Ansichten eines Informatikers

Neues von Silvana Koch-Mehrin

Hadmut
4.3.2013 22:33

KA-News und SPIEGEL berichten, dass sie vor dem Verwaltungsgericht mit ihrer Klage gegen die Entziehung ihres Doktorgrades voraussichtlich scheitern wird.

Derweil fordern die Grünen, den Doktortitel (…Doktorgrad…) aus dem Personalausweis zu entfernen. Eine völlige Nullforderung, populistischer Quatsch. Denn wen interessiert schon, was im Personalausweis steht? Wenn die Grünen was bewegen wollten, müssten sie fordern, einheitliche und gesetzliche Anforderungen und Bewertungsmaßstäbe für Promotionen anzulegen. Gerade das wollen sie aber nicht, weil die Grünen ja ganz bewusst unterschiedliche Schwierigkeitsgrade nach Geschlecht fordern. Die Grünen sind also nicht gegen Korruption und Schwindel bei der Promotion. Sie wollen den Promotionsbetrug erhalten, der in ihre Ideologie passt. Ziemlich verlogen.

9 Kommentare (RSS-Feed)

FullXD
4.3.2013 22:43
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Genau! Dabei habe ich gar keinen Doktortitel in meinem Personalausweis zu stehen. Die anderen Sachen die da drinnen stehen, entfernen zu lassen wäre dagegen sinnvoll. Wie beispielsweise die diskriminierende Körpergröße. http://www.faz.net/aktuell/beruf-chance/verguetung-grosser-mensch-grosses-einkommen-1572278.html


quarc
5.3.2013 2:40
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Der Vorschlag, den Doktorgrad nicht in den Personalausweis eintragen zu lassen, ist nicht neu. Er wurde vor Jahren schon mal von Dr. Wolfgang Schäuble vorgebracht, seine promovierten Parteikollegen wollten das aber nicht. Ich halte den Vorschlag auch für sinnvoll, selbst wenn er nun von den Grünen wieder aufgewärmt wird. Ein Bäckermeister wird ja dort auch nicht eingetragen. Ebenso bescheuert ist es, den Grad in der Anrede oder im Schriftverkehr zu verwenden.

Natürlich werden die durch das in Deutschland übliche Verfahren beförderten Korruptions- und Plagiatsprobleme dadurch nicht verschwinden. Man kann allenfalls auf ein wenig Bewusstseinswandel hoffen, und damit auf etwas weniger Titelsammler.


Dieter
5.3.2013 14:05
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Ein Doktorgrad sollte der Nachweis der Fähigkeit zu eigenständigen Forschung sein.
Außerhalb der Forschung hat somit ein Doktortitel eigentlich nichts verloren. In meinem Personalausweis bräuchte ich ihn auch nicht.


Ruru
6.3.2013 7:23
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Ich habe mir den Grad blöderweise (weil damals arbeitslos) eintragen lassen. Das Ding wird man praktisch nicht mehr los. Jetzt drucken die mir das sogar in meinen neuen Führerschein. Das ist peinlich.

Ich kann das nur befürworten!

Die Promotionsordnungen sind mir ziemlich egal. Ich halte diesen Abschluss für etwas ohne Aussagekraft, auch wenn das leider viele anders sehen. Dank Privatunis ist in den letzten 8 Jahren das Prädikat “summa cum laude” (1 mit *) inzwischen eher Standard als Ausnahme, ein “magna cum laude” (1) normal und “cum laude” (2) oder gar eine Prädikatsfreiheit mit “rite” (3) praktisch nicht mehr vorhanden.
Alle diese Noten zeigen nur, wie tief man seinem Betreuer in den Ar… gekrochen ist. Lediglich “rite” zeigt, dass man alle Beteiligten so geschickt und erfolgreich geärgert hat, dass sie einem leider die Promotion nicht mehr verbocken konnten und man daher “rite” besteht.
Alle Grade und Abschlüsse sollten sämtlichen offiziellen Papieren fern bleiben. Grundsätzlich.


Nichtarzt
6.3.2013 9:52
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@Dieter(, @quarc)
Prinzipiell könnte ich dem zustimmen. Andererseits sehe ich den sichtbaren Nachweis zur eigenständigen Forschung in einer Reihe mit einer großen Statur (siehe Hinweis von FullXD), kräftigen Stimme, Rhetorik, selbstsicheren Auftreten und einer ganzen Reihe weiterer Eigenschaften die man haben könnte. All diese anderen Eigenschaften sind relativ schnell sichtbar, die erste eher nicht und für manche auch gar nicht (Stichworte: Perlen vor die Säue; Der Dumme ist sich totsicher, während der Kluge voller Zweifel ist). Es ist quasi ein Mittel, das Vorhandensein dieser Eigenschaft sofort sichtbar zu machen, was in bestimmten Situationen ebenfalls (wie die anderen Eigenschaften) Respekt verschafft (habe ich schon mehrmals deutlich erlebt). Nicht zu letzt ist die Fähigkeit, eigenständig forschen zu können durchaus auch für Aufgaben außerhalb der Forschung nützlich, z.B. wenn es darum geht, für neuartige Probleme – theoretisch auch im Umfeld der Politik – eine Lösung zu finden.
Natürlich ist es so, dass das gerade in der Politik nie funktionieren kann, da es dort um reine Interessensvertretung geht. Dort wird diese Eigenschaft also nur genauso ausgenutzt wie all die anderen Eigenschaften.

@quarc
Das Ausmerzen des Doktorgrades verlagert das Erfolgreichsein m.E. nur auf weniger für dazu relevante Eigenschaften (siehe oben). Damit ist die Zahl erfolgreicher Strategien geringer. Sicherlich, man könnte dann halt an Rhetorik, Auftreten und bis zu einem gewissen Grad auch an der Statur arbeiten – aber manchen ist das alles eben nicht gegeben. Fände ich also für mich eher als Nachteil.

Nur damit kein Missverständnis aufkommt: ich habe mit den obigen Ausführungen keinesfalls den Promotionsschwindel gutgehießen, und mir ist auch bewußt, dass der überwiegende Großteil der Promotionen (um das jetzt mal so ganz ohne Quellen reinzuwerfen) entweder inhaltlicher Mist (insb. Medizin, Jura, Geisteswissenschaften aber auch wie Hadmut so schön sagt 80% der Informatik) und/oder im weitestenden Sinne erkauft ist. Dennoch gibt es auch sinnvolle Arbeiten, und man würde mit der grundsätzlichen Ignorierung auch die wenigen guten treffen.
Die wenigen guten sind m.E. aber die, auf die es für die Gesellschaft insgesamt ankommt. Viele technische Neuerungen wurden von wenigen, wenn nicht gar einzelnen Leuten hervorgebracht. Stichwort: Land der Dichter und Denker – was, wie Hadmut mal korrekt identifiziert hat, keinesfalls auf den Schnitt der Gesamtbevölkerung bezogen werden kann, sondern eher im Sinne von: Es gab ein paar Individuen, die hervorstachen, und vieles prägten (und der Schnitt der Bevölkerung will sich in ihrem Licht baden). Ok, aber ich schweife etwas ab…

Fazit: Auf den Grades im Perso/Briefverkehr würde ich nicht verzichten wollen – als ausgleichender Faktor zu anderen sichtbaren Eigenschaften und trotz des massiven Schwindleranteils (quasi als “Minderheitenschutz”).


Herrmann
6.3.2013 15:30
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Sollen die Grünen mit gutem Beispiel vorangehen und alle Doktorgrade in den Ausweisen ihrer Mitglieder tilgen – bei Androhung von Parteiausschluss. Und noch ein paar Dinge, wo die Grünen und Grüninnen mit gutem Beispiel vorangehen sollten, wegen der Solidarität und um dem Populismusvorwurf entgegenzutreten.

1. Staatsanleihen von südeuropäischen Pleitestaaten mit eigenem Geld kaufen
2. eine juristische Patenschaft für Intensivstraftäter mit Migrationshintergrund übernehmen
3. Flüchtlinge in den eigenen vier Wänden aufnehmen, natürlich unabhängig von ethnischer Herkunft, Religion, Gender oder Einwanderungsgrund
4. eine Reichensteuer exklusiv auf die Gewinne der EEG-Umverteilung abführen


Jens
6.3.2013 17:38
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heinz456
8.3.2013 10:01
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@FullXD: Wenn die Körpergröße nicht mehr im Personalausweis steht, wird sie sicherlich von niemandem mehr wahrgenommen 😀 Napoleon-Komplex, was?

@Ruru: Was hat das denn mit Privatunis zu tun? Der Anteil von “Summa…” ist v. a. von der Uni abhängig, an der promoviert wird. Das war vor 10 Jahren übrigens auch schon so…

Ich konnte jetzt auf die schnelle nur einen Vergleich für die Mathematik finden http://page.math.tu-berlin.de/~mdmv/archive/19/mdmv-19-2-113.pdf, aber wenn ich mich nicht irre, habe ich mal gelesen, dass in Freiburg 80% der Informatik-Doktoren mit einer Auszeichnung bzw. einem Summa ausgestattet werden, in Karlsruhe hingegen nur <20%. Also eine erstaunliche Bandbreite, die sicherlich nicht darauf zurückzuführen ist, dass in Freiburg nur Spitzenleute promovieren, sondern eher, dass es unterschiedliche Notenverteilungskonventionen gibt, die über Jahrzehnte gewachsen sind.

Das ist übrigens auch schon im Master- und auch im alten Diplomstudium so gewesen, da gab es 2004 oder 2005 mal eine schöne Übersicht im Spiegel dazu; mir fallen nur die Zahlen für BWL ein, aber da gab es an der LMU München einen Schnitt der Diplomer von ~2,7, in Oldenburg hingegen <1,5. (Alle Zahlen ohne Gewähr, die sind sicherlich nicht ganz richtig, aber geben die Tendenz wieder). Eine aktuelle Übersicht findet sich in folgendem Bericht http://www.wissenschaftsrat.de/download/archiv/2627-12.pdf (S. 163ff für Informatik).


Dieter
8.3.2013 14:28
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Mit unserem Umzug nach Köln war auch die Ummeldung unseres Wohnsitzes fällig. Da meine Frau Zeit hatte, erledigte sie freundlicherweise diesen Behördengang für mich. Seitens der Meldebehörde sagte man ihr am Telefon, dass sie bitte alle Urkunden – auch von mir – mitbringen solle. Das tat sie dann auch und legte meine Doktorurkunde vor.
Als ich einige Monate später meinen neuen Personalausweis abholte stand da natürlich auch der Dr. drin.
Da jeder die Daten auf dem Personalausweis übernimmt, steht er inzwischen auf meiner Kreditkarte, EC-Karte und inzwischen auch auf meinem neuen Führerschein.
Also ich könnte ganz gut darauf verzichten.

Um die nächste Ummeldung kümmere ich mich wieder selber.