Ansichten eines Informatikers

Impressumsschwindel an der Humboldt-Universität?

Hadmut
25.4.2012 10:52

Ich befasse mich gerade wieder mal mit meinem Themenkomplex Korruption und betrachte dabei das Bundesverfassungsgericht im Allgemeinen und die Verfassungsrichterin Susanne Baer im Besonderen. Dabei treten Fragen auf.

Susanne Baer ist eine radikalfeministische Professorin für „feministische Rechtswissenschaft” der Humboldt-Universität Berlin, die vor etwa einem Jahr von den Grünen per Parteienproporz als Verfassungsrichterin installiert wurde um grün-feministische Positionen durchzusetzen (zum grünen Feminismus siehe hier und hier).

Natürlich guckt man sich bei Recherchen auch immer mal den Lebenslauf an. Darin findet sich

2003-2010 Direktorin des GenderKompetenzZentrums

Was freilich sofort Fragen aufwirft. Denn unter Professoren ist die Unsitte verbreitet, den eigenen Lebenslauf und die eigene Stellung dadurch aufzupimpen, daß man sich Direktor von irgendeinem Phantasiegebilde nennt, das bei Licht betrachtet nicht existiert. In der Regel ist es auch so, daß Gesetz und Grundordnung der Universität keine „Direktoren” vorsehen, man also schon deshalb nicht „Direktor” sein kann. Wie aber an den Universitäten üblich, werden Lebensläufe gerne mit allerlei Schwindel und Pseudoeinträgen aufgepumpt. Beispielsweise schreiben manche Veröffentlichungen rein, an denen sie nicht mitgewirkt haben. Oder Tätigkeiten, die sie nicht ausgeübt haben („Ruf abgelehnt”). Neulich habe ich einen Professor gefunden, dessen Lebenslauf von jämmerlichster Substanz, aber ellenlang war – weil er jede einzelne Reise aufgelistet hat, wann er mal Hinz und Kunz „besucht” hat.

Da drängt sich natürlich die Frage auf, ob dieser Eintrag Baers echt oder auch der übliche Uni-Zauber ist.

Was ist überhaupt ein „GenderKompetenzZentrum”? Mit Kompetenz in Orthographie hat es wohl nichts zu tun. Und wenn sich im Uni-Umfeld jemand selbst für kompetent erklärt, indem er sich das in den Namen schreibt, ist das mehr als dubios. Kompetent ist man (oder nicht), aber man nennt sich nicht so. Weil Leute das, wonach sie sich benennen, erfahrungsgemäß oft gerade nicht sind.

Werfen wir einen Blick auf die Webseite und deren Impressum.

Da steht:

GenderKompetenzZentrum
Werbellinstr. 50, Haus 1a
12053 Berlin

Da ist aber keine Rechtsform angegeben. Verein? GmbH? GbR? Partei? AG? Keine Angabe. Die muß in einem Impressum aber angegeben sein. § 5 Abs. 1 Telemediengesetz:

(1) Diensteanbieter haben für geschäftsmäßige, in der Regel gegen Entgelt angebotene Telemedien folgende Informationen leicht erkennbar, unmittelbar erreichbar und ständig verfügbar zu halten:

1. den Namen und die Anschrift, unter der sie niedergelassen sind, bei juristischen Personen zusätzlich die Rechtsform, den Vertretungsberechtigten und […]

Was das GenderKompetenzZentrum sein soll, erkennt man nicht. Ich habe gestern mal per E-Mail nachgefragt, bisher aber keine Antwort erhalten.

Die Domain, die IP-Adresse und der MX-Server lauten jedoch auf die Humboldt-Universität. Warum hostet eine Universität die Webseiten eines anscheinend oder scheinbar unabhängigen Zentrums? Ist das GenderKompetenzZentrum womöglich nur eines der vielen Universitäts-Phantasie-Gebilde, die rechtlich gesehen gar nicht existieren und nach außen hin im Geschäftsverkehr gar nicht in Erscheinung treten dürfen? In diesem Fall wäre das Impressum falsch, denn dann müßte die Universität mit der Angabe der Körperschaft öffentlichen Rechts im Impressum stehen. Woran man beispielsweise erkennen könnte, daß man gegen Inhalte die Dienst- und Sachaufsichtsbeschwerde erheben, Widerspruch einlegen, den Verwaltungsrechtsweg beschreiten kann.

Als „verantwortlich” wird auf der Webseite Prof. Dr. Susanne Baer angegeben, letzte Änderung laut Webseite am 30.3.2012. Was in mehrfacher Hinsicht dubios ist. Denn erstens war Baer laut ihrem eigenen Lebenslauf nur bis 2010 Direktorin. Zweitens verlangt das Impressum nicht die Angabe des „Verantwortlichen”, sondern des nach außen hin Vertretungsberechtigten. Und normale Professoren sind für Universitätseinrichtungen nach außen hin nicht vertretungsberechtigt. Da müßte der Präsident, der Justiziar oder sowas drinstehen. (Siehe dazu auch Landgericht Essen, Urteil vom 19.9.2007, 44 O 79/07)

Für eine angebliche Top-Juristin ist das alles doch etwas seltsam, weil solche Kenntnisse von jedem Anfänger nach dem Staatsexamen erwartet werden.

Was also ist das „GenderKompetenzZentrum”?

Ist es mehr als ein fiktiver Eintrag im Lebenslauf? Substanz habe ich auf deren Webseite bisher nicht gefunden, schon gar nichts, was mir als wissenschaftlich erscheinen würde.

Weiß jemand was über diesen Laden?

Weiß jemand was über die Qualität der Promotionen bei dieser Professorin?

20 Kommentare (RSS-Feed)

Anmibe
25.4.2012 12:41
Kommentarlink

Interessant sind auch die Aussagen unter Angebote, denn das Zentrum entwickelt anscheinend auch kommerzielle Aktivitäten:

Das GenderKompetenzZentrum arbeitet seit August 2010 in Selbstständigkeit und seit Februar in Trägerschaft durch den Verein “Gender/Queer e.V.“ (in Gründung).
[…]
Leider können Angebote in den Bereichen Bildung, Beratung und Forschung, die von 2003-2010 durch das BMFSFJ finanziert wurden, nicht mehr kostenlos zur Verfügung gestellt werden. Dafür entwickeln wir Projekte und Angebote in direkter Absprache mit Euch/Ihnen und passgenau für unterschiedliche Anforderungshorizonte. Gerne erstellen ein entsprechendes Angebot.


Hadmut
25.4.2012 12:52
Kommentarlink

Inhaltlich ist das aber unfug, denn Selbständigkeit ist etwas, was Personen bei der Berufsausübung machen, nicht ein Zentrum. Ein „selbständiges Zentrum” ist ja keine Rechtsform und auch die Trägerschaft durch einen Verein ist noch keine Rechtsform. Und es erklärt auch nicht, warum das durch die Uni gehostet wird. Alles sehr, sehr windig.


Jens
25.4.2012 13:17
Kommentarlink

Kannst ja mal die Behörde fragen, die für die Durchführung des TMG zuständig ist …

Aber mach Dir nicht zu viele Hoffnungen. Das RP Tübingen hatte ich mit Schreiben vom 23. Februar 2011 auf das Impressum der Staatlichen Münze BW aufmerksam gemacht. Da bis jetzt keine Antwort kam, habe ich heute mal nachgefragt …

Am Rande: Auf http://www.bverfg.de/impressum.html vermisse ich auch irgendwie einen Hinweis, dass es sich um ein Verfassungsorgan der Bundesrepublik Deutschland handelt. Der Bundestag kriegt das doch auch hin … Auch ein Fall für das RP Tübingen?


Jens
25.4.2012 14:36
Kommentarlink

Ah: “für die Überwachung der Immpressumspflicht nach Telemediengesetz ist das Regierungspräsidium Tübingen nicht (mehr) zuständig. Wir haben Ihre Anzeige daher im März 2011 an die LFK weitergeleitet. Auch Ihre Nachfrage werden wir weiterleiten. Anbei die Adresse der LFK für weitere Nachfragen. “


Jens
25.4.2012 14:39
Kommentarlink

“Wir haben diesen Vorgang zusammen mit anderen hier noch anhängigen OWi-Verfahren im März 2011 an die LFK abgegeben.” :-O

Das RP Tübingen hat ein OWi-Verfahren gegen die Staatliche Münze Baden-Württemberg geführt? 😮


Jens
25.4.2012 14:41
Kommentarlink

“Oder Tätigkeiten, die sie nicht ausgeübt haben („Ruf abgelehnt”).”

Hmm … Vielleicht sollte ich meinen Lebenslauf mit Einträgen der Form “Einladung zu Vorstellungsgespräch abgelehnt.” pimpen? Ich hab auch diverse Headhunter-Anfragen bekommen, die ich teilweise abschlägig beschieden, teilweise ignoriert habe. Macht sich sicher auch gut.


Hadmut
25.4.2012 14:43
Kommentarlink

Ich könnte Dich anrufen. Dann nimmst Du nicht ab und schreibst in den Lebenslauf, daß Du einen Ruf abgelehnt hast…


Jens
25.4.2012 14:51
Kommentarlink

“Ruf aus München abgelehnt.”?


Hadmut
25.4.2012 15:06
Kommentarlink

Jau.


Hadmut
25.4.2012 15:08
Kommentarlink

Übrigens heißt es ja in der Regel auch nicht „Ruf der Uni XY abgelehnt”, sondern „Ruf an die Uni XY abgelehnt”. Man weiß also gar nicht, wer wozu gerufen hat. Der Hausmeister hat gefragt, ob man mal 4 Wochen W2-Vertretung machen kann.

Heißt nämlich im Klartext, daß die angebotene Stelle schlechter als die bestehende war, oder daß der Ruf ohnehin nur als Strohpuppe für den faulen Dreiervorschlag gedacht war.


Alex
25.4.2012 15:11
Kommentarlink

Ich meine mich erinnern, dass es in vielen Universitäten allgemein Nutzbare Münzfernsprecher gab.
Damit müsste man sogar einen Ruf von der Uni … hinbekommen 🙂


FF
25.4.2012 15:26
Kommentarlink

Die Geschichte stinkt zum Himmel, das sagt mir mein Riechorgan. Am besten fand ich übrigens die Abkürzung “GKompZ” auf dieser ominösen Homepage.

“GKompZ” – Grenadier-Kompanie-Zug, Gefreiter in der Kompanie für Zugfahrzeuge, Groß-Kompressoren-Zentrum…

Mit letzterem kommen wir der Sache ja wohl schon nahe. Hier wird jede Menge Luft produziert, die nicht mal mehr heiß ist…

Sondern gerade noch so pupslau – Abluft halt, aus professoral-verbeamtetem Feministinnen-Gedärm. (Sorry for that.)

PS.: Aber – warum sollte es männlichen Spektabilitäten vorbehalten sein, ihren cursus honorum mit jeder Menge Gips auszukleiden…


Jens
25.4.2012 15:36
Kommentarlink

“Heißt nämlich im Klartext, daß die angebotene Stelle schlechter als die bestehende war, oder daß der Ruf ohnehin nur als Strohpuppe für den faulen Dreiervorschlag gedacht war.”

Oder dass sich im Rahmen der Bleibeverhandlungen bessere Konditionen an der bisherigen Uni ergeben haben.


yasar
25.4.2012 16:40
Kommentarlink

@Alex

Heutzutage mit Mobiltelefonen müßte man von fast überall einen Ruf hinbekommen. Sogar vom Vatikan. 🙂


Anmibe
25.4.2012 17:55
Kommentarlink

Lage vor Ort:
Die Einrichtung hat in Berlin-Neukölln auf dem Gelände einer ehemaligen Brauerei im Hochpaterre ein paar Büroräume angemietet. Auf dem Briefkasten sind die Namen Dr.Antke Engel, Alexander Nöhring, Petra Rost als Ansprechpartner für das Genderzentrum angegeben.

In denselben Räumen mit demgleichen Briefkasten befindet sich das „Queer — Institute for queer theory“ (www.queer-institut.de) mit Ansprechpartner Dr. Antke Engel.

Im selben Briefkasten lebt auch der „Gender|Queer e. V.“

Weder befindet sich das Ganze im universitären Umfeld, noch findet sich ein Hinweis auf auf irgendeine Uni.


Hadmut
25.4.2012 18:24
Kommentarlink

@Anmibe: Super, Danke!


Werner
26.4.2012 1:05
Kommentarlink

Zitat: “Susanne Baer ist eine radikalfeministische Professorin …”
Eigentlich müßte die Dame, äh, Frau sich doch total unwohl in ihrer Haut fühlen. “Baer”, das geht ja gar nicht. “Baerin” wäre ja wohl angemessen. Schon hätte ich einen Vorschlag für das ominöse GKompZ: Einführung einer speziellen Endung für die Familiennamen weiblicher Personen, wie in den slawischen Sprachen. Wenn Neusprech, dann richtig und überall, shice auf die deutsche Sprache.


Hadmut
26.4.2012 1:09
Kommentarlink

Die Russen machen das ja, da heißt die Frau vom Gorbatschow dann Gorbatschowa. Und auch sonst haben die angeblich weibliche Formen.

Dort protestieren die Feministinnen dann aber, daß sie mit den männlichen Bezeichnungen belegt werden, daß sie also „Traktorist” und nicht nur „Traktoristin” sind, weil die weiblichen Formen ja abwertend seien.

Da kann man mal sehen, wie willkürlich das alles ist.


Stefan W.
27.4.2012 2:12
Kommentarlink

“GKompZ” sieht aus wie GröFaz. In Berlin nicht ganz falsch verortet.


xwolf
30.4.2012 23:52
Kommentarlink

Also der Name der “Einrichtung”/whatever ist ja noch harmlos.

Bei uns wurde kürzlich das Büro der Frauenbeauftragten umbenannt. Jetzt heißt es: “Büro für Gender und Diversity”
(Und das “und” zwischen Gender und Diversity ist kein Tippfehler von mir!)