Ansichten eines Informatikers

Zwangsverblödung im Soziologie-Studium

Hadmut
14.3.2013 23:07

Deutsche Universitäten sind intellektuell und akademisch inzwischen unter Null. Und Soziologen sowas von dämlich.

Ein Leser hat mich auf einen Artikel von 2009 über Gender Studies hingewiesen, der durchaus lachwürdig ist. Es geht um eine Pflichtvorlesung Gender Studies, die der Autor als angehender Soziologe zwangsweise über sich ergehen lassen musste. Zwar steht nicht dabei, um welche Uni es geht, aber andernorts findet sich der Hinweis auf die Uni Potsdam. Die müssen da allen Ernstes von den Genderisten enthirnen lassen.

In diesem Artikel geht es um die Frage, warum es »das« Mädchen heißt. Warum neutrum?

Schon die Frage ist doppel-dämlich.

Denn erstens ist die Frage ein Widerspruch gegen die Gender-Studies selbst. Ständig behaupten sie, dass die Einteilung in zwei Geschlechter falsch und willkürlich wäre, dass es – je nach Lesart – 11, 16, 32 oder beliebig viele Geschlechter gäbe und die Einteilung in ein Binäres Geschlechtermodell männlich-weiblich falsch sei und zu dekonstruieren wäre.

Dann aber verlangen sie doch wieder, dass man die Welt binär in zwei Geschlechter einteilt, nämlich um allen entweder das sprachliche maskulinum oder femininum, der oder die zuzuweisen. Was wollen die denn nun? Wollen sie nun zwei Geschlechter oder wollen sie es nicht?

Kern der Gender Studies ist die ständig wiederholte und wie das Vaterunser als Glaubensbekenntnis heruntergebetete, aber nie belegte oder gar bewiesene Behauptung Simone de Beauvoirs, dass man nicht als Frau geboren, sondern zur Frau gemacht würde. Und dass man das dekonstruieren und loswerden müsse.

Schön. Dann sollten sie sich doch darüber freuen, dass es »das« und nicht »die« Mädchen heißt, denn wenn man schon das sprachliche mit dem tatsächlichen Geschlecht gleichsetzt und de Beauvoir anhängt, sowie die Gender Studies konsequent anwendet, müsste man doch in jeder einem Kind zugewiesenen Bezeichnung mit Genus femininum die verhasste Zuweisung weiblicher »Stereotype« sehen. Davon will man doch gerade weg. Nun hat man genau das, was man eigentlich so vehement fordert, nämlich keine kulturell aufgezwungene Verfraulichung, dann ist es auch wieder nicht recht. Dann beschweren sie sich, dass im das eine Versachlichung läge:

Warum heißt es ‘das’ Mädchen?”, wirft die Dozentin eine Frage in die überfüllte Runde. Keine Antwort. “Weil es sich dabei um die Reduzierung des Mädchens zu einem Gebrauchsgegenstand handelt, der männlichen Machtansprüchen zu genügen hat”, löst sie selber auf.

Ja, was wollen’se denn nun?

  • »das« Mädchen geht nicht, weil sie darin eine Reduzierung zum Gebrauchsgegenstand sehen
  • »die« Mädchen ginge auch nicht, weil das ja ein kulturell aufgezwungene Geschlechterrolle wäre, man dem Kind nach Gender-Theorie Geschlechterstereotype aufzwingt, es zum als benachteiligt konstruierten Geschlecht Frau macht.
  • »der« Mädchen ginge auch nicht, denn jeder kennt ja die Sprachkriege, die die Feministinnen gegen jeden Satz, jedes Gesetz, jede Regelung vorbringen, in der nur die männliche Form genannt wird. Jeder Politiker wird erwürgt, der nur „liebe Bürger” und nicht „liebe Bürgerinnen und Bürger” sagt. Geht also auch nicht.

Ja, aber was wollen sie denn nun? Mehr als drei Genera hat die deutsche Sprache eben nicht, und das Neutrum wäre ja nun mal der Genus, der eben kein Geschlecht aufzwingt.

Aber Genderisten widersprechen sich ja permanent. Die ganze Zeit kritisieren sie, dass es keine binäre Einteilung in zwei Geschlechter, sondern ganz viele Geschlechter gäbe, aber sie fordern für Vorstände und Professuren nicht etwa elf oder sechzehn verschiedene Quoten für jedes der angeblichen Geschlechter, sondern nur eine Frauenquote. Also doch wieder eine binäre Einteilung der Gesellschaft in Menschen, die auf die Frauenquote angerechnet werden, und solche, die es nicht werden.

Im Artikel wird auch ein weiterer solcher Widerspruch beschrieben. Nämlich dass die Genderisten einerseits behaupten, dass es gar keine Unterschiede zwischen den Geschlechtern gäbe und alle Zuweisungen nur böse Geschlechterstereotypen wären, andererseits behaupten sie, dass kurze Röcke den „Gelüsten der Männer” dienten und „Frauen einen anderen, sanfteren Zugang zu Natur und Leben hätten”. Männer haben Gelüste, Frauen sind sanft und natur- und lebenverbunden. (Wobei es mit meiner Lebenserfahrung völlig unverereinbar wäre, Feministinnen Sanftmut zuzuschreiben.)

Der Grund dafür ist ganz einfach: Immer dann, wenn ein Geschlechterunterschied zugunsten der Männer läuft oder dem Feminismus sonst irgendwie nicht in den Kram passt, dann wird behauptet, dass das nur ein kulturell konstruiertes Geschlechterstereotyp und nicht echt wäre, das man dringend abschaffen müsste. Passt ihnen aber mal ein Unterschied in den Kram, stehen die Männer dabei schlecht da, bietet er einen Vorwand für die Besserbewertung der Frau, dann plötzlich wird unterstellt, dass der Unterschied naturgegeben ist und auf einer Geschlechterdualität Mann-Frau beruht, und zwar so sehr, dass Männer gar keine Chance hätten, durch Erziehung oder Charakter da rauszukommen. Beispielsweise sind nach Gender-Lesart ausnahmslos alle Männer gewalttätige Vergewaltiger, ob sie wollen oder nicht. Mann kann sich das auch nicht abtrainieren. Weil eben Eigenschaften, die in die Rhetorik passen, naturgegeben und unveränderlich sind, während solche, die nicht in die Rhetorik passen, stets nur von der bösen Gesellschaft konspirativ erfunden, aufgezwungen und zu dekonstruieren sind.

Demnach sind aus Gender-Sicht die „Gelüste der Männer” und die „Sanftmut der Frauen” eben keine Geschlechterstereotypen oder kulturellen Artefakte, sondern schlichtweg eine naturgegebene, unabänderliche Tatsache binärer Einteilung in die Guten und die Bösen. Und eben diese binär-stereotype Rollenverteilung Frau=Gut, Mann=Böse ist unverückbar naturgegeben, lehren sie.

Aber abgesehen von dieser Selbstwidersprüchlichkeit ist die Sache auch knalledoof. Oder, wie kürzlich irgendwer irgendwo schrieb (weiß nicht mehr, wo ich das gelesen habe), die sind so doof wie 100 Meter Landstraße.

Es heißt »das« Mädchen, weil Mädchen (wie die Endung schon sagt) ein Diminutiv ist. Keine Versachlichung, sondern eine Verniedlichung. So wie Männer Socken und Unterhosen und Frauen Söckchen und Höschen mit Schleifchen tragen. Weil Frauen Sender und Männer Empfänger einer Art Kindchenschema sind. Und Diminutive rutschen im Deutschen immer in das Neutrum. (Der Mann – das Männchen. Der Schrank – das Schränkchen. Die Frau – das Fräulein. Die Magd – das Mädchen.) Irgendwie haben die da von Grammatik kein bisschen Ahnung. Und das ist ein Problem, denn Sprache ist ja auch ein Sozialelement. Und behaupten die Genderisten nicht, dass Sprache die Realität formt? Wär’s da vielleicht nicht mal angebracht, die Sprache erst einmal zu verstehen, bevor man so einen Schwachsinn losbrabbelt?

Wenn man sich schon über das Neutrum erregt, müsste man eher fragen, warum es »das Weib« heißt. Oder warum man im Saarland oder teils auch im Rheinland Mädchen häufig Neutrum-Artikel gibt („Es Anja hat gesagt…”). Meines Wissens weiß man es schlicht nicht und kann es auch nicht mehr nachkonstruieren. Was man weiß, ist, dass Begriffe für Mann und Frau natürlich mit zu den ältesten Begriffen überhaupt gehören und sich Vorläufer des Wortes Weib schon in den ältesten Sprachquellen finden, teils zusammen mit der Entstehung unterschiedlicher sprachlicher Geschlechter.

Da die Genderisten aber der festen Überzeugung sind und das Dogma verbreiten, dass man die Frau und deren Unterdrückung erst im 18. Jahrhundert erfunden hat und es Geschlechter und die Unterdrückung der Frau vorher nicht gab, wäre damit zumindest die Behauptung jener zitierter Dozentin widerlegt, denn „das Weib” und „das Mädchen” sind sehr viel älter und weit vor dem 18. Jahrhundert entstanden. Es ist also gar nicht möglich, dass „das Mädchen” eine aus jenen männlichen Machtansprüchen entstandene Reduzierung zum Gegenstand sei, weil die ja erst im 18. Jahrhundert entstanden sei.

Allerdings kommt man mit diesem Argument ja auch nicht durch, denn es ist ein logisches und hartes Argument. Logik und hartes Argumentieren sind aber nach Lesart der Genderisten auch wieder nur männlich-unterdrückerische Erfindungen, um Frauen zu unterjochen und auszugrenzen. Indem ich als Mann zeige, dass die Aussage der Dozentin aus logischen Gründen nicht stimmen kann, betreibe ich aus feministischer Sicht nur wieder patriarchalische Unterdrückung von Frauen. Zu nichts anderem seien solche Argumente gut. Ebenso solche harten Argumente. Die sind nur dazu da, Frauen zu benachteiligen, indem man ihnen Unrichtigkeiten nachweist, also die männliche Meinung über die weibliche stellt. Oder so ähnlich.

Ich halte es jedoch für völlig unerträglich und mit wissenschaftlichen und akademischen Mindeststandards, gar dem Begriff der Universität völlig unvereinbar, so einen Schwachsinn nicht nur zu lehren, sondern sogar zur Pflichtvorlesung zu machen. Und das machen die ja nicht nur in Potsdam, sondern inzwischen fast überall.

Oder direkt gesagt:

Liebe Soziologie-Fakultäten, liebe Genderistinnen, Ihr seid so strunzdumm, dass die Wände wackeln! Ihr habt von Wissenschaft noch weniger Ahnung als ne Kuh vom Eierlegen! Ihr seid in höchstem Maße unseriös, inkompetent und wissenschaftsbetrügerisch. Ihr seid eine Schande für die Wissenschaft und eine Beleidigung jedes Menschen, der sich der Wissenschaft verbunden fühlt und sein Hirn zu gebrauchen beabsichtigt.

29 Kommentare (RSS-Feed)

Dominik
15.3.2013 7:31
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Das Mädchen – die Maid
Das Bübchen – der Bub

Wo ist das Problem? HwHvH!

Gruss
Dominik


Marc
15.3.2013 7:49
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Schonmal auf die Idee gekommen, dass diese widersprüchlichen Dogmen von verschiedenen Gruppen vertreten werden?


Hadmut
15.3.2013 8:17
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@marc: dann sollen sie doch erst mal klären, wer von denen Recht hat, bevor sie es als Studium ausrufen und Gesetze darauf bauen.

Außerdem stammt es nicht von verschiedenen Gruppen. Genderistinnen beanspruchen, selbstwidersprüchlich zu sein, weil Logik männlich und damit frauenausgrenzend wäre und nicht verlangt werden darf.


Flusskiesel
15.3.2013 8:13
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Wo ist denn die Sache mit der Erfindung der Frauenunterdrückung im 18. Jahrhundert her?

Ich dachte immer, die Frauen würden seit der Erfindung des Patricharchats in der Steinzeit unterdrückt, wo die Männer plötzlich lernten, dass sie es ja sind, die den Nachwuchs zeugen und es männliche Götter usw. gab.

Das ist doch dieses Gender-Archäologie-Ding.


Joschi
15.3.2013 8:25
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Mädchen ist die Verniedlichung der Maid.


Hadmut
15.3.2013 9:20
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Maid und Magd sind ursprünglich das gleiche Wort.


Der Stadtfuchs
15.3.2013 10:16
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Menno, ist doch nicht so schwierig. Mit ein bisschen Kreativität im Schriftbild geht das doch auch ohne heteronormative Sprachsetzung:

der_ie MädIn*

und niemand*in muss sich ausgeschlossen fühlen…


Kurt Kurz-Furz
15.3.2013 11:08
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Im Englischen gibt es nur THE = DAS.
Wieso muß es in Deutsch “der Anwalt” / “die Anwältin” heißen?
Bezogen auf die Funktion könnte es “das Anwalt” genannt werden.
Klingt komisch, entzieht uns aber der Frage, ob das Hautanhangsgebilde da unten nun SchlitzIn oder ZipfelIn ist. Und damit haben wir unsere Sprache entsexualisiert.
(Habe ich gelegentlich bei Genderdebatten vorgeschlagen und wurde regelmäßig vermöbelt).


Alexander
15.3.2013 11:23
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Als Beleg dafür, dass der Gender-Kram beim “Lunatic Fringe” anzusiedeln ist, hier noch http://de.wikipedia.org/wiki/Claudia_von_Werlhof
zu Gast bei alpenparlament.tv: http://www.youtube.com/watch?v=uyyCpUVO61w


Herbert
15.3.2013 12:29
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@Marc: das ist eventuell nicht nur Folge davon, dass sie sowieso nur schwafeln, nichts herleiten, und deshalb Schwachsinn in alle Richtungen erfinden. Es könnte auch bewusst so sein, im Sinne ein “moving target” darzustellen. Es erschwert definitiv jeglichen Versuch der ernsthaften Auseinandersetzung mit “dem Feminismus”(muhaha der ist männlich), weil für jede erschlagene Behauptung zwei neue aus ihren (Arsch)Löchern springen und während man die knüppelt, erholt sich die alte wieder und kriecht aus dem nächsten Loch.


DerNeuePapst
15.3.2013 13:45
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Hadmut, wenn ich deine Artikel mal zusammenfassen darf: um Gender “Studies” zu betreiben, deren Ergebnisse ideologisch vorbestimmt sind, müssen (zwangsläufig) Erkenntnisse anderer Disziplinen, wie z.B. hier Germanstik o. Linguistik, fehlgedeutet oder vernachlässigt werden.

Ist nix neues unter der Sonne.

Bin selbst Linguist und hatte schon Diskussionen mit Gendertotalitaristen über die in der feministischen Linguistik postulierte Lesart deutscher Pluralformen oder Genera. Kann man auch mit einem Sack Kartoffeln diskutieren…

Wenn (aus “awareness”-Gründen z.B.) gegenderte Sprache gefordert wird (ist m.E. keine illegitime Forderung), dann soll man das bitte auch so formulieren, und nicht willkürlich eine sprachliche Diskriminierung behaupten, die so nicht oder nur mit hanebüchener Begründung belegbar ist.


anonKlaus
15.3.2013 13:56
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Wie man die Menschen vom selbständigen Denken zum Glauben umerzogen hat:
u.a. gehts in dem Video um Newton den Alchemisten und Kepler und Gaus den Musiker: “The Harvard Yard”

Behandelt wird auch der “scientific consensus” der in den “flagship universities” (MIT, Harvard usw.) vorgegeben wird via “publish or parish” kontrolliert durch die high priests of science.

http://www.youtube.com/watch?v=wSk3OIrhDfA


Phil
15.3.2013 16:58
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@Kurt Kurz-Furz “Im Englischen gibt es nur THE = DAS.”

Auch im Englischen gibt es Geschlechter für die Substantive, aber diese tauchen i.d.R. nur in anspruchsvoller Literatur auf.

Ein typisches Beispiel (in den meisten europäischen Sprachen) sind die weiblichen Schiffe:
Das Schiff, aber die USS Enterprise; die Gorch-Fock, etc.
Auftauchen tut so etwas dann oft im Relativpronomen:
The Enterprise is a modern ship, *she* is running on nuclear power.


Trude
15.3.2013 18:57
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Als Ergänzung:
die zweitdämlichsten Soziologen sind die Sozialpsychologen. An den meisten Unis gehört die Sozialpsychologie zum Curriculum des Grundstudiums (also Bachelor mittlerweile), und wohl jeder hat ähnliche Erlebnisse wie ich durchgemacht. Die meisten werden sie, wie schon im Link zu Gideon Böss beschrieben, zähneknirschend und gelangweilt hinter sich gebracht haben. Im Unterschied zu den Genderisten arbeiten Sozialpsychologen mit Methoden, die äußerlich Wissenschaftlichkeit entsprechen. Sie entwerfen Testmethoden, aber interpretieren sie, wie ich an Eindruck gewann, nach ihrem Gusto.
Dabei hätte ich gewarnt sein sollen, angesichts der Tatsache, daß die bekanntesten Sozialpsychologen Erich Fromm und Stanley Milgram sind (ersterer vertauschte als Marxist konsequent Erkenntnis und das Bilden einer Weltanschauung, letzterer hat ihm nicht genehme Testdaten wegen “Untauglichkeit” einfach ignoriert).
Nunja, da kam sie, unserer erste Vorlesung bei – ich pseudonymisiere den Namen – von Dr. Schaff, damals noch Adlatus eines bekannteren Soziologen, der von Süddeutscher, Frankfurter Rundschau bis zur ZEIT wegen seiner Schriften zu den “Deutschen Zuständen” gehypet wird. Jedes einzelne Beispiel zeigte Vorurteile (unter denen die Deutschen leiden) oder falsche Schlüsse (die die Deutschen ziehen). Zu jedem geeigneten Anlaß wurde betont, daß die Mehrheit der Deutschen rechts sei, daß der Begriff “Mitte” falsch ist (denn die ist rechts, und rechts ist menschenverachtend und Nazi) und daß Einwanderung diesen Defekt beheben wird.
Schlußendlich verteilte er Fragebögen zu der Einstellung zum Islam, welche in einem Band seines Vorbilds verarbeitet wurden. Gefragt wurde nach Vorurteilen. Und die Fragen waren so einseitig, und wer diese Fragen nicht eindeutig beantwortete, war ganz nach dem stalinschen Motto “Wer nicht mit uns ist, ist gegen uns” (oder war schon Lenin?) ein Exemplar der bösen, rechten Deutschen:

“Hat der Islam eine bewundernswerte Kultur hervorgebracht?” (wer nicht “ja” sagt, weil er meint, daß er keine Religion oder Kultur bewundert, ist Rassist. Gegen den Islam.)

“Der Islam ist eine Religion der Intoleranz.” (wer der Meinung ist, daß das Gegenteil nicht stimmt, ist ebenso islamfeindlich, was gleich Rassismus ist)

“Es ist allein Sache der Moslems, wenn sie über Lautsprecher zum Gebet aufrufen.” (wer prinzipiell nicht von Glocken und Gebrüll gestört werden will, ist Islamfeind. Nach Glocken wurde natürlich nicht gefragt.)

“Die muslimische Kultur paßt in unsere westliche Welt.” (Wer die westliche Welt für zu degeneriert für eine strikte Weltanschauung wie den Islam hält, ist Rassist. Aber nur gegen den Islam. Denn Religion ist Rasse. Obwohl es Rassen gar nicht gibt. Das ist ebenso ein Widerspruch wie die Frauenförderung, obwohl es keine Geschlechter gibt.)

Es regte sich ein wenig Widerspruch angesichts der extrem einseitigen Fragen, die aber von einer Handvoll Groupies niedergebrüllt wurde. Die meisten resignierten still, wenige verleierten die Augen, aber das wichtigste ist: Dr. Schaff ist nun oft in den Medien und die “Deutschen Zustände” werden als wissenschaftliches Werk anerkannt. Danach, wie es zustande kam, schaut kaum jemand.


lercherl
15.3.2013 19:36
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@trude:

nach dem stalinschen Motto “Wer nicht mit uns ist, ist gegen uns” (oder war schon Lenin?)

Jesus Christus. “Wer nicht mit mir ist, der ist gegen mich; und wer nicht mit mir sammelt, der zerstreut.” (Luk. 11,23)


ein anderer Stefan
15.3.2013 20:00
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@Alexander: Zu der von Werlhof “Goldenes Brett vorm Kopf” muhaha, das ist mal richtig gut, das sollte viel öfter verliehen werden.


Alexander
15.3.2013 21:03
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@anonKlaus
“Wie man die Menschen vom selbständigen Denken zum Glauben umerzogen hat”

Bezüglich Indoktrination und Verbohrtheit brauchen sich LaRouche und seine Leute vor den Gender-Damen sicherlich nicht verstecken.
Der Unterschied besteht eher darin, dass die LaRouche-Typen sofort vom Beknacktheitsradar erfaßt werden, während die Gender-Lobby sich geschickt als Fürsprecher der vermeintlich Entrechteten und Geknechteten tarnt und mittlerweile das öffentliche Leben hierzulande durchseucht, inkl. Massenmedien, Bildungssystem, Politik und Bundesverfassungsgericht.


Joe
15.3.2013 21:46
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Gefragt wurde nach Vorurteilen. Und die Fragen waren so einseitig, und wer diese Fragen nicht eindeutig beantwortete, war ganz nach dem stalinschen Motto “Wer nicht mit uns ist, ist gegen uns” (oder war schon Lenin?) ein Exemplar der bösen, rechten Deutschen

Danke für die Bestätigung. genau so stelle ich mir das Leben an deutschen Unitäten vor. Habe ja selbst nie eine besucht, wahrscheinlich gelten aber in solchen Kreisen eh alle Leute ohne Hochschulabschluß als rechts. 😉


jck5000
15.3.2013 22:08
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Wo du, Hadmut, ja durchaus den Kern triffst ist der Punkt, an dem du Genderismus mit Religion vergleichst – beides basiert im Kern auf dem Glauben an etwas (Gott/das Patriarchat).

Leider hinkt der Vergleich im universitären Bereich sehr, da die Religionswissenschaft eine sehr präzise solche ist – so passt z.B. dein Satz “wie das Vaterunser als Glaubensbekenntnis” aus christlich-theologischer Perspektive gar nicht: Das Vaterunser ist ein Gebet, kein Glaubensbekenntnis, und das (christliche) Glaubensbekenntnis ein Lobpreis.

Ich bin mir zwar sicher, dass Feministen das egal wäre – die definieren ja gar nichts – aber dann stört mich auch schon wieder, dass Du den Genderismus mit “100 Meter Landstraße” vergleichst – im Gegensatz zu den Genderisten haben 100 Meter Landstraße einen hohen funktionalen Nutzen.

Drittens, und auch wenn Du hier öfters die Meinung vertrittst, dass nicht-technisch-naturwissenschaftliche Fächer eh nur blabla wären: es gibt durchaus sinnvoll forschende Soziologen. Vor allem die, die den Genderquatsch nicht mitmachen. Auch in der Theologie war Gender Anfang der 1970er mal “in”, bis nach einem guten Jahr beschlossen wurde, das sei nutzloser Quatsch. Übrigens von logisch denkenden Männern, weswegen Genderpersonen heute so atheistisch indoktriniert werden.


Trude
16.3.2013 8:49
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@Joe

Es gibt sie wirklich, die Soziologen, die nicht weit links stehen, die wissenschaftlich arbeiten können und die ihre Kenntnisse nutzbringend für die Gesellschaft einsetzen. Man findet sie jedoch kaum an den Universitäten, da dort der Stallgeruch – der Schmiß unserer Zeit – für den Aufstieg sehr wichtig ist. Was mich zu einem ganz anderen Thema führt: nämlich, daß der Marsch durch die Institutionen für die 68er nur möglich war, weil die Türen entgegen aller Propaganda weit offen standen. Ein “roll back” wird es viel schwerer haben, denn die nun herrschenden Ideologen dulden keine abweichenden Meinungen.


Milo
16.3.2013 10:51
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Sorry, Hadmut, aber Du schießt mit Deinem Pauschalurteil über die Soziologen an sich gewaltig übers Ziel hinaus. Der Anlass dieses Urteils lässt sicher keine Fragen offen, das ist Absurdität pur, was der Welt-Autor da erlebt hat. Aber die Schlussfolgerung, dass nun alle Soziologie dämlich sei, ist falsch. Schließlich beziehst Du das ausschließlich auf die Genderanteile. Alle anderen Teilbereiche der Soziologie sind Dir aber vermutlich nicht bekannt. Es gibt beileibe nicht nur Genderisten. Man schaue hier: http://sciencefiles.org/

Jener Michael Klein hat als Soziologe nachgewiesen, dass Jungen im Schulsystem benachteiligt sind. Er hat belastbare Fakten ermittelt. Das kann Soziologie nämlich. Es gäbe noch der Beispiele mehr. Jedenfalls ist die Gleichsetzung von Soziologe = Genderist sehr falsch und es ist ein Knüppel zwischen die Beine derer, die sich gegen unwissenschaftliche Tendenzen in der Disziplin zur Wehr setzen.


Hadmut
16.3.2013 13:10
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@Milo: Wenn Soziologen diesen Genderquatsch – sogar wider besseres Wissen – nicht nur kritiklos stehen lassen, sondern sogar zum Pflichtfach machen, dann sind sie unwissenschaftlich, unseriös, kriminell.

Weil sich das nämlich nicht nach einzelnen Spitzenleistungen, sondern nach dem verlässlich erreichten Grundniveau richtet. Und das ist bei den Soziologen nun einmal unter Null.


Thalia
16.3.2013 12:23
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Durchaus vorstellbar, dass das die Uni Potsdam war. Ich bin dort selbst an die entsprechende Fakultät gegangen und habe im Rahmen einer Semesterabschlussfeier einmal live mit bekommen dürfen, was der Lehrstuhl für Gender Studies dort so verzapft:
Seitens der Fakultät wurde je Semester ein Preis an den Studenten mit dem besten Abschluss vergeben. In dem betreffenden Semester handelte es sich tatsächlich um einen männlichen Vertreter. Im Anschluss an die Überreichung des Preises stolzierte eine Vertreterin des Lehrstuhls für Gender Studies aufs Podium und erklärte, dass man durch die Bezeichnung dieses Preises, die sich ja nur auf ‘Studenten’ beziehe, Studentinnen diskriminieren würde und dass so etwas ja nicht hinnehmbar sei. Deshalb wurde nun seitens des Lehrstuhls ein weiterer Preis für die beste ‘Studentin’ vergeben.
Dass aber nun gerade dies eine faktische Herabsetzung von Studentinnen bedeutete, schien außer mir kaum jemandem aufgefallen zu sein.


Milo
16.3.2013 15:41
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Es gibt keinen Grund, alle ehrlich und wissenschaftlich korrekt arbeitenden Soziologen mit denen in einen Sack zu stecken, die es nicht tun. Ferner kann man sie auch nicht über Gebühr für alle Fehlentwicklungen an den Universitäten verantwortlich machen.

Gewiss, Unwissenschaftlichkeit hinzunehmen, anstatt sie direkt zu attackieren, ist falsch und damit hat jeder akademische Soziologe auch eine Verantwortung. Andererseits ist eine Universität nun auch Spielfeld der Politik und Entscheidungen unterworfen, die der einzelne Wissenschaftler nicht ändern oder kritisieren kann, ohne sich maßgeblich ins Aus zu schießen. Der Soziologie als Disziplin tut das nicht gut, keine Frage. Aber jeder Außenstehende, der die Soziologie beurteilen möchte, sollte sich ein vollständiges Bild machen, bevor er das Fach als Ganzes verdammt.

Ich bitte also um Differenzierung. Die ehrlich arbeitenden Soziologen haben das verdient. Die Kritik an dem, was Böss dort beschrieben hat, schwächt eine Differenzierung in keiner Weise ab.


Hadmut
16.3.2013 16:23
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Wieviele Soziologen gibt es, die das Maul aufmachen, statt schweigend wegzugucken?

Wenn man nichts mehr sagen kann, ohne ausgestoßen oder bestraft zu werden, dann ist die Soziologie im Ganzen keine Wissenschaft.


Joe
16.3.2013 21:48
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@Milo: Eine Wissenschaft ohne Meinungsfreiheit ist keine Wissenschaft, sondern Circlejerk.


anonKlaus
17.3.2013 11:45
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@Alexander:
Meinst du den Inhalt des Videos? Inwiefern triggert dein ‘Beknackheitsradar’? Ich sehe bei Genderologen und LaRouche keine Schnittmengen. Hast du Quellen für diese ‘Indoktrinationsgeschichten’?


Thomas Doll
18.3.2013 11:18
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@Hadmut
Also,die feuiletonitische Soziologie gab es immer. Nach Habermas nun feministisch gewendet nun GenderIch lernte als Student in den 70er Jahren bei Albert Wissenschaftslehre.Es ging damals um die Kontroverse
ob die Geisteswissenschaft eine eigeenes,exkusives Erkenntnisprogramm
begründen könne.Albert hat diese Ansprüche klar zurückgewiesen
in Auseindersetzung mit der Kritischen Theorie.Was wir heute gewendet
in dem Feminismus sehen hat Habermas vorgedacht.
Nämlich Wissenschaft als Narration.Um mit Raymond Aron zu sprechen Opium für Intellektuelle.Nun wollen auch Frauen ihr Narkotikum.
Was hier passiert ist folgendes.Man muss die Heuristik und die Methodologie trennen.Ein spezielles Erkenntnisinteresse muss
sich auch der kritischen Prüfung stelle. Das heisst ich kann auch als Mann FRauenforschung betreiben,wenn ich mich an logik halte.
Ich empfehle das Bändchenvon Hans Albert:Plädoyer für kritischen
Rationalismus,1971 eventuell bei amazon


ArgumenteVonFemastasen
20.3.2013 18:14
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@Marc (((“Schonmal auf die Idee gekommen, dass diese widersprüchlichen Dogmen von verschiedenen Gruppen vertreten werden?”)))

Die Wahrheit ist aber, dass diese 3 unterschiedlichen Vorstellungen (“Frauen sind besser”, “Frauen sind gleich”, “Frauen sind Opfer”) NICHT von unterschiedlichen Gruppen propagiert werden, sondern von allen feministischen Gruppen,

1) je nach dem, wie es der Argumentation gerade hilft
2) mit dem immer gleichen Endergebnis (= Frauen sollten noch mehr gefördert werden).

http://bloganddiscussion.com/argumentevonfemastasen/295/von-welchem-feminismus-sprichst-du/