Ansichten eines Informatikers

Die Professorin und die Berberaffen

Hadmut
7.1.2013 22:05

Nun haben mich schon mehrere Leser aufgefordert, etwas zu diesem Artikel über eine Professorin zu schreiben.

Den hatte ich auch selbst schon entdeckt. Aber warum sollte ich über diesen Artikel etwas schreiben?

Eine Wissenschaftlerin wechselt zu den Naturwissenschaften, weil ihr Lateinamerikanistik und Politik „zu vage” sind. Und betreibt dann Affenforschung in Afrika.

Ja, ist doch prima. Finde ich toll. So stelle ich mir eine gute Forscherinnenkarriere vor. (Soweit die paar Zeilen im SPIEGEL da erkennen lassen.) Und es zeigt vor allem, dass Frauen und Naturwissenschaften nicht – wie Feministinnen proklamieren um die Last des Denkens und Lernens von sich fernzuhalten – diametral und verfeindet gegenüberstehen, sondern dass auch Frauen richtig gut werden, wenn sie sich auf Naturwissenschaft einlassen. Naturwissenschaft ist nämlich geschlechtsneutral.

Bemerkenswert finde ich vor allem diese Aussage von ihr:

Julia Fischer lacht heute darüber. Vielleicht liegt es daran, dass sie als Verhaltensbiologin einen besonderen Blick auf die Menschen hat. “Ich erkenne”, sagt sie, “die Primatenuniversalien”. Auch Affenbabys reiben sich die Augen, wenn sie müde sind. Affen starren, wie Exemplare des Homo sapiens, ihre Neugeborenen fasziniert an. Und Dominanzgehabe, einer von Fischers Schwerpunkten in der Forschung, gibt es hier wie dort.

Hört sich für mich wie angeborene und vererbte Verhaltensmuster an, denn woher sonst sollten Affen und Menschen sich solches Verhalten teilen?

Was aber eben auch – soweit sich das aus diesem einen Satz jetzt herauslesen lässt – bedeutet, dass nach ihren Forschungsergebnissen solche Verhaltensmuster angeboren und eben nicht kulturell anerzogen sind (was ja auch im Einklang mit meinen Beobachtungen steht). Auch damit ließe sich die Gender-/Queer-Theorie, wonach Geschlechts- und Sexualverhalten rein kulturell anerzogen sind und jeder biologisch-angeborenen Ursache entbehren, nicht vereinbaren.

Würde mich mal interessieren, wie diese Professorin vor dem Hintergrund ihrer Affenforschung Gender/Queer beurteilt. Denn das, was sie da macht, Gehabe bei Affen zu untersuchen, ist meines Erachtens der richtige Weg, dies zu erforschen. Und Dominanzgehabe gehört ja auch in diesen Bereich.

Solche Leute halte ich für weitaus geeigneter, um Geschlechterverhalten zu erforschen als Literaturwissenschaftler, Philosophen, Soziologen und Juristen.

Nachtrag: Ich habe gerade von ihr auf Amazon das Buch „Affengesellschaft” entdeckt, in dem sie auch Sozial- und Geschlechtsverhalten von Affen zu beschreiben scheint. Warum wird sowas bei den Feministinnen nie erwähnt? Weil es unerwünschte Ergebnisse bringen würde? Weil es bei Affen auch ohne Fernsehen, Werbung und Schule geschlechtsspezifisches Verhalten gibt? (Wie ich schon immer sagte: Feministinnen sollten einfach mal in den Zoo gehen…)

Nachtrag 2: Spezialgebiet Verhaltensbiologie, Evolutionsbiologie, Kognitionsforschung Na, bitte. Das hört sich doch gut an.

7 Kommentare (RSS-Feed)

Jörg
8.1.2013 8:42
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Da weiß ich jetzt schon was von feministischer Seite kommt: lernt von den Seepferdchen (Kinderbetreuung) und Giraffen (homosexuell), nicht von Affen.


yasar
8.1.2013 9:39
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Also Hadmut Der fall ist doch klar: Die Affen erziehen Ihre Kinder falsch.

PS: Auch Affen haben “Kultur”. Viele Fertigkeiten werden erlernt und nicht per Vererbung weitergegeben., z.B. eien bestimmte Art und Weise “Werkzeuge” zu gebrauchen.


soulless
9.1.2013 9:43
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1. auch Affen haben Kultur und allgemein geben Tiere einiges über den Vorgang lernen weiter. Nur als klitzekleinen Einstieg:
http://de.wikipedia.org/wiki/Raben_und_Kr%C3%A4hen#Intelligenz
Es gibt sicher Verhaltensweisen die Eltern ihren Kindern seit mehreren Jahrmillionen so beibringen. Man müsste also erstmal genau trennen was erlernt (Kultur) und was vererbt ist.
2. selbst bei den Verhaltensweisen, die vererbt werden, gibt es Variationen. Das Kind kann die Geschlechtsmerkmale der Mutter und den Charakter des Vaters geerbt haben. Gene der Eltern vermischen sich schliesslich und das nicht a la “weibliches Gen für weiblichen Nachwuchs und niemals für männlichen”.

Das ganze ist alles viel zu komplex als das man es auf “Alles ist kulturell anerzogen” bzw. “Alles ist angeboren” runterbrechen kann.


Hadmut
9.1.2013 10:42
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> auch Affen haben Kultur und allgemein geben Tiere einiges über den Vorgang lernen weiter.

Ja, natürlich.

Aber nur untereinander, nicht an Menschen. Und hier gings ja um Gemeinsamkeiten Mensch-Affe. Selbst innerhalb von Affen sind weitergegebene Kenntnisse auf Art und Sippe beschränkt. Und ein im Zoo isoliert geborener Affe kann nicht von einem aus Afrika gelernt haben, sofern er nicht Fernsehen guckt.

Leute, denkt doch mal etwas mehr nach…


yasar
9.1.2013 10:33
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Hier noch ein Link zu der “Affenkultur”:

http://www.welt.de/wissenschaft/umwelt/article106286946/Schimpansen-knacken-Nuesse-nach-Tradition.html

Allerdings habe ich das erste mal davon schon im letzten Jahrtausend gelesen.


Der-Schwede
9.1.2013 11:34
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Was ist nicht gelb, nicht totzukriegen und kann sich nicht wehren?

Richtig das Strohmann-Argument.

Aber ich habe eigentlich keine Lust eine Idee zu verteidigen deren Anhänger mir zumeist suspekt sind.

Insofern fröhliches Bashen noch.


quarc
9.1.2013 14:57
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Sie war auch schon einmal etwas ausführlicher in der DLF Sendung “Zwischetöne” zu hören, Teil 1 und Teil 2. Machte einen ganz vernünftigen Eindruck.