Ansichten eines Informatikers

9272 Liter Wasser pro Jahr

Hadmut
26.3.2013 20:58

Oh, wie blöd.

Ich hab vorhin in der Stadt eine Plakatwerbung von einem Elektronik-Markt für Blöde gesehen. Darauf wurde eine Waschmaschine beworben. Eine ordinäre Waschmaschine wie jede andere ordinäre Waschmaschine auch.

Diese wurde damit beworben, dass die einen Wasserverbrauch von 9.272 Litern jährlich habe, außerdem 147 kWh jährlich verbrauche.

Keinerlei Angaben dazu, wie oft man damit waschen kann. Ob sich das auf einen Single-Haushalt oder eine Familie mit Oma und 5 Kindern bezieht, auf Buntwäsche, Kochwäsche oder Seide, ob mit oder ohne Vorwaschgang, 30 oder 60 Grad, Akademiker oder Handwerker, mit vollem oder schwachem Schleudern, und so weiter.

Einfach so. Diese Waschmaschine braucht 9.272 Liter pro Jahr. Nicht etwa so ungefähr 9000 Liter. Oder 9 Kubikmeter. Nein. Genau 9.272 Liter. (Naja, gut, jetzt muss man sich vor der Suggestiv-Kraft runder Zahlen hüten, denn eine Angabe von 9000 Litern wäre genauso hirnrissig und pseudogenau wie 9272, eine Zahl ist nicht besser als die andere, aber es ist nun einmal gängige Praxis, dass eine runde Zahl eine Größenordnung vorgibt und Nullen nicht zur Genauigkeit gezählt werden, während von Null verschiedene Ziffern als Genauigkeit empfunden werden, aber irgendwie ist das bescheuert.)

Donnerwetter. Was eine Waschmaschine.

Ich stell mir das gerade so vor, wenn der Kundendienst kommt, weil die Maschine nicht mehr wäscht. „Ja, tut mir leid, aber Sie haben Ihr Waschkontingent erschöpft. Sie können erst nächstes Jahr wieder waschen!”

Nachdem manche Internetprovider ja wieder von der Flatrate weg und nur noch feste Kontingente verkaufen wollen, könnten die Waschmaschinenhersteller das ja auch wollen? Damit die Familie mit 5 Kindern sich dann zwei Waschmaschinen in den Keller stellt?

16 Kommentare (RSS-Feed)

CArsten
26.3.2013 21:28
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Ach Hadmut… wie immer ist das nach DIN/EN/ISO/Whatever Norm…

Autos werden ja auch mit x l/100km beworben ohne zu sagen/schreiben nach welchem Normzyklus…


CArsten
26.3.2013 21:30
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hier noch ein Link für heute Abend zum Einschlafen 😉

http://eur-lex.europa.eu/LexUriServ/LexUriServ.do?uri=OJ:L:2010:314:0047:0063:DE:PDF


Jens
26.3.2013 22:01
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Laut http://www.stromverbrauchinfo.de/stromverbrauch-waschmaschinen.php wohl 220 Waschzyklen, (gleich-?)verteilt auf “60 °C Programm für Baumwolle bei Vollbeladung, 60 °C für Baumwolle mit Teilbeladung und 40 °C für Baumwolle ebenfalls bei Teilbeladung” …


Stefan W.
27.3.2013 0:34
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Was? Das sind ja 365 Waschgänge zu 25l, also täglich mit 25l Waschen!

Das riecht für mich nach Waschzwang. Ob 40°C oder 60°C spielt allerdings kaum eine Rolle – 25 Liter sind 25 Liter, auch wenn sich das Wasser bei 60 Grad stärker ausdehnt.

Wahrscheinlich wäscht da wer nur aus Spaß an der Freude.


Ha, gute Gelegenheit, mal wieder meinen Lieblingslink anzubringen:
http://web.archive.org/web/20040912053845/http://www.stanislaw-lem.de/buch/tagebuch_waschmaschine.html

Frohe Ostern!
Carsten

“Die Bundestagswahl und das, was seitdem geschah, muss dem Letzten endgültig die Augen öffnen. Das Volk hat über Parteien und Kandidaten doch gar nicht abgestimmt. Die Parteien und Kandidaten haben vielmehr selbst auf die Frage: »Wird dieses Land endlich gründlich reformiert?« mit einem lauten und deutlichen Nein geantwortet.”
Jürgen Möllemann


HF
27.3.2013 9:13
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Die Wasserproduktion verursacht in Deutschland nur wenig Umweltschäden, und verbraucht wird die Ressource auch nicht.
Ob die Arbeit, die für den Kauf einer neuen Waschmaschine aufgewendet wird, auch so wenig Schaden anrichtet?


datenhalde
27.3.2013 13:08
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Hm, meine vor drei Jahren gekaufte, nahezu getestsiegerte Waschmaschine verbraucht jährlich 196 Kilowattstunden und
10120 Liter Wasser. Jetzt bin ich neidisch auf die beworbene Maschine…


lars
27.3.2013 23:40
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Ich glaube Hadmut hat da was nicht richtig verstanden: gerade das überhebliche Gefühl der Überlegenheit soll doch bei Käufern geweckt werden. Durch dieses positive Erlebnis bleibt der Punkt Wasserverbrauch gleich viel besser im Kopf hängen und daher wird gleich die Luxusmaschine aus dem Regal daneben gekauft (schließlich ist diese doch eine AAAAA+)

😉


O.
28.3.2013 3:47
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@CArsten
“Ach Hadmut… wie immer ist das nach DIN/EN/ISO/Whatever Norm…

Autos werden ja auch mit x l/100km beworben ohne zu sagen/schreiben nach welchem Normzyklus…”

Was ist das denn für ein Vergleich?
wassermenge pro Waschgang käme dem x l/100km ja noch nahe..

..oder wird demnächst auch der Benzinverbrauch der Autos in Litern pro Quartal angegeben?

*kopfschüttel*


Knut Grunwald
28.3.2013 11:06
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Super Angaben !!!!

Wäscht die dann auch sauber ? Und wie sieht es mit 30 Grad aus, was bei Damenwäsche und T-Shirts häufiger ist, als alles andere ?

Gerade beim genutzten Wasser hätte ich gerne die “Spüle mal richtig durch Taste” für schwarze Jeans, die bei einmaligem Spülen meist Reste in den Falten haben. Möglicherweise ist das auch gar nicht anders möglich, als das Zeug rauszuholen und auf rechts nochmal zu spülen.

Zur Waschwirkung gehört natürlich auch die Belastung der Wäsche. Die typische Zerstörung von Pullovern sei da mal als Stichwort genannt. Insofern sind Strom- und Wasserverbrauch ganz nett, aber ohne Waschwirkung und Wäscheschonung keine sinnvollen Kaufkriterien.


Skeptiker
28.3.2013 13:31
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Neenee wenn da gar nichts danebensteht neben den Zahlen auf dem Plakat, dann ist das der Standbyverbrauch der Maschine !!


Jens
28.3.2013 17:31
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“Das riecht für mich nach Waschzwang.”

Ich kriege schon eine ordentliche Anzahl Waschzyklen mit Bademänteln und Saunatüchern voll …


Jens
28.3.2013 17:32
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@Skeptiker: Gnihihi. Ich glaube, Du hast ein Schlupfloch gefunden. Oder schreibt die delegierte EU-Verordnung tatsächlich vor, auch den Standby-Wasserverbrauch anzugeben?


Jens
28.3.2013 17:33
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“Super Angaben !!!!

Wäscht die dann auch sauber?”

Gemäß Deklaration des Herstellers ja 😉


Skeptiker
29.3.2013 9:15
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> eine ordentliche Anzahl Waschzyklen mit Bademänteln und Saunatüchern

*räusper *hüstel für was für eine sagenwirmal Firma arbeitest Du denn da so?


Am Ende ist die absolute Zahl weitgehend egal, solange alle Vergleichszahlen nach derselben Norm ermittelt werden. Man kann da ja seinen eigenen Waschbedarf einsetzen und eine Maschine, die 1/3 der Wassermenge und des Stroms einer anderen Maschine hat, wird dann auch nur 1/3 so viel Kosten verursachen wie die andere, bzw wie die, die man vorher hatte.

Legt man einen soliden Abschreibungszeitraum (12 Jahre sind für eine Waschmaschine hoffentlich noch nicht unrealistisch) zugrunde, kann man sich ja leicht ausrechnen ob sich ein teureres, aber sparsameres Modell rentiert.

In meinen Modellrechnungen kam für eine Familie mit mindestens einem Kind übrigens immer heraus, daß das jeweils zweit-teuerste Modell eines Herstellers am rentabelsten ist. Das ist, wenn man darüber nachdenkt, auch wenig überraschend.