor habe ich mich bei einer Veranstaltung auf einer Waldhütte tief im Wald getroffen. Mit einem anderen in einer ganz anderen Stadt in einem unauffälligen Cafe ganz weit hinten drin an einem versteckten Tisch. Die GI sagte, dass ich natürlich Recht hätte und die Fakultät falsch liege, aber es sei völlig unmöglich, einem anderen Professor zu widersprechen.

Auch von anderen Fällen weiß ich, wie unglaublich schwer es ist, in einem solchen Fall jemanden zu finden, der einem gegen andere Professoren hilft.

Aber im Fall Schavan kommt plötzlich alles, was Rang und Namen hat, aus den Löchern geeilt und überbietet sich darin, sich für Schavan in die Bresche zu werfen und sogar offen zuzugeben, dass sie eigentlich alle betrügen, Abschreiben damals üblich war und Dissertationen doch sowieso nur wertloser Müll wären. Normalerweise machen die – besonders Hippler – Prüflinge einfach fertig und gestehen ihnen keine Rechte zu.

Und auf einmal kommen die alle an, gestehen die Sauereien massenweise, und mahnen von den Gutachtern saubere Vorgehensweisen an. Alle dürfen lügen und betrügen, allgemein üblich, nur hier müssen die Gutachter plötzlich ganz seriös sein. Eine regelrechte Lawine stürzt da auf die Fakultät ein, alles, was sich mobilisieren lässt, hämmert da drauf.

Denn auffällig ist auch, dass es kurz vorher den Fall Koch-Mehrin gab, auch eine Politikerin. Oder Mathiopoulos. Eigentlich das Gleiche. Aber aus dem Bericht und der Presse geht hervor, dass die sich da alle ganz anders verhalten haben. Da hat das niemanden ernstlich gestört.

Auch bei zu Guttenberg hat es nicht ernstlich gestört. Im Gegenteil, es wurde ja als vorbildlich hingestellt.

Warum aber sollten die sich dann alle so für Schavan eingesetzt haben? Gut, Schavan hat die Korruption gefördert und das Geld mit der Gießkanne verteilt, aber das hätte ein Nachfolger genauso getan. Was ist an Schavan so anders?

Was treibt die aus ihren Löchern? Warum gelten für die ganz andere Maßstäbe? Vor wem machen die diesen Kotau?

Vor Schavans Nachfolgerin Wanka ganz sicher nicht. Die sieht man nicht, die hört man nicht. Erkennt man nicht, wenn man ihr gegenübersteht. Bei der habe ich sogar Zweifel, ob sie selbst schon davon erfahren hat, dass sie Forschungministerin ist.

Soviel Einfluss und soviel Skrupellosigkeit, alles, was schreiben kann, zu mobilisieren und dazu zu bringen, sich so lächerlich zu machen, kann eigentlich nur eine haben:

Angela Merkel.

Für mich sieht das im Moment so aus:

Merkel lässt zu Guttenberg von Friede Springer zunächst hochschreiben, die übertreibts aber. Zu Guttenberg wird zu populär und als Kanzlerkonkurrent gefährlich. Merkel lässt ihn von Springer wieder runterschreiben, funktioniert aber nicht.

Also lässt Merkel ihn vom Profikiller exekutieren, bisschen Gift aus dem Kompromatkoffer. Zu Guttenberg ist politisch tot.

Merkel hat aber nicht damit gerechnet, dass sich in der Blogosphäre plötzlich anonyme Plagiatsjäger mit bunten Webseiten bilden, und die von sich aus weitermachen und sich das zum Steppenbrand entwickelt.

Zunächst erwischt es unwichtige Politiker wie Koch-Mehrin. Macht nichts, stört nicht wirklich. Im Gegenteil, macht die FDP gefügiger.

Dann aber trifft es eine der „Besten Freundinnen”, hier eben Schavan. Entweder stört das Merkel ganz gewaltig, und sie wird von sich aus aktiv, oder Schavan macht ihren Kompromatkoffer auf und erpresst Merkel. Denn Schavan ist stinksauer darüber. Vielleicht braucht sie nicht mal einen Kompromatkoffer. Vielleicht genügt es schon zu wissen, dass Merkel zu Guttenberg abgeschossen hat. Das wäre ja schon ein Brüller.

Merkel versucht, Schavan zu retten, und setzt alles in Bewegung. Alles, was in der Wissenschaft groß und korrupt ist, wird in Bewegung versetzt, um die Uni Düsseldorf zu bombardieren. Die ganze Armee wird mobilisiert.

Klappt aber wider Erwarten auch nicht.

Das Ergebnis: Merkel hat auf zu Guttenberg geschossen und Schavan versehentlich mit abgeschossen. Und noch schlimmer: Um ihre Regierung nicht zu kompromittieren, musste Merkel ihre Freundin Schavan aus dem Amt schubsen.

Und zur Wiedergutmachung – oder weil deren Kompromatkoffer noch offen ist – bekommt Schavan als gläubige Katholikin (von wegen Wissenschaftsministerin…) die hochbezahlte Stelle als Botschafterin am Vatikan, obwohl sie mangels Berufsabschluss dafür nicht qualifiziert ist. Könnte ja sonst das eine oder andere ans Licht kommen.

Und weil aber an der Uni Düsseldort irgendwer meint, das müsse man mal anprangern, leakt der Bericht und alle sehen, wie dreckig korrupt die deutsche Universitätsszene ist, dass das alles nur Schwindel ist, und denen Politik wichtiger als Wissenschaft ist.

53 Kommentare (RSS-Feed)

Kompromatkoffer
27.7.2014 21:00
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Das Machenschaften um Hadmut Danischs Dissertation ziehen weite Kreise.

Der CSU-Vorsitzende Horst Seehofer hält ebenso wie Katrin Göring-Eckardt, die Vorsitzende der Grünen im Bundestag nach der kommenden
Bundestagswahl im Jahr 2017 eine schwarz-grüne Koalition für sehr wahrscheinlich. Als Nachfolge von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) kann Ursula von der Leyen (CDU) dann mit den Grünen die gesetzliche Frauenquote einführen, um so auf Bitten Susanne Baers (Grüne) endgültig Hadmut Danisch (Informatiker) kalt stellen zu können.


Hadmut
27.7.2014 21:02
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😀


ein anderer Stefan
27.7.2014 21:46
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Ich kenne jetzt die Details nicht so genau, aber diese Zusammenfassung klingt plausibel. Merkel weiß, dass Schavan ihr niemals gefährlich geworden wäre (UvdL ist zu schlau, um sich in eine Abschussposition manövrieren zu lassen). Zu Guttenberg hat sich in seinem Ruhm gesonnt und nicht gemerkt, dass das Eis dünn wurde, vielleicht fehlte ihm auch die Erfahrung im Politzirkus – und schwupps, war er weg. Schavan war aber ein “useful idiot”, von dem Merkel nicht lassen mochte. Und wenn man die Positionen mit seinen Getreuen besetzt hat, soll das auch so bleiben. Wanka geht vielleicht deswegen so unter, weil sie eine Notbesetzung ist, und ausgebremst wird.


Pete
27.7.2014 22:03
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Weis jemand, wie man den docdroid dazu bringt, das PDF herauszuruecken?
Ich habe alles versucht, auch Adblock ab- und Javascript eingeschaltet, aber das Ding wird weder angezeigt, noch bekomme ich den Download.

Zum Thema: Faellt mir nichts mehr ein. Hoffentlich zieht es noch Faeden, wo auch die Zeitungen (drei sind oben ja genannt) das Ganze ein wenig aufkochen. Da kann man nur hoffen, dass nicht alles im schwarzen Sommerloch verschwindet.


Herbert
27.7.2014 22:12
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War schön hier zu lesen, solange du noch schreiben durftest.
Pass die nächste Zeit in der Dusche besonders auf, dass du nicht ausrutschst.

Ne ernsthaft, erscheint durchaus plausibel. Eventuell Merkel nicht als eigenständige Machtfigur sondern “nur” Teil eines Zirkels, wer weiß, aber auch so passts gut.


_Josh
27.7.2014 22:18
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@Kompromatkoffer: Hadmut kaltstellen? Dann aber bitte nur im “Burn Notice”‘schen Sinne, ich gäbe dann gerne den Sam Axe.
😉

Zum Blogartikel: Ich meine mittlerweile zu verstehen, warum nach dem letzten Krieg Waffenbesitz in dieser Politsimulation so streng geregelt wurde. Wann immer ich den Namen Springer lese kommt mir automatisch der Name Hugenberg in den Sinn.


aristo
27.7.2014 22:28
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Daumen hoch!


_Josh
27.7.2014 22:29
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@Pete: An JavaScript & AdBlock liegt’s wohl nicht, denn bei mir klappt’s problemlos, auch ohne Erlaubnis.

Versuch’ mal http://www.docdroid.net/file/download/f4h2/abschlussbericht-vertraulich.pdf


Pete
27.7.2014 23:25
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@Josh,
danke fuer den Hinweis, aber den von Dir angegebenen Link habe ich auch schon getestet. Mit dem Ergebnis, dass irgendwas den Browser auf die “homepage” des PDFs umleitet, deren Adresse mit …abschlussbericht.pdf.html endet.
Das auch, wenn ich den von Dir angegebenen Link mit “save link target as” holen will.
Ich habe das mal wget vor die Fuesse geworfen, gleiches Ergebnis. Aus
http://www.docdroid.net/file/download/f4h2/abschlussbericht-vertraulich.pdf
wird
http://www.docdroid.net/f4h2/abschlussbericht-vertraulich.pdf.html

Ich hasse das..


stefan mueller
27.7.2014 23:38
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Schöne Geschichte, nur leider hat Hadmut hier mit dem Tacker gepuzzelt. Guttenberg wurde nicht von der Springerpresse runtergeschrieben, sondern Andreas Fischer Lescano hat die ersten Plagiate gefunden und am 12.02.2011 in der SZ veröffentlicht, während die Welt noch am 1.3.2011 schreibt: “Merkel attackiert Guttenberg Gegner” und “Guttenberg ist weg und die Kanzlerin hat ein Problem”. Am 21.02.2013 schrieb die Welt “Die Union kann nicht auf Guttenberg verzichten”.
Nun kann man natürlich behaupten, Merkel habe “Kompromat” weitergereicht. Das würde aber bedeuten, das jemand Guttenbergs Werk kritisch gelesen und die Plagiate gefunden hätte, dabei haben wir gerade gelernt, das Doktorabeiten grundsätzlich von niemanden gelesen werden. Ausserdem war das Komprimat öffentlich zugänglich. Merkel hätte also einen Minister am Hals, der im falschen Augenblick zur Strecke hätte gebracht werden können. Und das bei einer Kanzlerin, der von Freund und Feind Zögerlichkeit und Übervorsicht nachgesagt werden.
Ach ja, noch was. Warum sollte Merkel von den Plagiaten Guttenbergs gewusst haben, aber nicht von denen Schavans?


Hadmut
27.7.2014 23:50
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@stefan mueller: Du hast nicht richtig gelesen.

Ich habe nicht gesagt, dass die Springerpresse das Plagiat aufgedeckt hat. Es ist bekannt, dass das Lescano in der SZ war.

Es geht darum, dass die Springerpresse zunächst versucht hat, zu Guttenberg runterzuschreiben, und man dann, nachdem das nicht funktioniert hat, einen anderen Weg gegangen ist.

Auch Dein Einwand mit dem Lesen ist so nicht richtig. Denn bekanntlich hatte sich zu Guttenberg Teile seiner Dissertation vom wissenschaftlichen Dienst des Bundestags zuarbeiten bzw. erstellen lassen. Das kann also ohne weiteres bundestagsintern aufgefallen sein, ohne dass man jemals in die Dissertation gesehen hatte. Zumal an diesem Institut ja auch noch andere CSU-ler promoviert hatten, und die sind sich auch nicht alle grün.

Schavan hatte sich ihre Diss auch nicht vom Bundestagsdienst schreiben lassen. Schavan ist viel älter als zu Guttenberg und ihre Dissertation lag viel länger zurück, und fand nicht an so einem Polit-Haufen statt. Es war viel, viel unwahrscheinlicher, dass irgendwer von den Probleme bei Schavan wissen konnte.


kardamom
27.7.2014 23:44
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Also lässt Merkel ihn vom Profikiller exekutieren, bisschen Gift aus dem Kompromatkoffer. Zu Guttenberg ist politisch tot.

Andreas Fischer-Lescano scheint mir nicht der Mensch zu sein, der in Merkels Auftrag den “Profikiller” gibt…

http://de.wikipedia.org/wiki/Andreas_Fischer-Lescano


Hadmut
27.7.2014 23:54
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> Andreas Fischer-Lescano scheint mir nicht der Mensch zu sein, der in Merkels Auftrag den “Profikiller” gibt…

Na, und?

Keiner der vielen Heuchler, die aus den Löchern kamen, um für Schavan zu trommeln, sieht erst mal nach Regierungshandlager aus. Trotzdem haben sie es getan.


kardamom
28.7.2014 0:01
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Keiner der vielen Heuchler…Trotzdem haben sie es getan

Bei allem Respekt: Du könntest dich dem Vorwurf aussetzen, dass für einen Mann mit einem Hammer alles wie ein Nagel aussieht.


Hadmut
28.7.2014 0:06
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> Bei allem Respekt: Du könntest dich dem Vorwurf aussetzen, dass für einen Mann mit einem Hammer alles wie ein Nagel aussieht.

Da ich ja nun aber nicht der einzige bin, der das in dieser Richtung sieht, sondern offenkundig auch der Dekan dieser Fakultät und die Presse ähnliche Sichtweise hat, ist es jedenfalls keine Auffassung, die nur auf meiner Sichtweise beruht.

Aber bitte: Welche alternative Sichtweise würdest Du anbieten?


stefan mueller
28.7.2014 0:52
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@Hadmut: Das verstehe ich nicht.
Die Springepresse hat Guttenberg erst rauf geschrieben, dann versucht runterzuschreiben und dann doch wieder rauf?
Es wahr doch eher so, das gerade die BILD Guttenberg bis zum bitteren Ende die Stange gehalten hat während seine Fans den anderen Blättern “Kampagnenjournalismus” und “Hetztjagd” vorgeworfen haben. Außerdem gibt es ja nicht nur die Springerpresse. Der Spiegel hat schon 2009 sowas geschrieben:

Ist man unter sich, verfliegt die Euphorie schnell. Dann wird erst über die merkwürdig schrulligen Umgangsformen des Freiherrn gelästert, der Briefe an Parteifreunde gern mit “Dein Dir Ergebener” zeichnet, um dann auf die kurvenreiche Rhetorik des Wirtschaftsministers zu kommen, mit der er noch dem banalsten Satz die Aura der Bedeutsamkeit verleiht.

.

Zum wissenschaftlichen Dienst des Bundestags, glaubst du wirklich, Guttenberg geht da hin und sagt:” Eh Leute, ich brauche Füllmaterial für meine Dissertation, schreibt mir doch mal was”? Oder war es nicht viel mehr so, das er unter einem Vorwand den wissenschaftlichen Dienst benutzt hat, ohne das sie wussten, das ihre Texte in seiner Dissertation landeten? Wenn der wissenschaftliche Dienst die Dissertation nicht gelesen hat, und Guttenberg sich die Gutachten erschlichen hat, konnten sie gar nicht wissen, das sie plagiiert werden.

Das Schavan in der akademischen Welt so beliebt war, hat zwei einfache Gründe: sie hat mit der Exzellenzinitiative Kohle verteilt und die Sieger haben Status dazugewonnen. So hätte es ewig weiter gehen können, Titel hin oder her.

OT
Ich seh gerade, dass es in Berlin eine Graduiertenschule mit dämlichsten Namen der Welt gibt:
“Berlin School of Mind and Brain”


Hans
28.7.2014 1:18
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Ha, ha, ha, ha, lange nicht mehr so gelacht – wirklich klasse, klasse, klasse, einfach klasse.
Weiter so!


User
28.7.2014 1:18
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spannend, “House of Cards” lässt grüßen 😉

zum Fischer-Lescano: Ein Journalist braucht keine weitere Begründung um eine Story zu bringen. Die Story an sich ist Begründung genug. Eine Story nicht zu bringen bedarf aber einer Begründung. In diesem Fall gab es wohl nirgens ein Stoppschild zu sehen.

Naja am Ende waren beide Vollpfosten weg – weiter so!


quarc
28.7.2014 1:25
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Aus Sicht der Fürsten des Wissenschaftsbetriebs besteht der wesentliche Unterschied zwischen Schavan und den anderen Plagiatsfällen (etwa der Ölprinz oder dem blonden Riesenschaf) darin, dass Schaven ja bereits geliefert hatte (also auch den Hipplertest bestanden hatte). Zudem war sie vor ihrere Ministerzeit auch beim Cusanuswerk; da dürfte mancher noch seinen Dank für frühere Förderung abgeleistet haben.

Darüber hinaus konnte man auch nicht aussschließen, dass sie noch mal in einer einflussreichen Position auftaucht in der man mit ihr “rechnen” muss.

Aus Sicht von Merkel ist der Unterschied zwischen Schavan und dem Ölprinz noch klarer: zu Guttenberg ist nicht in der CDU und wird für ihr Netzwerk nicht gebraucht. Schavan war für Merkel eine wichtige Verbindung zur rheinisch-katholischen CDU; Ursula Albrechtstochter liefert einen ähnlich wichtigen Zugang zur Niedersachsen-CDU. Man muss immer beachten, dass die Uckermaus zwar recht intelligent ist, aber eben kein eigenes Netzwerk in den Westen mitbringen konnte. Und die CDU ist selbst für westdeutsche Verhältnisse eine eigenartige Parallelgesellschaft. Da braucht man Verbündete.


ST_T
28.7.2014 2:56
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Zu der Zeit des Vorwurfs an Schavan saß ich gerade an besagter Fakultät an meiner Bachelorarbeit.

Und wie das so üblich ist mussten auch wir ein Kolloquium haben, in dem noch einmal explizit auf die Grundsätze der Wissenschaft hingewiesen werden. Diejenige Professorin, die das Ganze geleitet hat, hat zwar nie gesagt, am Verfahren gegen Schavan beteiligt zu sein, aber durchblicken lassen, dass Sie sich eingehend damit beschäftigen musste und “not amused” war bezüglich der Arbeit und mehrfach offen im Kurs sagte, dass die Arbeit keinen wissenschaftlichen Standards entspräche und es sich an vielen Stellen zweifelsfrei un ein Plagiat handele.

Leider legt die Uni Düsseldorf besagte Standards nicht an sich selbst an. Besagte Professorin hat viel mit Gender zu tun und betreut eine Doktorarbeit indem Bereich.

Also klarer Fall von Doppelmoral…


Tebartz
28.7.2014 4:41
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Heinz
28.7.2014 6:21
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> Hat da mal jemand was aus dem Kompromatkoffer geholt und den abgesägt?

Aber wie passt das damit zusammen, dass die Bild, als einzige Zeitung, Guttenberg fast bis aufs Blut verteidigt hat?

> Im Dezember 2013 ist sie mit der Behauptung hervorgetreten, es zeuge von einem irren Menschenbild, Täuschungsvorwürfen gegen eine dreißig Jahre alte Dissertation nachzugehen

Ach ja so haben die Öffentlich Rechtlichen auch argumentiert zum Beispiel Klaus Kleber im ZDF:
“Hätte Schavan ihren Doktorvater ermordet wäre der Fall bereits verjährt”
… was übrigens nicht stimmt.

Vielleicht sollten sich mal ein paar Physiker Frau Dr. Merkels Dissertation anschauen.

Wir sollten mal einen Doktortitel einführen, den man ganz offiziell kaufen kann sowas wie Dr. Kor.(rupt) oder so.


@Pete
Rechts oben sind Knöpfe.
http://www.docdroid.net/file/view/f4h2/abschlussbericht-vertraulich.pdf

Carsten

Hände hoch und Beine breit!


@Pete
Jetzt geht es bei mir auch nicht mehr. Dem Programmierer sollte man den Arsch versohlen, öffentlich, nackig. Ich schick Dir ‘s zu.


Bernhard
28.7.2014 10:01
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wahrheitsliebender
28.7.2014 10:21
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@ Hadmut

Mal eine Frage, werden Threads hier eigentlich nach kurzer Zeit geschlossen?

Wollte Dirk eigentlich noch auf diesen “Unsinn”, in einem schon ein paar Tage alten Vorgänger-Thread, antworten:

“Ich habe extra geschrieben, dass ich mich erinnere so etwas gelesen zu heben. Was die Beschreibungen der Bibel betrifft, so sind diese nicht wörtlich zu nehmen oder als Geschichtschreibung in unserem heutigen zu betrachten. Es ist in weiten Teilen eine Legendensammlung zur Identitätsstiftung, Erbauung, Lebensanleitung etc.
Das kleine Gruppen von Hebräern aus Ägypten nach Kanaan ausgewandert sind, ja. Dass die ihren Hauptgott Jahwe mitgebracht haben, ja. (Damals war er noch verheiratet. Es gibt eine Inschrift aus dem 9. Jahrhundert vor Christus, die da lautet: “Gesegnet sei Jahwe und seine Aschera”. Ergo ein Teil einer Entwicklung.) Dass es einen Massenexodus gegeben hat, wie in der Bibel beschrieben, nein. Eine Landnahme wie beschrieben? Nein. Eine Vermischung von Einwanderergruppen mit der ansässigen Bevölkerung? Ja. Ging es dabei immer friedlich zu? Nein. Auch mal gewaltsam? Ja. Wurde Jericho dabei zerstört? Nein. (Jericho ist schon Jahrhunderte vorher durch ein Erbeben zerstört worden.)”

Gruß!


Hadmut
28.7.2014 12:20
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> Mal eine Frage, werden Threads hier eigentlich nach kurzer Zeit geschlossen?

Im allgemeinen Nein. Ich glaube, das automatische Schließen steht auf 3 Monate oder sowas.

In sehr seltenen Fällen mache ich aber einen vorzeitig zu, wenn sich da irgendwelche Leute nur noch endlos und für andere nutzlos über etwas fetzen, was mit dem Artikel nichts mehr zu tun hat, und das dem Wert des Blogs nur noch schadet.


Beeblebrox
28.7.2014 11:53
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Zu Guttenberg von Merkel abgeschossen und Schavan ein Kollateralschaden?
Zugegeben nach dem Bericht des Düsseldorfer Dekans zur Causa Schavan muss sicherlich noch einiges anders bewertet werden bzw. fördert der Bericht doch einiges an Dreck in der deutschen Hochschullandschaft zutage.

Deswegen sehe ich jedoch ähnlich wie Stefan Müller nicht zwingend einen Zusammenhang zwischen den beiden Fällen bei dem Frau Merkel als Strippenzieherin in einem Komplott agiert.

Nach meiner Wahrnehmung wurde zu Guttenberg von der Springer Presse noch bis zum Schluss mit allen Mitteln verteidigt. Eigentlich fehlte da nur noch, dass man ähnlich einer Dolchstoßlegende alles der bösen linken Presse anlastete. Knapp ein Jahr nach dessen Rücktritt blamierte sich der Zeit Chefredakteur Giovanni die Lorenzo noch mit einem absolut schleimig-devoten Interview zu Guttenbergs.

Ob Merkel da einen lästigen Konkurrenten loswerden wollte? – Hmm mag zwar sein – aber zu Guttenberg gehört der CSU an. Der letzte CSU Kanzler hieß Ludwig Erhardt und der kam auch nur ins Amt, weil man den alten Adenauer ablösen wollte.
Merkel dürfte nicht entgangen sein, dass es sich bei zu Guttenberg um einen ohne Zweifel sehr effizienten Blender und Schaumschläger handelt. Ich schätze mal die hat einfach nur abgewartet, bis der Typ über seine eigene Großkotzigkeit stolpert – und das tat er dann ja auch.

Frau Schavan ist, wie der Bericht des Düsseldorfer Dekans erkennen lässt, offenbar besser vernetzt als man bislang annehmen konnte. Die hat mit ihren verschiedenen Programmen dafür gesorgt, dass die öffentlichen Mittel an die “richtigen” Stellen fließen. Selbstverständlich haben die so reichlich Bedachten überhaupt kein Interesse daran, dass sich daran irgendetwas ändert. Dazu muss man sich einfach mal ansehen wie viel Geld da alleine in den Gender Bereich sowie in die ganze Frauen”förderung” – oder besser Frauenbevorzugungsprogramme geflossen sind.
Für Merkel wird, wie schon angesprochen, Schavans sehr gute Verbindung zur rheinisch-katholischen CDU von Bedeutung sein – insbesondere da an dieser Stelle nach dem Abgängen von Rüttgers und Röttgen sich dort eine entsprechende Lücke auftat.

Anyway – mit ihren derzeitigen Posten im Vatikan ist Frau Schavan ja bestens versorgt und richtet das hoffentlich nicht mehr so viel Schaden an, wie als Bildungspolitikerin hierzulande.


Dirk
28.7.2014 12:04
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Merkel hat schon immer alle weggebissen, die ihr gefährlich werden konnten. Zuerst als “Kohls Mädchen”, dann als CDU-Vorsitzende und dann als Kanzler. Das haben alle zu spüren bekommen. Und Verteidigungsminister ist eher ein Schleudersitz. Da hat man es mit Leuten zu tun, die taktisch und strategisch geschult sind. Wer das allerdings 4 Jahre übersteht, ist wirklich als Kanzler qualifiziert.

Guttenberg war (und ist) ein Blender, gegelt und sonst zu nichts zu gebrauchen. Beliebt bei Frauen (Wählerinnen) und damit eine Gefahr für Merkel gewesen. Daher das Verteidigungsministerium, da konnte der nur scheitern.
VDL ist aus demselben Grund da, Merkel sieht in der eine Bedrohung und die Militärs sollen die erledigen. Minikühlschränke und Flachbildfernseher? Da müssten die Soldaten ihre eigenen Kühlschränke und Fernseher ja beiseite räumen. Auf die Idee, vernünftige Ausrüstung und Munition zu kaufen (dann trifft auch das G36 wieder), kommt die (wie ihre Vorgänger) nicht von alleine. Klassische Fehlbesetzung.

Schavan war auch so eine Fehlbesetzung. Hat jemand außerhalb Merkels Dunstkreis jemals verstanden, warum die Bildungs- und Wissenschaftsministerin wurde? Unqualifiziert, völlig ahnungslos. Nicht das Minister Ahnung von ihrem Ministerialfach hätten, aber bei der war es schon richtig peinlich. Also Freundschaftsdienst oder Schweigeposten. Viel blieb da ja nicht übrig.

Dass Merkel Guttenberg per Plagiatsaffäre beseitig hat und Schavan ein Kollateralschaden war, kann ich mir nicht so recht vorstellen. Dafür waren allen Regierungsbeteiligten die Möglichkeiten des I-Net zu sehr Neuland. Die haben die Menschen zu sehr unterschätzt. Dass populäre Politiker bei vielen auf der “Abschussliste” stehen sollte denen klar sein und dass veröffentlichte Dissertationen ein guter Angriffspunkt darstellen, ja, da hat keiner dran gedacht. Andersrum ergötzen wir uns doch alle daran, wenn einer von denen stolpert und auf der Nase aufschlägt.

Man sollte auch beachten, dass ein einzelner Plagiatsfall eines Spitzenpolitikers, von den Universtäten als Ausnahme bezeichnet werden kann, die nicht vorkommen soll, aber nun mal vorkommen kann. 2 sind peinlich und 3 die Spitze eines Eisberges. Es ist nicht nur die Politik, die so das Vertrauen verliert (ok, welches Vertrauen?), sondern vor allem das Universitätssystem in DE nimmt schaden. Schließlich bilden wir uns in DE auf unsere Titel etwas ein. Daher sind sicher viele in die Bresche gesprungen, nicht um die “arme” Frau Schavan zu schützen (sieht aber edel aus), sondern um zu vermeiden, dass dieses System allzu öffentlich wird.

Wenn ich Hadmuts weitere Ausführungen lese, wundert es mich nicht, dass so viele ernsthafte Forscher aus DE verschwinden. Bis heute dachte ich, es sei vor allem der politische Einfluss und die ideologischen Beschränkungen, die die Leute vertreiben. Aber so einem Ausmaß an Korruption kann man eigentlich nur auswandern. Ich bin echt schockiert über das Ausmaß. Echter Staatsfilz der schlimmsten Sorte. Das ist die klassische Bestechung ja noch richtig ehrlich gegen.

Schockierte Grüße,

Euer Dirk


Bla
28.7.2014 12:45
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OT (auch für Hadmut): Da jemand in den Kommentaren den wissenschaftlichen Dienst des Bundestages erwähnte, musste ich mich zumindest oberflächlich mal einlesen, was denn seine Aufgaben etc. sind.

Dabei ist mir folgendes aufgefallen: Die 11 Fachbereiche des WD sind folgende (vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Wissenschaftliche_Dienste_des_Deutschen_Bundestages und https://www.btg-bestellservice.de/pdf/20082000.pdf):

WD 1 Geschichte, Zeitgeschichte und Politik
WD 2 Auswärtiges, Völkerrecht, wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Verteidigung, Menschenrechte und Humanitäre Hilfe
WD 3 Verfassung und Verwaltung
WD 4 Haushalt und Finanzen
WD 5 Wirtschaft und Technologie, Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, Tourismus
WD 6 Arbeit und Soziales
WD 7 Zivil-, Straf- und Verfahrensrecht, Umweltschutzrecht, Verkehr, Bau und Stadtentwicklung
WD 8 Umwelt, Naturschutz, Reaktorsicherheit, Bildung und Forschung
WD 9 Gesundheit, Familie, Senioren, Frauen und Jugend
WD 10 Kultur, Medien und Sport
WD 11 Europa

Vermisst der geneigte Leser von Hadmuts Blog da nicht irgendetwas? Richtig – so wirklich scheint da keine Kompetenz für alles, was Informatik-, Internet- etc. -Themen betrifft nicht vorhanden zu sein. Natürlich könnte man jetzt spekulieren, ob das (insbesondere) unter “Wirtschaft und Technologie”, “Bildung und Forschung” oder “Medien und Sport” fällt; aber wir wollen jetzt der Argumentation halber annahmen, ich habe hier Recht (wir werden gleich sehen, warum). Nun schauen wir uns an, was Wikipedia über die Aufgaben des Wissenschaftlichen Dienstes schreibt (http://de.wikipedia.org/wiki/Wissenschaftliche_Dienste_des_Deutschen_Bundestages)

“Die Wissenschaftlichen Dienste des Deutschen Bundestages (WD) sind eine Einrichtung, die es dem einzelnen Bundestagsabgeordneten ermöglichen soll, sich unabhängig von der Sachkompetenz der Bundesministerien unparteiisch zu bestimmten Themen zu informieren.”

Wittere ich da, wenn ich einen Umkehrschluss ziehe, eine Verschwörungstheorie? Der Bundestagsabgeordnete soll gar nicht die Möglichkeit haben, sich unabhängig über Informatikthemen zu informieren? Das würde durchaus konsistent mit einiger Kritik sein, die Hadmut in der Vergangenheit an der Internetpolitik der Bundesregierung abgelassen hat.


Georg Caltern
28.7.2014 12:46
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Die FAZ berichtet ebenfalls über den Abschlussbericht zum Fall Schavan und den herrschenden Forschungsklüngel:
http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/geisteswissenschaften/plagiatsfall-schavan-tuecke-ist-das-hauptprinzip-der-verteidiger-13067551.html


wahrheitsliebender
28.7.2014 12:57
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@ Dirk

O.k. ich gehe auf Dirks Thesen hinsichtlich Landnahme und Herkunft des Ein-Gott-Glaubens einfach hier mal noch “kurz” ein.

Wichtig dabei ist meines Erachtens, daß man sich vorab foldender Tatsache bewußt ist:

Während bis zur Reformation/Aufklärung die Kath. Amtskirche die Deutungshoheit über die Bibel im öffentlichen Raum besaß und damit Machtmißbrauch betrieb, haben wir seither die Situation, daß der öffentliche Raum (Medien, Politik und Wissenschaften) vom Atheismus/Materialismus bestimmt und dominiert wird (dieser die Deutungshoheit über Gott und die Welt besitzt).

Während die Bibel bis zur Aufklärung punktuell in übertriebenem Maße wortwörtlich ausgelegt/verstanden wurde, haben wir seither die Situation, daß die Authentizität/Historizität der biblischen Berichte seither vielfach grundsätzlich bestritten wird (das andere Extrem) und ihr seither mit einem extremen Skeptizismus begegnet wird, der in dieser Form keiner anderen Schrift/Geschichtswerk der Antike entgegengebracht wird, obwohl sich diese grundsätzliche Skepsis längst als völlig unangebracht herausgestellt hat!

Biblische Berichte haben sich seither schließlich bereits in vielen hundert Fällen hinsichtlich Personen, Städten, Reichen, Ereignissen als historisch zutreffen herausgestellt. Ich gehe sogar soweit zu behaupten, daß sich bisher alle biblischen Berichte mit historischem Bezug als zutreffen herausgestellt haben die Bibel in noch keinem einzigen Fall der Unwahrheit überführt werden konnte. Dessen sollte man sich bewußt sein, wenn man der Bibel heutzutage leichtfertig und pauschal von vorneherein jede Historizität abspricht.

Nun zu Landnahme und der Entwicklung des Jahwe-Glaubens im speziellen:

Woher der Ein-Gott-Glauben (Monotheismus) der Juden stammt ist für mich aus wissenschaftlicher Sicht weiterhin völlig ungeklärt/unklärbar = die selbe Singularität wie der Urknall, die Entstehung des Lebens aus unbelebter Materie, das Auftauchen des menschlichen Bewußtseins!

Das in der Öffentlichkeit ein ganz anderer Eindruck vorherrscht, liegt m.E. an der bereits erwähnten Dominanz/Deutungshoheit der atheistischen Weltsicht. Da sich nach der mat. Weltanschauung alles evolutionär entwickelt haben muß, wird auch die Entstehung des Jahwe-Glauben ohne Beweise/wirkliche Indizien einfach so gedeutet.

Das wäre nicht weiter schlimm, wenn man diese Deutung/Theorie mittlerweile nicht längst als Faktum, was einer glatten Lüge/Unwahrheit gleich kommt, verkaufen würde.

Fakt ist, daß weder die These wonach Jahwe urspr. ein Wettergott in Edom/Midian gewesen sein soll, noch das er sich aus Echnatons “Monotheismus” entwickelt haben soll und auch nicht, daß er ein “Überbleibsel” der Vielgötterei Kanaans / aus der Scheidung mit
Aschera wäre, stichhaltig ist / das es hierfür auch nur den geringsten Beweis/Anhaltspunkt gibt!

Umgekehrt wird ein Schuh daraus. Echnathon und dessen Vereehrung des Sonnengottes ist für mich vielmehr ein Wiederhall auf den Auszug der Israeliten aus Ägypten und die Erfahrungen, welche die Ägytper mit dem jüdischen Monotheismus machen mußten (näheres noch hernach) und das Fundstück von Aschera und Jahwe eine Bestätigung der Bibel hinsichtlich des permanenten Kampfes zwischen Monotheismus und Vielgötterei in der Anfangszeit in Israel.

Es ist schließlich die Bibel, welche in allen Büchern der Anfangszeit (ab Mose) dieses permanente hin- u. herschwanken des jüdischen Volkes zwischen Jahwe-Vereehrung und Vielgötterei intensiv schildert/anprangert und dabei auch erwähnt, daß Aschera immer wieder neben Jahwe vereehrt wurde.

Ein entsprechendes Fundstück aus dem 9. Jhr. vor diesem Hintergrund anstatt für gegen die Bibel zu instrumentalisieren, zeugt vom unredlichen Umgang vieler atheistischen Bibelwissenschaftler / gottloser Theologen mit den Fakten!

Noch zu Echnathon / der Landnahme:

In meiner Antwort im Thread “Vorschlag zur Befriedung” habe ich Links, zum Teil auf neutrale Wissenschaftsseiten, eingefügt, auf denen ausführlich dargelegt wird, warum die bisherige Chronologie Ägyptens nicht stimmen kann und bei einer Anpassung sowohl die archäologischen Befunde in Israel als auch die Geschichtsschreibung Ägyptens in völlige Übereinstimmung mit dem biblischen Bericht hinsicht der Landnahme kommt!

Aufgezeigt wird darin auch wieso die bisherige wissenschaftliche Datierung des Exodus durch die Mehrheitsmeinung völlig willkürlich/abstrus und auf Dauer unhaltbar ist!

Gruß!


Hadmut
28.7.2014 13:19
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@wharheitsliebender: Würdest du mir bitte mal erklären, was das mit dem Thema des Blog-Artikels zu tun hat?


Dirk
28.7.2014 13:02
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@josh_

>Zum Blogartikel: Ich meine mittlerweile zu verstehen, warum nach dem letzten Krieg Waffenbesitz in dieser Politsimulation so streng geregelt wurde.

Kleiner Widerspruch:

Die Erlaubnispflicht und Bedürfnisprüfung für den Waffenbesitz (und Munitionserwerb) wurde bei Langwaffen (Gewehre und Flinten) erst 1972 so geregelt und danach bei günstigen Anlässen weiter verschärft. Vorher konnte ein Volljähriger gegen Vorlage des Perso eine Langwaffe und Munition frei erwerben. Im Zuge der RAF-Hysterie wurde das geändert, um den Terroristen den Zugang zu Waffen zu erschweren. Ob das jetzt offiziell vorgeschoben wurde, um dem Volk die Wehrhaftigkeit zu nehmen, möge jeder selbst entscheiden.
Kurzwaffen (Pistolen, Revolver) waren auch vor 1972 erlaubnispflichtig, der (offizielle) Grund dafür war, dass sich diese Waffen leicht verborgen führen (griffbereit dabei haben) lassen. Eine Langwaffe hingegen fällt immer auf.

Übrigens hat die Verschärfung nichts gebracht, die RAF wurde, wie wir heute wissen, vom MfS ausgestattet, die (ohnehin) sehr geringe Zahl der durch Legalwaffen getöteten ist auf demselben Level geblieben.
Dafür ist die Zahl der illegalen Waffen angestiegen. Für DE kann man sagen, dass es mindestens 20 Millionen illegale Waffen im Lande gibt. Dass ist die Differenz zwischen den vor 1972 verkauften und den nach 72 angemeldeten Waffen. Hinzu kommen natürlich noch die Waffen aus der Kaiserzeit, dem 1. und dem 2. Weltkrieg, der Weimarer Republik, dem 3. Reich, dem was die Besatzungsmächte so vergessen haben und und und. Da kann man locker 40 Millionen als Zahl nennen, ohne zu wirklich übertreiben.

Informative Grüße,

Euer Dirk


CountZero
28.7.2014 13:34
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@Heinz

Vielleicht sollten sich mal ein paar Physiker Frau Dr. Merkels Dissertation anschauen.

Hmh.

Untersuchung des Mechanismus von Zerfallsreaktionen mit einfachem Bindungsbruch und Berechnung ihrer Geschwindigkeitskonstanten auf der Grundlage quantenchemischer und statistischer Methoden

… ist im wesentlichen (für mich recht obskure) theoretische Chemie. Plagiate erwarte ich in naturwissenschaftlichen Dissertationen weniger, dafür vielleicht gefälschte Meßreihen. Soviel ich weiß, ist die Diss aber öffentlich zugänglich und glaube schon, dass da so mancher Plagiatsjäger schonmal unentgeltlich (oder auch beauftragt) ‘getestet’ hat. Da man nichts gehört hat, erwarte ich eigentlich, dass die Diss okay ist (dh. keine Täuschung und auch kein grober Unfug wie in von Hadmut in ‘Adele’ angeführten ‘Freundschaftspromotionen’…).

Meine persönliche Einschätzung ist die, dass Fr. Merkel wahrscheinlich ordentliche Arbeit abgeliefert hat. War allerdings auch kein weltbewegender Fortschritt (das ist meine eigene Diss allerdings auch (bis jetzt :-)) noch nicht.


Dirk
28.7.2014 13:34
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@wahrheitsliebender:

Ich wollte NICHT mit dir weiterdiskutieren. Nur mitteilen, dass ich dich missverstanden und daher ein wenig überreagiert habe. Nicht mehr, nicht weniger.

Viele Grüße,

Euer Dirk


brak
28.7.2014 13:51
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Ich warte ja auf den Moment, wo Putin endlich Merkels Diss in Moskau findet ….


wahrheitsliebender
28.7.2014 13:58
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@ Hadmut

Nichts, drum halte ich diesbezüglich hier jetzt auch die Klappe.

Konnte es wie gesagt im Ursprungsthread nicht mehr platzieren…

Sorry.

Gruß!


Hadmut
28.7.2014 18:43
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@wahrheitsliebender:

> Konnte es wie gesagt im Ursprungsthread nicht mehr platzieren…

Was glaubst Du eigentlich, warum ich den anderen Thread zugemacht habe. Damit Du den hier auch noch vollmüllst?


Einblick
28.7.2014 14:45
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Welche Konstellation nun richtig sind oder nicht, interessiert mich ehrlich gesagt nur am Rande.

Interessanter ist der Einblick, in das System der Psycho-Soziopathen, Egozentriker. Und das ist mittlerweile “systemisch”, oder?
Ja, die “Medien-Macht” unser von sich selbst sprechender “Qualitätsjournalismus”.
Die FAZ gibt alte digitalisierte “Werke” vor über 100 Jahren heraus.
Zum I.Weltkrieg. Haben wir die aktuellen Ereignisse und die Hetze, Lügen und Propaganda im Hinterkopf. Schön ist, das wir mittlerweile historische Einordnungen haben und vor diesem Hintergrund die digitalen “Werke” studieren können. So wird Krieg gemacht.
Ich weiß nicht (bin kein Politologe) ob dieses alles “alternativlos” (Politik, Medien)ist, oder typisch für die angelsächsische Politik.
Die haben es ja anscheinend geschafft, den größten Holocaust (Genozid) an mehreren Ländern/Kulturen historisch “vergessen” zumachen (Indien, China, Irland, Nord-Amerika usw.).
Aber schon Marx sagte die Slawen gehören ausgerottet.
Was Frankreich und Deutschland z.B. nicht schaffte, nehmen wir halt Proxy-Ukraine.
Innenpolitisch setzen wir alles dran um per (unabhäng. – haha!) Institute und Unis den “Wissenschaftsstandort” Deutschland voran zu bringen. Aussicht “schwarz-grün” – das paßt Um wieder auf das angelsächsische zurück zu kommen. Der Dr. quasi als (korrupter) Ritterschlag und dazu grüne “Wissenschaft”. Zielsetzung 100% Dr. – Quote im Land (sicher nicht in MINT). Was bleibt dann den bürgerlichen CDU-Blendern? Antrag ein H.C. muss nicht mehr mitgenannt werden oder die Einführung eines neuen Titels, aus Wissenschaft und “Verdienste” um das Land äh Europa. Ein lebenslanger “EUK” (Konsul) oder irgendwas lassen sich die Egozentriker schon einfallen.

Politik kann so schön sein.


_Josh
28.7.2014 18:47
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@Dirk: Sei bedankt ob der Info, wollte allerdings nur geschwind meine Kammschwellung abmildern.
😉

Denn wenn man hier bei Hadmut so mitliest, dann fällt es einem, zumindest mir, schon ein wenig schwer zu verstehen, warum dieses bis in’s Mark korrupte & kriminelle Gesindel nicht auf Wochenbasis an die Wand gestellt wird, resp. “veranschlagt”.

Darum ging’s mir eigentlich, und als schnelle, herbeiphantasierte Vermutung habe ich mir den relativ streng geregelten Waffenbesitz hier im Land zurecht gepfriemelt.
🙂


_Josh
28.7.2014 18:54
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@Pete: Seltsam, diese hartnäckige Widrigkeit muß allerdings in Deinem Verantwortungsbereich liegen, hab’s bei mir, exklusiv für Dich :), mal unter allen möglichen OSsen, Tools und Brausern ausprobiert, schwingt überall, wie es soll.

Wenn Deine Not sehr groß ist und Eigenbesitz unbedingt erwünscht, dann lass mich wissen, ob ich Dir das Ding mehlen oder etwa bei Pastebin ablegen soll, bei ersterem und gewünschter Anonymität gerne auch an eine Wegwerf-Adresse. Stünde heute ab ca. 23:00 dazu zur Verfügung.


wahrheitsliebender
28.7.2014 19:19
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@ Hadmut

Interessant.

Das die beiden vorstehenden Beiträge von mir hier nicht wirklich reinpassen dakor.

Aber worin besteht den genau der unpassende Müll im anderen Thread bzw. ist dort alles von mir zum Israel-Palästina-Konflikt Müll?

Glaubt hier wirklich jemand, daß der Israel-Palästina-Konflikt und das Schicksal des jüdischen Volkes in den letzten 2000 Jahren aus rein weltlicher Perspektive erklärt, verstanden und gelöst werden kann?

Gruß!


anstaltszauber
28.7.2014 21:42
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Absolut lesenswert in der Plagiatssache Schavan: causaschavan.wordpress.com und erbloggtes.wordpress.com


Axel
28.7.2014 22:38
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Andreas Fischer-Lescano hat die Dissertation von zu Guttenberg nicht in der SZ, sondern in der Zeitschrift Kritische Justiz erstmalig kritisch besprochen:

http://www.kj.nomos.de/archiv/2011-44/heft-1-1-123/

Dieser Aufsatz war der Stein, der alles ins Rollen brachte.

Special twist: die Liste der Mitglieder des Beirats des Kritischen Justiz:

http://www.kj.nomos.de/beirat/


Dirk
29.7.2014 10:47
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@josh_

Freut mich geholfen zu haben 🙂 .

Sieh es positiv, dass wir unsere Politer nicht einmal die Woche erschießen. Es zeigt doch, dass wir unsere Konflikte nicht mehr mit Gewalt lösen. Ist doch ganz gut, oder?
Ok, du kannst natürlich auch sagen, es zeigt, dass es niemanden interessiert.
Wahrscheinlich etwas von beidem.

Hoffnungsvolle Grüße,

Euer Dirk


Johann
29.7.2014 11:00
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In Österreich hatten wir vor Guttenberg den Fall Johannes Hahn: http://diepresse.com/home/politik/eu/706113/HahnDiss_Kein-Plagiat-waere-heute-aber-unzureichend

diese “Plagiatsjäger” waren also schon vor Guttenberg aktiv und daher glaube ich nicht, daß das gezielt gesteuert wurde sondern Guttenberg war einfach wie Hahn ein prominentes und leichtes Ziel für Linke mit ausreichend Tagesfreizeit.

Mich wundert eher, daß es eine SPD-Politikerin getroffen hat. Vorher waren es ja immer (?) nur Politiker aus dem konservativen Lager.


Matthias
29.7.2014 13:56
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@Axel: Stimmt, aber auch wieder nicht. Der Artikel in der KR erschien, als ktg längst zurückgetreten war (April 2011). Er konnte den Stein also schwerlich ins Rollen bringen. Nee, Andreas F.-L. hat, als er das Plagiat an einem schönen Samstagabend festgestellt hat, die SZ informiert, die dann Montag oder Dienstag eine hübsche Geschichte daraus gemacht hat. _Das_ hat den Stein ins Rollen gebracht.


Dirk
29.7.2014 16:38
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@ Josh_

>warum dieses bis in’s Mark korrupte & kriminelle Gesindel

Mich würde mal eine Preisliste interessieren. Dann weiß man zumindest, wieviel man sammeln muß. Auch eine Art von Demokratie…

Demokratische Grüße,

Euer Dirk


Pete
29.7.2014 17:00
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Eine Fundstelle:
http://causaschavan.wordpress.com/2014/07/23/schavangate-komplett-das
-vollstandige-dossier-der-bericht-der-uni-dusseldorf-zum-download/


Axel
29.7.2014 21:17
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@Stefan: Du hast recht. In der Wikipedia http://de.wikipedia.org/wiki/Plagiatsaff%C3%A4re_Guttenberg#Plagiatfunde wird das auch so beschrieben. Wenn ich es recht in Erinnerung habe, kursierte seinerzeit (parallel zur SZ-Veröffentlichung?) eine noch unlektorierte Vorab-Fassung des KJ-Aufsatzes; vermutlich hatte ich das damit verwechselt.


Andreas
29.7.2014 21:41
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Rude
30.7.2014 11:25
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Es müsste schon mit dem Teufel zugehen, wenn von den vielen Mitwissern der trefflich ausgetüftelten Filigranschweinerei, nicht doch der eine oder andere reuegeplagte Insider die Seite wechselt und fanfarenstoßend Merkelgate ankündigen sollte…