Ansichten eines Informatikers

Vier Dissertationen pro Jahr

Hadmut
9.5.2013 12:06

Bericht im Spiegel über einen Ghostwriter, der pro Jahr vier Dissertationen für unterbelichtete Möchtegerns schreibt, und die kommen damit alle durch.

Auch wenn der wirklich so schlau ist, wie er glaubt: Was sagt das über deutsche Universitäten, wenn der da am Fließband Dissertationen schreiben kann, ohne irgendwelchen Kontakt zur Uni zu haben? Zitat:

Er selbst hat für seine Arbeit fünf Jahre gebraucht, viel Schweiß, Leidenschaft und Stipendiengelder darauf verwendet. Nun benötigt er pro Arbeit drei Monate, bisher sind alle durchgekommen. Lächerlich, dass es auch so klappt. […]

“Das Betreuungsverhältnis von Professoren gegenüber ihren Doktoranden beschränkt sich oft auf ein faules Durchwinken”, sagt er. Er vermutet, dass es stets die Gleichen sind, die den Betrug zulassen. “Ein richtiger Doktorvater würde erkennen, dass Stil und intellektuelles Niveau der Texte nie im Leben von der Person stammen, die ihm bei den Rückspracheterminen gegenübersteht”, sagt Arnig. Deswegen habe er auch kein schlechtes Gewissen. “Wenn die Universität funktionieren würde, gäbe es meinen Job nicht.”

2 Kommentare (RSS-Feed)

Lohengrin
12.5.2013 3:50
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> Was sagt das über deutsche Universitäten, wenn der da am Fließband
> Dissertationen schreiben kann, ohne irgendwelchen Kontakt zur Uni
> zu haben?

Nichts Neues.
Die Entscheidungsträger sind Verwalter. Sie werden auf Grund von Verwandtschaft, Loyalität und seit ein paar Jahren auf Grund von Quoten rekrutiert. Fachwissen ist Nebensache.


Gast
15.5.2013 9:45
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Der Artikel ist eigentlich der Hammer – ein ungeschönter Blick hinter die Kulissen und die totale Desillusionierung. Merkwürdigerweise keine Kommentare oder Diskussionen hier, wo andere Einträge davon überquellen. Das Thema hier ist ja nicht nur Genderstudies-spezifisch, vielleicht interessiert es deshalb weniger? Dabei ist der eigentliche Schaden erheblich größer – wären es nur die Genderstudies, wüsste man leicht, woran man ist (immerhin akzeptiert man auch Theologie an deutschen Unis). Die Grundmessage dieses Artikels ist jedoch: Der gesammte verdammte Wissenschaftsapparat ist durchsetzt mit intellektuellen Versagern und Kleingeistern. Und das Drama: die fallen immer weniger an den Unis auf. (Ich hab Professorinnen kennengelernt, bei denen Rollen Bachelor-Zweitsemester mit den Augen, weil keine Informationen mehr kommen.)